- Deutsche Weinstraße
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Deutsche Weinstraße
Am südlichen Beginn: das Deutsche WeintorLogo: Hinweisschild: Länge: etwa 85 km Bundesland: Rheinland-Pfalz Region: Weinstraße (Vorderpfalz) Verlaufsrichtung: Süd – Nord Beginn: Schweigen-Rechtenbach
(Deutsches Weintor)Ende: Bockenheim
(Haus der Deutschen Weinstraße)Höhenlage: um 150 m ü. NN
Am nördlichen Ende: das Haus der Deutschen WeinstraßeDie Deutsche Weinstraße ist eine der ältesten touristischen Straßen in Deutschland und verläuft entlang oder parallel den Bundesstraßen 38 und 271 durch das Weinbaugebiet Pfalz in Rheinland-Pfalz. Sie erstreckt sich über etwa 85 Kilometer von Süd nach Nord und reicht vom Deutschen Weintor in Schweigen-Rechtenbach an der französischen Grenze bis zum Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim am Rande Rheinhessens.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die vorderpfälzische Hügellandschaft, in welche die Deutsche Weinstraße eingebettet ist, ist der Hauptteil der vom Tourismusmarketing geschaffenen Ferienregion Deutsche Weinstraße. Geologisch stellt sie einen Teil der westlichen Bruchstufe des Grabenbruchs dar, in dem der Oberrhein fließt. Die Bruchzone wird im Westen begrenzt durch den Ostrand des Pfälzerwaldes, die Haardt, im Osten liegt die Oberrheinische Tiefebene. Die Breite der Hügellandschaft beträgt bis zu 15 Kilometer.
Am Beginn der Deutschen Weinstraße steht an der Grenze zum französischen Elsass seit 1936 das Deutsche Weintor, am Ende zu Rheinhessen hin seit 1995 das Haus der Deutschen Weinstraße. Entlang der Route finden sich zahlreiche bekannte Weinorte. Viele tragen den Zusatz „an der Weinstraße“, der durchweg das frühere Attribut „an der Haardt“ ersetzt hat. Die Gemeinden an der Weinstraße sind im Artikel über das Weinbaugebiet Pfalz gekennzeichnet.
Mitunter tragen innerörtliche Straßen, auf denen die Deutsche Weinstraße verläuft, noch heute den zur Einrichtungszeit vorgeschriebenen Straßennamen Weinstraße, so z. B. in den Ortsteilen Hambach und Diedesfeld von Neustadt an der Weinstraße oder auch in der Kreisstadt Bad Dürkheim.
Markiert wird die Deutsche Weinstraße durch ein viereckiges gelbes Hinweisschild, das zwischen den beiden Namensteilen „Deutsche“ und „Weinstraße“ eine dreieckige stilisierte Weintraube zeigt, die aus zehn Beeren besteht.
Geschichte
Seit 1935 durchzieht die Deutsche Weinstraße das zweitgrößte Weinbaugebiet Deutschlands, die frühere „Rheinpfalz“, die heute nur noch „Pfalz“ heißt, und ist damit die älteste der Weinstraßen hierzulande. Nach ihrem Vorbild wurden später weitere derartige Routen geschaffen, so die Ahr-Rotweinstraße, Badische Weinstraße, Moselweinstraße, Weinstraße Saale-Unstrut, Sächsische Weinstraße, Schwäbische Weinstraße oder Württemberger Weinstraße.
Nach dem Ersten Weltkrieg war die wirtschaftliche Situation in den deutschen Weinbaugebieten zwischen 1918 und 1930 durch die französische Besetzung geprägt. Der Handel in das freie Reichsgebiet war seitens Frankreich wirtschaftlichen Hemmnissen unterworfen; zudem besaßen die deutschen Weine in Frankreich einen äußerst geringen Bekanntheitsgrad. Nach einer in der Pfalz um das Zweieinhalbfache über dem Durchschnitt liegenden Weinernte 1934 kam es zu einem dramatischen Preisverfall, der viele Winzerbetriebe in materielle Bedrängnis brachte. Mit der Einrichtung der Deutschen Weinstraße 1935 gelang es den nationalsozialistischen Machthabern, innerhalb kurzer Zeit Fremdenverkehr und Weinabsatz zu steigern, ohne dass große Kosten entstanden; die Wirkung hält bis heute an. Mit dem Namen Deutsche Weinstraße wurde derjenige Straßenzug versehen, der die meisten Weinbaugemeinden entlang der Haardt miteinander verband, wobei sämtliche Ortsdurchfahrten auf dieser Route in Weinstraße umbenannt wurden. Die an der neuen Deutschen Weinstraße gelegenen Ortschaften konnten von nun an den Zusatz an der Weinstraße führen.
Am 10. Oktober 1935 fand auf der gewählten Strecke eine Besichtigungsfahrt statt, bei der die Straßenabschnitte, die sich in schlechtem Zustand befanden, direkt ausgebessert wurden. Am 19. Oktober 1935 wurde die Deutsche Weinstraße vom damaligen Gauleiter Josef Bürckel in Bad Dürkheim mit einem Festakt feierlich eröffnet. Seine Rede trug den Titel „Kampf und Volk – Wein und Wahrheit“.[1] Am 20. Oktober, einem Sonntag, an dem deutschlandweit das Fest der Traube und des Weines begangen wurde, folgte auf der Deutschen Weinstraße eine Eröffnungsfahrt von Schweigen nach Bockenheim, an der unter Führung des Gauleiters etwa 300 Kraftfahrzeuge teilnahmen.[1] Für die Eröffnung – die gelenkte Presse schrieb von „Weihe“[1] – waren als Provisorien eine hölzerne Torattrappe in Schweigen[2] und eine aus Pappmaschee in Grünstadt[3] errichtet worden. Das steinerne Weintor in Schweigen anstelle des hölzernen wurde dann 1936 erbaut.[2] Das ursprünglich geplante nördliche Weintor-Pendant wurde erst sechs Jahrzehnte später und in anderer Form, nämlich als Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim, realisiert.
Der spektakulären Eröffnung folgten einige Ergänzungsvorhaben, die nur zum Teil umgesetzt wurden. So entwarf die Abteilung Volkskunst der Pfälzischen Landesgewerbeanstalt in Kaiserslautern eine einheitliche Beschilderung, die aber nie installiert wurde. Im Januar 1937 gab es den Aufruf „An jedem Haus eine Rebe“ zum Schmücken der Deutschen Weinstraße mit passenden Traubensorten, welche die Bürgermeister für ihre Orte bei der Obst- und Weinbauschule (Neustadt) bestellen mussten. Des Weiteren wurden Weinpartnerschaften der Anrainer-Orte an der Deutschen Weinstraße mit anderen deutschen Städten geschlossen. Zwischen dem Landkreis Bad Dürkheim, in dem der Nordteil der Deutschen Weinstraße liegt, und der Südtiroler Weinstraße in Italien besteht eine grenzübergreifende Partnerschaft.[4]
Klima und Vegetation
Mit jährlich über 1800 Sonnenstunden besitzt das Gebiet um die Deutsche Weinstraße ein Klima, das fast an die Mittelmeerländer erinnert, mitunter wird die Gegend sogar als „Toskana Deutschlands“ beworben. Infolge dieses milden Klimas gedeihen hier im Freiland Feigen, Kiwis, Pinien, Zypressen, Palmen, Bananen und Esskastanien. Bekannt ist die Weinstraße auch durch die Mandelbäume, die rechts und links der Trasse stehen und hier, bei einer maximalen Höhenlage von 150 m ü. NN, bereits Ende Februar/Anfang März rosa oder weiß zu blühen beginnen. Dann wird in Gimmeldingen das Mandelblütenfest gefeiert.
Das typische Gewächs an der Deutschen Weinstraße ist allerdings die Weinrebe, welche die regionale Landwirtschaft nahezu ausschließlich prägt. Eingeführt durch die Römer kurz nach der christlichen Zeitenwende, fand die Rebe hier ideale Voraussetzungen: Wärme wie erwähnt, Regenarmut infolge des westlich vorgelagerten Pfälzerwaldes, Abmilderung von nächtlichen Spätfrösten wegen der Hanglagen, die den Abfluss kalter Luftmassen in die Rheinebene beschleunigen.
Wirtschaft
Ferienregion Deutsche Weinstraße
Die Deutsche Weinstraße ist heute ein Begriff, der ähnlich wie die Bergstraße auf der gegenüberliegenden Rheinseite nicht nur Name für einen Straßenzug ist, sondern der sich auch als Werbebezeichnung Ferienregion Deutsche Weinstraße etabliert hat; sie ist damit auch ein Schlagwort für den Tourismus, der in dieser Gegend schon immer in enger Beziehung zum Weinbau stand.
Die angeblich exakt zwischen Schweigen-Rechtenbach und Bockenheim gelegene Weinstraßenmitte in Neustadt-Diedesfeld mit der Anschrift Weinstraße 612 wird touristisch herausgestellt, zumal dort eine Frühstückspension betrieben wird.[5]
Parallel zur Deutschen Weinstraße verläuft als Radfernweg der Radweg Deutsche Weinstraße. Wie die Autostraße beginnt dieser in Schweigen-Rechtenbach und endet in Bockenheim. Er hat eine Länge von 95 Kilometer; hinzu kommen 35 Kilometer an zusätzlichen „Panoramarouten“, die seitwärts gelegene Ziele einbeziehen.
Der Pfälzer Weinsteig ist mit 153 Kilometer Länge und zehn ausgewiesenen Tagesetappen der längste Premiumwanderweg in der Pfalz. Er führt in Süd-Nord-Richtung von Schweigen-Rechtenbach nach Neuleiningen. Dabei wechselt die im Frühjahr 2011 eröffnete Wanderroute immer wieder hin und her zwischen dem Weinbaugebiet an der Deutschen Weinstraße und dem Ostteil des Pfälzerwaldes.
Seit 1985 – mit Ausnahme des Jahres 1986 – wird am letzten Sonntag im August der Erlebnistag Deutsche Weinstraße veranstaltet. Dabei wird die Weinstraße acht Stunden lang für den motorisierten Verkehr gesperrt. Viele Vereine und Weingüter betreiben an diesem Tag Straußwirtschaften entlang der Weinstraße, und je nach Witterung nutzen bis zu 300.000 Radfahrer und Inlineskater das Angebot für einen Ausflug.
Weinfeste
Zwischen März und Oktober finden zahlreiche Weinfeste statt. Die größten sind der Dürkheimer Wurstmarkt (im September), das Deutsche Weinlesefest in Neustadt, auf dem die Deutsche Weinkönigin gewählt wird, und das Fest des Federweißen in Landau (beide im Oktober). Überregionale Ausstrahlung besitzen z. B. auch das Gimmeldinger Mandelblütenfest (im März oder April), das Kändelgassenfest in Großkarlbach, das Stadtmauerfest in Freinsheim (beide im Juli), die Deidesheimer Geißbockversteigerung am Dienstag nach Pfingsten oder – an zwei Wochenenden im Juni/Juli – das Eselshautfest in Mußbach.
Für Fremde ungewohnt sind die Schoppengläser, aus denen bei den Festen entlang der Deutschen Weinstraße der Wein getrunken wird. Im Gegensatz zu anderen Weinanbaugebieten werden nämlich nicht 0,25-Liter-Gläser, sondern 0,5-Liter-Gläser verwendet. Typisch hierfür sind die sogenannten Dubbegläser (pfälzisch für „Tupfengläser“), die sich von oben nach unten verjüngen und außen runde Vertiefungen, die „Dubbe“, aufweisen. Insbesondere nach drei bis vier Schoppen weiß auch der Neuling, warum solche Gläser handlicher sind als Stangengläser: Sie lassen sich wesentlich einfacher festhalten.
Weblinks
Commons: Deutsche Weinstraße – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c NSZ Rheinfront, Ludwigshafen: Deutsche Weinstraße, 21. Oktober 1935
- ↑ a b Die Rheinpfalz, Ludwigshafen: Geniale Idee mit problematischer Herkunft, 7. August 2010
- ↑ Die Rheinpfalz, Ludwigshafen: Weinstraße: Bezeichnung schon älter?, 20. August 2010
- ↑ Verein Südtiroler Weinstraße: Links. Abgerufen am 5. Januar 2011.
- ↑ Haus an der Weinstraßenmitte. Abgerufen am 19. März 2010.
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