- Missionsgeschichte
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In Ergänzung zur Kirchengeschichte oder Christentumsgeschichte befasst sich die Missionsgeschichte als Teilbereich der Missionswissenschaft besonders mit der Ausbreitung des Christentums.
Epochen
Mission im römischen Reich von 30 bis 500
Urchristentum
Im Evangelium nach Markus (um 70 n. Chr.), das vom Matthäusevangelium benutzt wird, heißt es: Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! (Mk 16,15 EU). Die Zeit des Wirkens Jesus von Nazareths sind seine zwei bis drei Jahre als Wandercharismatiker vor seinem Tod, von denen wie oben, in den frühchristlichen Schriften erzählt wird. Jesu messianisches Wirken im jüdischen Umfeld, vor seinen jüdischen Jüngern, steht noch ganz im Kontext des Judentums. Nach Jesu Tod hält seine judenchristliche Gemeinde am Gedenken seiner im "Herrenmahl", entnommen aus dem messianischen Gedenken der Pessachhaggada, fest und erwartet seine zweite Wiederkehr in einem Umfeld vieler jüdischer Gemeinden in Kleinasien, Griechenland und Italien und der kurzen Zeit der jüdischen Propaganda und Proselytenwerbung. Als Beispiel dieser jüdischen Antwort an den Hellenismus kann das Beispiel des Übertritts Königs Izates (ca. 36–59/60) und seiner Mutter Helena in Adiabene zum Judentum dienen.[1]
Die Loslösung vom Judentum und der alten Gemeinde Jesu setzt mit der paulinischen Theologie und Mission (um 50 n. Chr.) ein – damit beginnt die entscheidende Phase der Verselbständigung des Christentums.[2] Paulus, der Jesus nie begegnet war, seine Mitstreiter und seine Nachfolger trennen sich von den jüdischen Urgemeinden und ihren Anhängern, die Jesus noch gekannt hatten, und gründen neue heidenchristliche Gemeinden mit einem gewandelten Missionsverständnis. Die alten jüdischen Urgemeinden, die an Jesu Lehre ebenfalls festhalten, aber im Judentum verbleiben, werden von denjenigen verfolgt, die der neuen paulinischen Theologie folgen und verschwinden schließlich.[3]
Der große jüdische Krieg gegen die Römer (66–70 n. Chr.) erinnert die Menschen vermehrt an die Endzeit und das Beten, der Königs Izates schickt Soldaten, auf jüdischer Seite, und der zweite Tempel wird zerstört.
Mission in Europa von 500 bis 1200
Irisch-keltische und angelsächsische Mission
Im Europa des 6. bis 8. Jahrhunderts wurde die Ausbreitung des Christentums besonders durch die keltisch-irische und die angelsächsische Mission vorangetrieben. Ursprünglich eingeleitet von Gregor dem Großen waren in der Folgezeit verschiedene Einzelpersonen prägend, wie z. B. Kolumban der Jüngere, Gallus, Kilian, Willibrord und Bonifatius.
Germanenmission
Für die Missionierung der germanischen Völker siehe: Germanenmission.
Sachsenmission
Die Missionierung Sachsens ist im Artikel Sachsenmission beschrieben.
Die katholische Mission von 1200
Im Christlichen Orient waren einige katholische Orden (z. B. Zisterzienser, Benediktiner) während der Zeit der Kreuzzüge tätig. Einige Niederlassungen so wie z. B. das Kloster Balamand legen Zeugnis über die Präsenz der Zisterzienser im 12. Jahrhundert im heutigen Libanon ab.
Die katholische Mission ab 1500
Im spanischen Kolonialreich und den portugiesischen Kolonien nimmt die Missionierung der indigenen Bevölkerungen in Amerika, Asien und Afrika einen wichtigen Platz in der allgemeinen Kolonialpolitk ein. In Mexiko betätigen sich seit den frühen 1520er Jahren Missionare der Franziskaner (OFM) an der Missionierung. Später kommen auch weitere katholische Orden (Augustiner-Eremiten und Dominikaner) hinzu. Besonders bekannt wird die Mission der Jesuiten in Paraguay. Sie sind aber auch in anderen Teilen des spanischen Kolonialreichs tätig: Besonders in den heute zu Bolivien gehörigen Regionen Mojos und Chiquitos, in Chile auf der Insel Chiloé, im Amazonasgebiet (hier besonders an den Oberläufen des Amazonas), besonders aber im Nordosten von Mexiko, bei den Pima und Seri, werden jesuitische Missionarsgebiete gegründet. In der Historiographie ist umstritten, wie stark diese Gebiete vom eigentlichen Kolonialsystem unabhängig waren. Sowohl die Jesuiten als auch die anderen Orden waren in abgelegenen Gebieten tätig, welche zum Teil noch nicht von den Kolonialmächten kontrolliert wurden. So arbeiteten die Dominikaner beispielsweise am Orinoko (auch Alexander von Humboldt weist auf ihre Arbeit hin). Wie ambivalent das Verhältnis von Mission und Kolonisation zu beurteilen ist, wird an dem Beispiel von Bartolomé de Las Casas (1484-1566) deutlich. Zwar ist er ein vom spanischen Staat entsandter katholischer Missionar, entwickelt sich aber zu einem der profiliertesten Gegner der Ausbeutung der Indios.
Die Jesuiten waren auch im Kolonialreich einer anderen wichtigen katholischen Kolonialmacht, Frankreich tätig. Besonders bekannt ist ihre Arbeit unter den Irokesen und Huronen in Kanada. Zu den bekannten Märtyrern zählen Johannes de Brébeuf und sieben seiner Gefährten, deren Geschichte im Spielfilm "Black Robe" verarbeitet ist.
Neben den Gebieten in Amerika, waren die Missionsorden auch auf den Philippinen tätig. Besonders auf der Hauptinsel Luzon, aber auch auf Jolo, Mindanao und Zebu finden sich Jesuiten, Augustiner und Dominikaner. In anderen Teilen Asiens hatten sie weniger Erfolg.
Ein wichtiges Gebiet der katholischen Mission wurde im 19. Jahrhundert Afrika. Neben den Jesuiten betätigten sich beispielsweise die Weißen Väter, zunehmend aber auch - nach protestantischem Vorbild - katholische Laiengesellschaften an der Missionierung.
Im Christlichen Orient gab es ab dem 16. Jahrhundert eine Welle der Missionierung durch mehrere katholische Orden, die von Armenien bis Sudan (Comboni-Missionare) und vom Libanon (Jesuiten, Franziskaner) sowie Anatolien bis Iran tätig waren. Sie gründeten meist Schulen (1875 eine Universität Saint Joseph im heutigen Libanon) und Krankenhäuser. Die Missionierungen führten meist zu neuen Kirchengründungen bzw. Abspaltungen von den orthodoxen bzw. altorientalischen Kirchen: (syrisch-katholische, griechisch-katholische (Melkiten), armenisch-katholische (Mechitaristen), katholisch-koptische Kirchen, den sogenannten unierten Kirchen oder katholischen Ostkirchen und zu Versuchen der ´Latinisierung z.B. bei den Maroniten.
Die frühe protestantische Mission von 1600 bis 1750
Die Evangelische Missionsbewegung beginnt 1705/06 mit der Entsendung von Bartholomäus Ziegenbalg und anderen Missionaren nach Tranquebar, Indien durch die Dänisch-Hallesche Mission. Stärker als bei der katholischen Mission war die Missionsarbeit der Protestanten auf bereits kolonialisierte Gebiete ausgerichtet. Die frühen protestantischen Kolonialmächte (England beziehungsweise Großbritannien und Niederlande) zeigten aber nicht das gleiche und privilegierte Interesse an der Evangelisierung der unterworfenen Bevölkerungen.
Ab dem 16. Jahrhundert gab es verbunden mit dem Kolonialismus der Weltmächte auch eine Verbindung zur Ausbreitung des Christentums. Missionare zogen mit Händlern und Soldaten und waren in manchen Fällen auch an der Ausbeutung, Unterwerfung, Zerstörung von Kulturen, Verletzung der Menschenrechte und Menschenwürde beteiligt.
Die spätere protestantische Mission von 1750 bis 1850
Erst im 19. Jahrhundert wurde von britischer Seite die Missionsarbeit als ein Instrument staatlicher Kolonialpolitik begriffen. So konnten sich die zum Ende des 18. Jahrhunderts gegründeten Missionsgesellschaften, unter staatlichem Schutz betätigen. Zu diesen Gesellschaften gehörten unter anderem die Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts (SPG), die London Missionary Society, die Church Missionary Society, die Scottish Mission Society und in Deutschland die Berliner Missionsgesellschaft oder die Leipziger Missionsgesellschaft. Missionsgebiete waren besonders, der kolonialen Ausbreitung folgend, Afrika und Indien. Es wurden zwischen den einzelnen Missionsgesellschaften Verträge abgeschlossen, so dass auch deutsche Missionare in englische Protektorate oder Kolonien gehen durften. Aber auch einzelne karibische Inseln, die Philippinen durch US-amerikanische Gesellschaften und China waren Ziel der Missionierung.
Die Mission der Neuzeit von 1850
Siehe auch Mission (Christentum), mit Schwerpunkt neuzeitliche christliche Mission.
Kontinente
Afrika
Asien
Lateinamerika
Europa
Missionswissenschaftler – Fachgebiet Missionsgeschichte
- Andrew F. Walls
- Klaus Fiedler
- Klaus Wetzel
Einzelnachweise
- ↑ Walter Homolka, Walter Jacob, Tovia Ben Chorin: Die Lehren des Judentums nach den Quellen, Band III, S. 339ff.; Knesebeck, München 1999
- ↑ Walter Homolka, Walter Jacob, Tovia Ben Chorin: Die Lehren des Judentums nach den Quellen, Band III, S. 57ff.; Knesebeck, München 1999
- ↑ Walter Homolka, Walter Jacob, Tovia Ben Chorin: Die Lehren des Judentums nach den Quellen, Band III, S. 440ff.; Knesebeck, München 1999
Weblinks
Quellen
- Joseph Stöcklein: Allerhand So Lehr- als Geist-reiche Brief, Schrifften, und Reis-Beschreibungen : welche meistens von denen Missionariis Societatis Jesu Aus Beyden Indien, und andern über Meer gelegenen Ländern Seit Anno 1642. biß auf gegenwärtiges Jahr in Europa angelangt seynd. Veith, Augspurg (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)
- H. R. Flachsmeier: Geschichte der evangelischen Weltmission, Giessen und Basel 1963.
- H. W. Gensichen: Die Kirche in ihrer Geschichte, Missionsgeschichte der neueren Zeit, Göttingen 1976, 3. Auflage.
- J. Hebert Kane: A concise history of the christian world mission - A panoramic view of missions from pentecost to the present. Baker, 1992, ISBN 0-8010-5395-1
- Tucker, Ruth A.: Bis an die Enden der Erde. Missionsgeschichte in Biographien.
- Werner Raupp: Mission in Quellentexten : Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910. Erlangen : Verl. der Evang.-Luth. Mission 1990
- Johannes Paul: Von Grönland bis Lambarene : Reisebeschreibungen christlicher Missionare aus drei Jahrhunderten. Berlin : Evang. Verl.-Anst., 1951
- Klaus Wetzel: Missionsgeschichte Deutschlands. VTR, Korntaler Reihe, Bd 2 ISBN 3-937965-18-1
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