- Betriebliches Gesundheitsmanagement
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Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist die planvolle Organisation mehr oder weniger komplexer betrieblicher Gesundheitsdienstleistungen zum Zwecke der Erhaltung und zum Ausbau der Arbeitsbewältigungsfähigkeit der Mitarbeiter. [1]
Inhaltsverzeichnis
Ziele
Ziel des BGM ist, die Belastungen der Beschäftigten zu optimieren und die persönlichen Ressourcen zu stärken. Durch gute Arbeitsbedingungen und Lebensqualität am Arbeitsplatz wird auf der einen Seite die Gesundheit und Motivation nachhaltig gefördert und auf der anderen Seite die Produktivität, Produkt- und Dienstleistungsqualität und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens erhöht. Hier entsteht für Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine "Win-Win-Situation" und das Unternehmensimage als "Guter Arbeitgeber" im Sinne von "Corporate Social Responsibility" wird verbessert. Letzteres ist angesichts der demografischen Entwicklung und dem damit verbundenen Konkurrenzkampf um qualifizierte Nachwuchskräfte nicht zu unterschätzen.
BGM geht über die gesetzlichen Verpflichtungen eines Arbeitgebers zum Arbeitsschutz und zum betrieblichen Eingliederungsmanagement wesentlich hinaus. Ein ganzheitlicher Ansatz beinhaltet neben der betrieblichen Gesundheitsförderung Maßnahmen zur Verbesserung der Führungskultur, Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, sowie alternsgerechte Arbeit.
Analyse
Die wichtigsten Analyse-Instrumente sind die Gefährdungsbeurteilung (Arbeitsschutz), Fehlzeiten-Analysen, biometrische Daten, Gesundheitszirkel, Workshops, und Mitarbeiter-Befragungen. Durch die Kombination verschiedener Analysemethoden werden Handlungsbedarf und Problemfelder im Betrieb ermittelt und Maßnahmen festgelegt.
Strategie
In der Strategieentwicklungsphase sind Ziele, Handlungsfelder, zielführende Aktionen und Prozesse festzulegen. Als Leitfaden zur Strategieentwicklung bietet es sich an, drei große Ansätze und Zielrichtungen zu unterscheiden:
- Verhaltensprävention zielt auf eine gesunde Selbst-Steuerung von Einzelpersonen. Wirbelsäulenkurse, Stressbewältigungstraining, Grippeschutzimpfungen, Sucht-Beratung sind Instrumente zur Verhaltensprävention.
- Verhältnisprävention zielt auf gesunde Arbeitsbedingungen. Verbesserungen der Ergonomie am Arbeitsplatz oder der Arbeitsorganisation sind hier zu nennen.
- Systemprävention zielt auf ein "gesundes Miteinander" in der Zusammenarbeit, in der Hierarchie und im Gesamtunternehmen. Altersgemischte Gruppen, Betriebsvereinbarung Mobbing, Führungstraining sind Maßnahmen zur systematischen Prävention sozialer Konflikte.
Umsetzung
Nach der Analyse- und der Strategie-Phase werden ausgewählte Aktionen umgesetzt. Wichtige Schnittstellen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sind Arbeitsschutz und Betriebsmedizin. Im Anschluss an die Interventionen wird im Rahmen der Evaluation erneut analysiert, was sich durch die durchgeführten Maßnahmen verbessert hat: Wurden die Ziele erreicht? Ist der Krankenstand gesunken? Sind die Mitarbeiter motivierter und mit den Arbeitsbedingungen sowie dem Betriebsklima zufrieden?
Akteure
Unternehmensleitung, Personalabteilung, Betriebsrat, Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit sind wichtige Akteure innerhalb des Betriebes, die sich häufig im Rahmen einer BGM-Steuerungsgruppe organisieren. Vorübergehend kann externe Beratung und Unterstützung erforderlich sein, z.B. für Führungskräftetrainings, -coaching.
Weiterbildung
Eine Ausbildung zum „Betrieblichen Gesundheitsmanager“ qualifiziert zur Entwicklung und Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Unternehmen. Hier gibt es zertifizierte Studiengänge mit Zertifikat oder Masterstudiengänge. Diese Weiterbildung wird zum Beispiel vom Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung an der Universität Bielefeld oder von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement angeboten. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) bietet einen Zertifikatskurs Ausbildung zum Gesundheitsmanager im Betrieb an. Das Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Universität Koblenz-Landau bietet am Campus Landau den berufsbegleitenden Universitäts-Zertifikatslehrgang Circle of Excellence (CoE)© zum „Gesundheitsmanager (univ.)“ an. Betriebliche Gesundheitsmanager können jedoch nicht die Fachaufgaben z.B. des Betriebsarztes im Rahmen des BGM oder des BEM übernehmen.
Abschluss
- „Master of Workplace Health Management“ an der Universität Bielefeld
- „Gesundheitsmanager (univ.)“ am Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Universität Koblenz-Landau
- "Betrieblicher Gesundheitsmanager (IHK)" an der CARDEA Akademie für Gesundheitsberufe, Köln
Corporate Health Award
Der Corporate Health Award ist eine gemeinsame Initiative der Verlagsgruppe Handelsblatt, des TÜV SÜD Life Service und des Marktforschungsinstituts EuPD Research, die herausragende Unternehmensleistungen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung bewertet und zertifiziert. Ziel des Corporate Health Award ist es, die Relevanz betrieblicher Gesundheitskonzepte für den Wirtschaftsstandort stärker in den Managementansätzen zu verankern und die Akzeptanz der betrieblichen Gesundheitsförderung in den Chefetagen zu steigern. Im Rahmen des Corporate Health Award zeichnen Handelsblatt und EuPD Research Unternehmen mit besonders guten betrieblichen Gesundheitskonzepten aus und dokumentieren deren Vorbildfunktion durch die Vergabe von Unternehmenspreisen und Gütesiegeln.
Die Teilnahme am Corporate Health Award ist für die Firmen kostenlos und steht allen Unternehmen und Betrieben offen, die sich aktiv für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter einsetzen. Ausgezeichnet werden die besten Unternehmen aus acht Branchen und die Gewinner aus zwei Sonderkategorien. Auf Basis eines expertengestützten Bewertungssystems können sich Unternehmen zudem durch ein Gütesiegel zertifizieren lassen. Diese Siegel können an Unternehmen verliehen werden, die sich nachweislich und überdurchschnittlich für die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter engagieren und eine nachhaltige Personalstrategie verfolgen. Der Corporate Health Award ist eine Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Studienreihe "Gesundheitsmanagement" [2], die bereits seit 2005 die Strukturen, Strategien und Leistungen in deutschen Unternehmen untersucht und bewertet.
Literatur
- Freutsmiedl, Sabine (Hrsg.): Vitale Unternehmen in Balance: Ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanangement, Metabalance-Verlag: Leipzig 2011, ISBN 978-3-943256-00-0
- Weinreich, Ingo/ Weigl, Christian: Unternehmensratgeber betriebliches Gesundheitsschutzmanagement: Grundlagen - Methoden - personelle Kompetenzen, Erich Schmidt Verlag: Berlin 2011, ISBN 978-3503130573
- Meyer, Jörn-Axel/Tirpitz, Alexander: Betriebliches Gesundheitsmanagement in KMU – Widerstände und deren Überwindung, Lohmar 2008, ISBN 978-3-89936-737-9
- EuPD Research: "Betriebliches Gesundheitsmanagement 2007/08". Studie untersucht das Gesundheitsmanagement der 800 größten deutschen Unternehmen. Erstellt in Kooperation mit dem Handelsblatt, Prof. Badura, Bertelsmann-Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung und dem BKK Bundesverband. ISBN 978-3-9812322-3-3
- Badura, Bernhard/Ritter, Wolfgang/Scherf, Michael: Betriebliches Gesundheitsmanagement - ein Leitfaden für die Praxis, Edition Sigma, Berlin 1999, ISBN 3-89404-877-8
- Bernhard Badura u.a.: Fehlzeiten-Report 2008. Betriebliches Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen, Springer, 2008. ISBN 978-3-5406-9212-6 (Der Report erscheint jährlich. Themen mit Bezug zum betrieblichem Gesundheitsmanagement sind auch Work-Life-Balance im Jahr 2003 und Psychische Belastung am Arbeitsplatz im Jahr 1999.)
- Schröer, Alfons: Betriebliches Gesundheitsmanagement. Strategische Investitionen in die Gesundheit des Unternehmens und der Mitarbeiter - Neue Konzepte Modelle und Erfahrungen, Bremerhaven 2000, ISBN 3-89701-558-7
- Thorsten Uhle & Michael Treier: Betriebliches Gesundheitsmanagement. Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt - Mitarbeiter einbinden, Prozesse gestalten, Erfolge messen 1. Auflage. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-540-95933-5
- Mollenkopf Claus, Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung: Ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement System (GABEGS), 2003, mit aktuellem Stand: 20. Januar 2010, www.gesundheitsmanagement.bayern.de
- "Stress im Job - wie kann betriebliches Gesundheitsmanagement vorbeugen?", Aktuelle Literaturliste, zusammengestellt von der ZBW - deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften
Einzelnachweise
- ↑ Ingo Weinreich, Christian Weigl: Unternehmensratgeber betriebliches Gesundheitsschutzmanagement: Grundlagen - Methoden - personelle Kompetenzen, 2011, ISBN 978-3503130573
- ↑ EuPD Research: "Betriebliches Gesundheitsmanagement 2007/08". ISBN 978-3-9812322-3-3 | EuPD Research/ TÜV SÜD/ Handelsblatt: "Gesundheitsmanagement 2010". ISBN 978-3-941632-04-2.
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