- Kurt Schwaen
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Kurt Schwaen (* 21. Juni 1909 in Kattowitz; † 9. Oktober 2007 in Berlin) war ein deutscher Komponist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schwaen entstammte einer schlesischen Kaufmannsfamilie. Er erhielt seinen ersten Musikunterricht von 1918 bis 1928 bei Fritz Lubrich, einem Reger-Schüler, der ihm Klavier-, Orgel- und Kompositionsunterricht erteilte. Von 1929 bis 1933 studierte er Germanistik, Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin und Breslau. Seine Lehrer waren Friedrich Blume, Curt Sachs, Arnold Schering und Walther Vetter. Er besuchte Seminare bei Hanns Eisler in der Marxistischen Arbeiterschule. 1935 wurde Schwaen, seit 1932 Mitglied der KPD, wegen Widerstandsarbeit gegen das NS-Regime zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung war er von 1939 bis 1943 als Mitarbeiter von Mary Wigman sowie als Pianist und Komponist für das Berliner Tanzstudio Gertrud Wienecke tätig. Er arbeitete mit Oda Schottmüller. 1943 wurde er in die Strafdivision 999 der Wehrmacht einberufen.
Nach Kriegsende ließ sich Schwaen wieder in Berlin nieder und nahm aktiv am Aufbau von Volksmusikschulen teil. Von 1946 bis 1947 arbeitete er als Korrepetitor mit Ernst Busch zusammen und vertonte viele Texte von Günter Kunert. Außerdem wirkte er von 1948 bis 1953 als Musikreferent der Volksbühne Berlin. Er schrieb von 1953 bis 1956 für Bertolt Brecht. Ab 1956 war er freischaffend tätig. Er komponierte in vielen Genres. Dabei schrieb er auch Musik für Kinder, wie die Kantate „König Midas“. In den folgenden Jahrzehnten widmete sich Schwaen ehrenamtlichen Tätigkeiten und erhielt viele Auszeichnungen. Von 1961 bis 1979 war er Beiratsvorsitzender und danach Ehrenvorsitzender der Anstalt zur Wahrung der Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte auf dem Gebiet der Musik. Er wirkte lange im Komponistenverband der DDR. Außerdem wurde er im Jahre 1961 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin, 1962 bis 1978 war er Präsident des Nationalkomitees Volksmusik der DDR und 1986 Vizepräsident des Musikrats der DDR.
Zweimal wurde ihm der Nationalpreis der DDR verliehen (1959 und 1977), 1983 wurde er Ehrendoktor der Karl-Marx-Universität Leipzig. Außerdem erhielt er den Karl-Marx-Orden sowie 1999 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.[1] [2]
Durch die Heirat mit Hedwig Stumpp wurde Schwaen der Schwiegersohn des Malers und Zeichners Emil Stumpp. Zuletzt lebte Kurt Schwaen in Berlin-Mahlsdorf. Dort starb er in seinem Haus im Oktober 2007 im Alter von 98 Jahren und fand auf dem Friedhof Mahlsdorf seine letzte Ruhestätte.[3]
Stil
Schwaen war ein sehr vielseitiger und äußerst produktiver Komponist, der für nahezu alle Gattungen und Instrumentengruppen komponiert hat. Grundlage seines Schaffens war eine neoklassizistische Haltung; als Vorbilder können Béla Bartók, Igor Strawinski und Paul Hindemith genannt werden. Er wahrte den Bezug zur Tonalität, handhabte diese jedoch recht frei und baute gerne teilweise recht scharfe Dissonanzen mit ein. Doch auch wenn Schwaen modernere Techniken zum Einsatz brachte, blieb seine Musik relativ leicht rezipierbar. Er orientierte sich oft an der Volksmusik, was zur Folge hatte, dass viele seiner Themen sehr eingängig und liedhaft sind.
Auch für folkloristische Besetzungen interessierte sich Schwaen und komponierte Werke für Akkordeon oder Zupforchester. Viele seiner Werke können als Gebrauchsmusik bezeichnet werden. Großen Formen zog er miniaturhafte, konzentrierte Stücke vor. Häufig wirkt seine Musik elegant und spielerisch, manchmal aber auch nachdenklich. Geprägt durch seine Arbeit im Tanzstudio hatte er eine ausgesprochene Vorliebe für Musik mit tänzerischem Gestus. Viele seiner Werke sind daher durch prägnante, tänzerische Rhythmik gekennzeichnet. Besondere Bedeutung hat Schwaens Musik für Kinder.
Seine Opern und Lehrstücke wurden in der DDR viel gespielt und machten ihn zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Musikerziehung. Schwaen war es stets ein Anliegen, für den Hörer verständliche Musik zu schreiben. Insgesamt zeichnen sich seine Werke durch große Klarheit, Leichtigkeit und Spielfreude aus – seinem Grundsatz „Alles Leichte ist ungewöhnlich schwer“ ist Schwaen immer treu geblieben.
Werke
- Orchesterwerke
- Sinfonietta KSV 142 (1957)
- Sinfonietta piccola KSV 374 (1974, rev. 1977)
- 3 Tanzsuiten (Nr.1 KSV 14, 1947, Nr.2 KSV 67, 1952, Nr.3 KSV 200, 1960)
- „Ostinato 56“ KSV 122 (1956)
- „Jeu parti“ KSV 482 für Streichorchester (1985)
- Klavierkonzert Nr.1 KSV 259 (1963, rev. 1964)
- Klavierkonzert Nr.2 „Vietnamesisches Konzert“ KSV 515 (1987)
- „Variationen über ein niederländisches Volkslied ("Hört ihr den Trommelschlag")“ für Streichorchester KSV 356 (1972)
- „Concert pour la jeunesse“ für Klavier und Streichorchester oder 2 Klaviere KSV 620 (1999)
- Violinkonzert KSV 433 (1979)
- Konzert für Klarinette, Trompete und Orchester KSV 174 (1959)
- Filmmusik (z.B. Der Fall Gleiwitz 1961)
- Vokalmusik
- „Die Horatier und die Kuratier“, Kinderoper KSV 104 (1955/56)
- „König Midas“, szenische Kantate KSV 144 (1958)
- „Pinocchios Abenteuer“, Kinderoper KSV 322 (1969/70, rev. 1997)
- „Fetzers Flucht“, Funkoper KSV 167 (1959)
- „Leonce und Lena“, Kammeroper KSV 204 (1960/61)
- zahlreiche Lieder und Chöre
- Kammermusik
- „Volksliederstreichquartett“ KSV 143 (1958)
- Quartettino für Streichquartett KSV 615 (1998), rev. als Divertimento KSV 656 (2005)
- Klaviertrio Nr.1 KSV 319 (1969)
- Klaviertrio Nr.2 KSV 413 (1969/78)
- Klaviertrio Nr.3 KSV 460 (1982)
- Klaviertrio Nr.4 KSV 474 (1983)
- Klaviertrio Nr.5 „en miniature“ KSV 509 (1987)
- Werke für Zupforchester, z.B.
- „Tänzerische Impressionen“ KSV 522 (1988)
- „Fern und nah. Neue Nationaltänze“ KSV 556,1 (1991)
- „Concertino. Hommage à Bartók“ für Violoncello und Klavier KSV 558 (1991)
- zahlreiche andere Werke für unterschiedliche Besetzungen
- Klaviermusik
- „5 Tanzbilder“ KSV 8 (1940)
- „Movimenti“ KSV 457 (1957–82)
- „Vietnamesische Impressionen“ KSV 546 (1990/91)
- „Nocturne lugubre“ KSV 568 (1992)
- „Nachlese“, 10 Stücke KSV 638 (2002)
- „Duo carattere“ für 2 Klaviere KSV 601 (1997)
- zahlreiche weitere Stücke und Tänze
Diskographie
Seine Musik ist mehrheitlich bei Kreuzberg Records erschienen.
Literatur
- Kurt Schwaen: Stufen und Intervalle. Ein Komponist zwischen Gesellschafts- und Notensystemen. Autobiographie. Die blaue Eule, Essen 1996, 2005 (2., erw. Aufl.) ISBN 3-89924-137-1
- Kurt Schwaen. in: Edition Text u. Kritik. Komponisten der Gegenwart (KGD). Hrsg. v. H.-W. Heister, W. W. Sparrer. Richard Boorberg, München 1992ff, ISBN 3-88377-810-9
- Festschrift. Kurt Schwaen zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. Ekkehard Ochs und Nico Schüler. Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lang, 1995. (= Greifswalder Beiträge zur Musikwissenschaft. 1), ISBN 3-631-47552-7.
- Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR: Komponisten und Musikwissenschaftler der Deutschen Demokratischen Republik. Verlag Neue Musik, Berlin 1959, S. 171ff.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/kultur/263/421025/text/
- ↑ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1999/0622/lokales/0180/index.html
- ↑ Nachricht auf Ad-hoc-News.de
Weblinks
Commons: Kurt Schwaen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Werke von und über Kurt Schwaen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Orchesterwerke
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