Heer des Deutschen Bundes

Heer des Deutschen Bundes

Das Deutsche Bundesheer war eine von den Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes aufgestellte Streitmacht, deren Hauptaufgabe die Verteidigung der Mitglieder gegen äußere Feinde sein sollte. Hierbei hatte man an erster Stelle Frankreich im Auge, von dem in der Vergangenheit schon zur Genüge Okkupationskriege gegen das Reich ausgegangen waren. Aber auch Russland kam als potentieller Gegner in Betracht da das Expansionsbestreben unter dem Mantel des Panslawismus zur Befreiung der slawischen Nationalitäten auf Kosten Österreichs allgegenwärtig war. [1] Etwaig auftretende Konflikte zwischen den Bundesgenossen, wie sie später im Deutsch-Dänischen Krieg auftraten, der Herzog von Holstein war gleichzeitig König von Dänemark, fanden bei der Vertragserstellung keine Beachtung. Der durch Preußen provozierte Deutsche Krieg letztendlich um die Vorherrschaft im Deutschen Bund gegen das sich im Recht befindliche Österreich und dessen Verbündeten führte 1866 zur Niederlage des Bundesheeres damit auch zu dessen Ende.

Garde du Corps
Königreich Hannover 1835
Österreichisch-Ungarische Husaren
Badische Dragoner
Oldenburgische Infanterie

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung

Die Stärke des aktiven Heeres sollte 1835 insgesamt 303.484 Mann betragen, die einzelnen Bundesstaaten stellten folgende Truppen bereit:[2].

Bundesstaaten Truppenteile Gesamt Jäger Infanterie Kavallerie Artillerie Pioniere Geschütze
Österreich* I.,II.,III. Armeekorps 94.826 3.675 69.826 13.546 6.827 948 192
Preußen IV.,V.,VI. Armeekorps 79.234 3.071 58.347 11.319 5.705 792 160
Bayern VII. Armeekorps 35.600 1.380 26.215 5.068 2.563 356 72
Württemberg VIII. Armeekorps (Teile) 13.955 10.826 1.994 1.145 18
Baden VIII. Armeekorps (Teile) 10.000 7.751 1.429 820 20
Hessen-Darmstadt VIII. Armeekorps (Teile) 6.195 4.820 885 508 12
Sachsen IX. Armeekorps (Teile) 12.000 1.168 23.369 4.308 2.473 301 60
Kurhessen IX. Armeekorps (Teile) 5.679 4.402 812 466 10
Nassau IX. Armeekorps (Teile) 4.039 3.721 318 8
Luxemburg Besatzung Festung Luxemburg 2.556 1.981 365 210 4
Hannover X. Armeekorps (Teile) 13.054 10.118 1.865 1.071 217 26
Holstein-Lauenburg X. Armeekorps (Teile) 3.600 2.791 514 295 6
Braunschweig X. Armeekorps (Teile) 2.096 1.625 299 172 4
Mecklenb.-Schwerin X. Armeekorps (Teile) 3.580 2.775 511 294 6
Mecklenb.-Strelitz X. Armeekorps (Teile) 718 588 71 59
Oldenburg X. Armeekorps (Teile) 2.800 2.621 179 4
Lübeck,Bremen,Hamburg X. Armeekorps (Teile) 2.190 1.699 312 179 4
Sachsen-Weimar 4.+ 5.Btl. der Reservedivision 2.010 300 1.710
Sachsen-Altenburg 1.Btl. der Reservedivision 982 982
Sachsen-Coburg-Gotha 2.Btl. der Reservedivision 1.366 1.366
Sachsen-Meiningen 3.Btl. der Reservdivision 1.150 1.150
Schwarzburg-Rudolstadt 10.Btl. d. Reservediv. (Teile) 539 539
Schwarzburg-Sondershausen 10.Btl. d. Reservediv. (Teile) 351 351
Reuß ä. Linie 12.Btl. d. Reservediv. (Teile) 223 223
Reuß j. Linie 12.Btl. d. Reservediv. (Teile) 522 522
Anhalt-Dessau 6.+7.Btl. d. Reservediv. (Teile) 529 529
Anhalt-Köthen 6.+7.Btl. d. Reservediv. (Teile) 325 325
Anhalt-Bernburg 6.+7.Btl. d. Reservediv. (Teile) 370 370
Hessen-Homburg 6.+7.Btl. d. Reservediv. (Teile) 200 200
Liechtenstein 11. Btl. d. Reservedivision (Teile) 55 55
Freie Stadt Frankfurt Stabswache Generalkommando 400 400

Die Minimalkontingente der 18 Klein- und Kleinststaaten wurden 1830 aus den Armeekorps, denen sie bis dahin zugeteilt waren, herausgezogen, da sie durch ihre ungleiche Ausbildung und Bewaffnung taktisch eine Belastung darstellten. Man fasste sie zur Reservedivision zusammen, mit der Aufgabe im Konfliktfalle die Bundesfestungen zu verstärken. Die freie Stadt Frankfurt stellte ihr Kontingent in Stärke eines Infanteriebataillons stets zum Schutz des Hauptquartiers der Armee. Die Bundesfestung Mainz war allein der Kurhessischen Armee anvertraut worden.

Aufgaben, Einsätze und Kampfhandlungen

Erstürmung der Barrikade an der Konstablerwache in Frankfurt am Main am 18. September 1848 durch hessisches Militär
Preußische Artillerie bei Langensalza 1866

Durch das relativ friedliche Zeitalter des Biedermeier ist dem Bundesheer eine große Bewährungsprobe lange erspart geblieben. Ohne den starken Rückhalt der beiden militärischen Großmächte Preußen und Österreich hätte es wahrscheinlich auch gar nicht zu einer solchen kommen können. Die Truppen der Klein- und Mittelstaaten waren allein nicht stark genug, um eine Bedrohung von außen abzuwehren. Erfüllt werden konnten die Aufgaben, die im Inneren des Reiches gestellt worden waren, so die Bundesexekution gegen das Herzogtum Braunschweig 1829 und gegen die Freie Stadt Frankfurt 1834. Allerdings waren hier kein Truppeneinsätze erforderlich, da bereits die alleinige Androhung ausgereicht hatte.

Kurhessische Gardeinfanterie
Kgl. Hannoversche Artillerie
Infanterist der Stadt Frankfurt mit schwarz-rot-goldener Kokarde

Auch bei den Bundesinterventionen genannten Hilfsmaßnahmen für durch Unruhen oder Revolutionen in Bedrängnis geratene Mitglieder war man erfolgreich. 1830 griff das Bundesheer in Luxemburg ein, 1833 in Frankfurt, 1848/49 in der Rheinpfalz und in der Badischen Revolution sowie 1850 und 1852 in Kurhessen. In allen Fällen wurden durch (damals so genannte) Polizeimaßnahmen Ruhe und Ordnung wiederhergestellt, wobei nicht nur die beiden Großmächte beteiligt waren, z.B rückten Großherzoglich-Hessische Truppen in Baden ein.
Zum ersten größeren kriegerischen Einsatz kam es anlässlich des Bundeskrieges gegen Dänemark im Jahre 1848/49. Die etwa 9.000 Schleswig-Holsteinischen Soldaten wurden von etwa 14.000 Preußen, 11.000 Hannoveranern, Oldenburgern, Mecklenburgern, Braunschweigern und noch anderen Kontingenten unterstützt. Bedingt durch die immer noch ungelöste schleswig-holsteinische Frage rückten Bundestruppen 1863 mit je einer Brigade Österreicher, Preußen, Sachsen und Hannoveraner in Holstein ein. In dem darauffolgenden Krieg erlitt Dänemark 1864 eine Niederlage und musste Schleswig an Preußen und Holstein an Österreich abtreten. [3] Streitigkeiten über die Zukunft dieser Gebiete und letztendlich über die Vorherrschaft im Deutschen Bund führten schließlich zum Deutschen Krieg von 1866, in dem Österreich die Bundesexekution gegen Preußen beantragte. Preußen erklärte den Deutschen Bund einseitig für aufgelöst und besiegte die verbündeten Bundestruppen. In der Schlacht bei Königgrätz wurden die Österreicher geschlagen.[4] Die Hannoveraner besiegten zwar die Preußen und Sachsen-Coburger zunächst bei Langensalza am 27. Juni 1866, mussten jedoch ihrerseits zwei Tage später wegen hoher Verluste und Nachschubschwierigkeiten den Kampf einstellen.[5]. Andauernde Streitigkeiten über die richtige Taktik waren auch der Grund, weshalb der Verband der süddeutschen Truppen (Badener, Bayern, Württemberger, Hessen-Darmstädter, Nassauer und Österreicher) in seinen Aktionen gelähmt blieb und von Preußen ohne große Schwierigkeiten besiegt werden konnte. (Die Kurhessische Armee hatte wegen der preußenfreundlichen Haltung des Kurfürsten ohnehin nur widerstrebend mobilgemacht. Sie stellte das Hauptkontingent der Festungsbesatzung von Mainz und war in so gut wie keine Kampfhandlungen verwickelt.)[6]
Dank seiner besseren Mobilität, Ausbildung, Bewaffnung und nicht zuletzt Motivation behielten die Preußen in diesem Krieg die Oberhand.

Fazit

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Bundesarmee ihre erste richtige Bewährungsprobe nicht bestanden hat. Neid, Missgunst, Eifersüchteleien und kleinkariertes Denken auf höchster Ebene verhinderten von Anfang an die Effektivität dieser Idee. Die Niederlage im Krieg 1866 war vorherzusehen, da zum Teil nur widerwillig und nicht mit aller Kraft auf Seiten der Bundestruppen mobilisiert und auch gekämpft worden war. Auch war die Ausbildung und Versorgung der Truppen nicht auf dem Stand auf dem sie hätte sein müssen um den hochmotivierten Preußen und deren Verbündeten erfolgreich Paroli bieten zu können. Zum Scheitern der Idee des Bundesheeres hat auch beigetragen, daß viele der Duodez-Fürsten in den Kleinstaaten nicht bereit waren ebediese Idee wirklich zu unterstützen. Das persönliche Wohlergehen und die damit verbundenen Geldausgaben waren Ihnen wichtiger als ein Bundesheer, dessen Existenz sie nur im weitesten Sinne tangierte.

Truppenstellende Mitglieder des Bundesheeres

Bundesstaaten Fläche [km²] Einwohner Bundesmatrikularkasse[A 1]
(Anteil [%])
Bundesmatrikularkasse
(Absolut [Gulden])
Kaiserreich Österreich[A 2] 197573 [A 3] 10086900 [A 3] 31,44 9432
Königreich Preußen[A 4] 185496 [A 3] 09957000 [A 3] 26,52 7956
Königreich Bayern 076258 04120000 11,8 3540
Königreich Württemberg 019504 01547400 04,63 1389
Königreich Sachsen 014993 01480000 03,98 1194
Königreich Hannover 038452 01549000 04,33 1299
Großherzogtum Baden 015269 01175000 03,31 0993
Großherzogtum Hessen-Darmstadt 007680 00720000 02,05 0615
Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin 013304 00455000 01,19 0357
Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz 002929 00085000 00,24 0072
Großherzogtum Oldenburg 006420 00250000 00,73 0219
Großherzogtum Sachsen-Weimar 003593 00233814 00,67 0201
Großherzogtum Luxemburg 002586 00259500 00,4 0120
Kurfürstentum Hessen-Kassel 009581 00629000 01,88 0564
Herzogtum Anhalt-Dessau 000840 00057629 00,19 0057
Herzogtum Anhalt-Köthen 000727 00036000 00,1 0030
Herzogtum Anhalt-Bernburg 000780 00043325 00,12 0036
Herzogtum Braunschweig 003690 00245783 00,69 0020
Herzogtümer Holstein und Lauenburg 009580 00450000 01,19 0035
Herzogtum Nassau 004700 00360000 01 0030
Herzogtum Sachsen-Altenburg 001287 00114048 00,33 0099
Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha[A 5] 002688 00156639 00,37 0111
Herzogtum Sachsen-Hildburghausen[A 6] 000000 00000000 00 0000
Herzogtum Sachsen-Meiningen 002293 00136000 00,38 0114
Fürstentum Hohenzollern-Hechingen 000236 00017000 00,05 0015
Herzogtum Hohenzollern-Sigmaringen 000906 00042341 00,14 0420
Fürstentum Lippe-Detmold 001133 00077500 00,23 0069
Fürstentum Lippe-Schaumburg 000536 00023128 00,07 0021
Fürstentum Liechtenstein 000159 00005800 00,02 0006
Fürstentum Reuß ältere Linie 000316 00024500 00,07 0021
Fürstentum Reuß jüngere Linie 000826 00590000 00,17 0051
Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt 000940 00060000 00,18 0054
Fürstentum Waldeck 001121 00056000 00,17 0051
Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen 000862 00051767 00,15 0045
Landgrafschaft Hessen-Homburg 000275 00023000 00,07 0021
Freien Stadt Lübeck 000298 00045600 00,13 0039
Freie Stadt Hamburg 000410 00154000 00,43 0129
Freie Stadt Bremen 000256 00052000 00,16 0048
Freie Stadt Frankfurt 000101 00054000 00,16 0048
Anmerkungen
  1. Die Bundesmatrikularkasse war die Kriegskasse des Bundes. Angegeben sind die prozentual jährlich einzuzahlenden Anteile und Beträge der einzelnen Staaten.
  2. ohne Ungarn, Siebenbürgen, Galizien, Dalmatien, Slavonien, Illyrien und die oberitalienischen Landesteile aber mit Triest.
  3. a b c d Bundesanteil
  4. ohne Ostpreußen, Westpreußen, und Posen.
  5. 1825 fiel Sachsen-Gotha durch Erbschaft an Sachsen-Coburg und wurde mit diesem zu Sachsen-Coburg-Gotha vereinigt.
  6. 1826 wird Sachsen-Hildburghausen aufgelöst und zwischen Sachsen-Coburg und Gotha und Sachsen-Meiningen aufgeteilt.

Die Militärverfassung

Die im Jahre 1818 begonnenen Vorberatungen bezüglich einer Militärverfassung konnten mit dem Beschluss der Bundesversammlung vom 9. April 1821 über Allgemeine Grundrisse erfolgreich abgeschlossen werden. Sie enthielten 24 Artikel und sollten ihre Gültigkeit bis 1866 behalten.
Die wichtigsten Artikel waren:

  • Die Beteiligung aller Staaten am Bundesheer mit Kontingenten gemäß vorher bestimmter Matrikel
  • Die Aufstellung der Kontingente schon im Frieden
  • Ständige Einsatzbereitschaft und das Vorhandensein ausgebildeter Reserven
  • Die Ernennung der Truppenbefehlshaber durch die Kontingentsherrn – bei gemischten Verbänden durch Übereinkunft
  • Unabhängige Militärgerichtsbarkeit der Mitgliedsländer
  • Oberbefehlshaber nur im Kriegsfall – dieser ist der Bundesversammlung verantwortlich
  • Bei allen Maßnahmen muss selbst der Schein einer Vorherrschaft eines Staates über den anderen vermieden werden.

Gleichzeitig wurden vom Engeren Rat am 12. April 1821 die näheren Bestimmungen in 94 Paragraphen festgelegt. Hier wurden die Gliederung des Heeres, die Stärke der Waffengattungen, Bewaffnung, sowie Mobilmachung und Ausbildung festgeschrieben. Mit Nachtragsbeschluss vom 11. Juli 1822 wurden die Bundesfestungen behandelt. Somit stand der Aufstellung des Bundesheeres nichts mehr im Wege.

Einige Fürsten waren in Personalunion sowohl Souveräne deutscher Staaten, als auch fremder Staaten. In dieser Eigenschaft waren der König von Dänemark als Herzog von Holstein und Lauenburg, der König der Niederlande als Großherzog von Luxemburg und Herzog von Limburg und der König von England als König von Hannover im Bundestag vertreten. Der letztgenannte jedoch nur bis 1837.

Zusammensetzung und Organisation

Das Bundesheer bestand aus allen damals zur Verfügungstehenden Waffengattungen, Infanterie (einschließlich Jäger) Kavallerie aller Branchen, Artillerie, sowohl Fuß- als auch Feldartillerie und Pioniere. Ob die geforderte Sollstärke insbesondere in den kleineren Kontingente jemals erreicht wurde, darf angezweifelt werden, da oftmals schlicht die finanziellen Mittel und die für einen Krieg notwendige Bevorratung fehlten. (Trotz des Sieges bei Langensalza mußte das Königreich Hannover zwei Tage später kapitulieren, da die Versorgung zusammengebrochen war.) [7] Jedes Armeekorps hatte einen Sollbestand von zwei Divisionen à zwei Brigaden mit je zwei Regimentern. Abweichend von dieser Regelung konnte eine Brigade aber auch aus vier Bataillonen Infanterie und einem Reiterregiment zu vier Schwadronen bestehen. Die Kriegsstärke eines normalen Bataillons betrug 1200 Mann, allerdings schwankten die Stärken der Infanteriekompanien von 120 bis zu 250 Mann. Die Schwadron bestand aus 120 bis 180 Reitern, eine Artilleriebatterie aus sechs bis acht Geschützen. Im Frieden bestanden jedoch gewöhnlich nur Kaderverbände, so genannte Stämme, die bei der Infanterie mit 5/6 der Offiziere, 3/4 der Unteroffiziere und 1/6 der Mannschaften besetzt sein mussten. Bei der Kavallerie jedoch hatten stets 2/3 aller Reiter und Pferde verfügbar zu sein. Bei der Gestellung der Truppen erfolgte keine Unterscheidung zwischen der Linie und der Landwehr. Die Zusammensetzung der Kompanien, Schwadronen und Batterien, blieb den einzelnen Kontingentsherren überlassen. Nur in Preußen gab es damals eine allgemeine Wehrpflicht, während in den anderen Ländern größtenteils noch das Konskriptionssystem mit Lostausch und Stellvertretung praktiziert wurde. In einigen wenigen Armeen gab es sogar noch Solddienst.[8]

Die Truppen

Sächsische Gardeinfanterie

Die verschiedenen Heere setzten sich aus unterschiedlichen Truppengattungen zusammen, deren Hauptanteil von der Infanterie gestellt wurde. Der einfache Soldat der Infanterie trug als (unterste) Rangbezeichnung einen Namen der aus Tradition und Überlieferung entstanden war. In der Regel hieß er Füsilier (von franz. fusil, Gewehr), in Preußen Musketier oder Füsilier – je nach Einheit. Die hier bereits zur Infanterie zählenden Grenadiere hatten ursprünglich wegen ihrer gefährlichen Tätigkeit mit der Handgranate eine Sonderstellung innegehabt und standen im Ansehen über der gemeinen Infanterie.
Die Jäger und Schützen fanden wegen ihrer Bewaffnung mit gezogenen Büchsen nur für Sonderaufgaben Verwendung. Ihr Anteil an der Gesamtstärke der Infanterie wurde daher auf fünf Prozent begrenzt. Taktische Einheit der Infanterie war das Bataillon. Die Kompanie- und Regimentsstäbe befassten sich vorwiegend mit Verwaltung und Logistik.

Die Kavallerie war in taktische Einheiten, die Schwadronen (auch Eskadronen) unterteilt. Es wurden Kürassiere, Dragoner, Ulanen, Husaren und Chevauxlegers unterschieden.
Die Kürassiere zählten zur schweren Reiterei und waren mit entsprechend großen, starken Pferden ausgestattet. Da diese Pferde bei der Beschaffung die höchsten Kosten verursachten, waren die Kürassiere den meisten Klein- und Mittelstaaten zu teuer, weswegen überwiegend die militärischen Großmächte über solche verfügten. Die Kürassiere wurden gewöhnlich in geschlossener Attacke zum schlachtenentscheidenden Angriff eingesetzt.
Die Dragoner waren ursprünglich beritten gemachte Infanterie, die auf diesem Wege schnell zu Brennpunkten verlegt werden konnte. Inzwischen galten die Dragoner jedoch als vollgültige Kavallerie, je nach Ausstattung mit Pferdematerial wurden sie zur schweren oder leichten Reiterei gezählt. Das gleiche galt für die Ulanen, deren charakteristische Uniformierung auf ihre tatarisch-polnische Herkunft verwies. Die Ulanen führten zusätzlich Lanzen. Zur leichten Kavallerie gehörten auf jeden Fall die Husaren, die, meist aus Freiwilligen bestehend, zur weitreichenden Aufklärung und Streifzügen in das feindliche Hinterland eingesetzt werden konnten. Chevauxlegers (franz. für leichte Pferde) zählten, wie der Name schon sagt, ebenfalls zur leichten Kavallerie, diese Bezeichnung war in den meisten Fällen nur ein anderer Name für die Dragoner.

Die Artillerie wurde unterteilt in Fahrende Artillerie, Reitende Artillerie und Fußartillerie. Bei der fahrenden Artillerie saßen die Kanoniere auf den Protzen und und Geschützen. Bei der reitenden Artillerie hatte jeder Soldat ein eigenes Pferd; sie sollte bei schnellen Truppenbewegungen Kavallerie und Infanteriespitzen unterstützend beistehen und auch auf dem Schlachtfeld notfalls über eine ausreichende Mobilität verfügen. Dies galt insbesondere bei Situationen, bei denen eine Artilleriemassierung entscheidend sein konnte. Die Fußartillerie war schwere Artillerie. Sie war mit Geschützen ausgestattet, die damals das Prädikat „weitreichend“ trugen, ebenso mit Belagerungsgeschützen. Bei der Fußartillerie marschierten die Kanoniere neben den Geschützen, lediglich die Gespannreiter waren aufgesessen.[9]

Die größeren Staaten unterhielten für spezielle Aufgaben besondere, sogenannte technische Truppen. Deren Einsatz wurde von den Ingenieuren geregelt. Zu den technischen Truppen zählten die Sappeure, die für den Bau oder Abbruch von Verschanzungen zuständig waren, die Mineure führten bei Belagerungen den unterirdischen Minenkrieg, den Pontonieren oblag der Kriegsbrückenbau. Alle diese Spezialtruppenteile firmierten unter dem Sammelbegriff Pioniere. Allerdings hatten auch Infanterieverbände in geringem Ausmaß eigene Sappeure oder Zimmerleute deren Aufgabe darin lag, bei Märschen in der Vorhut etwaige Hindernisse zu beseitigen. Bei Paraden marschierten diese Sappeure besonders prunkvoll uniformiert stets an der Spitze der Infanterie. Für den Nachschub waren, soweit vorhanden, die Traintruppen zuständig. Wo diese nicht ausreichten, wurden Bauern mit ihren Fuhrwerken auf unbestimmte Zeit zwangsverpflichtet.

Bewaffnung

Nassauische Pioniere

Die Bewaffnung der Infanterie, die sich seit etwa 120 Jahren kaum geändert hatte, bestand in der Hauptsache aus dem Vorderlader mit glattem Lauf, der preiswert hergestellt werden konnte und von geringer Qualität war. Die Trefferquote war äußerst unbefriedigend, da sich das Rohr der Flinte schnell mit Pulverrückständen zusetzte. Aus diesem Grunde nahm man Kugeln die kleiner waren als der Rohrdurchmesser, wodurch so gut wie keine Führung mehr vorhanden war. Eine große Menge der Vortriebsenergie ging verloren und begrenzte die Effektivität der Waffe auf höchstens 300 Meter. Über diese Entfernung hinaus war wirksames Gewehrfeuer fast nicht mehr möglich. Die starke Rauchentwicklung beim Schuss, die auf das damals verwendete Pulver zurückzuführen war, behinderte die Sicht der Schützen und nur bei günstigen Windverhältnissen war in angemessener Zeit eine zweite Salve möglich. Deshalb wurden keine Einzelschüsse sondern nur Gruppenfeuer abgegeben. Auch die großen Fahnen und bunten Uniformen finden ihre Begründung in den starken Qualmwolken, die über das Schlachtfeld zogen. Nur so konnte der Kommandierende, der seine Truppen auf Sicht dirigierte, bei taktischen Maßnahmen den richtigen Truppenteil ansprechen.
Die bisher verwendete und bei schlechtem Wetter sehr störanfällige Zündung durch Feuerstein wurde etwa ab 1830 von allen Armeen durch mit Knallquecksilber gefüllte Zündhütchen ersetzt. Die Adaptierung machte es möglich, ohne große Probleme die bisherigen Feuersteingewehre umzurüsten. Ab 1850 kamen vermehrt Waffen mit gezogenen Läufen in Gebrauch, bei denen die bisherigen Rundkugeln durch Vollblei-Spitzgeschosse mit ausgehöhltem Boden ersetzt wurden. Die Pulvergase drückten in den hohlen Boden der Geschosse, dieser wurde ausgeweitet und presste sich in die Züge und Felder. Dadurch erhöhten sich die Treffsicherheit und Reichweite ganz erheblich. Um den Munitionsnachschub zu erleichtern, führten die süddeutschen Länder 1856 das Vereinsgewehr mit einem Kaliber von 13,9 mm ein. Da dieses Kaliber bereits von Österreich bevorzugt wurde,[10] stellte man dadurch zusätzlich eine gewisse Einheitlichkeit her. Jäger und Schützen waren von Anfang an mit gezogenen Waffen, den sogenannten Büchsen, ausgerüstet worden. Diese Waffen schossen wesentlich genauer als die herkömmlichen Flinten, jedoch war das Laden mit einem weitaus höheren Aufwand verbunden – die Kugel musste mit einem fettigen Pflaster umwickelt und dann mit einem Hammer in den Lauf getrieben werden. Die letzte erhebliche Verbesserung in der Infanteriebewaffnung bei Teilen des Bundesheeres erfolgte durch die Einführung des preußischen Zündnadelgewehres.
Bei der Kavallerie waren die Kürassiere mit dem gleichen, geraden Degen - dem Pallasch - bewaffnet, den sie bereits im Dreißigjährigen Krieg getragen hatten. Dazu führten sie (meistens zwei) Pistolen, die in Taschen am Vorderteil des Sattels (Schabrunken) aufbewahrt wurden. Die Ulanen führten als Hauptwaffe die Lanze. Leichte Reiterei war mit Säbel, Pistolen und einem verkürztem Gewehr, dem Karabiner ausgerüstet. Der Karabiner hatte durch seinen kürzeren Lauf den Vorteil, auch im Sattel geladen werden zu können.
Die Feldartillerie führte fast ausschließlich Kanonen mit nur zwei Kalibern, Sechs- und Zwölfpfündern. Vereinzelt gab es auch Achtpfünder. Aus diesen Geschützen wurden in der Regel eiserne Vollkugeln verschossen, von deren Gewicht sich die Bezeichnung der Kanonen ableitete. Neben diesen Feldgeschützen gab es bei der reitenden Artillerie außerdem Haubitzen, deren Munition aus mit Pulver gefüllten Hohlkugeln (Granaten) bestand. Durch verschiedene Arten der Zündung wurden diese Granaten im Ziel zur Explosion gebracht. Als weitere Munitionsart verwendete man zur direkten Bekämpfung durchgebrochener Infanterie auf kurze Entfernung (nach dem Prinzip des Schrotschusses) Kartätschen, Bleikugeln, die man in einen Blechbehälter oder in einen Leinenbeutel gefüllt hatte. Als Verbesserung wurden ab etwa 1830 mit Kartätschenkugeln gefüllte Granaten, die Schrapnelle eingeführt. Diese Schrapnelle hatten eine größere Reichweite und entsprechend größere Wirkung. Nach der Einführung der gezogenen und damit weiterreichenden Infanteriegewehre wurde begonnen, die Kanonen ebenfalls mit gezogenen Rohren zu versehen. Dieser Umrüstungsprozess war bis 1850 nahezu vollständig abgeschlossen, die Granate als Langgeschoss hatte damit die Rundkugel verdrängt.

Die Fußartillerie war mit schweren Geschützen, Zwölf- und Vierundzwanzigpfündern, sowie Haubitzen und Mörsern ausgestattet. Ihr oblag das Fernfeuer über die eigenen Truppen hinweg, um das Aufmarschmanöver des Feindes zu stören. Die richtige taktische Aufstellung der Truppenkörper war damals eine, unter Umständen schlachtentscheidende Angelegenheit, die bereits im Aufmarsch eingenommen werden musste. Die Fußartillerie wurde auch als Belagerungsartillerie eingesetzt, wobei die Belagerungsgeschütze von den größeren Staaten nur vorgehalten und erst im Bedarfsfalle aus den Zeughäusern geholt wurden. Die taktische Einheit der Artillerie war die Batterie mit vier oder sechs Geschützen.[11][12]

Uniformierung

Lippe-Detmoldische Füsiliere

Trotz der in den napoleonischen Feldzügen gesammelten Erfahrungen hatte sich in der Uniformierung seither wenig verändert. Stil und Schnitt entsprachen voll und ganz dem Zeitgeist und der Mode; Aussehen hatte Vorrang vor Zweckmäßigkeit. Der Uniformrock der Fußtruppen war wie ein Frack mit zwei Schößen gefertigt und äußerst knapp geschnitten. Das Vorderteil endete bereits über oder am Leibriemen, der übliche Stehkragen wurde sehr hoch ausgeführt. Um bei Revuen (Besichtigungen der Truppe) oder Paraden ein möglichst faltenfreies Aussehen zu erreichen, waren die Soldaten manchmal gehalten, die Röcke vorne mit alten Lappen zu unterfüttern. Dieser Uniformrock schütze weder vor Kälte noch vor Wind oder Nässe und schränkte die Bewegungsfreiheit des Trägers erheblich ein. Die Hosen waren lang geschnitten und üblicherweise unten mit einem Steg versehen. Dieser wurde unter dem Schuh durchgezogen, um der Hose ein strafferes Aussehen zu verleihen. Einige Staaten verwendeten in den Sommermonaten weiße Leinenhosen. Während des hier beschriebenen Zeitraumes wurden hauptsächlich nur von Österreich im größeren Umfang Gamaschen und Stiefel getragen. Die meisten Soldaten der damaligen Zeit waren à la Mode mit knöchelhohen Schuhen ausgerüstet. Nicht selten waren diese der Einfachheit halber, nur über einen Leisten geschlagen, daher gab es keine rechten oder linken Schuhe sondern nur gerade, sie mussten sich durch Gebrauch an den Fuß anpassen.

Hessische Chevauxlegers

Als Kopfbedeckung dienten meist Tschakos (ung. Czako). Diese bestanden aus einer sich nach oben erweiternden Filzröhre von bis zu 40 cm Höhe, die mit einem Wachstuchdeckel verschlossen war. Versehen mit Schnüren, metallenen Abzeichen, Gardesternen, Schuppenketten und sonstigem Zierrat ergab sich dadurch ein nicht unerhebliches Gewicht. Abweichend hiervon trugen die Masse der bayerischen Soldaten den Raupenhelm und einige sonstige Gardeformationen eine Bärenfellmütze. Durch die ergonomisch nicht besonders durchdachte Art der Tragegurte für den Tornister, das Seitengewehr mit Bajonett und die Patronentasche wurde der Soldat in seinen Bewegungen zusätzlich behindert. Da auf dem Marsch zu der sowieso schon umfangreichen Ausrüstung unter Umständen noch zusätzliche Utensilien wie Zeltpflöcke, Beilpicke, Schaufel oder Kochkessel getragen werden mussten, ergaben sich hier Gesamtgewichte von bis zu 40 Kilogramm, was schnell bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit heranreichte.
Die Kavallerie war entsprechend ihrer Truppengattung unterschiedlich uniformiert. Die Kürassiere mit dem zu der damaligen Zeit noch üblichen ganzen Harnisch (Brust und Rückenteil; später entfiel der Rückenteil bei den meisten Armeen) über dem Waffenrock (oder Koller genannt), langer Hose und einem Bügelhelm mit oder ohne Raupe. Die Dragoner und die Chevauxlegers führten entweder einen Bügelhelm oder einen Tschako, je nach den Bestimmungen in der jeweiligen Armee. Die Ulanen waren bereits damals an ihrer charakteristischen Kopfbedeckung mit der viereckigen Deckelplatte (Tschapka) kenntlich. Die Husaren waren ausnahmslos auf die sogenannte ungarische Art uniformiert, reichverschnürte Dolmans, eine besondere Art von Leibbinde, die typische Säbeltasche und der besondere Haarschmuck (lange Schnurrbärte, geflochtene Schläfenzöpfe) gaben ihnen ein exotisches Aussehen.[13]
Ab 1840 ging man mit dem allmählichen Wechsel vom Uniformfrack zum Waffenrock stärker auf die Bedürfnisse der Truppe ein. Auch die Pickelhaube, zunächst noch in ihrer hohen Form, begann von Preußen aus ihren Siegeszug.[14][15].

Österreichische Schildwache 1839

Ausbildung und Ausbildungseinrichtungen

Die Bundesmilitärverfassung hatte eine vollständige Ausbildung aller angeschlossenen Truppen verbindlich vorgeschrieben. Durch die lange Kriegszeit der napoleonischen Epoche waren viele Mitgliedsstaaten jedoch finanziell nicht in der Lage, diesen Vorgaben nachzukommen. Vielerorts konnten nur schwache Kaderverbände unterhalten werden. Übungen in größeren Verbänden, um die Truppe aneinander zu gewöhnen waren ebenfalls nicht realisierbar. Die vorhandenen Soldaten bei den meisten Kleinstaaten wurden allenfalls mit Exerzier- und Wachdienst beschäftigt. Bedingt durch die schlechte Qualität der glattrohrigen Gewehre konnte auch das Ergebnis jeder Schießausbildung nur als äußerst mangelhaft eingestuft werden. Dies änderte sich erst mit der Einführung der gezogenen Hinterlader. Regelrechte Manöver wurden mit den gemischten Armeekorps so gut wie nie abgehalten. Das ausnahmsweise im Jahre 1843 veranstaltete Manöver des X. Armeekorps in der Lüneburger Heide beschränkte sich auf vorher einstudierte Gefechtsbilder, war eine reine Schauveranstaltung und hatte keinerlei taktischen Wert.
In den Militärbildungs- und Erziehungsanstalten der größeren Staaten wurden künftige Offiziere mit den für ihre spätere Laufbahn erforderlichen Fachwissen versehen. Für die Offiziersweiterbildung standen Kriegsschulen, den Ingenieurs- und Artillerieoffiziern besondere Studienmöglichkeiten zur Verfügung.
Da es bis 1846 kein Inspektionswesen gegeben hatte, war auch keine Kontrolle des Ausbildungsstandes vorhanden. Das hatte dazu geführt, dass die Kampfausbildung in einigen Armeen nicht sehr effizient bzw. nicht vorhanden war. Erst ab 1846 wurden nach gemeinsamen Beschluss einige Generale mit der Musterung der Truppen beauftragt. Diese Musterungen (oder auch Bundesinspektionen) fanden daraufhin alle fünf bis sieben Jahre statt, änderten an den grundlegenden Mängeln aber wenig da sie wirkungslos blieben.[16]

Als 1859 anlässlich des Österreichisch-Italienischen-Französischen Krieges eine große Mobilmachung erfolgte, zeigten sich die erschreckenden Schwächen im Bundesheer. [17]Lediglich Preußen zog daraus die Konsequenzen und führte 1859/60 eine Neuorganisation seiner Armee durch. Die dadurch erfolgte Verbesserungen in Ausbildung und Bewaffnung ließen Preußen zum militärischen Vorbild Norddeutschlands werden.

Viele der kleineren Armeen lehnten sich jetzt stärker an Preußen an, 1861 kam es zu einer ersten Militärkonvention mit Sachsen-Coburg-Gotha, dem 1862 Waldeck und Sachsen-Altenburg folgten.

Festungen

Fort Thüngen der Bundesfestung Luxemburg

Ein wichtiger Bestandteil des Bundesheeres waren seine Festungen. Bereits 1818 beschloss das Militärkomitee des Deutschen Bundes in Frankfurt die Grenzsicherung durch den Bau von Bundesfestungen. Es wurden dies Festungen, die zur gemeinschaftlichen Verteidigung der deutschen Gebiete vorgesehen waren. Die Mittel dafür stammten aus der französischen Kriegsentschädigung von 1815. Da nach den Erfahrungen seit dem dreißigjährigen Krieg Frankreich als Hauptgegner angesehen wurde, zog sich ein Festungsriegel von Luxemburg über Landau, Mainz, Rastatt bis nach Ulm. Dazu kamen noch die bayerische Festung Ingolstadt und Festung Germersheim, (letztere war mit Bundesmitteln erbaut worden) sowie die preußischen Festungen Koblenz und Saarlouis. Die Bundesfestungen waren direkt der Militärhoheit des Bundes unterstellt und wurden von diesem verwaltet. Dem Bund stand das Besatzungsrecht zu, weswegen z. B. die Festung Luxemburg zu drei Vierteln von preußischen und zu einem Viertel von der Luxemburger Armee besetzt war. Der Gouverneur dieser Festung war stets ein preußischer General. Ab dem Staatsvertrag von 1856 bestand die Besatzung nur noch aus preußischen Truppen. Die Festungen Mainz und Koblenz waren zum Schutz des mittleren Rheins vorgesehen. Die Friedensbesatzung von Mainz betrug etwa 7.000 Mann, die im Verteidigungsstand auf 20.000 Mann gebracht werden sollte. Stationiert waren hier zu gleichen Teilen Österreicher und Preußen, sowie ein großherzoglich Hessisches Infanterieregiment. (Mainz gehörte zu dieser Zeit zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt). Während des Deutschen Krieges 1866 wurde jedoch die Besatzung der Festung Mainz nahezu ausschließlich von der Kurhessischen Armee gestellt. In der Festung Landau lag eine Friedensbesatzung aus bayerischen Truppen, die im Verteidigungsstand durch badische Verbände auf den vollen Kriegsstand gebracht werden sollten. Ab 1841/42 kamen die Festungen Rastatt und Ulm hinzu. Die Garnison von Rastatt bestand aus Österreichern, Preußen und Badischen Truppen, Baden stellte den Gouverneur. In Ulm stellten Württemberg und Österreich die Besatzung, im Brückenkopf Neu-Ulm die Bayern. Gouverneur und Festungskommandant wurden wechselweise von Württemberg und Bayern gestellt. In den Festungen Germersheim, Ingolstadt, Koblenz und Saarlouis standen Truppen der jeweiligen Länder. Die nicht als Bundesfestungen aufgeführten Verteidigungsanlagen wären in einem militärischen Konflikt des Bundesheeres natürlich involviert gewesen, weswegen sie als Teil des Systems betrachtet werden müssen.[18][19][20]

k.k. Ungarische Infanterie mit Fahne-
Offizier mit „Zwoagerl“ am Tschako

Feldzeichen

Österreichische Regimentsfahne

Als Feldzeichen führte jedes Bataillon eine Fahne. Diese Fahne war in der Schlacht von äußerster Wichtigkeit. Die Schwarzpulverwolken der abgefeuerten Salven, vor allem der Artillerie und (oder) nach einer Attacke der feindlichen Reiterei, behinderten die Sicht erheblich. Der vorher noch festgefügte Zusammenhalt ging unter diesen Sichtbedingungen schnell verloren. Dann bildete die Fahne den einzigen Anhaltspunkt zum Sammeln. Als weiteres Feldzeichen wurde die in den Koalitionskriegen getragene weiße Armbinde bis etwa 1848 beibehalten. Danach setzte sich (außer in Österreich) – allerdings nur für kurze Zeit – die schwarz-rot-goldene Kokarde durch. Im Feldzug von 1866 wurde sie von den süddeutschen Truppen wieder angelegt. Nur die Infanterie der Stadt Frankfurt hatte diese Kokarde die ganze Zeit über geführt. Als weiteres Feldzeichen war es bei den Österreichern üblich, ein dreiblättriges Eichenlaub oder Tannenreis an der Kopfbedeckung zu befestigen. [21]Dieses „Zwoagerl“ genannte Abzeichen wurde durch die Bürger der Festung Mainz zum gutmütig-spöttischen „Zwockel“ bzw. „Zwoggel“ verballhornt, ein Ausdruck der im Rheinland heute noch benutzt wird.

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Angelow: Von Wien nach Königgrätz - Sicherheitspolitik des deutschen Bundes. Oldenbourg, München 1996 ISBN 3-486-56143-X.
  • Heinrich A. Eckert: Das deutsche Bundesheer, München 1835.
  • Sammlung von Augenzeugenberichten über die Schlacht bei Langensalza 1866, Rockstuhl 2001.
  • Otmar Schäufelen: Die Bundesfestung Ulm, Ulm 1982.
  • Georg Schreiber: Des Kaisers Reiterei, Bertelsmann, 1967.
  • Liliane Funcken/ Fred Funcken: Historische Uniformen, München 1989.
  • Georg Ball: Germersheim – „Die geschleifte Festung“, Speyer 1930.
  • Allmeyer-Beck/Lessing: Die k.u.k. Armee 1848-1918. Bertelsmann, München 1974
  • Siegmund Bergmann (Hrsg.):Die Infanterie des Kaisers und Königs; in Moderne Illustrierte Zeitung, Doppelnummer 10/11, Wien 1. Juni 1914
  • Gordon A. Craig: Königgrätz Bechtermünz Augsburg 1997
  • Rüdiger Wischemann „Die Festung Koblenz“ Rhenania 1978
  • Franz Herre „Franz Joseph, Kaiser von Österreich“ Bechtermünz Augsburg 1997
  • Ian Hogg & John Batchelor „Die Geschichte der Artillerie“ Heyne München 1977

Einzelnachweise

  1. Franz Herre „Franz Joseph, Kaiser von Österreich“ Bechtermünz Augsburg 1997 S. 110
  2. Heinrich A. Eckert: „Das deutsche Bundesheer“, München 1835 S. 16
  3. Allmeyer-Beck/Lessing: „Die k.(u.)k. Armee Bertelsmann Verlag 1974 S. 65
  4. Allmeyer-Beck/Lessing: „Die k.(u.)k. Armee Bertelsmann Verlag 1974 S. 72
  5. „Sammlung von Augenzeugenberichten über die Schlacht bei Langensalza 1866“, Rockstuhl 2001
  6. Gordon A. Craig: „Königgrätz“ Bechtermünz Augsburg 1997
  7. Sammlung von Augenzeugenberichten über die Schlacht bei Langensalza 1866, Rockstuhl 2001
  8. Heinrich A. Eckert: Das deutsche Bundesheer, München 1835
  9. Ian Hogg & John Batchelor „Die Geschichte der Artillerie“ Heyne München 1977 S. 3 ff.
  10. Siegmund Bergmann (Hrsg.):„Die Infanterie des Kaisers und Königs“; in Moderne Illustrierte Zeitung, Doppelnummer 10/11, Wien 1. Juni 1914
  11. Heinrich A. Eckert: „Das deutsche Bundesheer“, München 1835
  12. Ian Hogg & John Batchelor „Die Geschichte der Artillerie“ Heyne München 1977 S. 3 ff.
  13. Georg Schreiber: „Des Kaisers Reiterei“, Bertelsmann, 1967 S. 247 ff.
  14. Liliane Funcken/ Fred Funcken: „Historische Uniformen“, München 1989 S. 288 ff. / S. 347 ff / S. 381 ff.
  15. Heinrich A. Eckert: „Das deutsche Bundesheer“, München 1835 S. 35 ff.
  16. Siegmund Bergmann (Hrsg.):„Die Infanterie des Kaisers und Königs“; in Moderne Illustrierte Zeitung, Doppelnummer 10/11, Wien 1. Juni 1914
  17. Allmeyer-Beck/Lessing: „Die k.(u.)k. Armee Bertelsmann Verlag 1974 S. 55
  18. Georg Ball: Germersheim – „Die geschleifte Festung“, Speyer 1930
  19. Rüdiger Wischemann „Die Festung Koblenz“ Rhenania 1978
  20. Otmar Schäufelen: „Die Bundesfestung Ulm“, Ulm 1982
  21. Allmeyer-Beck/Lessing: „Die k.(u.)k. Armee Bertelsmann Verlag 1974 S. 12“.

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