Bruchhauser Steine

Bruchhauser Steine
Blick vom Feldstein
Feldstein im Winter

Die Bruchhauser Steine sind eine Felsformation auf dem Istenberg, etwa 500 m östlich des Stadtteils Bruchhausen der Stadt Olsberg im Hochsauerlandkreis.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Den vier größten Bruchhauser Steinen gab man die Namen Bornstein, Feldstein, Goldstein und Ravenstein. Sie befinden sich am Nordwesthang des Istenberges, dessen Gipfel etwa 500 m entfernt ist. Dort ragen sie über dem Tal des Gierskoppbachs, eines kleinen Zuflusses der Ruhr, bis zu 90 m hoch auf. Der Gipfel des höchsten von ihnen liegt in 756 m Höhe und überragt damit den 721 m hohen Istenberggipfel. Vom Gipfel des Feldsteins, der zu Fuß erreicht werden kann, hat man eine gute Aussicht, die an klaren Tagen bis zum Teutoburger Wald im Norden reicht.

Die Bruchhauser Steine bestehen aus Porphyr. Das Grundgebirge besteht aus weichem Tonschiefer, der sich vor rund 370 Millionen Jahren in der Zeit des Devon aus Ablagerungen eines urzeitlichen Meeres bildete. Bei späterem Vulkanismus vor 290 Millionen Jahren entstanden die Lavagesteine, Diabas- und Quarzkeratophyre, die der Verwitterung besser widerstanden.

Vorgeschichtliche Funde

Zu Füßen der Bruchhauser Steine befinden sich die Überreste (z.B. einen Ringwall) einer vorgeschichtlichen Fluchtburg, die auch als Kult- und Ritualstätte diente und die älteste ihrer Art in Westfalen ist.

Aufgrund von Scherbenfunden auf und in der Umgebung der Felsen wird hier ein Versammlungsplatz zu einem Felsheiligtum vermutet. Spekulationen, dass dies das bei Tacitus erwähnte berühmte Heiligtum Tamfana sei, sind aber nach derzeitigem Fundbestand nicht beweisbar.

Die Funde aus der 8 ha großen Anlage datieren in die frühe und mittlere Eisenzeit (6./5. bis 3. Jahrhundert v. Chr.); nochmals aufgesucht wurde sie im frühen und hohen Mittelalter.

Flora und Fauna

Besondere floristische Bedeutung haben die Felsen für ganz Nordwestdeutschland durch die Alpen-Gänsekresse (Arabis alpina), die als Eiszeitrelikt gilt und hier ein Vorkommen weit außerhalb der Hauptverbreitung hat. Erst im Schwarzwald gibt es die nächsten Vorkommen. Weitere Besonderheiten sind das Lotwurzblättrige Habichtskraut (Hieracium onosmoides) und das Blasse Habichtskraut (Hieracium schmidtii). In den Wiesen unterhalb der Felsen befindet sich das einzige Vorkommen des Gefalteten Frauenmantels (Alchemilla plicata) in Nordrhein-Westfalen. Die Moos- und Flechtenflora weist ebenfalls einige große Seltenheiten auf.

Bis 1876 kam hier der Uhu (Bubo bubo) vor. Die letzte Brut 1876, mit drei Junguhus, wurde ausgeraubt und in den Zoo nach Münster gebracht. Durch massive Verfolgung kam es 1903 zur letzten Brut für lange Zeit im Hochsauerland im Stadtgebiet Brilon. Erst 1976 kam es nach Auswilderung gezüchteter Uhus zur Wiederbesiedlung des Hochsauerlandes im Stadtgebiet Marsberg. Im Jahr 1995 wurden dann auch die Felsen wiederbesiedelt. Bruten wurden bisher am Ravenstein, Bornstein und Goldstein nachgewiesen.

Der Wanderfalke (Falco peregrinus) hat nachweislich erstmals um 1900 gebrütet. Aber bereits Annette von Droste-Hülshoff, die bekannteste Schriftstellerin Westfalens, schrieb 1840: „Habichte, Falken und Käuze siedeln in den zerklüften Felsen und steigern durch ihr Gepfeife und lautloses Umkreisen der Zacken den Eindruck des wildpittoresken Bildes.“ Von 1967 bis 1972 waren die Bruchhauser Steine der einzige noch besetzte Platz in NRW. Dann waren die Felsen wie ganz Deutschland nördlich des Neckar unbesiedelt. Nach der Bestanderholung des Wanderfalken auf Grund von massiven Schutzmaßnahmen kam es 1989 zur Wiederbesiedlung. Der Wanderfalke hat bisher am Bornstein und Ravenstein gebrütet.

Schutzstatus, Auszeichnungen und Trägerschaft

Das Gebiet rund um die Bruchhauser Steine ist gleichzeitig durch die vier Schutzkategorien Bodendenkmal, Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet geschützt.

Am 12. Mai 2006 wurden die Bruchhauser Steine auch als Nationaler Geotop ausgezeichnet. Bei dieser Gelegenheit wurde das Prädikat „Nationaler Geotop“ sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung das Logo planeterde verliehen. Außerdem wurden die Geotope in einem Begleitbuch verewigt. Diese Auszeichnung war das Ergebnis eines Wettbewerbs der Akademie der Geowissenschaften zu Hannover (AGH). Es wurden 77 bedeutende Geotope in Deutschland als „Nationaler Geotop“ ausgezeichnet. Im Sauerland wurde neben den Bruchhauser Steinen nur noch das Felsenmeer Hemer als „Nationaler Geotop“ ausgezeichnet.

Das Gebiet wird von einer eigenen Stiftung, der „Stiftung Bruchhauser Steine“ betreut. Am zugehörigen Informationszentrum und der Kasse für Besucher führt der Rothaarsteig vorbei. Als Klettergebiet sind die Bruchhauser Steine seit 1989 ganzjährig gesperrt, um die dortige Natur zu schützen.

Literatur

  • Martin Lindner: Wanderfalke und Uhu an den Bruchhauser Steinen – Eine historische Betrachtung. Stiftung Bruchhauser Steine, Olsberg-Bruchhausen 2009.
  • W. Winkelmann: Die Bruchhauser Steine bei Olsberg/Hochsauerlandkreis. In: Frühe Burgen in Westfalen, Band 3, 1983.
  • Wolfgang Dehn: »Heilige« Felsen und Felsheiligtümer, in: AFD Beiheft 16, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte I, Berlin 1981.
  • Gisela Graichen: Das Kultplatzbuch, Hoffmann und Campe Verlag, 4. Auflage, Hamburg 1990, ISBN 3-455-08282-3.
  • Torsten Capelle: Wallburgen in Westfalen-Lippe. Herausgegeben von der Altertumskommission für Westfalen, Münster 2010, ISSN 09396-4745, S. 20f. Nr. FBW3 (Frühe Burgen in Westfalen Sonderband 1).

Weblinks

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