Grube Luisenthal

Grube Luisenthal
Blick vom Bahnhof

Die Grube Luisenthal war ein Steinkohlebergwerk im Völklinger Stadtteil Luisenthal. Die Grube wurde bekannt durch das schwerste Grubenunglück in der Geschichte des Saarlandes, bei dem am 7. Februar 1962 299 Bergleute starben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bergbau an zu Tage tretenden Kohleflözen im Gebiet des heutigen Luisenthals ist erstmals für das Jahr 1731 belegt.[1] 1818 fasste der Preußische Bergfiskus zwei bestehende Gruben zur Grube Gerhard zusammen. Um Kohlen zur damals noch unkanalisierten Saar fördern zu können, wurde 1837 der Veltheim-Stollen angehauen. Der 3705 Meter lange Stollen führte später zur Grube Viktoria in Püttlingen; das Mundloch liegt unweit der Grube Luisenthal. Der erste Schacht am heutigen Standort der Grube war der 1862 abgeteufte Albert-Schacht. Er lag unmittelbar an der 1858 eröffneten Eisenbahnstrecke von Saarbrücken nach Merzig, mit der sich die Absatzmöglichkeiten für Kohle verbesserten.

Ende des 19. Jahrhunderts waren die bislang abgebauten Flammkohlefelder nördlich der Saar erschöpft. Bohrungen in den Jahren 1897 und 1898 ergaben, dass ein 500 bis 600 Meter mächtiges Fettkohlengebirge auf beiden Seiten der Saar anstand. Zu dessen Erschließung wurde ab 1899 der Richardschacht I, ein Förderschacht am Standort des Albert-Schachtes, sowie der Delbrückschacht, ein Wetterschacht am linken Saarufer bei Klarenthal, abgeteuft. 1903 wurden Sohlen in 600 und 666 Meter Teufe aufgefahren. Bei Aus- und Vorrichtearbeiten kam es 1904 zu einem Kohlebrand, so dass die Grube für drei Monate unter Wasser gesetzt wurde. Ab 1910 wurde südlich der Saar mit dem Ostschacht bei Ottenhausen (später umbenannt in Calmeletschacht) ein weiterer Wetterschacht abgeteuft. Der 1912 angeschlagene Schacht Richard II sollte der Förderung von der Sohle in 830 Meter Teufe im Nordfeld der Grube dienen.

Im Oktober 1914 wurde nach einem weiteren Grubenbrand das gesamte Bergwerk unter Wasser gesetzt. Nach mehreren gescheiterten Versuchen konnte das Bergwerk unter französischer Verwaltung 1923 zum Teil gesümpft werden. Dabei blieb der Teil unterhalb der 600-Meter-Sohle unter Wasser, da es dort offenbar immer noch brannte. Infolge weiterer Grubenbrände und der schwierigen wirtschaftlichen Situation dauerte es bis 1935, bis eine reguläre Förderung aufgenommen werden konnte. Dabei wurde 1938 der Richardschacht II weiter abgeteuft. Während des Zweiten Weltkrieges war die Grube sowohl bei Kriegsanfang wie bei Kriegsende zwischen Dezember 1944 und Mai 1945 stillgelegt. Bei einem Grubenunglück am 16. Juli 1941 starben 31 Menschen.[2]

1954 wurde eine Grubengasabsaugung installiert, da weiterhin Probleme mit Gasausbrüchen bestanden. Das gewonnene Grubengas wird dem Kraftwerk Fenne zugeführt. 1954 wurde mit dem Abteufen des Alsbachschachtes im Saarbrücker Stadtteil Burbach begonnen, nachdem Probebohrungen große Kohlevorkommen nachgewiesen hatten. 1957 entstand ein Förderstollen, durch den die neugebaute Kokerei Fürstenhausen mit Kohle beliefert wurde. 1966 übernahm die Grube Luisenthal Grubenfelder der stillgelegten Grube Viktoria in Püttlingen und das Feld Amelung der Grube Von der Heydt. Zwischen 1965 und 1967 wurde der 5,5 Kilometer lange Ludwigsstollen als Verbundstollen zur Grube Jägersfreude aufgefahren. In den 1970er Jahren bildete Luisenthal zusammen mit der Grube Camphausen ein Verbundbergwerk; in den 1990er Jahren wurde sie mit der Grube Warndt zum Bergwerk Warndt/Luisenthal zusammengelegt.[3] Ein untertägiger Verbund wurde 1995 errichtet. Die Kohleförderung am Standort Luisenthal stellte man Ende 1994 ein, allerdings wurden die Schächte weiterhin zum Transport von Material und zur Seilfahrt verwendet. Mitte 2005 stellte das Bergwerk Warndt/Luisenthal endgültig die Steinkohlenförderung ein.[4] 2006 wurde der Warndt-Schacht mit Beton verfüllt. Die Richardschächte in Luisenthal werden zurzeit noch offen gehalten, da dort Methangas abgesaugt wird.

In der Zeit ihres Bestehens wurden insgesamt rund 58 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Im Jahr 1959 waren in Luisenthal etwa 3800 Bergleute beschäftigt. Die Belegschaft hat sich von 1958 bis 1994 fast halbiert, wohingegen sich die Untertageleistung (Kohleförderung pro Mannschicht) beinahe vervierfachte.[5]

Grubenunglück von Luisenthal

Am 7. Februar 1962 um 7.50 Uhr ereignete sich im Bergwerk Luisenthal das, nach dem Unglück in der Zeche Monopol Schacht Grimberg 3/4 1946 mit 405 Toten, bisher zweitschwerste Grubenunglück in der Geschichte Deutschlands. Durch eine Explosion im Alsbachfeld kamen 299 Bergleute zu Tode. Höchstwahrscheinlich ging sie von einem über- und unterbauten Querschlag aus, der nur schwach bewettert war und in dessen Firste sich Methangas angesammelt hatte. Beginnend als Grubengasabflammung, die im Bereich einer Streckeneinmündung eine Schlagwetterexplosion auslöste, kam es schließlich zu einer Reihe von Kohlenstaubexplosionen mit verheerender Wirkung. Die Zündursache blieb ungeklärt. Das Entzünden einer Zigarette (es wurde Rauchzeug gefunden) oder die Glühwendel einer beschädigten Kopfleuchte kommen am ehesten in Betracht. Zu diesem Zeitpunkt waren 664 Arbeiter unter Tage, 433 von ihnen im Explosionsbereich. Nur 61 blieben unverletzt. An das Unglück erinnert heute ein Denkmal mit einer Statue der heiligen Barbara.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zur Geschichte der Grube Luisenthal siehe Rainer Slotta: Förderturm und Bergmannshaus. Vom Bergbau an der Saar. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, 17), Saarbrücker Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1979, ISBN 3-921646-18-9, S. 112ff.
  2. Evelyn Kroker, Michael Farrenkopf: Grubenunglücke im deutschsprachigen Raum. Katalog der Bergwerke, Opfer, Ursachen und Quellen. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 79) Deutsches Bergbau-Museum, Bochum 1999, ISBN 3-921533-68-6, S. 423.
  3. Volker Fuchs: Mit Hacke und Schippe in die Tiefe gegraben. Grube Luisenthal wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. In: Saarbrücker Zeitung. 23. Februar 1999.
  4. Abschied von der Grube Luisenthal. In: Saarbrücker Zeitung. 3. Juli 2006.
  5. Schwerpunkt heute: Grube Luisenthal. In: Saarbrücker Zeitung. 26. August 1995.
  6. C. H. Fritzsche, H. Schulze-Rhonhof: Das Explosionsunglück auf der Grube Luisenthal. Glückauf 101 (1965), Heft 1, S. 23-33. (Mit Grubenriss des Alsbachfeldes)
49.2505555555566.905

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