- Zwangschristianisierung
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Inhaltsverzeichnis
Definition und Abgrenzung des Begriffes
Zwangschristianisierung bezeichnet eine unter Zwang bzw. Gewaltdrohung durchgeführte Christianisierung von Bevölkerungsgruppen. Meist beinhaltet sie auch massenhaft durchgeführte Zwangstaufen als individuelle, kurzfristige Vorgänge, beschränkt sich aber nicht auf diese.
Die religiöse Bekehrung der Heiden oder Angehöriger anderer monotheistischer Religionen zum Christentum war gelegentlich nur ein Vorwand für Durchsetzung wirtschaftlicher und politischer Interessen.
Der Ausdruck Zwangschristianisierung wird vorwiegend in kirchenkritischen sowie neuheidnischen Kontexten verwendet, aber auch in der Geschichtsschreibung sowie in der Kultur- und Religionsgeschichte der zahlreichen betroffenen Völker.
Historischer Verlauf
In der Spätantike, in deren Verlauf es zu Ausschreitungen von christlicher wie paganer (heidnischer) Seite kam, wurden von den christlichen Kaisern verschiedene Gesetze gegen Pagane erlassen. Theodosius verbot etwa die Ausübung öffentlicher Kultpraktiken. Die moderne Forschung hat jedoch nachgewiesen, dass die von Theodosius erlassenen Gesetze in der Realität nicht scharf durchgesetzt wurden. Im 5./6. Jahrhundert wurden die Maßnahmen teils verschärft, doch waren Zwangstaufen u.ä. nicht die Regel, vielmehr wurde den bereits im Niedergang begriffenen paganen Kulten die legale Existenzberechtigung entzogen.
Zu den größten Christianisierungen unter Zwang im Mittelalter gehören diejenigen der Sachsen durch Karl den Großen und der Prußen durch den deutschen Orden[1].
Siehe auch
- Christentumsgeschichte
- Mission (Christentum)
- Inkulturation
- Akkommodation (Religion)
- Kreuzzug
- Inquisition
- Reconquista
- Christianisierung der Färöer
- Litauerkriege des Deutschen Ordens, Deutsche Ostsiedlung
- Geschichte der Juden (Mittelalter)
- Christliche Mission in Indien
- Residential Schools in Kanada, gegen die First Nations
Literatur
- Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Bde. 1–8. CD-ROM-Version, Digitale Bibliothek, Directmedia, Berlin 2005, ISBN 3-89853-532-0 (Insbesondere die Bände zu Spätantike und Frühmittelalter; nicht fachwissenschaftlich!)
- Johannes Hahn: Gewalt und religiöser Konflikt. Studien zu den Auseinandersetzungen zwischen Christen, Heiden und Juden im Osten des Römischen Reiches (von Konstantin bis Theodosius II.). Akademie (KLIO, Beihefte N.F. 8) Berlin 2004, ISBN 3-05-003760-1
- Arnold, Udo , Biskup, Marian: Der Deutschordensstaat Preussen in der polnischen Geschichtsschreibung der Gegenwart, Elwert Vlg, 1982, S. 57
- Bertuleit, H.: Das Religionswesen der alten Preussen mit litauisch-lettischen Parallelen, in Sitzungsbericht d. Altertumsgesellschaft Prussia, H. 25 Kbg 1924
- Grunau, Simon: Preussische Chronik, Duncker & Humblot, 1892
- Hoffmann, Hermann: Der ländliche Grundbesitz im Ermlande von der Eroberung Preußens durch den Deutschen Ritterorden bis zum Jahre 1375, Altpreuß.Monatsschrift 1877, S. 51-100, 193-250.
- Rethwisch, Conrad: Die Berufung des Deutschen Ordens gegen die Preussen: Inauguraldissertation zur Erlangung der philosophischen Doctorwuerde bei der Georg-Augusts-Universitaet zu Goettingen, Berlin 1868
- Schneidereit, A.: Die Prussen und der Deutsche Orden, dietz berlin
- Tettau, v.: Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens, Berlin 1837
- Töppen, M.: Geschichte der Preussischen Historiographie von P.v.Dusburg bis auf K.Schütz, Berlin 1853
- Kaisertum und Heidentum im 5. Jahrhundert. In: J. von Oort und D. Wyrwa (Hrsg.): Heiden und Christen im 5. Jahrhundert. Leuven 1998
Einzelbelege
- ↑ A. Spekke: Die Baltischen Völker im ersten Jahrtausend der christlichen Ära. In: Zur Vorgeschichte der Prußen. Tolkemita-Texte 54, Dieburg 1998.
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