Bergwerk Saar

Bergwerk Saar
Der Nordschacht ist der tiefste noch betriebene Schacht Europas.

Das Bergwerk Saar ist ein Steinkohlenbergwerk mit Hauptstandort (Seilfahrt und Kohleförderung sowie -aufbereitung) in Ensdorf sowie einem weiteren Standort (Seilfahrt) in Lebach-Falscheid im Landkreis Saarlouis. Es ist das letzte aktive Bergwerk der RAG Deutsche Steinkohle AG im Saarland. Es entstand zum 1. Januar 2004 durch die Zusammenführung der beiden Bergwerke Warndt/Luisenthal und Ensdorf zu einer organisatorischen Einheit mit weiterhin zwei Förderstandorten. Am 17. Juni 2005 wurde am Standort Warndt/Luisenthal die Steinkohlenförderung eingestellt.

Nach einer Erderschütterung im Februar 2008 kam es zu einer heftigen öffentlichen Diskussion über die Zukunft des Saarbergbaus, auch vor dem Hintergrund des generellen Abbauendes für deutsche Steinkohle. Durch Bergwerksbetreiber und Politik wurde ein Ende der Förderung im Bergwerk Saar im Jahr 2012 beschlossen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kohlenbergbau im Raum Ensdorf/Schwalbach ist für 1730 belegt; damals gewannen Bauern Kohlen ausgehender Flöze im Tagebau.[2] 1815 kamen die hieraus entstanden Gruben Griesborn und Schwalbach in den Besitz des Preußischen Bergfiskus, der die Kohlevorkommen systematisch ausbeutete: Die Bergbauverwaltung ließ Tagesanlagen errichten und 1826 den ersten Tagesschacht (Schacht Schwalbach) im preußischen Teil des Saargebietes abteufen. Für den Absatz der Kohle spielte zunächst die Saarschifffahrt eine wichtige Rolle. Hierfür legte man 1842 mit dem Ensdorfer Stollen einen über zwei Kilometer langen Transportstollen zum Saarufer an. 1857 wurde der Schacht Griesborn abgeteuft; er erhielt 1861 einen Anschluss an die Eisenbahnstrecke Saarbrücken–Trier. Hierdurch stiegen Förderung und Absatz sprunghaft an, so dass weitere Schächte abgeteuft wurden: Ensdorfer Schacht (1866), Ostschacht (1867, später nach dem saarländisch-französischen Marschall Michel Ney in Ney-Schacht umbenannt), Knausholzschacht (1873) und Wilhelmschacht (1877). 1910 wurde der Ensdorfer Stollen stillgelegt; 1913 wurde als neuer Hauptförderschacht der Saarschacht (später nach Jean Baptist Duhamel in Duhamelschacht umbenannt) angehauen. Ab 1936 wurde der Schacht Elm niedergebracht. Nach starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Förderung 1946 wieder aufgenommen. 1957 wurde aus den zusammengelegten Anlagen Duhamel und Griesborn das Bergwerk Ensdorf.

In den 1970er Jahren standen die Schächte Duhamel (Teufe: 868 Meter), Ney (651 Meter), Elm (281 Meter) und Dilsburg (632 Meter) in Betrieb. Die Hauptfördersohle befand sich in 608 Meter Teufe; mehr als die Hälfte der abgebauten Flöze wies eine Mächtigkeit über drei Meter auf. Bis 1976 wurden alle Streben auf Schildausbau umgestellt. Bedingt durch den Abbau in einem großen Gebiet bei nur wenigen Flözen waren in den 1970er Jahren über 100 Kilometer offene Strecken vorhanden. Zwischen 1975 und 1978 entstand mit dem Barbarastollen ein 3.500 Meter langer Schrägschacht, der einen Höhenunterschied von 610 Metern überwindet. Der Barbarastollen dient der Förderung aus dem Nordfeld; hierzu wurde er mit einer Bandanlage ausgerüstet, die 1.400 Tonnen pro Stunde transportieren kann. Ebenfalls in den 1970ern Jahren wurde der Nordschacht abgeteuft.

Gegenwart

Mit knapp 4000 Beschäftigten erwirtschaftete das Bergwerk Saar im Jahre 2006 einen Umsatz von rund 517 Millionen Euro. Im Jahre 2007 betrug die verwertbare Förderung rund 3,5 Millionen Tonnen Flammkohle. Die Tagesförderung lag bei durchschnittlich rund 14.400 Tonnen.

In die Schlagzeilen geriet das Bergwerk in den vergangenen Jahren durch bergbaubedingte Erderschütterungen. Nach einer schweren Erderschütterung der Stärke 4,0 auf der Richterskala am 23. Februar 2008 wurde von der saarländischen Landesregierung für das Bergwerk Saar ein Abbaustopp verfügt. Rund 3.600 Bergmänner wurden seitens der RAG Aktiengesellschaft zunächst von der Arbeit freigestellt.

Als Reaktion beschloss der Aufsichtsrat der RAG Deutsche Steinkohle am 14. März 2008 das Ende der Förderung im Bergwerk Saar bis 2012. Bis dorthin soll der Betrieb in reduzierter Form fortgeführt werden. Der Abbau im Feld Primsmulde-Süd, welcher vermutlich der Auslöser für die Erschütterung vom 23. Februar 2008 war, sowie im Flöz Schwalbach soll nicht mehr aufgenommen werden. Stattdessen soll zukünftig nur noch in den Flözen Grangeleisen und Wahlschied Steinkohle gefördert werden. Dadurch würde sich die Fördermenge auf ein Drittel der bisherigen reduzieren. 3.000 Arbeitsplätze könnten für die nächsten Jahre erhalten bleiben. Im Bebenjahr 2008 wurden nur noch rund 1 Million Tonnen Steinkohle gefördert, was einem Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro entspricht.[3]

Schächte

  • Duhamelschacht, Ensdorf (Seilfahrt sowie Materialbeförderung)
  • Neyschacht, Hülzweiler (ausziehender Wetterschacht)
  • Nordschacht, Lebach-Falscheid (Hauptseilfahrt sowie Materialbeförderung)
  • Südschacht, Walpershofen (ausziehender Wetterschacht)
  • Schacht Primsmulde, Nalbach (einziehender Wetterschacht)
  • Schrägschacht Barbara-Stollen, Ensdorf (Förderung von Kohle und Berge)

Der Nordschacht ist mit 1.750 Meter Teufe der tiefste noch betriebene Schacht Europas. Tiefer war nur der Schacht 371 der Wismut mit mehr als 1.800 Metern.

Sonstiges

Die Bergehalde des Bergwerks Saar bei Ensdorf wird umgangssprachlich auch Monte Duhamel (nach dem Duhamel-Schacht) bzw. Monte Schlacko genannt.

Einzelnachweise

  1. Saarbrücker Zeitung: Bittere Einsichten zum Festessen, Lokalnews vom 4. Dezember 2008
  2. Zur Geschichte der Grube Ensdorf siehe Rainer Slotta: Förderturm und Bergmannshaus. Vom Bergbau an der Saar. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, 17), Saarbrücker Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1979, ISBN 3-921646-18-9, S. 108f.
  3. RAG Deutsche Steinkohle AG. (abgerufen am 4. Juli 2010)

Weblinks

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