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Preisniveaustabilität (auch Preisstabilität) bedeutet die Konstanz des Preisindex eines Güterbündels, die in einer Volkswirtschaft produziert bzw. konsumiert werden. Dies ist erfüllt, wenn sich innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls das Preisniveau nicht bzw. kaum ändert. Dabei wird das augenblickliche Preisniveau mit dem Preisniveau einer zurückliegenden Periode verglichen. Preisniveaustabilität ist als Bestandteil des magischen Vierecks ein wichtiges wirtschaftspolitisches Ziel. Sie findet beispielsweise ihren Niederschlag im EG-Vertrag (Art. 2 ), der Satzung der Europäischen Zentralbank und dem deutschen Grundgesetz (Art. 88 ) sowie dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz aus dem Jahre 1967.
Inhaltsverzeichnis
Komponenten der Preisniveaustabilität
Die Absicherung der Preise auf einem konstanten Preisniveau umfasst sowohl ein binnen– als auch ein außenwirtschaftliches Element. Beide müssen nicht zwingend übereinstimmend in dieselbe Richtung verlaufen. Vielmehr kann eine Währung einen soliden Innenwert aufweisen, während sie nach außen einen unsoliden Wert gegenüber anderen Währungen hat.
Das binnenwirtschaftliche Element
Das binnenwirtschaftliche Element ist das Bruttoinlandsprodukt. Es bildet sich aus Mengen-Preis-Komponenten. Um zu messen, inwiefern Preisniveaustabilität vorliegt, wird ein Preisindex benötigt. Hier bieten sich Indizes für Konsumentenpreise, Industriepreise, Branchenpreise, Importpreise oder der BIP-Deflator an. Um Aussagen über eine allgemeine Preisniveaustabilität machen zu können, ist ein möglichst breiter Preisindex nötig. Viele Zentralbanken verwenden daher einen Konsumentenpreisindex.Bei der mengenmäßigen Berechnung muss darauf geachtet werden, dass Preisveränderungen das Bruttoinlandsprodukt nicht verändern. Dabei wird das Bruttoinlandsprodukt zu Preisen eines Basisjahres bewertet. Als Resultat erhält man das reale Bruttoinlandsprodukt, welches die Veränderung der gütenmäßigen wirtschaftlichen Entwicklung erkennen lässt.
Das reale Bruttoinlandsprodukt lässt sich mittels folgender Formel aus dem nominalen Bruttoinlandsprodukt berechnen:
Preisniveaustabilität ermöglicht es den Unternehmern die Kosten und Erlöse langfristig zu berechnen und bedeutet für die Haushalte eine gleich bleibende Kaufkraft. Steigende Preise verunsichern Käufer und Unternehmer, gefährden die Geldfunktionen und sind sozial ungerecht, da Besitzer von Sachgütern (behalten ihren Wert) und Schuldner (ihre Schulden verlieren an Wert) von einer Inflation profitieren, während Gläubiger, Arbeiter (ihr Gehalt kann bestenfalls jährlich angeglichen werden) und genau so Empfänger von Transfereinkommen (z.B. Rentner, Sozialhilfeempfänger) benachteiligt werden.Deflation hingegen benachteiligt Schuldner und bevorzugt Gläubiger. Darüber hinaus führt sie aber vor allem zu einer allgemeinen Kaufzurückhaltung, was zu einer Deflationsspirale führen kann.
Das außenwirtschaftliche Element
Das Preisniveaustabilität hat einen außenwirtschaftlichen Aspekt, die Wechselkursstabilität. Dieses Element ist auf die Zusammenstellung der währungspolitischen Rahmenbedingungen angewiesen. Hierbei sind vor allem zwei Maßnahmen wichtig. Zum einen der mengenmäßige Zufluss einer Währung, die sogenannte Konvertibilität, und zum anderen die Preisbildung einer Währung mit Hilfe eines Wechselkurssystemes. "Als volle Konvertibilität wird die von staatlichen Reglementierungen, Vorschriften und Beschränkungen freie, nicht begrenzte Umtauschbarkeit einer Währung in fremde Währungen durch In- und Ausländer bezeichnet."[1] Hierin ist es irrelevant, ob der Wechsel der Währungen in Devisen zu einen festen oder flexiblen Wechselkurs stattfindet. Jedoch kann die Konvertibilität in einigen Fällen begrenzt sein. Zu nennen wäre hierbei die Inländerkonvertibilität, bei der ein Handel von Währungen nur für Inländer gestattet ist. Nur wenn volle Konvertibilität gegeben ist, können Währungen die Aufgabe als Leitwährung oder Reservewährung übernehmen. Als voll konvertibel gelten der Schweizer Franken, der Euro oder das Britische Pfund.
Wechselkursveränderungen entstehen aufgrund von Änderungen des Devisenangebots sowie der Devisennachfrage aber auch infolge von spekulativen Angebots- und Nachfrageentwicklungen. Als Devisenangebot bezeichnet man das Angebot an ausländischer Währung im Inland. Eine Änderung des Devisenangebots entsteht z.Bsp. durch Warenexporte inländischer Unternehmen, durch Kapitalimporte oder durch Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen im Inland. Als Devisennachfrage bezeichnet man die Nachfrage nach ausländischer Währung im Inland. Eine Änderung der Devisennachfrage ergibt sich beispielsweise aus Warenimporten inländischer Unternehmen, durch Kapitalexporte oder hinsichtlich Direktinvestionen inländischer Unternehmen im Ausland.
Abgrenzung des Begriffs
Preisniveaustabilität wird im allgemeinen Sprachgebrauch oft mit den Begriffen Preisstabilität und Geldwertstabilität gleichgesetzt.
In der heutigen Gesellschaft unterscheidet man kaum noch zwischen Preisstabilität und Preisniveaustabilität. Es ist nicht ganz unerheblich zwischen den Einzelpreisen von Gütern und Dienstleistungen und dem generellem Preisniveau zu differenzieren. Leichte Veränderungen einzelner Preise sind in einer Marktwirtschaft üblich, auch wenn insgesamt Preisstabilität herrscht. Aufgrunde dessen muss eigentlich Preisniveaustabilität anstelle von Preisstabilität stehen. Würde man bezwecken Preisstabilität zu erreichen, dann würden festgelegte Marktgegebenheiten schließlich beseitigt sein. Steigende und fallende Preise einzelner Güter und Dienstleistungen sind Ausdruck einer Zu- oder Abnahme der Nachfrage und des Angebots als auch struktureller Neuordnungen. Derartige Einzelpreisveränderungen sind für Anpassungsabläufe an solche Ansprüche unumgänglich. Preisniveaustabilität zielt dagegen auf die Gleichmäßigkeit der Einzelpreise im Durchschnitt ab.
Allerdings werden in der allgemeinen Literatur beide Begriffe als gleichwertig behandelt. Der Regierungsrat der Europäischen Zentralbank definiert Preisstabilität "als Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von unter 2% gegenüber dem Vorjahr."[2]
Bedeutung von Preisniveaustabilität
"Preisniveaustabilität gehört zu den wichtigsten wirtschaftspolitischen Zielen, weil sie für den sozialen Frieden und das Funktionieren einer Marktwirtschaft wesentlich ist."[3]
Für eine gesellschaftliche Harmonie ist Preisniveaustabilität unentbehrlich, damit der Mensch sein Geld sichern kann. Heutzutage muss der Mensch das Einkommen, das er erwirtschaftet nicht in der gleichen Periode investieren in der er es verdient. Er kann Geld ansparen um es beispielsweise später für vorgesehene Geschäfte, Reisen oder auch für die Altersversorge verwenden. Anteile des zurückgelegten Einkommens haben zum Zeitpunkt des Sparens eine bestimmte Kaufkraft. Die Kaufkraft bleibt aber nur erhalten, wenn sich das Preisniveau nicht verändert. Treten dann aber Preissteigerungen auf, nimmt die Kaufkraft des angesparten Einkommens ab. Im Ausnahmefall kann das angesparte Geld seine gesamte Kaufkraft verlieren und ist somit keinen Cent mehr Wert.
Preisniveaustabilität ist zudem von Bedeutung für das Funktionieren einer Marktwirtschaft, weil so eine beständige wirtschaftliche Entwicklung beibehalten werden kann. Der Preismechanismus regelt in der Marktwirtschaft welche und zum welchen Zeitpunkt Investitionen ausgeübt werden. Wenn die reale Nachfrage nach bestimmten Gütern oder Dienstleistungen steigt, aber im gleichen Moment das Angebot unverändert gehalten wird, dann steigen die Preise dieser Güter oder Dienstleistungen. Als Folge investieren die Unternehmen in diese Güter oder Dienstleistungen weil sie dadurch höhere Gewinne erhoffen und zudem wird dadurch die anwachsende reale Nachfrage zufriedengestellt. Steigt dagegen das gesamte Preisniveau könnten Unternehmen dies als Zeichen steigender realer Nachfrage auffassen und ihre Investitionstätigkeit ausdehnen. In Wirklichkeit steigt hingegen nur das Preisniveau nicht aber die reale Nachfrage. Investieren die Unternehmen hingegen zusätzlich infolge einer inflatorischen Entwicklung, würden die neu erzeugten Kapazitäten aufgrund fehlender realer Nachfrage nicht genutzt werden können. Als Ergebnis wären viele Unternehmen zahlungsunfähig und müssten Insolvenz beantragen. Somit würde die Standhaftigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung ins Stocken geraten.
Einzelnachweise
- ↑ Reiner Clement, Wiltrud Terlach: Grundlagen der angewandten Makroökonomie: Eine Verbindung von Makroökonomie und Wirtschaftspolitik. Vahlen, München 1998, Seite 118
- ↑ Europäische Zentralbank, 2006
- ↑ Claus Köhler: Preisstabilität und Vollbeschäftigung in einer globalen Wirtschaft: Der Beitrag einer potentialorientierten Geld-u. Kreditpolitik. Verlag Moderne Industrie, München, Landsberg, Lech 1996, Seite 53
Literatur
- Peter Bofinger, Juliane Reischler, Andrea Schachter: Geldpolitik, Ziele, Instrumente und Strategien. Vahlen, München 1996, ISBN 3-8006-2017-0
- Reiner Clement, Wiltrud Terlach: Grundlagen der angewandten Makroökonomie: Eine Verbindung von Makroökonomie und Wirtschaftspolitik. Vahlen, München 1998 ISBN 3-8006-3142-3
- Claus Köhler: Preisstabilität und Vollbeschäftigung in einer globalen Wirtschaft: Der Beitrag einer potentialorientierten Geld-u. Kreditpolitik. Verlag Moderne Industrie, München, Landsberg, Lech 1996, ISBN 3-4783-9830-4
- Dr. Ullrich Teichmann: Grundriss der Konjunkturpolitik. 4. Auflage, Vahlen, München 1998, ISBN 3-8006-2191-6
Weblinks
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