- Überwaldbahn
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Überwaldbahn Kursbuchstrecke (DB): 559 Streckennummer: 3579 Streckenlänge: 16,5 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) LegendeWeschnitztalbahn von Weinheim (Bergstraße) 0,0 Mörlenbach Keilbahnhof Weschnitztalbahn nach Fürth (Odenw) 2,6 Weiher 3,2 Weiherer Viadukt 26 m 3,7 Vöckelsbacher Viadukt 135 m 5,0 Mackenheimer Viadukt 73 m 5,4 Mackenheimer Tunnel 64 m 7,3 Kreidacher Viadukt 80 m 7,8 Kreidach 8,2 Waldmichelbacher Tunnel 679 m 9,6 Waldmichelbach Coronet-Werke 10,8 Unter-Waldmichelbach 11,2 Gleise bis Wahlen abgebaut 11,9 Aschbach 14,1 Affolterbach 15,9 Wahlen 16,0 Ursprüngliches Streckenende Die Überwaldbahn war eine Eisenbahnstrecke im Odenwald, die von Mörlenbach nach Wahlen führte.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bau
Erste Bestrebungen, den Überwald an das Eisenbahnnetz anzuschließen, gab es bereits 1867. Von verschiedenen Varianten wurde schließlich der Bau einer Bahn mit Anschluss an die Weschnitztalbahn in Mörlenbach gewählt. Im Frühjahr 1898 begannen die Bauarbeiten. Zwischen Weiher und Wald-Michelbach waren drei größere Viadukte sowie zwei Tunnel nötig, um die Strecke in der bergigen Landschaft über den Anstieg der Kreidacher Höhe zu führen. 1901 wurde die Strecke eröffnet.
Niedergang
Seit Mitte der 1960er Jahre war der Güterverkehr der Coronet-Werke stark angestiegen, der Personenverkehr rückläufig, so dass am 24. September 1983 der letzte Personenzug fuhr. Zuletzt waren auf der Strecke im Personenverkehr Schienenbusse eingesetzt. Nachdem die Coronet-Werke von Affolterbach nach Wald-Michelbach verlagert wurden, war auf dem Teilstück Unter-Wald-Michelbach–Wahlen auch der Güterverkehr rückläufig und wurde am 1. März 1984 eingestellt. 1985 wurden die Gleise zwischen Unter-Wald-Michelbach und Wahlen abgebrochen.
Seit 1985 betrieben nur noch die Coronet-Werke Güterverkehr auf dem verbliebenen Teilstück zwischen Mörlenbach und Wald-Michelbach. Da die Gleise jedoch nicht gepflegt wurden, verschlechterte sich der Zustand der Strecke zusehends. Am 31. März 1994 verkehrte der letzte Güterzug. In Mörlenbach wurde die Weiche des Gleisanschlusses an die Weschnitztalbahn ausgebaut. Die Empfangsgebäude an der Strecke sind an Private verkauft worden.
Auf dem abgebauten Streckenteil zwischen Unter-Waldmichelbach und Wahlen wurde 2000 ein Fahrradweg eröffnet.
Denkmalschutz
Die Strecke ist zwischen Mörlenbach und Wald-Michelbach insgesamt ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz[1].
Projektierte Reaktivierung
1. Projekt: Wiederaufnahme des Personenverkehrs
Ende 2005 gründete sich eine Initiative, bestehend aus einzelnen Politikern und dem Überwaldbahn e. V., einem Verein, der für die Reaktivierung der Strecke eintrat, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die Strecke zwischen Mörlenbach und Wald-Michelbach bis 2007 wieder für den Schienenpersonennahverkehr zu öffnen.
Nach diesem Vorschlag sollte der Endbahnhof in Wald-Michelbach am Wetzkeil liegen, um die Innenstadt und die Einkaufsmöglichkeiten mit der Region optimal zu verbinden.
Nach einer Trassenstudie der Deutschen Bahn AG sollte es ab 2008 theoretisch möglich sein, einzelne Pendlerzüge nach Mannheim oder Heidelberg durchzubinden. Vorgesehen waren nach diesem Konzept deshalb täglich vier Fahrten im Schnellverkehr von Wald-Michelbach bis nach Mannheim und Heidelberg. Die Überwaldbahn sollte in den Baden-Württemberg-Takt integriert werden und Anschlüsse an die S-Bahn RheinNeckar in Weinheim erhalten.
Da der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) nicht bereit war, sich hier finanziell zu engagieren, ließ sich das Ziel nicht verwirklichen.
2. Projekt: Museumsbahnverkehr
Im November 2005 stellte der Überwaldbahn e. V. den Vertretern der Gemeinden Mörlenbach und Wald-Michelbach ein Konzept zum Museumsbahnbetrieb auf der Überwaldbahn vor. Geplant war, ab Beginn der Frühjahrssaison 2008 in Kooperation mit dem Landkreis Bergstraße samstags und sonntags unter dem Namen „Nibelungen-Express“ von Ostern bis Ende Oktober einen Museumszug fahren zu lassen. Dafür wäre der derzeit nur mögliche Inselbetrieb ausreichend. Nachdem sich der Verein Überwaldbahn e. V., nach eigener Angabe aus Protest gegen den Kreistagsbeschluss zur Draisinenbahn, zum 30. Januar 2008 aufgelöst hat, wird dieses Projekt nicht weiter verfolgt.
3. Projekt: Draisinenbahn
Aus einer 2006 vorgelegten Nutzungsstudie kristallisierte sich als mögliche Nutzung ein touristischer Draisinenverkehr heraus. Diese Nutzung sichert den Trassenerhalt ohne erhebliche Investitionen, die ein „richtiger“ Eisenbahnbetrieb erforderte. Allerdings sind zusätzliche Investitionen in Höhe von 5,4 Mio. Euro z. B. für die Absicherung der fünf Viadukte und zweier Tunnel notwendig. Der Bund der Steuerzahler hat das Draisinenprojekt ins Schwarzbuch 2008 aufgenommen[2].
Ebenfalls im Jahr 2008 beschlossen der Kreis Bergstraße und die drei Anliegergemeinden, die Strecke für 300.000 € aufzukaufen und das Draisinen-Projekt umzusetzen. Hauptgrund für diese Entscheidung war, dass die Deutsche Bahn AG die Strecke verkaufen wollte, und diese Variante die einzige derzeit finanzierbare ist, um die Strecke als Ganzes zu erhalten. Als weiterer gewichtiger Grund wird der erwartete Touristenzustrom angeführt. Am 26. August 2010 erfolgte der „erste Spatenstich“ für das Projekt. Die Strecke soll von Solardraisinen befahren werden.[3] Die Fertigstellung - ursprünglich für den Sommer 2011 vorgesehen - verzögert sich.[4] Als Grund wird ein verzögertes Planfeststellungsverfahren genannt. Der Betrieb wird deshalb voraussichtlich erst in der Sommersaison 2012 aufgenommen werden.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Eisenbahn in Hessen. Bd. 2.2, S. 839.
- ↑ http://schwarzbuch08.steuerzahler.de/schwarzbuch-laender.php?idcountry=6
- ↑ khe, red: Strecke 3579 Mörlenbach-Wahlen. In: IBSE-Telegramm 238 (September 2010), S. 4; NN: Mit Muskelkraft und Sonnenernergie. In: Hessen@tiv 06/2011, S. 10.
- ↑ Laut Auskunft des Odenwaldkreises soll der Betrieb im September 2011 aufgenommen werden.
- ↑ khe: Strecke 3579 Mörlenbach-Waldmichelbach. In: IBSE-Telegramm 248 (Juli 2011), S. 3.
Literatur
- Volker Rödel, Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bd. 2.2. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, S. 839ff. (Strecke 0079).
- Hans-Günther Morr: Mit Volldampf durch den Odenwald. Die Geschichte der Weschnitztal- und Überwald-Bahn im Wandel der Zeit. Edition Diesbach, Weinheim 2002, ISBN 3-936468-11-7.
Weblinks
Commons: Überwaldbahn – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Spurweite 1435 mm
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