Bruno Schier

Bruno Schier

Bruno Schier (* 17. Februar 1902 in Hohenelbe; † 9. Februar 1984 Münster in Westfalen) war ein sudetendeutscher Volkstumsforscher.

Bruno Schier war seit 1934 in der Sudetendeutschen Partei und ihrer Vorläuferorganisation SHF engagiert und trat 1937 in die NSDAP ein.

Schier erhielt 1934 die Professur für deutsche Volks- und Altertumskunde an der Universität in Leipzig, die er bis 1945 innehatte. 1940 bis 1945 kam eine Gastprofessur für Deutsche Philologie und Volkskunde an der Universität in Preßburg hinzu. Ebenfalls seit 1940 war er Leiter der Kommission für Volkskunde an der Sudetendeutschen Anstalt für Landes- und Volksforschung in Reichenberg.

1947 wurde er Lehrbeauftragter für Westslawische Philologie in Halle/Saale. Mit bekannten NS-Ostforschern wie Eugen Lemberg, Hermann Aubin, Josef Hanika, Kurt Oberdorffer und Wilhelm Weizsäcker gründete er ein wissenschaftliches Netzwerk, den Johann Gottfried Herder-Forschungsrat in Marburg, der auch öffentliche Zuschüsse erhielt. Dessen Kontinuitäten in der Methodik, den Biographien und dem Vokabular der Ostforschung vor und nach 1945 wurde in den 1990er-Jahre erstmals Gegenstand eigener Untersuchungen.

1951 erhielt Schier eine Professur für Volkskunde an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Auch in dem neben dem Herder-Institut wichtigsten Verein für die Ostforschung, dem Collegium Carolinum in München wurde er 1961 bis zu seinem Lebensende 1984 Mitglied. Ebenfalls in den Fünfzigerjahren konnte Schier die Paradigmen der Volks- und Kulturbodenforschung und der so genannten Hausforschung im “Arbeitskreis für Hausforschung“ fortsetzen, die allgemein der wissenschaftliche Erforschung und Darstellung von Haus und Siedlung in Europa dienen sollte. Schier und seine Mitarbeiter wollten noch nach 1945 eine Verbindung zwischen Rasse, Volkstum, Bauerntum und Hausform wissenschaftlich nachweisen. Schier wurde 1964 von Karl Brunne als Vorsitzender abgelöst.

Schier beeinflusste auch die Ideologie des Kalten Krieges in der bundesdeutschen Nachkriegspolitik und das Denken der deutschen Heimatvertriebenen. Deutsches Sendungsbewusstsein und die Vorstellung einer der „Deutschen Kultur“ unterlegenen östlichen Kultur wurden von ihm formuliert bzw. behauptet und waren auch Gegenstand seiner wissenschaftlichen Tätigkeit.

Noch 1962 beschwor Schier im Jahrbuch des Collegium Carolinum das völkische Denken des Sudetendeutschen Erich Gierach und dessen politisch-wissenschaftlichen Kreises der Volkstumsbewegung. Seine Kritiker halten Schier vor, dass für ihn die Wissenschaft ein Werkzeug für völkische Politik und Propaganda gewesen sei.

Literatur

  • Hannjost Lixfeld: Rosenbergs ‚braune’ und Himmlers ‚schwarze’ Volkskunde im Kampf um die Vorherrschaft, in: Wolfgang Jacobeit u.a. (Hrsg.): Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Böhlau, Wien 1994, ISBN 3-205-98208-8

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