- Überproduktion
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Die Überproduktion ist ein wirtschaftlicher wie auch ein medizinischer Begriff und bezeichnet allgemein einen Zustand, in dem von etwas mehr erzeugt, hergestellt oder produziert wird als tatsächlich benötigt.
Inhaltsverzeichnis
Wirtschaft
In der Wirtschaft bezeichnet die Überproduktion eine Herstellung von Gütern, die die Nachfrage übersteigt. Es entsteht dadurch ein Missverhältnis zwischen dem tatsächlichen Bedarf und dessen Deckung. Für den Konsumenten kann dieser Zustand die angenehme Folge von Preissenkungen mit sich bringen. Für Unternehmen oder ggf. ganze Industriezweige kann das, zumindest in der freien Marktwirtschaft, fatale Folgen haben. Im besten Fall lässt sich das Problem der mangelnden Nachfrage mittels Preissenkungen oder Marketing- bzw. Werbemaßnahmen lösen, was jedoch zu Gewinnreduktionen oder gar zu Verlusten führt. Im schlimmsten Fall ist ein Teil der Ware nicht abzusetzen und muss verschrottet werden.
Überproduktion hat viel mit der Preiselastizität der Nachfrage zu tun. Dazu zwei Beispiele:
- wenn sich der Kartoffelpreis halbiert, steigt - zumindest in wohlhabenden Industrieländern - die Nachfrage kaum ("geringe Preiselastizität der Nachfrage"). Dies liegt auch daran, dass Kartoffeln nur begrenzt lagerfähig sind und relativ viel Platz benötigen.
- bei einigen anderen Produkten ist dies anders - hier sind Käufer bereit, günstige Preise zu nutzen. Z.B. nutzen bei relativ niedrigen Heizölpreisen viele Nachfrager die Gelegenheit, ihre Öltanks zu füllen; bei hohen Preisen hingegen befüllen sie diese nur mit der Menge, die sie in der Heizperiode benötigen.
Planwirtschaft
Die Schwierigkeit bei einer staatlich gelenkten Planwirtschaft besteht darin, dass es kaum möglich ist, sämtliche Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung im Voraus zu erfassen und daraus den bevorstehenden Bedarf korrekt zu berechnen. Hinzu kommt, dass staatliche Unternehmen das unternehmerische Risiko auf die Allgemeinheit abwälzen. Kommt es zu Verlusten, springt der Staat in die Bresche. Das sind Faktoren, die in Teilen der Wirtschaft zu einer Überproduktion führen können.
Marktwirtschaft
Auch das heute am weitesten verbreitete Wirtschaftssystem, die freie Marktwirtschaft, ist vor Überproduktionen nicht gänzlich gefeit. Ein solcher Zustand kann auf verschiedene Arten entstehen:
- Fehleinschätzung: Ein Unternehmen schätzt den tatsächlichen Bedarf aufgrund von unzureichenden Analysen falsch ein und produziert demzufolge mehr als es tatsächlich absetzen kann.
- Unerwartete Konkurrenz: Es besteht ein mangelndes Angebot eines Produktes und mehrere Unternehmen entschließen sich unabhängig voneinander, die Produktion dieses Produktes aufzunehmen. In der Folge müssen sich die Unternehmen die Nachfrage gewissermaßen teilen, was zu einer ruinösen Konkurrenz führen kann.
- Steigende Betriebs- bzw. Unterhaltskosten des Produkts: Ein aktuelles Beispiel sind die steigenden Energie- und Rohstoffpreise, was bei diversen Autoherstellern in den USA zu Absatzproblemen und Gewinneinbrüchen geführt hat. Die steigenden Benzinpreise machen verbrauchsintensive Autos für den Konsumenten unattraktiv und die Nachfrage bleibt aus.
Landwirtschaft
Wohl am bekanntesten ist der Begriff Überproduktion aus der Landwirtschaft. Staatlich angesetzte Subventionen schafften falsche Anreize und führten so zur Überproduktion bei landwirtschaftlichen Gütern. Ende der 1970er Jahre entstanden so die Begriffe Butterberg, Fleischberg und Milchschwemme bzw. Milchsee.
Debatte
Wohl am häufigsten fällt der Begriff Überproduktion in Diskussionen über die Vor- und Nachteile der einzelnen Wirtschaftssysteme, insbesondere bei der Debatte über Planwirtschaft oder freie Marktwirtschaft. Tatsache ist, dass in beiden Systemen eine Überproduktion auftreten kann, die Marktwirtschaft darauf aber schneller reagieren kann, was aber wiederum negative Konsequenzen wie Werkschließungen, Entlassungen etc. nach sich ziehen kann.
Insbesondere findet man also den Begriff Überproduktion, auch Überproduktionskrise, als einen Gesichtspunkt der Kritik an der Freien Marktwirtschaft.
Medizin
In der Medizin bedeutet Überproduktion, dass der menschliche Körper von etwas mehr produziert als tatsächlich gebraucht wird. Es gibt diverse Krankheitsbilder, die durch eine Überproduktion verursacht werden:
- Adipositas (Fettsucht): wird dem Körper mehr Energie zugeführt als er benötigt, wird diese in Fettzellen gespeichert, so dass das Körpergewicht des Individuums zunimmt, nicht jedoch seine Größe. Dies führt zu einer Reihe von Zivilisationskrankheiten (Arteriosklerose, Hypertonus, Herzinfarkt u.a.)
- Das Cushing-Syndrom mit Osteoporose, Diabetes mellitus, Fettsucht (v. a. Stammfettsucht) und Muskelschwund kommt von einer Überproduktion von Glucocorticoiden.
- Die zerebral bedingte echte Pubertas praecox (Pubertas praecox vera) kommt durch eine Überproduktion von Regulationshormonen der Geschlechtshormonsekretion zustande.
Siehe auch
Kategorien:- Wettbewerbstheorie
- Subvention
- Nosologie
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