Bildwissenschaft

Bildwissenschaft

Bildwissenschaft (auch Bildmedienwissenschaft, Bildforschung oder Visualistik) ist eine Wissenschaft, die aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen hervorgegangen ist und sich zunehmend fachübergreifend mit dem Phänomen Bild in jedem Medium und in jeder Form beschäftigt.

Im angelsächsischen Raum entsprechen ihr näherungsweise Fächer wie die visual (culture) studies.

Inhaltsverzeichnis

Gegenstandsbereiche, Theorien und Methodik

Bildwissenschaft versucht in fächerübergreifender Zusammenarbeit zu klären, was Bildsein und Bildverwendung in einem allgemeineren Sinne bedeuten. Sie steht für unterschiedliche Fragestellungen und Ansätze (hermeneutisch, historisch-kritisch, gestalterisch, medientechnisch u.a.) und damit eher für ein Problemfeld als für eine institutionell verankerte, eng umrissene oder grundständig studierbare Disziplin.

Zum Zwecke gegenseitigen Verständnisses der wissenschaftlichen Disziplinen versucht sie zu ermitteln, was die unterschiedlichen, bildbezogenen und bildverwendenden Wissenschaften unter dem Begriff „Bild“ verstehen (Klaus Sachs-Hombach).

Eine Definition des Begriffs erweist sich aufgrund der Übergänge zu anderen Symbolisierungsformen (Schrift, Zahl), aufgrund der historischen Transformation und Ausdifferenzierung des Bildes in technisch-medialer Hinsicht und der damit einhergehenden Bedeutungsverschiebungen (Bild als plastisches Kultbild, zweidimensionale Bildtafel, elektronisches TV-Bild) als problematisch, noch dazu im Hinblick auf die Schwierigkeit einer Übertragung des Begriffs in andere Landessprachen (Schulz 2005, Bruhn 2008). Immerhin zeigt sich aber, dass mit dem Blick auf Bilder jenseits des autonomen Kunstwerks (im Sinne des 19. Jahrhunderts) eine Verschiebung von Bewertungen einhergehen kann, welche die Aufmerksamkeit für weniger beachtete Bildformen erhöht (Elkins 1999).

Im Fokus des Interesses einer interdisziplinären Bildwissenschaft stehen nicht einzelne Bilder oder Kunstwerke; sie richtet sich vielmehr auf die menschliche Fähigkeit, Bilder gezielt zu erzeugen und als Kommunikationsmedium einzusetzen und sie wahrnehmen (rezipieren) und verwenden zu können.[1] Bildwissenschaft schließt dabei auch die Auswirkungen mit ein, welche die Herstellung und Verwendung von Bildern unterschiedlicher Machart auf den Menschen, sein Verhalten und seine Kultur haben.[2][3] Der Bildwissenschaft liegt dabei ein erweiterter Bild-Begriff zugrunde, welcher alle Arten von Bildern und deren unterschiedliche Nutzungszusammenhänge mit einschließt (z. B. Werbung, Kunstwerk, Propagandafilm). Der Forschungsgegenstand „Bild“ geht dabei über materielle Bildwerke (z. B. Skulptur und Malerei) hinaus und schließt ausdrücklich auch analog und virtuell verbreitete Bilder (z. B. Film, Internet), sowie immaterielle Bilder u. Vorstellungen (z. B. Stereotype und Vorurteile) mit ein.

Bildwissenschaft als eigenständige Disziplin wird dabei häufig als Ergänzung, teils aber auch als „Konkurrenz“ zu älteren Ansätzen innerhalb der am Aufbau einer allgemeingültigen Bildwissenschaft vertretenen wissenschaftlichen Disziplinen (u. a. Kunstgeschichte, Archäologie, Philosophie, Psychologie, Volkskunde/Europäische Ethnologie, Soziologie, Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Filmwissenschaft etc.) wahrgenommen. Rolle, Legitimation und praktische wie theoretische Ansätze der einzelnen am Aufbau einer interdisziplinär angelegten Bildwissenschaft beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen werden gegenwärtig intensiv und durchaus kontrovers diskutiert.

Innerhalb des Prozesses der Herausbildung einer Bildwissenschaft treffen unterschiedliche Forschungsansätze und -traditionen theoretischer wie methodischer Natur aus Geistes- und Sozial- Kommunikations- und Medienwissenschaften, aber auch Naturwissenschaften aufeinander. Hierbei sind insbesondere die Disziplinen Volkskunde/Europäische Ethnologie, Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Filmwissenschaft, Philosophie, Semiotik, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, aber auch Informatik (insbesondere Computervisualistik), Kognitionswissenschaft, Psychologie, Biologie, Physik und Medizin zu nennen.[4][2][5] Die Öffnung des wissenschaftlichen Horizonts zielt dabei auf einen stärker interdisziplinär ausgerichteten Austausch und die Vernetzung der unterschiedlichen Fragestellungen und Methoden zu einer systematischen Bildwissenschaft.

Als Beispiele für die oftmals innerhalb der Disziplinen als kontrovers angesehenen Entwicklungen sollen hier die Fächer Kunstgeschichte, Europäische Ethnologie und Informatik vorgestellt werden:

Bildwissenschaft und Kunstgeschichte

Das klassische Bild-Fach Kunstgeschichte, dessen Forschungsinteresse sich traditionell auf die künstlerischen Produkte der sogenannten Hochkultur konzentrierte und Bilder aus der sogenannten Massen- oder Popkultur auch zeitweilig ausschloss, steht in einem kritischen Verhältnis zu bestimmten Strömungen der Bildwissenschaft, insbesondere jenen, welche auf einen universellen oder historisch absoluten Bildbegriff hinarbeiten. Aus demselben Grunde forderten bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kunsthistorische Schulen wie die Ikonologie oder Kunstwissenschaft die Analyse von jeglichem Bildmaterial ein und nutzten Methoden aus der Psychologie oder Soziologie. Während populäre Kunsttheoretiker und -Kritiker der nachfolgenden Generationen wie Clement Greenberg den Bildbegriff wiederum im Sinne einer radikalen Autonomie der Kunst verhandelten, kamen spätestens in den 90er Jahren mit dem sogenannten Iconic Turn die Ideen Aby Warburgs und Erwin Panofskys erneut ins Gespräch. Kunstgeschichte verfolgt spätestens seit dieser Zeit das Ziel, aus den politischen oder religiösen Konflikten um Bilder („Bilderstreit“) deren spezifische Funktionen abzuleiten und dabei deutlich über eine obrigkeitlich organisierte oder sozial ausgezeichnete Hochkunst hinauszugehen (Warnke 1973/88; Bredekamp 1975).

Horst Bredekamp hat vor dem Hintergrund dieser Forschungstradition dazu aufgerufen, die Kunstgeschichte als paradigmatische Bildwissenschaft aufzufassen und entsprechend zu betreiben, also Kunstgeschichte als zentrale (und fachlich wie gegenständlich legitimierte) Bildwissenschaft aufzufassen.[6] Hingegen plädiert Hans Belting für eine radikale Erweiterung des wissenschaftlichen Forschungsgegenstandes und eine eindeutig interdisziplinär ausgerichtete Bildforschung; hierzu solle sich die Kunstgeschichte sowohl methodisch wie auch theoretisch für den Austausch mit anderen Disziplinen öffnen, wie dies beispielsweise in der praktischen Museumsarbeit von Kunsthistorikern und Kuratoren üblich geworden ist; dort sind bei der Erforschung und Bewertung eines Kunstwerks neben stilistischen und kunsthistorischen Gesichtspunkten naturwissenschaftliche Analysemethoden und zunehmend auch kulturhistorische und medienanalytische Methoden Standard.[5] In diesem Zusammenhang wurde die Hoffnung geäußert, dass diese methodischen und theoretischen Ansätze in Zukunft noch stärker in den universitären Lehrbetrieb Eingang finden, da ansonsten die Kunstgeschichte Gefahr liefe, ihre führende Rolle im Bereich der Bildwissenschaften an andere Disziplinen zu verlieren. Insbesondere die kunstgeschichtliche Erforschung moderner Medien (Film und Internet) steht hierbei vor großen Herausforderungen.

Bildwissenschaft und Ethnologie

Der für die Bildwissenschaft grundlegende Forschungsgegenstand „Bild“ wird innerhalb dieses „Vermittlerfaches“ Ethnologie nicht nur auf „externe“, d. h. materiell fassbare und physisch wahrnehmbare Bilder (Objektivationen) wie beispielsweise Kunstwerke, Skulpturen, Werbeplakate, Virtuelle Bilder beschränkt. In Anlehnung an Ansätze aus den Fächern Soziologie, medien- und Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Physik, Medizin, Biologie, Theologie, Philosophie und Geschichte werden auch „innere Bilder“ bzw. „Bilder im Geist“, wie bildhafte Erinnerungen, Vorstellungen, Vorurteile und Stereotype (Subjektivationen) in die ethnologische Bildforschung miteinbezogen und zueinander in Beziehung gesetzt. Weitere wichtige Forschungsschwerpunkte bilden Herstellungsmethoden, Distribution (Verbreitung und Vermarktung), Rezeption (Wahrnehmung)und Kommunikation (Weitergabe, Tradierung) von „Bildern“Bildern.[3][2] Der Forschungsgegenstand Bild wird dabei sowohl historisch (z. B. Hinterglasbildforschung) wie gegenwartsbezogen (z. B. Gewaltvideos, Virtuelle Welten im Internet) unter verschiedensten Gesichtspunkten (z. B. Handwerk, Industrie, Massenkunst, Stereotypforschung, Medienanalyse, Werbung etc.) untersucht. Die hierfür eingesetzten Methoden reichen vom Studium historischer Quellen, über verschiedene Interviewtechniken bis hin zur Online-Analyse. Nicht zuletzt wird innerhalb der ethnologischen Bildforschung auch der Umgang und die Nutzung von Bildern als didaktischer Mittel und als Forschungsgegenstand innerhalb der eigenen wissenschaftlichen Disziplin kritisch untersucht und hinterfragt.

Bildwissenschaft und Informatik

Der Informatiker Peter Schreiber sieht Bildwissenschaft als „Teil der Informatik, an dem bildliche Information in irgendeiner Weise beteiligt ist“. Schnittstellen sieht er unter anderem zu Mathematik, Logik, Informatik, Physik, Physiologie, Psychologie, Druck-, Film- und Videotechnik, Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft, Volkskunde, Rechtswissenschaft und Soziologie. Neben der Computergrafik spielen Bilder in der Informatik auch im Bereich der digitalen Bildverarbeitung eine wichtige Rolle. Zudem beginnt diese Disziplin auch, sich zunehmend der Aufgabe der Informationsvisualisierung (grafischer Repräsentation von Daten, insbesondere großer Mengen davon) zu widmen. Als informatisches Gegenstück der Bildwissenschaft werden all diese Bereiche seit neuerem unter der Bezeichnung „Computervisualistik“ zusammengefasst.[7] Insofern die Informatik die begrifflichen Bestimmungen ihrer Anwendungsgebiete in eine spezielle (nämlich algorithmische) Formalisierung zu bringen versucht, die es ermöglicht, die in dem Anwendungsgebiet verwendeten argumentativen Zusammenhänge an Beispielfällen automatisch von einem Computersystem durchspielen zu lassen, spiegelt die Computervisualistik viele wesentlichen Aspekte der allgemeinen Bildwissenschaft auf die ihr eigene Weise wider und kann auf diese Weise ebenfalls zur begrifflichen Klärung innerhalb der Bildwissenschaft beitragen.

Disziplinarität

Ausdehnungs- und Anwendungsgebiete einer möglichen universitären Disziplin unter dem Titel „Bildwissenschaft“ sind weit gespannt und könnten theoretisch von der Analyse bildgebender Verfahren in der Medizin bis zur Gestaltung von Werbemitteln reichen; vom Begriff her könnte sie sämtliche Fächer einschließen und theoretisch zusammenführen, die sich mit Bildern befassen oder auf Grundlage bildlicher Medien Wissen generieren. Darüber hinaus könnte sie sämtliche alltäglichen, künstlerischen oder medialen Aspekte der Bildgestaltung, –verwendung und -wahrnehmung einschließen und damit Fragen behandeln, die bereits seit längerem Gegenstand von Kunstgeschichte und Archäologie, Anthropologie, Psychologie, Ästhetik, Kulturwissenschaft, Visueller Kommunikation und Design sind.

Daher muss eine „Bildwissenschaft“ eine darüber hinausgehende engere oder allgemeinere Bestimmung ihrer Aufgaben vornehmen (vgl. auch "Programmatik"). Diese könnte beispielsweise bestehen in der

  • Entwicklung von Gestaltungslehren für neue Medien
  • Entwicklung von Datenbank- und Archivierungsstrategien für visuelle Medienprodukte
  • Analyse bildgebender Verfahren
  • Vertiefung der interdisziplinären Forschung auf dem Gebiet der visuellen (speziell bildlichen) Denk-, Lern- und Verstehensprozesse
  • Erforschung historischer und gegenwärtiger Zusammenhänge der Produktion, Rezeption, Adaption, Manipulation und Distribution von Bildern
  • Theoretischen Präzisierung des Verhältnisses von Kunst und Bild

Programmatik

Eine zeitgemäße interdisziplinäre Bildwissenschaft muss den Forschungsgegenstand „Bild“ begrifflich möglichst weit gefasst definieren. Ein umfassender interdisziplinärer Austausch von Theorien und Methoden ist hierbei nötig.

Die noch immer zu findende qualitative Trennung von Kunst-Bildern und Bildern des Alltags, wie sie beispielsweise gegenüber Bildern in Massenmedien oder dem Internet verbreitet ist, ist generell aufzuheben.[2] Die „Trennungslinien zwischen Bildern der Kunst und den Bildern des Konsums“ sind hierbei bei Erforschung des Phänomens „Bild“ zu verwerfen.[8]

Ziel einer zeitgemäßen Bildwissenschaft ist die Bestimmung des Bildhaften als spezifische Kommunikationsform. Nach Schirra 2005 [7] steht dabei nicht die Analyse bestimmter Bilder oder bildhafter Phänomene im Vordergrund, sondern das weitreichendere Forschungsinteresse, das auf diesen Analysen aufsetzt.

Kein Gegenstand ist jedoch aus sich heraus und an sich ein Bild, sondern wird innerhalb eines je spezifischen Umgangs- und Funktionszusammenhangs als solches verwendet. Für die Bildwissenschaft bedeutet das einerseits, dass sie sich grundlegenden Fragen der Fähigkeit zum Bildgebrauch zuwenden muss; die konkrete Anwendung dieser Fähigkeit in einer bestimmten Situation, welche die spezifischen Bedeutungen von Bildern in dem jeweiligen Funktions-Zusammenhang ausmacht und festlegt, spielt hierbei eine wichtige Rolle.[2][3] Andererseits folgt daraus, die historischen Wandlungen des Bildes und seines Begriffs zu berücksichtigen, da diese sich aus konkreten künstlerischen Praktiken, ökonomisch-juristischen Diskursen oder theologischen und politischen Konflikten um Bilder und Bildhoheiten ableiten, durch die auch definiert wird, welchen individuellen oder gesellschaftlichen Status das Bild besitzt, welche Funktionen es erfüllt und welche Bedeutung ihm schließlich bei seiner Erforschung überhaupt zukommt (Bruhn 2003).

Systematik

Der Volkskundler und Ethnologe Nils Arvid Bringéus hat 1982 in seinem Buch „Volkstümliche Bilderkunde“ folgende Gliederung der Gegenstandsbereiche einer (ethnologischen) Bildforschung vorgeschlagen:

  • „Bildbotschaft“ (Religiöse Botschaften, Moralische Botschaften, Soziale Botschaften)
  • „Bildstruktur“ (Bildsequenzen, Einzelbilder, Bildpaare, Kontrastbilder)
  • „Bildveränderung“ (Weitergabe von Bildern, Modernisierung von Bildern, Lokale und soziale Anpassung von Bildern, Funktionsaustausch von Bildern)
  • „Bildmanipulation“ (Archaisierung, Verschönerung, Plagiate, Kompilate, Fabulate, Zitate)
  • „Bildstabilität und Bildvariation“ (Bildvarianten, Bildbotschaften, Bildstruktur)
  • „Bild und Erkenntnissuche“ (Historischer Zusammenhang, Formensprache, Sachanalyse, Motivanalyse, Funktionsanalyse)
  • „Bildbetrachter und Bildbotschaften“ (unterschiedliche Interpretationen und Nutzungen des gleichen Bildes durch unterschiedliche Bildbetrachter, Bsp. Die Schülerin – Ein Albumbild; Die Lehrerin – Ein Identifikationsbild; Der Kunstkritiker – ein Propagandabild; Der Ethnologe – Ein Spiegelbild menschlicher Kultur).[3]

Bringéus' Ansätze einer Systematik der ethnologischen Bildforschung unterscheiden sich nur unwesentlich von der Beschreibung des Gegenstandsbereichs einer allgemeinen Bildwissenschaft des Philosophen Klaus Sachs-Hombachs.[9] Klaus Sachs-Hombach beschreibt diesen Gegenstandsbereich als „eine Disziplin, in der Bilder und Bildverwendungen in allen relevanten Bereichen und Aspekten beschrieben und, soweit möglich, durch geeignete grundlegende Prinzipien erläutert werden“. Er schlägt zu diesem Zweck – nach dem Vorbild der Sprachwissenschaft und Semiotik – eine Grobaufgliederung der Bildwissenschaft in die Bereiche Bildsyntax, Bildsemantik und Bildpragmatik vor.

Grundfragen einer Bildwissenschaft könnten zum gegenwärtigen Zeitpunkt programmatisch lauten: „Was ist ein Bild?“[10], „Wie und wozu werden Bilder verwendet?“[3], „Wie bestimmen Bilder den Alltag von Menschen?“[2][3] und „Was charakterisiert die Fähigkeit, überhaupt Bilder verwenden zu können?“[11].

Visual studies

Die so genannten visual studies, synonym oft auch visual culture genannt, sind eine relativ junge geisteswissenschaftliche Disziplin, die sich den Phänomenen des Visuellen in modernen Kulturen widmet. Die visual studies sind aus den Ende des 20. Jahrhunderts im angelsächsischen Bereich entstandenen, an der Analyse von Populärkultur orientierten cultural studies hervorgegangen. Sie haben sich in den 1990er-Jahren zuerst im US-amerikanischen Raum etabliert, finden mittlerweile aber auch in Deutschland immer stärkere Beachtung.

Angesichts der ambivalenten Übersetzung des Begriffs „Bild“ ins Englische (picture/image) sowie aufgrund der spezifischen Diskussionssituation geht die englischsprachige Literatur derzeit im Gegenzug dazu über, die deutschen Beiträge ihrerseits unter dem deutschen Begriff „Bildwissenschaft“ zusammenzufassen.

Medien und Kunst, aber auch allgemeiner die kulturellen Aspekte des Sehens bilden das vielseitige Arbeitsfeld dieser Forschungsrichtung. Die visual studies umfassen einen großen Zeitrahmen und gehen über die Moderne bzw. Postmoderne hinaus. Einige Vertreter (u.a. James Elkins) betonen die Bedeutung naturwissenschaftlicher Aspekte.

Lehrveranstaltungen zum Thema Visual Studies werden u.a. angeboten in Bereichen der Kunstgeschichte, Englisch, Kulturwissenschaft, Ethnologie bzw. Anthropologie, Soziologie, Geschichtswissenschaft, Philosophie, Semiotik, Visuelle Kommunikation, Film- und Medienwissenschaft.

Studienangebote

  • Donau-Universität Krems, Krems, Niederösterreich, Österreich: Bildwissenschaft (MA), Fachvertiefung Fotografie/Ausstellungsdesign/Digitales Sammlungsmanagement (berufsbegleitend); MedienKunstGeschichte MA (berufsbegleitend, in engl. Sprache)[12]
  • Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Sachsen-Anhalt, Deutschland: Medienbildung: Visuelle Kultur und Kommunikation (BA, MA) [13] [14]
  • Georg-August-Universität, Göttingen, Niedersachsen, Deutschland: Bildkompetenz als Schlüsselqualifikation (BA) [15]

Literatur

  • Emmanuel Alloa (Hrsg.): Bildtheorien aus Frankreich. Eine Anthologie, Fink, München 2011, ISBN 978-3770550142
  • Emmanuel Alloa: Das durchscheinende Bild. Konturen einer medialen Phänomenologie, diaphanes, Berlin-Zürich 2011, ISBN 978-3-03734-119-3
  • Doris Bachmann-Medick: Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. 3., neu bearb. Aufl. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-55675-3 (darin Kapitel Iconic Turn, S. 329–380)
  • Hans Belting: Bild-Anthropologie. Entwürfe für eine Bildwissenschaft. Fink, München 2001.
  • Hans Belting (Hrg.): Bildfragen: Die Bildwissenschaften im Aufbruch. Fink, München 2007.
  • Elize Bisanz: Malerei als écriture. Semiotische Zugänge zur Abstraktion. DUV, 2002.
  • Gottfried Boehm (Hrsg.): Was ist ein Bild?. Fink, München 1994.
  • Horst Bredekamp: Bildwissenschaft. In: Metzler Lexikon Kunstwissenschaft. Metzler, Stuttgart 2003.
  • Horst Bredekamp, Matthias Bruhn, Gabriele Werner: Bildwelten des Wissens. Kunsthistorisches Jahrbuch für Bildkritik. Berlin 2003ff.
  • Horst Bredekamp und Jörg Trempler: Image et art. In: Dictionnaire mondial des images. Ed. Laurent Gervereau, Paris, November 2006.
  • Nils Arvid Bringéus: Volkstümliche Bilderkunde. München 1982.
  • Horst Bredekamp: Kunst als Medium sozialer Konflikte: Bilderkämpfe von der Spätantike bis zur Hussitenrevolution. Frankfurt am Main 1975.
  • Matthias Bruhn: Das Bild. Theorie - Geschichte - Praxis. (Akademie Studienbücher). Berlin 2008.
  • Matthias Bruhn: Bildwirtschaft. Verwaltung und Verwertung der Sichtbarkeit. Weimar 2003.
  • Kathrin Busch, Iris Därmann (Hrsg.): Bildtheorien aus Frankreich. Ein Handbuch, Fink, München 2011, ISBN 978-3770550135
  • Karl Clausberg: Zwischen den Sternen: Lichtbildarchive. Was Einstein und Uexküll, Benjamin und das Kino der Astronomie des 19. Jahrhunderts verdanken. Berlin 2006.
  • Karl Clausberg, Elize Bisanz, Cornelius Weiller (Hrsg.): Ausdruck – Ausstrahlung – Aura. Synästhesien der Beseelung im Medienzeitalter. Hippocampus Verlag, 2006.
  • Christian Doelker: Ein Bild ist mehr als ein Bild: visuelle Kompetenz in der Multimedia-Gesellschaft. Stuttgart 1999.
  • James Elkins: The Domain of Images. Ithaca, NY u.a. 1999.
  • Gustav Frank, Barbara Lange: Einführung in die Bildwissenschaft. Bilder in der visuellen Kultur. Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-20937-8.
  • Helge Gerndt, Michaela Haibl (Hrsg.): Der Bilderalltag. Perspektiven einer volkskundlichen Bildwissenschaft. (= Münchner Beiträge zur Volkskunde; Bd. 33) Waxmann, Münster u. a. 2005, ISBN 3-8309-1553-5.
  • Oliver Grau: Virtual Art. From Illusion to Immersion. MIT-Press, Cambridge/Mass. 2003.
  • Oliver Grau, Andreas Keil (Hrsg.): Mediale Emotionen. Zur Lenkung von Gefühlen durch Bild und Sound. Fischer, Frankfurt am Main 2005.
  • Oliver Grau (Hrsg.): MediaArtHistories. MIT-Press, Cambridge/Mass, 2007.
  • Oliver Grau (Hrsg.): Imagery in the 21st Century. MIT-Press, Cambridge 2011.
  • Christoph Hamann: Visual History und Geschichtsdidaktik. Bildkompetenz in der historisch-politischen Bildung. Centaurus, Herbolzheim 2007, ISBN 978-3-825-50687-2.
  • Anne von der Heiden: per imaginem. Bildlichkeit und Souveränität. Diaphanes Verlag Zürich, Berlin 2005.
  • Marlies Heinz/Dominik Bonatz (Hrsg.): Bild – Macht – Geschichte. Visuelle Kommunikation im Alten Orient, Berlin 2002, ISBN 3-496-01258-7
  • Donald D. Hoffman: Visuelle Intelligenz. Wie die Welt im Kopf entsteht. dtv, München 2003.
  • Torsten Hoffmann, Gabriele Rippl (Hrsg.): Bilder. Ein (neues) Leitmedium? Wallstein, Göttingen 2006.
  • Tom Holert (Hrsg.): Imagineering. Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit. Buchhandlung König, Köln 2000.
  • Tom Holert: Regieren im Bildraum. Berlin: Popylen, 2008. - Einzelanalysen der internationalen Bildpolitik der letzten Jahre.
  • Ferenc Jádi: Von der Zeichnung. Institut für Buchkunst, Leipzig 1998.
  • Jost Philipp Klenner, Jörg Probst (Hrsg.): Ideengeschichte der Bildwissenschaft. Siebzehn Porträts. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2009, ISBN 978-3-518-29537-3.
  • Thomas Knieper, Marion G. Müller (Hrsg.): Kommunikation visuell: Das Bild als Forschungsgegenstand – Grundlagen und Perspektiven. Herbert von Halem, Köln 2001.
  • Thomas Knieper, Marion G. Müller (Hrsg.): Authentizität und Inszenierung von Bilderwelten. Herbert von Halem, Köln 2003.
  • Thomas Knieper, Marion G. Müller (Hrsg.): Visuelle Wahlkampfkommunikation. Herbert von Halem, Köln 2004.
  • Thomas Knieper, Marion G. Müller (Hrsg.): War Visions: Bildkommunikation und Krieg. Herbert von Halem, Köln 2005.
  • Klaus Krüger u.a. (Hrsg.), Imagination und Wirklichkeit. Zum Verhältnis von mentalen und realen Bildern in der Kunst der frühen Neuzeit, Mainz 2000.
  • Klaus Krüger, Das Bild als Schleier des Unsichtbaren. Ästhetische Illusion in der Kunst der frühen Neuzeit in Italien, München 2001.
  • Christa Maar, Hubert Burda (Hrsg.): Iconic Turn. Die neue Macht der Bilder. DuMont, Köln 2004.
  • Tanja Michalsky: Projektion und Imagination. Die niederländische Landschaft der Frühen Neuzeit im Diskurs von Geographie und Malerei, München 2011.
  • Nicholas Mirzoeff: An Introduction to Visual Culture. Routledge, London und New York 1999.
  • Nicholas Mirzoeff (Hrsg.): The Visual Culture Reader. Routledge, London/New York 1998.
  • W. J. T. Mitchell: Bildtheorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 3-518-58494-4.
  • Marion G. Müller: Grundlagen der visuellen Kommunikation. UVK, Konstanz 2003.
  • Gerhard Paul: Visual History. Ein Studienbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-36289-1.
  • Uwe Pörksen: Weltmarkt der Bilder – Eine Philosophie der Visiotype. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, ISBN 3-608-93407-3.
  • Ingeborg Reichle, Steffen Siegel, Achim Spelten (Hrsg.): Verwandte Bilder. Die Fragen der Bildwissenschaft. 2., durchgesehene Auflage. Kadmos, Berlin 2008, ISBN 978-3-86599-034-1.
  • Ingeborg Reichle, Steffen Siegel, Achim Spelten (Hrsg.): Visuelle Modelle. Wilhelm Fink, München 2008, ISBN 978-3-7705-4632-9.
  • Ingeborg Reichle, Steffen Siegel (Hrsg.): Maßlose Bilder. Visuelle Ästhetik der Transgression. Wilhelm Fink, München 2009, ISBN 978-3-7705-4801-9.
  • Klaus Sachs-Hombach: Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln 2003, ISBN 3-9316-0670-8.
  • Klaus Sachs-Hombach (Hrsg.): Wege zur Bildwissenschaft. Interviews. Köln 2003, ISBN 3-931606-62-7 (Interviews mit Bildwissenschaftlern)
  • Klaus Sachs-Hombach (Hrsg.): Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung. Herbert von Halem, Köln 2005, ISBN 3-931606-73-2 .
  • Klaus Sachs-Hombach (Hrsg.): Bildwissenschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-29351-6.
  • Klaus Sachs-Hombach u. a. (Hrsg): IMAGE. Journal of Interdisciplinary Image Science. Herbert von Halem, Köln 2005, ISSN 1614-0885
  • Klaus Sachs-Hombach (Hrsg.): Bild und Medium. Kunstgeschichtliche und philosophische Grundlagen der interdisziplinären Bildwissenschaft. Herbert von Halem, Köln 2006, ISBN 3-938258-22-5 .
  • Jörg R. J. Schirra: Ein Disziplinen-Mandala für die Bildwissenschaft. Kleine Provokation zu einem Neuen Fach. In: IMAGE, Vol. I 2005 (E-Text)
  • Jörg R. J. Schirra: Begriffsgenetische Betrachtungen in der Bildwissenschaft: Fünf Thesen. In: K. Sachs-Hombach (Hrsg.): Bild und Medium. Kunstgeschichtliche und philosophische Grundlagen der interdisziplinären Bildwissenschaft. Herbert von Halem Verlag, Köln 2006, ISBN 3-938258-22-5, S. 197–215. (E-Text)
  • Jörg R. J. Schirra, Klaus Sachs-Hombach: Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In: Essener Linguistische Skripte – elektronisch. (ELiSe) Jahrgang 6, Heft 1 (2006), ISSN 1617–5425, S. 51–72. (E-Text)
  • Jörg R. J. Schirra, Klaus Sachs-Hombach: Fähigkeiten zum Bild- und Sprachgebrauch. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung. Band 54(2006)/6, ISSN 0012–1045, S. 887–905. (E-Text)
  • Martin Schulz: Ordnungen der Bilder. Eine Einführung in die Bildwissenschaft. Fink Verlag, München 2005.
  • Martin Schuster: Wodurch Bilder wirken. Psychologie der Kunst. DuMont, Köln 2002.
  • Daniel Spanke: Porträt – Ikone – Kunst. Methodologische Studien zum Porträt in der Kunstliteratur. Zu einer Bildtheorie der Kunst. Fink, München 2004.
  • „Sichtbarkeit der Geschichte“. Beiträge zu einer Historiografie der Bilder. In: Historisches Forum. Band 5, 2005 (alle Beiträge im Volltext)
  • Marita Sturken, Lisa Cartwright: Practices of Looking: An Introduction to Visual Culture. Oxford University Press, New York 2001, ISBN 0-19-874271-1.
  • Martin Warnke: Bildersturm: Die Zerstörung des Kunstwerks (1973). Neuausgabe Frankfurt am Main 1988.
  • Beat Wyss, Vom Bild zum Kunstsystem. (2 Bände). Walther König, Köln 2006, ISBN 3-86560-030-1.
  • Thomas Hensel: Kunstwissenschaft als Bildwissenschaft. In: Thomas Hensel/Andreas Köstler (Hrsg.): Einführung in die Kunstwissenschaft. Reimer, Berlin 2005, S. 73-94
  • Thomas Hensel: Wie aus der Kunstgeschichte eine Bildwissenschaft wurde: Aby Warburgs Graphien. Akademie, Berlin 2011

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jörg R. J. Schirra & Klaus Sachs-Hombach 2006.
  2. a b c d e f Helge Gerndt, Michaela Haibl (Hrsg.): Der Bilderalltag. Perspektiven einer volkskundlichen Bildwissenschaft. (= Münchner Beiträge zur Volkskunde; Bd. 33) Waxmann, Münster u. a. 2005.
  3. a b c d e f Nils Arvid Bringéus: Volkstümliche Bilderkunde. Callwey Verlag, München 1982.
  4. Klaus Sachs-Hombach 2005
  5. a b Hans Belting: Bild-Anthropologie. Entwürfe für eine Bildwissenschaft. Fink, München 2001.
  6. Horst Bredekamp: Bildwissenschaft. In: Metzler Lexikon Kunstwissenschaft. Metzler, Stuttgart 2003.
  7. a b Jörg R. J. Schirra: Ein Disziplinen-Mandala für die Bildwissenschaft. Kleine Provokation zu einem Neuen Fach. In: IMAGE. Vol. I 2005 (E-Text)
  8. Willibald Sauerländer 2004
  9. Klaus Sachs-Hombach: Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln 2003
  10. Gottfried Boehm (Hrsg.): Was ist ein Bild?. Fink, München 1994
  11. Jörg R. J. Schirra & Klaus Sachs-Hombach 2006
  12. Donau-Universität Krems - Department für Bildwissenschaften.
  13. Medienbildung Magdeburg - Visuelle Kultur und Kommunikation.
  14. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - Medienbildung: Visuelle Kultur und Kommunikation.
  15. Georg-August-Universität, Göttingen: Schlüsselqualifikation Bildkompetenz.

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