- Mörlenbach
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Wappen Deutschlandkarte 49.5991666666678.7347222222222160Koordinaten: 49° 36′ N, 8° 44′ OBasisdaten Bundesland: Hessen Regierungsbezirk: Darmstadt Landkreis: Bergstraße Höhe: 160 m ü. NN Fläche: 27,22 km² Einwohner: 10.140 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 373 Einwohner je km² Postleitzahlen: 69503–69509 Vorwahl: 06209 Kfz-Kennzeichen: HP Gemeindeschlüssel: 06 4 31 017 LOCODE: DE MEB Gemeindegliederung: Kerngemeinde, 6 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:Rathausplatz 1
69509 MörlenbachWebpräsenz: Bürgermeister: Lothar Knopf Lage der Gemeinde Mörlenbach im Landkreis Bergstraße Mörlenbach ist eine Gemeinde des Kreises Bergstraße im Süden von Hessen (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde liegt im Odenwald etwa 25 km nördlich von Heidelberg und rund 30 km nordöstlich von Mannheim. Sie befindet sich an der B 38 und wird von der Weschnitz und dem namensgebenden Mörlenbach durchflossen.
Geologie
→ Siehe auch: Geologie des Odenwaldes
Die nachweisbare geologische Geschichte Mörlenbachs beginnt mit der Bildung des Bergsträßer Odenwalds, der sich als westlicher Teil des Kristallinen Odenwalds von Darmstadt bis Heidelberg erstreckt. In weiterer Eingrenzung liegt Mörlenbach im Gebiet des sogenannten Weschnitz-Plutons (ein Granodiorit). Daran grenzen (im östlichen Teil der Kerngemeinde und in den Ortsteilen Weiher und Ober-Mumbach) der Tromm-Biotitgranit sowie (v. a. um Vöckelsbach) eine Mischzone aus metamorphen Gesteinschollen an, von Granitoiden durchdrungen bzw. umgeben. Diese Formationen wurden verursacht durch große Bewegungen der Erdkruste in zwei verschiedenen Erdzeitaltern. [2]
- Die Granodiorite und Biotitgranite sind im Erdaltertum (Paläozoikum) entstanden bzw. aus Altbeständen umgeformt worden. Die Größe und Verteilung der Kontinente war zu dieser Zeit ganz anders als heute[3]: „Mitteleuropa“ lag in einem Ozean-Gebiet südlich des Äquators und bestand aus kleinen Kontinenten. Damals driftete durch die Kontinentalverschiebung ein Südkontinent auf einen Nordkontinent zu. Dadurch kollidierten[4] die dazwischen liegenden „mitteleuropäischen“ Zwerg-Kontinente und in der Devon- und Karbon-Zeit (vor etwa 380–320 Mio. Jahren) erhob sich auf und zwischen ihnen das variszische Gebirge, zu dem der Odenwald zählt.[5]: In Folge der Zusammenschiebungen (Subduktion) wurden einmal die alten Gesteine tief in die Erdkruste versenkt und in dem oberen Erdmantel in ca. 15 Kilometer Tiefe aufgeschmolzen, zum Zweiten langsam – zusammen mit Magmagesteinen - zurück in die Erdkruste hochgedrückt, wo sie im Laufe von 60 Mio. Jahren allmählich abkühlten und auskristallisierten. Heute stecken im Bergsträßer Odenwald die Granite und Diorite als mächtige Intrusionskörper zwischen den Altbeständen, die zu Schiefern und Gneisen metamorph überformt wurden. Der Weschnitzpluton als größter einheitlicher Granodiorit-Verband des Bergsträßer Odenwalds entstand im Unterkarbon vor etwa 333 bis 329 Mio. Jahren. Der vor ca. 320 Mio. Jahren nachdringende Trommgranit verschweißte den Bergsträßer mit dem 50 Mio. Jahre älteren östlichen Böllsteiner Gneis-Odenwald. Im Gebiet Weiher-Vöckelsbach entwickelte sich eine Mischzone mit granitischen Gesteinen und umgewandelten Altbeständen, z.B. Biotit-Plagioklas-Gneis-Schollen - früher als Amphibolit bezeichnet. Bei diesen tektonischen Prozessen rissen immer wieder in den Gesteinsmassen Spalten auf, in welche Schmelzen eindrangen und dort zu Ganggesteinen auskristallisierten, beispielsweise die Kersantit-Gänge auf der Juhöhe. Ältere Granodioritbestände wurden durch jüngere aplitartige Granite durchtrümmert (Bonsweiher – Ober-Liebersbach).
- Viele Millionen Jahre später – das variszische Gebirge war durch Verwitterung bereits bis zu seinem Rumpf abgetragen - kam es in Mitteleuropa wieder zu starken Bewegungen in der Erdkruste: In Verbindung mit einer Rift-Zone vom Mittelmeer bis an die Nordsee brach – im Tertiär vor ca. 45 Mio. Jahren – der Oberrheingraben ein. In der Folge zerlegten viele Kreuz- und Querklüfte das Gebiet des heutigen Odenwaldes in Gebirgsblöcke und Gräben. Im Weschnitztal führten Scherbewegungen der sich gegeneinander verschiebenden Gesteinsmassen – in den sogenannten Mylonitzonen – zu einer Zertrümmerung der Granitgesteine – wie im östlichen Teil Mörlenbachs in Richtung Nieder-Mumbach. Einige Spalten im Mörlenbacher Raum füllten sich mit Quarz- und Schwerspatlösungen, z. B. an der Panoramastraße in Richtung Nieder-Mumbach oder am Steinböhl in Klein-Breitenbach. Durch ein, die Verwitterung und Abtragung begünstigendes, warmfeuchtes Tertiär-Klima und fluviatile Ausräumung des Hangschutts schnitt sich die Weschnitz tief ins Gelände ein, ebenso zersägten die Bäche der Seitentäler bei Mörlenbach die Bergmassive, deren obere Partien sich durch Risse in Blöcke teilten, die anschließend durch Chemische Verwitterung kugelförmige Felsburgen und -meere bildeten (Wollsackverwitterung), z.B. auf der Juhöhe.
- In der nachfolgenden Eiszeit herrschte im Odenwald ein Permafrost-Klima. D.h. der Boden war ständig tief gefroren. Bei Erwärmung (Ende der Eiszeit) taute die obere Schicht auf, die vom Schutt befreiten Gesteine rutschen auf dem noch gefrorenen Untergrund hangabwärt. So bildete sich aus dem Rumpf des variszischen Gebirges das heutige typische Mittelgebirgs-Landschaftsbild des weiträumigen – wie ein transmontanes Becken wirkenden – Weschnitztals und seiner Bergketten.
Zeugen der geologischen Vergangenheit sind [6]:
- historisch: Schwerspatabbau (Baryt) Nieder-Mumbach (um 1900)
- Amphibolitsteinbruch (s.o.: Biotit-Plagioklas-Gneis-Schollen) bei Mackenheim in Richtung Vöckelsbach
- ehemalige Granodiorit-Steinbrüche z. B. bei Bonsweiher in Richtung Juhöhe
- Ansammlungen großer Granodioritblöcke auf der Juhöhe - durch „Wollsackverwitterung“ und Abtragung des Verwitterungsschuttes entstanden
- Quarz-Baryt-Blöcke am Steinböhl in Klein-Breitenbach
Nachbargemeinden
Mörlenbach grenzt im Norden an die Gemeinde Rimbach, im Osten an die Gemeinden Wald-Michelbach und Abtsteinach, im Süden an die Gemeinde Birkenau, sowie im Westen an die Stadt Hemsbach und die Gemeinde Laudenbach (beide Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg) sowie im Nordwesten an die Stadt Heppenheim.
Gemeindegliederung
Mörlenbach besteht zunächst aus dem gleichnamigen Hauptort, in dessen Gemarkung sich die Weiler Klein-Breitenbach, Groß-Breitenbach, Bettenbach und Nieder-Mumbach befinden. Ferner gehören zur Gemeinde die im Nordwesten gelegenen Ortsteile Ober-Liebersbach und Bonsweiher mit der Siedlung Juhöhe, im Südosten die Ortsteile Weiher, Vöckelsbach, Ober-Mumbach mit dem Weiler Geisenbach, und schließlich ganz im Süden der Ortsteil Rohrbach.
Klima
Durch die Lage nahe an der Bergstraße herrscht in Mörlenbach ein mildes Klima, das häufig in einer für Deutschland sehr frühen Mandelbaumblüte sichtbar wird.
Geschichte
795 n. Chr. wurde Mörlenbach erstmals urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert gewann Mörlenbach an Bedeutung, da es strategisch günstig zwischen der Kurpfalz und Kurmainz lag. 1995 feierte Mörlenbach das 1200-jährige Bestehen. Durch die Gemeindegebietsreform wurden 1970/71 die Mörlenbacher Ortsteile eingemeindet.
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis: [7]
Kommunalwahl 2011%5040302010041,4%26,9%17,7%9,7%4,4%n. k.Gewinne und VerlusteParteien und Wählergemeinschaften %
2011Sitze
2011%
2006Sitze
2006%
2001Sitze
2001CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 41,4 13 42,7 13 41,6 15 SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 26,9 8 23,8 8 27,3 10 GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 17,7 6 10,3 3 7,4 3 UFW/FWG Unabhängige Freie Wähler/Freie Wählergemeinschaft 9,7 3 7,3 2 6,6 3 FDP Freie Demokratische Partei 4,4 1 5,8 2 3,5 1 BV Bürgervereinigung – – 10,1 3 13,6 5 gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 37 Wahlbeteiligung in % 47,4 47,7 54,0 Bürgermeister
Der Bürgermeister wird in direkter Wahl für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Seit 1991 ist Lothar Knopf Bürgermeister von Mörlenbach.
Wappen
Das Mörlenbacher Wappen zeigt drei silberne Glocken auf rotem Grund. Die abgebildeten Glocken wurden einer Sage nach in Mörlenbach während des Dreißigjährigen Kriegs aus Angst vor Plünderern in einem Teich versenkt, jedoch später trotz intensiver Suche nicht wieder gefunden.
Städtepartnerschaften
- Großbreitenbach (Thüringen)
- Aszófő (Ungarn)
- Gárdony-Agárd (Ungarn)
- Gondreville (Département Meurthe-et-Moselle, Frankreich)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Rund um den Marktplatz mit dem Dorfbrunnen findet man das alte und das neue Rathaus, die katholische Kirche und einen restaurierten Rest der Befestigungsmauer aus dem 13. Jahrhundert.
Das alte Rathaus stammt laut Türsturz aus dem Jahr 1504, das Fachwerk wurde jedoch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stark verändert. Bis 1930/31 als Schule und Lehrerwohnung verwendet, wurde das Gebäude dann zum Verwaltungssitz des Bürgermeisters umgebaut, welcher 1978 in das neu gebaute Rathaus verlegt wurde. Innen und außen renoviert wird es nun u. a. für standesamtliche Trauungen verwendet.
Die aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammende katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus beherbergt neben anderen Kunstwerken drei Altäre, darunter einer von Michel Erhart von 1494 und eine 400 Jahre alte Orgel aus der Kapelle des Friedrichsbaus im Heidelberger Schloss.
In Mörlenbach findet man mehrere Kreuze aus Rotsandstein, wie das vor dem südlichen Querhaus der katholischen Kirche von 1822.
Das 1994 fertiggestellte Bürgerhaus bietet Platz für bis zu 900 Personen und wird für ein breites Spektrum an Veranstaltungen verwendet.
Regelmäßige Veranstaltungen
Am letzten Augustwochenende findet jedes Jahr die Mörlenbacher Kerwe statt, deren Zentrum das Kerwedorf bildet. Höhepunkte sind das Feuerwerk am Freitag sowie der Kerweumzug mit rund 50 Zugnummern am Sonntag.
Am ersten Adventswochenende findet jedes Jahr der Mörlenbacher Adventsmarkt am Rathaus statt.
Alle zwei Jahre veranstalten Handel, Handwerk und Gewerbe im Zentrum Mörlenbachs den Krämermarkt, der sowohl der Leistungsschau als auch der Erhaltung alten Brauchtums dient.
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
- 6 Kindergärten
- 1 Grundschule
- 1 Schule für Lernhilfe (Weschnitztalschule)
Verkehr
Aufgrund der zentralen Lage im Weschnitztal ist Mörlenbach ein Verkehrsknotenpunkt. Durch Mörlenbach durch führt die Bundesstraße 38, welche die Hauptverkehrsader in den Ballungsraum Rhein-Neckar ist. Im Ortskern mündet die L 3120 aus dem Überwald kommend in die B 38 und führt weiter nach Heppenheim. Der 1999 eingeweihte Saukopftunnel verbindet Mörlenbach direkt mit dem Autobahnnetz.
Die Ortsumgehung B 38a ist in Planung und soll zu einer Entlastung der innerörtlichen Verkehrssituation beitragen. Die Planung wurde durch Diskrepanzen zwischen den Befürwortern unterschiedlicher Realisierungsmöglichkeiten jedoch verzögert. Hierbei wird über die von Umweltverbänden favorisierte Untertunnelung Mörlenbachs (Variante W4) und die von der Gemeinde favorisierte Umgehung (Variante O2) diskutiert.
Mörlenbach liegt im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar. Der Bahnhof Mörlenbach liegt an der Weschnitztalbahn Weinheim–Fürth (Odenwald). Dort halten stündlich, wochentags in den Hauptverkehrszeiten halbstündlich Regionalbahnen der DB Regio AG. Von der Weschnitztalbahn zweigte am Bahnhof die stillgelegte Überwaldbahn nach Wald-Michelbach ab.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Franz Adam Wagner (1869-1956), Landtagsabgeordneter
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
- ↑ Erwin Nickel: „Odenwald – Vorderer Odenwald zwischen Darmstadt und Heidelberg“. Sammlung geologischer Führer (2. Aufl.) 65, Borntraeger Berlin 1985.
- ↑ Wolfgang Franke: The mid-European segment of the Variscides: tectono-stratigraphic units, terrane boundaries and plate tectonic evolution. Geol.Soc.London Spec.Publ., 179, S. 35-61, 2000.
- ↑ R. Altherr u.a.: Plutonism in the Variscan Odenwald (Germany): from subduction to collision. Int. J. Earth Sci. 88, S. 422-443, 1999.
- ↑ Eckardt Stein u.a.: „Geologie des kristallinen Odenwalds – seine magmatische und metamorphe Entwicklung“ In: Jahresberichte und Mitteilungen Oberrheinischer Geologischer Verein, N.F.83, S. 89-111, 2001.
- ↑ Michael Fettel: „Mineralogie und Bergbau“. In: Heimatbuch Mörlenbach, S. 8, Mörlenbach 1983.
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Endgültiges Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
Weblinks
Commons: Mörlenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Internetseite der Gemeinde Mörlenbach
- Links zum Thema Mörlenbach im Open Directory Project
- Literatur von und über Mörlenbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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