Bruno Schönlank (Journalist)

Bruno Schönlank (Journalist)
Bruno Schönlank

Bruno Schönlank (* 16. Mai 1859 in Mühlhausen/Thüringen; † 30. Oktober 1901 in Leipzig) war ein sozialdemokratischer deutscher Politiker und Journalist.

Inhaltsverzeichnis

Frühes Leben

Erstausgabe der Leipziger Volkszeitung vom 1. Oktober 1894.

Schönlank stammte aus einer jüdischen Familie. Der Vater war Kantor und Lehrer an einer jüdischen Schule. Er studierte ab 1878 an den Universitäten in Berlin, Leipzig und Kiel Volkswirtschaft, Geschichte und Philosophie und promovierte schließlich 1882 an der Universität Halle zum Dr. phil. Während des Studiums trat er zur evangelischen Konfession über. In dieser Zeit war er auch Mitglied einer schlagenden Verbindung. Die Teilnahme an zahlreiche Mensuren zeigte sich an dem durch Schmisse gezeichneten Gesicht. Politisch beteiligte er sich zunächst an der bürgerlichen Bewegung für eine Doppelwährung. Nach dem Studium arbeitete er kurzzeitig als Hauslehrer in hohen Adelskreisen.

Zeit des Sozialistengesetzes

Der wissenschaftlich begabte Schönlank wurde von Gustav Schmoller gefördert. Eine akademische Karriere gab er auf, als er sich aus unbekannten Gründen der verbotenen Sozialdemokratie zuwandte. Seit 1883 war er für die sozialdemokratische Bewegung journalistisch tätig, unter anderem bei der bis zu ihrem Verbot 1884 in München erscheinenden Süddeutschen Post und anschließend bei der Nürnberger Fränkischen Tagespost. Hinzu kamen zahlreiche, meist rasch wieder verbotene, Blätter. In den Jahren 1889 und 1890 gab er die Arbeiterchronik heraus. In der Zeit des Sozialistengesetzes saß er wegen Pressevergehen zwischen 1885 und 1887 achtzehn Monate im Gefängnis.

In Bayern war er auch als sozialdemokratischer Versammlungsredner tätig. 1888 kandidierte er vergeblich für ein Reichstagsmandat im Wahlkreis Ansbach-Schwabach. Nach dem Scheitern dieser Kandidatur zog er sich vorübergehend vom politischen Leben zurück und widmete sich wissenschaftlichen Studien.

Reformer der sozialdemokratischen Presse

Nachdem durch das Ende der Sozialistengesetzgebung ab 1890 wieder offizielle sozialdemokratische Parteizeitungen erscheinen konnten, war Schönlank von 1890 bis 1892 Redakteur des Sozialpolitischen Centralblattes. Im Jahr 1892 wurde er Stellvertreter des Chefredakteurs Wilhelm Liebknecht beim kurz zuvor wiedergegründeten Vorwärts. Schönlank versuchte das Blatt zu modernisieren, stieß dabei aber auf den Widerstand Liebknechts. Bereits nach einem Jahr wurde die Zusammenarbeit beendet. Von 1893 bis zu seinem Tod war Schönlank schließlich mit der Chefredaktion der Leipziger Volkszeitung betraut. Das Blatt baute er bis zu seinem Tod zu einer führenden sozialdemokratischen Tageszeitung aus. Die Zeitung hatte prägenden Einfluss auf die stark wachsende sozialdemokratische Presselandschaft. Schönlank gilt daher als Reformator der sozialdemokratischen Parteipresse. Anstelle eines reinen Agitationsorgans trat eine moderne Tageszeitung, die über gute Korrespondenten verfügte. Inhaltlich waren wirtschafts- und sozialpolitische Fragen wichtig, aber Schönlank vernachlässige auch nicht das Feuilleton. Er verpflichtete Edgar Steiger als Theaterkritiker. Als gegen diesen Verfechter des Naturalismus auf dem Parteitag scharfe Kritik aufkam, wurde er von Schönlank verteidigt. Junge Talente wie Friedrich Stampfer oder Israel Helpland wurden von ihm gefördert.

Politik

Von 1893 bis 1901 war Schönlank Abgeordneter im Reichstag für Breslau. In der SPD war er ab 1894 Mitglied in der Agrarkommission, die im Zuge des Reformismusstreits vergeblich versuchte, ein agrarpolitisches Programm zu erarbeiten. In der Wahlrechtsfrage im Königreich Sachsen plädierte er 1896 in der sächsischen Landesorganisation der Partei dafür, die Abgeordnetenmandate niederzulegen. Unterstützt wurde er dabei von der Reichsleitung der Partei. Die Mehrheit der sächsischen Partei lehnte dies ab.[1]

Autor

Neben seinen tagespolitischen Beiträgen verfasste Schönlank auch zahlreiche politische, soziale und historische Schriften, darunter Soziale Kämpfe vor 300 Jahren, war Mitarbeiter der Zeitschrift Die Neue Zeit sowie des Handwörterbuchs der Staatswissenschaften und schrieb für wissenschaftliche Publikationen.

Eine seiner Söhne war Bruno Schönlank junior, der ebenfalls sozialdemokratischer Redakteur und Schriftsteller war und 1918 zur Redaktion der USPD-Zeitung Die Freiheit gehörte.

Einzelnachweise

  1. Chronik der deutschen Sozialdemokratie 7./8. April 1896.

Literatur

  • Wolfgang Schmierer: Schönlank, Bruno. In: Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. 2. Auflage, Kröner Verlag, Stuttgart 1983, S. 1119.
  • Ernst Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands. Mohr (Siebeck), Tübingen 1968, S. 474ff. (Teildigitalisat bei Google Books)

Weblinks


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