TÜV SÜD

TÜV SÜD
TÜV SÜD AG
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Unternehmenssitz München, Deutschland
Unternehmensleitung

Axel Stepken (Vorsitzender), Manfred Bayerlein, Peter Klein

Mitarbeiter 10.860 (2006)
Umsatz 1,168 Mrd. EUR (2006)[1]
Website

www.tuev-sued.de

Der TÜV Süd (eigene Schreibweise „TÜV SÜD“) ist ein international tätiges deutsches Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in München.

Nach seinen Ursprüngen ist das Unternehmen eine rein technische Prüforganisation, operiert jedoch mit seinen Schwerpunkten Prüfung und Zertifizierung inzwischen in einem weiten Feld innerhalb der Dienstleistungsbranche. Es beschäftigt derzeit rund 11.000 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2006 weltweit einen Jahresumsatz von rund 1,2 Mrd. €.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Arbeitsfelder

Münchner Zentrale des TÜV Süd im Winter 2007

TÜV Süd ist mit mehr als 500 Standorten in ganz Deutschland, Europa, Amerika und Asien vertreten. Etwa ein Viertel des Umsatzes wird im Ausland erzielt. Zum Leistungsspektrum gehören neben technischen Prüfungen, Beratungen, Gutachten und Tests auch die Bereiche Ausbildung und Zertifizierung. Auch in den klassischen Dienstleistungen – Hauptuntersuchung („Prüfplakette“), Anlagenprüfung, Produkttests oder Gutachten – ist der TÜV Süd tätig. Im Jahr 2006 erwirtschafteten 10.860 Mitarbeiter 1,168 Mrd Euro.

Die Arbeitsfelder wurden parallel zur Technik-Entwicklung schrittweise erweitert (unter anderem elektrischer Strom, Kraftfahrzeuge, Fahrerlaubnisse, Kraftwerkstechnik, Brandschutztechnik, Seilbahnen, Personenaufzüge, Kernkraftwerke, Umweltschutz, Managementsysteme, Produktsicherheit, Grundstücksbewertung und Bautechnik). Darüber hinaus erfolgte die schrittweise Internationalisierung im europäischen Binnenmarkt, in Beitrittsländern wie der Türkei.

Marke, Logo, Image

TÜV Süd profitiert vom sehr hohen Bekanntheitsgrad der Marke TÜV. Das Konzern-Logo („Oktagon“) stellt eine abgewandelte achteckige Prüfplakette dar.

Logo

Zur weiteren Pflege des Images wurde im Jahr 2005 ein dreidimensionales Logo neu eingeführt. Der neue Unternehmens-Wahlspruch „Mehr Sicherheit. Mehr Wert.“ (auf englisch „Choose Certainty. Add Value.“) wird im Rahmen einer „Mehrwert-Kampagne“ öffentlich bekannt gemacht.

Beim 40. US International Film and Video Festival in Hollywood hat TÜV Süd mit seinem Imagefilm „Was sind das eigentlich für Menschen“ den „Gold Camera Award 2007“ gewonnen. In der Kategorie „Public Relations: Corporate Image“ wurde der erste Platz erreicht. Damit setzte sich TÜV Süd gegen mehr als 1.200 Bewerber aus 24 Ländern durch.

Eigenständigkeit

Neben TÜV Süd und TÜV Rheinland gibt es in Deutschland mit TÜV Nord eine weitere national wie international konkurrierende TÜV-Gesellschaft. Die völlige Eigenständigkeit dieser Unternehmen ist weiten Teilen der Bevölkerung, aber auch vielen Kunden der Unternehmen nicht bewusst. „Der TÜV“ wird vielfach als ein Unternehmen mit regionalen Erscheinungsbildern verstanden.

Dieser Bewusstseinswandel lässt sich jedoch nicht aufhalten, da infolge zunehmender Marktdurchdringung auch räumliche Nähe hergestellt wird. So befinden sich die üblicherweise bahnhofsnah gelegenen Begutachtungsstellen für Fahreignung oft in unmittelbarer Nachbarschaft, womit ein starker Profilierungsdruck in Richtung Kundenorientierung entsteht.

Beteiligungen

TÜV Süd ist eine Aktiengesellschaft, aber derzeit nicht börsennotiert. Das Unternehmen ist Mitglied im VdTÜV. Es wird von Dr.-Ing. Axel Stepken geleitet.

Firmengeschichte

Dampfkesselexplosion 1881. Lithographie des Bayerischen Dampfkessel-Revisionsvereins
Großwasserraumkessel, die vom TÜV-Süd betreut werden.

1866 bis 1900

1866 wird das Unternehmen in Mannheim als „Dampfkesselrevisionsverein“ gegründet [2]. Im Jahr 1874 erhielt der „Bayerische Dampfkesselrevisionsverein“ die königliche Anerkennung. Ziel und Aufgabe der Vereine war es, „Mensch, Umwelt und Sachgüter vor den nachteiligen Auswirkungen der Technik zu bewahren“. Früh schon wurden Beratungsempfehlungen für einen wirtschaftlicheren Betrieb der Anlagen gegeben. Die qualifizierte Beratung ist seit Beginn ein wichtiger Teil der Prüfaufgaben der Technischen Überwachungsvereine.

1900 bis 1938

Ab dem Jahr 1899 wurden die Sachverständigen nach tödlichen Stromunfällen auch für Elektrizitätskraftwerke tätig. Im Jahr 1906 wurden die stationären Dieselmotoren geprüft, ein Jahr später Personenaufzüge. Seit dem Jahr 1917 werden Ferndampfleitungen, und seit 1926 Lichtspieltheater regelmäßigen Prüfungen unterzogen. Bereits im Jahr 1929 wurde erstmals der Emissionsschutz geprüft: Staubbelästigungen im Zusammenhang mit der Kaminhöhe von Feuerungsanlagen. Die Kraftfahrzeugprüfungen erfolgten erstmals in den 1920er Jahren und seit 1929 werden auch „fliegende Bauten“ überprüft (also Fahrgeschäfte auf Jahrmärkten und Volksfesten wie dem Oktoberfest).

1938 bis 1945

Per Dekret der Reichsregierung wurde im Jahr 1938 allen Revisions-Vereinen die neue Bezeichnung „Technischer Überwachungsverein“ zugewiesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Vereine wegen ihrer Involvierung in die Strukturen des Nationalsozialismus (Gleichschaltung) von den Siegermächten aufgelöst.

1945 bis 2000

Die erste Neugründung nach dem Krieg erfolgte im Jahr 1947 in Bayern. In den 50er Jahren nahm der Verkehr mit dem beginnenden Wirtschaftswunder dramatisch zu, der Straßenverkehr wurde zum Haupt-Risikofaktor. Das Thema Auto und Verkehr gewann damit stetig an Bedeutung, ebenso auch die Leistungsfähigkeit und besondere Verantwortung der Menschen am Steuer. Das Jahr 1954 war die Geburtsstunde der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU).

Ganz neue Herausforderungen brachten die 60er Jahre: Kernenergie und Umweltschutz gerieten ins Visier der TÜV-Ingenieure. Später folgten der Bildungsbereich (TÜV SÜD Akademie) und die Produkt- und Materialprüfungen, die zur Gründung von TÜV SÜD Product Service führten. Seit Ende der 80er Jahre kümmert sich TÜV SÜD Management Service um Zertifizierung und Qualitätssicherung.

Der Aufbau des TÜV Sachsen erfolgte nach der Wende im Jahr 1992, die Fusion mit dem TÜV Südwest im Jahr 1996. Es entstand der TÜV Süddeutschland. Im Jahr 1999 folgte die Eingliederung der TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH. Mehrheitsgesellschafter ist seitdem die TÜV Süd AG.

Ab 2000

Im Jahr 2003 wurde TÜV Hanse gegründet; Mehrheitsgesellschafter ist die TÜV Auto Service GmbH. 2004 eröffnete TÜV Süd Life Service die Region Nord.

Das Jahr 2005 brachte die Gründung von TÜV SÜD Chemie Service, im gleichen Jahr übernimmt TÜV Süd 75 % der Anteile der LSG-Hygiene Institute GmbH und der LSG-ELAB GmbH von der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG Sky Chefs). Im Jahr 2006 wird die PSB-Unternehmensgruppe in Singapur erworben, zudem in den USA die Prüfdienstleister EST Testing Solutions (Michigan) und Petrochem Inspection Services (Texas).

Die geplante Übernahme des als „Schiffs-TÜV“ weltweit bekannten viertgrößten Klassifizierers Germanischer Lloyd (GL) sollte das umfangreiche Portfolio von Auto bis Industrieanlagen um ein neues Geschäftsfeld ergänzen und das Markenimage weiter positiv beeinflussen. Die Übernahme des GL und der Einstieg von TÜV Süd in das maritime Geschäft scheiterten jedoch am 15. Dezember 2006.[3]

Zu Beginn des Jahres 2007 gab es Bestrebungen zu einer Fusion der beiden Konzerne TÜV Süd und TÜV Nord.[4] Zur Diskussion stand der gemeinsame Name „TÜV Europe“. Nachdem Zeitungsberichte die Fusion bereits bestätigt und für September 2007 angekündigt hatten, verkündeten am 27. August 2007 die beiden Unternehmen, weiterhin eigenständig bleiben zu wollen.[5]

Im August 2007 erhielt TÜV Türk, ein Gemeinschaftsunternehmen von TÜV Süd mit den türkischen Partnern Dogus und Akfen, grünes Licht für den Aufbau der flächendeckenden Fahrzeugüberwachung in der Türkei[6][7][8]. TÜV Süd führt in der Türkei die Überprüfung von Fahrzeugen ein − in Etappen.

Im Februar 2008 bestätigten TÜV Süd und TÜV Rheinland, miteinander fusionieren zu wollen.[9][10] Ende August 2008 haben beide Unternehmen den Antrag auf Genehmigung beim Bundeskartellamt zurückgezogen, da dieses signalisiert hatte, der Fusion in der geplanten Form nicht zustimmen zu können. Im Dezember 2008 wurden die Fusionspläne endgültig aufgegeben.

Aktuell

Im Sommer 2008 hat TÜV SÜD alle Anteile an MSOURCE Medical Development erworben und baut damit den neuen Geschäftsbereich TÜV SÜD Life Science aus. MSOURCE wird als unabhängige Organisation im Verbund der TÜV SÜD Gruppe bestehen bleiben und wird für den neuen Geschäftsbereich, der beim Geschäftsfeld MENSCH angesiedelt ist, als Auftragsforschungsinstitut (Contract Research Organization, CRO), tätig sein. Damit dehnt die TÜV SÜD Gruppe ihre Aktivitäten in den Bereichen Zuverlässigkeit, Sicherheit und Qualität von Produkten nun auch auf die Bereiche Pharmazie und Biotechnologie aus. Für Medizinproduktehersteller bietet die TÜV SÜD Gruppe nun auch Leistungen im Bereich der klinischen Forschung an.[11] Im August 2008 erwirbt der TÜV SÜD die Brunel GmbH Railmotive mit den Standorten Berlin, Görlitz und Delitzsch und integriert sie in die Tochter TÜV SÜD Rail, die damit ihre Kompetenzen auch auf den Bereich Technische Dokumentation für Schienenverkehrswesen ausweitet.[12]

Referenzen/Quellen

  1. Geschäftsbericht 2006 (PDF)
  2. TÜV SÜD-Jubiläum in Mannheim 140 Jahre Verlässlichkeit und Innovation
  3. Schiffs-TÜV - Eklat beim Aktionärstreffen
  4. TÜV Süd und TÜV Nord verhandeln über Zusammenschluss
  5. Fusion von TÜV Süd und TÜV Nord geplatzt
  6. TÜVTURK eröffnet erste Prüfstelle in der Türkei
  7. Grünes Licht für den türkischen TÜV Der Tüv Süd übernimmt exklusiv die Kraftfahrzeugkontrolle in der Türkei.
  8. Auf die sanfte Tour
  9. Pressemitteilung des TÜV Rheinland vom 13. Februar 2008
  10. TÜV-Großfusion killt keine Jobs FTD,13. Febr. 2008: TÜV Süd und TÜV Rheinland wären zusammen der zweitgrößte Prüfkonzern der Welt hinter der börsennotierten schweizerischen SGS. ...]
  11. TÜV SÜD erwirbt MSOURCE und steigt in die klinische Forschung ein
  12. TÜV SÜD RAIL übernimmt Brunel Railmotive

Weblinks


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