Bernd Rothmann

Bernd Rothmann

Bernd Rothmann, auch Bernhard Rottmann (* 1495 in Stadtlohn bei Münster; † wohl nach 1535) war der Hauptprediger der sogenannten Wiedertäufer in Münster. Als deren intellektueller Kopf und Scharfmacher war er die einzige der Führungsfiguren, die nach der Erstürmung der Stadt Münster durch den belagernden katholischen Bischof Franz von Waldeck offensichtlich fliehen konnte. Rothmann oder dessen Leiche wurden jedenfalls nicht in der erstürmten Stadt gefunden; es fehlt aber auch jede Spur von Rothmann nach 1535.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rothmann hatte zunächst das Predigeramt an der Kirche St. Mauritz, danach an St. Lamberti in Münster inne.

Er probierte mehrere reformatorische Richtungen aus, bevor er sich dem Täufertum zuwandte. Als Zwinglianer teilte er das Abendmahl in Form von Stuten aus, was ihm den Spitznamen Stutenbernd eintrug.

1534 veröffentlichte er eine Schrift (Bekentones des globens und lebens der gemein Christe zu Monster), die so weite Verbreitung fand, dass der aus Pente stammende Sekretär des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, Wichmann (Wichmannus Bramescanus) eine Widerlegung der Münsterischen newen Valentinianer und Donatisten bekanntnis veranlasste, um eine weitere Stärkung des Wiedertäufertums bei den Christen zu Osnabrück jnn Westfalen zu verhindern.

Werk (Auswahl)

  • Eyn kortte Bekantnisse der Lere, so H. Berndt Rothman van Statloen tho Sant Mauritius vör der Stat Münster prediket hefft. (1532)
  • Confessionis Doctrinae Bernhardi Rothmanni Stadlonensis, Ecclesiastae Mauritani, Epitome. (1532)
  • Bekenntnisse von beyden Sacramenten, Doepe vnde Nachtmaele, der Praedicanten tho Munster (1533)
  • Bekentones des Globens und Lebens der Gemein Christe zu Monster. (1534)
  • Eyne Restitution edder eine Wedderstellinge rechter vnnde gesunder christliker Leer, Gelouens vnde Leuens vth Gades Genaden durch de Gemeinte Christi tho Munster an den Dach (= „Tag“) gegeuenn (1534)
  • Eyn gantz troestlick Bericht van der Wrake vnde Straffe des babilonischen Gruwels, an alle waren Israeliten vnd Bundtgenoten Christi, hir vnde dar vorstroyet, durch die Gemeinte Christi tho Munster (1534)
  • Van erdesscher (= „irdischer“) unnde tyliker (= „zeitlicher“) Gewalt. Bericht uith gotlyker (= „göttlicher“) Schryfft. (1535)

Ausgaben

  • Die Schriften Bernhard Rothmanns. Bearbeitet von Robert Stupperich (= Die Schriften der münsterischen Täufer und ihrer Gegner, Teil 1. - Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen; 32,1). Münster: Aschendorff, 1970.
  • Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer. Bearbeitet von Robert Stupperich (= Die Schriften der münsterischen Täufer und ihrer Gegner, Teil 3. - Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen; 32,3). Münster: Aschendorff, 1983.

Literatur

  • Willem de Bakker, Michael Driedger, James M. Stayer (Hg.): Bernhard Rothmann and the Reformation in Münster, 1530-35. Kitchener, Ont. 2009. ISBN 978-1-926599-06-9
  • Willem de Bakker: Bernhard Rothmann. Die Dialektik der Radikalisierung in Münster. In: Hans-Jürgen Goertz (Hrsg.): Radikale Reformatoren. 21 biographische Skizzen von Thomas Müntzer bis Paracelsus. Beck, München 1978, S. 167-178. ISBN 3-406-06783-2
  • Martin Brecht: Die Theologie Bernhard Rothmanns. In: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 78 (1985), 49-82.
  • Heinrich Detmer: Bilder aus den religiösen und sozialen Unruhen in Münster während des 16. Jahrhunderts. Teil 2. Bernhard Rothmann. Kirchliche und soziale Wirren in Münster 1525–1535. Der täuferische Kommunismus. Coppenrath, Münster 1904 (Digitalisat als PDF)
  • Bernhard Ebneth: Rothmann, Berndhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 126 f.
  • Ludwig Keller: Rothmann, Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 364–370.
  • Susanne Siebert: Rothmann, Bernhard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 825–827.

Weblinks


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