- Zwockel
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Zwockel, auch Zwoggel, ist ein in zwei unterschiedlichen Regionen Südwestdeutschlands verwendeter Spitzname, der dort heute meist generell für Menschen aus Bayern bzw. Österreich verwendet wird. Ursprünglich war es eine despektierliche Bezeichnung für zwei bestimmte Berufsgruppen – einerseits aus Bayern stammende Beamte, andererseits Soldaten aus Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft des Namens
Für die Herkunft des Begriffs gibt es verschiedene Deutungen. Als ziemlich gut belegt gilt nur die Verwendung in der Pfalz.
Pfalz
In der heute rheinland-pfälzischen Region Pfalz, die von 1816 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst durch das Königreich und dann den Freistaat Bayern verwaltet wurde, galt die Bezeichnung Zwockel den bayerischen, überwiegend aus München abgeordneten Beamten. Deren oberster Dienstherr war Hofrat Franz Xaver von Zwack, den der bayerische König Max Joseph 1816 zum ersten Regierungspräsidenten der Pfalz berief und dessen Name mit bayerischer Dialektfärbung etwa Zwock ausgesprochen wurde. Über die als engstirnig und formalistisch empfundene Denkart und Arbeitsweise der Beamten machte sich die pfälzische Bevölkerung lustig, indem sie den Namen des Regierungspräsidenten zu Zwockel verkleinerte und für dessen Untergebene verwendete.[1]
Für diese Deutung spricht, dass bei der pfälzischen Schreibweise von Anfang an nur ck verwendet wurde und nicht, wie bei entsprechenden Dialektwörtern eigentlich gebräuchlich, gg in Anlehnung an die weiche Aussprache. Bekanntestes Beispiel für die Verwendung des Begriffs überhaupt und auch für seine Entstehungszeit ist die bald nach 1850 gebaute Zwockelsbrücke, die westlich des Hauptbahnhofs von Neustadt die Deutsche Weinstraße über die Pfälzische Ludwigsbahn (Ludwigshafen–Kaiserslautern) führt.[1]
Mainz
Im Bereich der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz (Region Rheinhessen) heißen die Österreicher Zwockel oder, geschrieben wie gesprochen, Zwoggel. Hierfür gibt es zwei Erklärungsversuche:
Nach der ersten Hypothese befestigten die österreichischen Bundestruppen, die während der Zeit der Festung Mainz hier stationiert waren, ein dreiblättriges Eichenlaub oder Tannenreis als weiteres Feldzeichen an der Kopfbedeckung. Dieses von den Österreichern selbst „Zwoagerl“ (Zweiglein) genannte Utensil soll durch die Bürger der Festung zum Zwoggel verballhornt worden und allmählich als Pars pro toto für seine Träger im Allgemeinen verwendet worden sein.
Nach anderen Überlegungen hat das damals böhmische Wort „Cvok“ (Knopf) für die Rangabzeichen der k. k. Armee angeblich bewirkt, dass jeder Graduierte ein Cvocky (sprich: Zwotschki) war. Hieraus könnte dann die Verballhornung Zwoggel entstanden sein.[2] Einer solchen Herleitung steht indessen entgegen, dass es in der k. k. Armee Knöpfe als Rangabzeichen gar nicht gab.
Einzelnachweise
- ↑ a b Werner Hesse: Erst Zwackh, dann Zwockh, dann Zwoagl und Zwogl. Auf den etymologischen Spuren des pfälzischen Wortes Zwockel für Bayern und die Zwockelsbrücke in Neustadt. In: Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Mittelhaardter Rundschau. Nr. 162, 15. Juli 2000.
- ↑ Karl Schramm: Mainzer Wörterbuch. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2003, ISBN 3-87439-651-7, S. 180 f.
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