- Borgstede
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Borgstede Stadt VarelKoordinaten: 53° 24′ N, 8° 6′ O53.3937548.0922095Koordinaten: 53° 23′ 38″ N, 8° 5′ 32″ O Höhe: 5 m ü. NN Fläche: 1,5 km² Einwohner: 298 (30. Juni 2010) Postleitzahl: 26316 Vorwahl: 04451 Borgstede ist ein Ortsteil der niedersächsischen Stadt Varel mit einer Fläche von gut 1,5 km².
Inhaltsverzeichnis
Lage
Borgstede liegt ca. 3 Kilometer westlich der Stadt Varel am Jadebusen auf einer Höhe von ca. 5 m ü. NN. Borgstede besitzt eine direkte Autobahnanbindung an die A 29 und ist 7 Kilometer von der Küste des Jadebusens entfernt. Der Ort wird im Südosten begrenzt durch die Nordender Leke und im Südwesten durch die Mühlenteichstraße. Die Autobahn bildet jetzt die östliche Begrenzung des Dorfes.
Geschichte
In Borgstede - die Silbe "Borg" ist gleichzusetzen mit "Burg" - gab es zu jener Zeit mindestens zwei Burgen. Eine befand sich in Rahling, das neben Seghorn bis ins 18. Jahrhundert hinein zu Borgstede gehörte, was alte Familiennamen belegen. Die Rahlingsburg bzw. Melseburg aus dem 14./15. Jahrhundert stand südlich der heutigen Porzellanfabrik. An der Oberfläche des zwei Meter hohen Burghügels findet man noch Reste von Backsteinen und Dachziegeln sowie Keramikscherben. Es hat demnach dort ein Steinhaus gestanden, das als Wohnburg der Häuptlingsfamilie diente und den umwohnenden Bauern bei Überfällen fremder Truppen Schutz gewährte.
Die Rahlings- bzw. Melseburg ist neben dem Klosterhof Lindern die besterhaltene Hügelburg (Motte) des Kreises Friesland. Die Schallenburg befand sich in Winkelsheide, das seinerzeit auch zu Borgstede gehörte, und zwar an der Wilhelmshavener Straße zwischen dem Großen Winkelsheidermoorweg und dem Gewerbegebiet.
1428 wird Borchstede bzw. Borgstede erstmals erwähnt. Der Graf von Oldenburg besaß dort zwei Hofstellen und 20 Jück Land. Davor hatte der Vareler Häuptling Hayo diese Hofstellen besessen. Drei Familiennamen sind aus dem 15. Jahrhundert überliefert, nämlich hynryck und gert borchstede sowie ebbeke van borchstede.
Im 16. Jahrhundert lebten in Borgstede folgende Hausleute: Meine Abken, Johann Gramberg, Gerdt Grimm, Eilerth Hullmann, Reinke Kohlrenken, Gerd Kronsweide, Gerd Wilken und Johann Wiemken.
Das Gebäuderegister von 1764 führt 16 Hausleute und 34 Häuslinge auf. Aus den Registern geht hervor, dass es neben der bäuerlichen Oberschicht der Hausleute etliche Köter gab. Die Zahl der Kötereien, der kleinen Hofstellen, nahm seit dem Mittelalter immer mehr zu. Die Köter rodeten Nutzland in der gemeinsamen Mark (Allmende), was häufig zu Auseinandersetzungen mit den Hausleuten führte, die ihre Nutzungsrechte durch die Neusiedler eingeschränkt sahen. Die Häuslinge bildeten die eigentliche Unterschicht. Sie fanden ihren Lebensunterhalt im landwirtschaftlichen Tagelohn, durch sommerliche Saisonarbeit in den Niederlanden (Hollandgängerei) oder außerhalb der Landwirtschaft.
Es werden auch viele Handwerker erwähnt. Im 18. Jahrhundert arbeiteten in Borgstede als Schuster Gerd und Harm Eilers, Johann Ernst Heidemann, Heinrich Lamken und Renke Suhren. Zu jener Zeit waren Oltmann Kohlrenken gent. Wilken sowie Johann Rahmann Zimmerleute. Neben dem Weber Diedrich Gerhard Onken werden noch die Tischler Jürgen Gerdes und Gerhard Tietjen genannt.
Im 19. Jahrhundert werden u. a. aufgeführt Johann Hinrich Oppermann und Johann Garlich Seghorn als Zigarrenmacher, Johann Hullmann als Pflugmacher und Friedrich Hullmann als Stellmacher. Weber waren Diedrich Rahmann und Johann Seghorn; Johann Diedrich Meinen war Musiker. Außerdem arbeiteten als Schneider Ahlert Meinen und Hinrich Suhren, als Zimmerleute Gerhard Theesfeld, Johann Hinrich Suhren und Johann Hinrich Oppermann. Am häufigsten wird der Beruf des Schusters genannt: Wilhelm Carstens, Johann Hinrich Heidemann, Johann Diedrich Schimmelpenning sowie Renke und Hinrich Suhren.
Der Kern des damaligen Dorfes lag nach früheren Aufzeichnungen "achter de gast", also südlich der Roggen- und Korngast. Das Ackerland ist durch langstreifige Parzellenaufteilung geprägt. Borgstede gehört zu den Altsiedlungen der Geest wie Bockhorn, Steinhausen und Jeringhave. Das Ackerland mit den Höfen befindet sich auf einer Anhöhe, die Wiesen liegen in den anschließenden Niederungen der Leke bzw. im Nordwesten in Richtung Jeringhaver Bäke.
Ende des 19. Jahrhunderts verfügte Borgstede über eine Postagentur. Um 1970 wurde Hullmanns Poststelle im Zuge einer Rationalisierungsmaßnahme aufgelöst. Um 1890 zählten zur Bauerschaft Borgstede auch die Ortschaften Winkelsheide und Winkelsheidermoor sowie "einzelne Häuser" in Doodshörne, Höntebarg, Langendamm und Am Herrenkamp, aber auch das Torhegenhaus. Jetzt ist Borgstede ein Ortsteil der Stadt Varel und in seiner räumlichen Ausdehnung wesentlich kleiner. Die Autobahn bildet nun die östliche Begrenzung des Dorfes. Da 1972 die Gemeinde Varel-Land im Zuge der Gebietsreform aufgelöst wurde, sind ihre Dörfer Bestandteile der Stadt Varel geworden.
Infolge Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten stieg die Bevölkerungszahl nach dem Zweiten Weltkrieg kurzfristig stark an. 1950 lebten hier 784 Menschen in Privathäusern und Baracken, z. B. zwischen der heutigen Ziegelstraße Nr. 2 und Nr. 10. Die Einwohnerzahl ist inzwischen drastisch auf etwa 300 zurückgegangen, weil für Borgstede keine Bebauungsgebiete ausgewiesen wurden.
Für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges wurde 1922 das Ehrenmal an der Bockhorner Straße errichtet. In den 1960er und 1970er Jahren haben die Einwohner der Dörfer Borgstede und Winkelsheide mit freiwilligen Spenden dafür gesorgt, dass eine zusätzliche Tafel angebracht wurde. Am Volkstrauertag legt die Feuerwehr zusammen mit der Dorfgemeinschaft einen Kranz nieder und stellt die Ehrenwache.
Schule
Nach der oldenburgischen Landschul-Verordnung von 1706 mussten die Kinder ab dem siebten Lebensjahr wenigstens einmal in der Woche zur Schule gehen. Der erste Schulmeister in Borgstede war Dirck Bruns (1675 - 1724). Zur Schulacht Borgstede, bestehend aus den Dörfern Borgstede und Winkelsheide, gehörten ein Stück Garten- und Ackerland hinter der Schule sowie eine Weide auf der Korngast. Ein Dorfschullehrer musste früher durch Ackerbau und Viehzucht sein bescheidenes Einkommen aufbessern, das in erster Linie vom Schulgeld abhing.
Der Unterricht fiel in den Sommermonaten häufig aus, weil die Kinder das Vieh hüten und auf dem Felde arbeiten mussten. 1847 gingen 93 Mädchen und Jungen in die Borgsteder Schule. Die 1845 erbaute Schule hatte nur einen Klassenraum. Als im Jahre 1864 die Zahl der schulpflichtigen Kinder auf 150 stieg, wurde eine zweite Klasse angebaut und ein Nebenlehrer eingestellt.
Die Schulachten wurden durch die Gemeindeordnung von 1910 aufgehoben, das Schulwesen den politischen Gemeinden unterstellt. Die Borgsteder Schule brannte 1916 ab. Bis zum Schulneubau im Jahre 1919 diente eine zweiräumige Baracke als Notbehelf.
Die beiden Klassen der neuen Schule reichten aber nach dem Zweiten Weltkrieg bei weitem nicht aus. Mit den durch Flucht und Vertreibung neuangesiedelten Familien stieg die Zahl der schulpflichtigen Kinder zu Ostern 1949 auf 260. Im Jahr 1950 konnte der Erweiterungsbau bezogen werden, sodass nunmehr vier Klassenräume zur Verfügung standen. In jeder Klasse waren zwei Jahrgänge untergebracht. Wegen stark rückläufiger Schülerzahlen sollte 1975 die Schule geschlossen werden. Aufgrund des Elternprotestes konnte dies aber verhindert werden, sodass die ehemalige Volksschule heute als Grundschule weitergeführt wird.
Die Fortbildungsschule (Berufsschule) wurde 1903 in Büppel und Neuenwege errichtet und 1910 in Borgstede zusammengelegt. Sie war in einer Baracke hinter dem Schulgebäude untergebracht. Bis zur Schließung im Jahre 1938 wurden dort Handwerkslehrlinge unterrichtet, zunächst sonntags vormittags, später dann wochentags.
Eisenbahn
Der Bahnhof steht an der Strecke Varel-Bockhorn-Neuenburg, die man in der 1890er Jahren gebaut hatte. 1867 wurde die Eisenbahn Oldenburg-Varel-Wilhelmshaven dem Verkehr übergeben. Erst 1891 beschloss der Landtag den Ausbau des oldenburgischen Eisenbahnnetzes durch zahlreiche Nebenbahnen. Am 1. Januar 1893 wurde die Strecke Varel-Borgstede-Bramloge, am 1. Dezember 1893 die Verbindung Borgstede-Bockhorn eröffnet. Von der Nebenstrecke nach Bramloge zweigte vor der Station Mühlenteich ein Gleis ab in Richtung Forsthaus. Die Verbindung mit dem Flugplatz Friedrichsfeld bestand jedoch nur während des Zweiten Weltkrieges. Die Trasse ist noch heute im Seghorner Forst gut zu erkennen.
1975 wurde der Bahnhof Borgstede stillgelegt. Bis 1992 wurden auf den Vareler Nebenbahnen noch Güter transportiert. Obwohl sich der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND sowie die hiesige Ziegeleiindustrie für den Erhalt dieser Bahnen einsetzten, erfolgte ab 1992 nach und nach der Streckenabbau.
Erwähnenswert ist außerdem, dass 1932 der Dangaster Kunstmaler Professor Franz Radziwill (1895 - 1983) das Bild "Die Bahnlinie von Borgstede nach Varel" gemalt hat, das sich im Stadtmuseum Oldenburg befindet.
Gemeindevorsteher Diedrich Wilken
Von 1885 bis 1931 war Diedrich Wilken (1856 - 1931) Gemeindevorsteher der Landgemeinde Varel. In den 46 Jahren seines Wirkens konnte er viel für das Wohl der Gemeinde tun. Er übernahm das Amt des Gemeindevorstehers von seinem Schwiegervater Carl Wilhelm Hayessen, der die Landgemeinde seit ihrer Gründung am 1. Mai 1856 geleitet hatte. Im Jahre 1935 erfolgte die Umbenennung in Gemeinde Varel-Land. Die vorgeschlagene Bezeichnung "Waplingen" war verworfen worden. Der erste Gemeinderat im Jahre 1856 zählte 18 Mitglieder. 1885 wurde der Sitz der Gemeindeverwaltung von Obenstrohe nach Borgstede verlegt. Das Gemeindebüro mit Standesamt - seit 1875 gab es ein Standesamt in der Gemeinde - befand sich zuerst in dem Haus Korngast 4, später in dem 1888 errichteten Gebäude Korngast 6.
Der Wilkensche Hof wurde 1555 mit Mette Wilken erstmals urkundlich erwähnt. Von 1890 bis 1911 war Diedrich Wilken zudem Mitglied des Landtages zu Oldenburg. In dieser Zeit erwarb er sich große Anerkennung beim Zustandekommen des Oldenburger Pferdezuchtgesetzes von 1897, sodass ihm vom Großherzog der Titel Ökonomierat verliehen wurde. Auf sein Betreiben hin entstand nach dem Ersten Weltkrieg in Altjührden-West - hauptsächlich für Kriegsheimkehrer - eine Siedlung, die nach ihm benannt wurde: Wilkenhausen.
Unternehmen
Ziegeleien
1839/40 errichtete Johann Rencke Kronsweyde eine Ziegelei mit Ringofen. Diese Ziegelei, die später von Johann Schwarting gekauft und dann als Werk 2 bezeichnet wurde, existiert heute nicht mehr.
Die zweite Ziegelei entstand 1869 auf der Korngast. Als 1906 Johann Schwarting starb, übernahm sein Sohn Carl die beiden Ziegeleien. Karl Günter Schwarting hat seit 1945 das Erbe verwaltet, ausgebaut und Ende 1984 die Leitung der Fabrik seiner Tochter Hilke übertragen.
Das Werk 2 wurde 1963 stillgelegt, als für die zwei Ringöfen der beiden Ziegeleien ein Tunnelofen auf Werk 1 gebaut wurde. Die Öfen werden nicht mehr mit Torf, sondern mit Erdgas beheizt. Während früher die menschliche Arbeitskraft im Vordergrund stand, ist der heutige Betrieb in wesentlichen Teilen automatisiert. Die geformten Ziegelrohlinge müssen vor dem Brennen trocknen. Damals mussten in einem halben Jahr, nämlich vom Frühjahr bis zum Herbst, so viele Steine geformt und in Freilufttrockenschuppen getrocknet werden, um das ganze Jahr hindurch brennen zu können. Deshalb arbeiteten in den Sommermonaten lippische Saisonarbeiter auf den Ziegeleien. Heute wird die anfallende Kühlwärme aus den Tunnelöfen im durchgehenden Jahresbetrieb für die Trocknung genutzt.
Bis in die 1950er Jahre hinein grub man den Lehm mit dem Spaten, heute werden Bagger eingesetzt. Bis etwa 1950 kam der Lehm aus Nachbardörfern, aus dem Staatsforst, danach aus entfernter gelegenen Dörfern und weiterhin aus dem Staatsforst. Vor über 100 Jahren wurde der Lehm mit Pferdewagen transportiert, seit etwa 1890 bis Mitte der 1950er Jahre mit der Feldbahn und heute mit Lastkraftwagen. Der Lehmberg nördlich der Bockhorner Straße wurde seinerzeit angelegt, weil das Abbaurecht in Hansens Busch auf 50 Jahre bis 1975 begrenzt war.
Wegen der stark nachlassenden Nachfrage im Bausektor war Schwarting gezwungen, das Unternehmen zu verkaufen. Kurzfristig war von 2008 bis zur Schließung Ende 2009 die Wienerberger Ziegelindustrie GmbH, Hannover, Eigentümerin des Werkes. Die Produktion der Bockhorner Klinker wurde unter anderem nach Kirchkimmen bei Hude verlagert. Somit gibt es nach 170 Jahren keine Ziegelei mehr in Borgstede.
Genossenschaften
1912 wurden die Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaft eGmbH Borgstede (LBG) sowie die Spar- und Darlehnskasse eGmuH Borgstede gegründet. Erster Geschäftsführer der LBG, gleichzeitig Rendant der Spar- und Darlehnskasse, war von 1912 bis 1925 der Borgsteder Kaufmann Gustav Schimmelpenning. 1934 verlegte die Spar- und Darlehnskasse ihren Sitz nach Varel. Heute trägt sie den Namen Raiffeisen-Volksbank Varel-Nordenham eG.
Eine Reihe von Genossenschaften wurden im Laufe der Zeit als Geschäftsstellen übernommen, und zwar 1929 die schon seit 1881 bestehende Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaft Bockhorn mit der Geschäftsstelle Steinhausen, 1934 die Genossenschaft Obenstrohe, 1938 die Genossenschaft Hohenberge und 1950 die Genossenschaft Neuenwege. 1953 wurde eine weitere Geschäftsstelle in Ellenserdamm eingerichtet. Inzwischen sind aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen diese Geschäftsstellen aufgegeben worden.
Die heutige LBG befindet sich im Gebäude Bockhorner Straße 12. 1971/72 wurde das alte Wohn- und Geschäftshaus Bockhorner Straße 25 verkauft und ein neues Büro auf der gegenüberliegenden Seite errichtet; eine Lagerhalle sowie eine Trocknungs- und Umschlaganlage kamen 1977/78 hinzu. 1970 wurde die Warenabteilung der Spar- und Darlehnskasse Seghorn mit der LBG verschmolzen. Fusionen erfolgten mit den Raiffeisen-Warengenossenschaften RWG Zetel einschließlich der Zweigstelle Sande im Jahre 1982 und RWG Horsten im Jahre 1987, sodass das Unternehmen damals die Firmenbezeichnung Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaft Borgstede-Zetel-Horsten eG trug.
1999 erfolgte der Zusammenschluss zwischen der LBG Borgstede-Zetel-Horsten eG und der RWG Spohle. Seitdem trägt das Unternehmen die Firmenbezeichnung Raiffeisen-Warengenossenschaft Ammerland-Friesland eG. In den letzten Jahren gingen die Umsätze im traditionellen Landhandelsgeschäft zurück. Es wurden jedoch seitdem neue Geschäftsfelder erschlossen. So kann man heute bei der Genossenschaft rund um die Uhr tanken und im Baustoffhandel sowie im Haus- und Garten-Markt ein umfangreiches Angebot in Anspruch nehmen.
Die Viehverwertungsgenossenschaft Varel eGmbH (VV) wurde 1924 in Varel gegründet. Bis 1961 erfolgte die geschäftliche Abwicklung im Hause der LBG Borgstede. Das Gebäude Bockhorner Straße 25 beherbergte in den Anfangsjahren die LBG, die Spar- und Darlehnskasse sowie die Viehverwertungsgenossenschaft. Der verkehrsgünstigen Lage wegen wurde Borgstede als Geschäftssitz der VV beibehalten. Sie bezog im Jahre 1961 zwischen der B 437 und der Bahnlinie einen Neubau.
1976 erfolgte für einige Jahre eine Trennung in der geschäftlichen Abwicklung, und zwar in Viehverwertungsgenossenschaft (VV) sowie Vieh- und Fleisch-Vermarktung (VFV). Die Firma übernahm 1979 den Schlachthof in Wilhelmshaven, der 1989 wieder verkauft wurde. Der zwischenzeitlich angegliederte Frischfleischmarkt in Bockhorn (ehemalige Molkerei) und der Nutzviehhof in Jever wurden auch wieder aufgegeben. Im Jahre 1983 wurde die getrennte Vermarktung von Nutz- und Schlachtvieh aufgehoben und die ehemalige Viehverwertung unter der Firmenbezeichnung Vieh- und Fleisch-Vermarktung (VFV) Varel eG weitergeführt. Danach erfolgte ein nicht aufzuhaltender geschäftlicher Niedergang. 1995 musste das Unternehmen wegen Zahlungsunfähigkeit den Geschäftsbetrieb einstellen.
Dorfgemeinschaft, Landvolkverein und Feuerwehr
In den beiden Dörfern Borgstede und Winkelsheide bestehen ein Bürgerverein mit dem Namen Dorfgemeinschaft Winkelsheide-Borgstede e. V., ein Landvolkverein und die Freiwillige Feuerwehr.
Der im Jahre 1950 gegründete Familienverein löste sich 1999 auf. Ein Teil der Mitglieder trat daraufhin der 1999 gegründeten Dorfgemeinschaft e. V. bei. Der Bürgerverein vertritt die Interessen der beiden Dörfer nach außen und kümmert sich um die Dorfverschönerung, die Kinderspielplätze und die Verkehrssituation in den beiden Dörfern. Beim Familienverein standen dagegen mehr die geselligen Veranstaltungen und Ausflüge im Vordergrund.
Der schon seit 1963 stattfindende Bummellaternenumzug und die Gedenkfeier am Volkstrauertag werden unter Mitwirkung der Freiwilligen Feuerwehr durchgeführt. Das alljährlich stattfindende große Osterfeuer wird von der Dorfgemeinschaft organisiert.
Das allgemein anhaltende "Höfesterben" hat auch Borgstede und Winkelsheide nicht verschont, sodass der Landvolkverein nur noch wenige Mitglieder hat, die einen Hof bewirtschaften. Traditionell werden vom Landvolkverein, zusammen mit den Landvolkvereinen der Nachbarorte, Erntekronen gebunden. Eine davon wird beim Erntedankgottesdienst in der Schlosskirche Varel aufgehängt. Eine weitere Erntekrone im Rathaus soll die Zusammengehörigkeit zwischen Stadt- und Landbevölkerung symbolisieren.
1908 wurde die "Freiwillige Feuerwehr Borgstede-Jeringhave" gegründet. Nach vielen Namensänderungen heißt sie seit 1974 "Freiwillige Feuerwehr Borgstede-Winkelsheide". Der erste Wehrführer war Hauptmann Johann Imken aus Borgstede.
1908 wurde in Winkelsheide das Spritzenhaus fertiggestellt und als Ergänzung zur bereits vorhandenen Handdruckspritze ein Wagen mit Wasserkessel angeschafft, 1922 das Spritzenhaus um einen Holzturm für die Schlauchtrocknung ergänzt und 1933 eine Motorspritze erworben. Aus dem Spritzenhaus wurde durch einen Umbau ein Feuerwehrhaus mit Flachdach (1974 - 1980). Seit 1980 steht das Feuerwehrhaus auf dem Gelände der ehemaligen Schulacht an der Ziegelstraße in Borgstede. Heute ist die Freiwillige Feuerwehr Borgstede-Winkelsheide eine der drei Ortsfeuerwehren der Stadt Varel und hat den Status einer Stützpunktfeuerwehr.
Literatur
- Henk, Paul: Allgemeine und gemeindepolitische Geschichte der Stadt Varel, Varel 1920
- Oltmanns, Hermann: Ortsfamilienbuch Varel auf CD-ROM (Hrsg. Oldenburgische Gesellschaft für Familienkunde), Oldenburg 2002
- Pieper, Gerold: Das Dorf Borgstede und Wiemkens Tagebuch aus dem 19. Jahrhundert, 2. Aufl., Varel 2003, ISBN 3-924113-05-X
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