Bundeskanzler-Adenauer-Haus

Bundeskanzler-Adenauer-Haus
Eingang zur Ausstellung der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus

Die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus ist eine Bundesstiftung, die seit 1978 eine Gedenkstätte für den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer unterhält.

Untergebracht ist sie in und um das frühere Wohnhaus des 1967 verstorbenen Bundeskanzlers in Rhöndorf, einem Stadtteil von Bad Honnef bei Bonn. Sie ist die älteste der heute fünf Politikergedenkstätten in Deutschland und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten im Siebengebirgsraum.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das frühere Wohnhaus Adenauers liegt über dem Ausstellungsgebäude der Stiftung an aussichtsreicher Hanglage des Breibergs im Osten von Rhöndorf. Nach dem Tod Adenauers wurde die unterhalb des Wohnhauses gelegene Straße von Zennigsweg in Konrad-Adenauer-Straße umbenannt.

Stiftung

Entstehen

Am 19. April 1967 verstarb Konrad Adenauer in seinem Rhöndorfer Wohnhaus. Die nach der Beerdigung eintreffenden Besucherströme und ein anhaltendes Interesse am Leben Adenauers ließen den Wunsch aufkommen, sein langjähriges und letztes Wohnhaus als Gedenkstätte zu erhalten. Bereits im Dezember 1967 ging das Anwesen in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland über, die gleichzeitig die Einrichtung einer Stiftung zum Bewahren des Andenkens an Konrad Adenauer versprach. Zunächst wurde eine unselbstständige Stiftung gegründet, für die der Bund wichtige Vermögensgegenstände erworben hatte. Die ersten Führungen durch das Wohnhaus begannen 1970, zu dessen Füßen 1975 ein Neubau eingeweiht wurde, in der eine Dauerausstellung über Adenauers Leben eingerichtet ist.

Am 24. November 1978 verabschiedete der Deutsche Bundestag schließlich das „Gesetz über die Errichtung einer Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus“, mit dem die Stiftung in ihrer heutigen Form entstand. Anlässlich des 30. Todestages von Konrad Adenauer wurde das Ausstellungsgebäude neu gestaltet und am 19. April 1997 eröffnet.

Aufgaben

Einer der Stiftungszwecke: Die Pflege des Grabes auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof

Gemäß dem Errichtungsgesetz soll die Stiftung das Andenken an die umfangreichen Verdienste Konrad Adenauers bewahren und damit u. a. einen Beitrag zum Verständnis des Entstehens der Bundesrepublik Deutschland leisten. Dazu soll der schriftliche Nachlass Adenauers in einem Archiv gesammelt, gepflegt und auch für die wissenschaftliche Forschung aufbereitet werden. Mit der Ausstellung im Wohnhaus wird ein Einblick in das Privatleben des ersten Bundeskanzlers gegeben. Veranstaltungen, Vorträge und die Herausgabe von „Editionen“ gewährleisten die Einbindung der Bundesstiftung in das öffentliche Leben. Laut Satzung der Stiftung ist ein weiterer Stiftungszweck die Pflege des Grabes von Konrad Adenauer auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof, das zu wichtigen Jubiläen regelmäßig von der politischen Spitze der Bundesrepublik besucht wird.

Stiftungsform

Die Bundeskanzler-Konrad-Adenauer-Stiftung ist eine rechtsfähige und bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts. Nachdem sie jahrelang im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums des Innern lag, ist sie seit 1998 dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien unterstellt. Aus dem Etat des Bundesbeauftragten erhält sie jährlich rund 1,1 Millionen Euro und beschäftigt 22 Mitarbeiter. Geleitet wird die Stiftung vom Kuratorium und dem Vorstand, die von einem wissenschaftlichen Beirat beraten werden.

Wohnhaus Konrad Adenauers

Wohnhaus

Konrad Adenauer hatte nach seiner Enthebung vom Amt als Kölner Oberbürgermeister mehrfach den Aufenthaltsort gewechselt, bis er im Frühjahr 1935 zusammen mit seiner Familie schließlich nach Rhöndorf zog und hier das Haus Löwenburgstraße 76 anmietete. 1936 erwarb er von der Abfindung für ein von den Nationalsozialisten beschlagnahmtes Haus ein vormalig als Weinberg genutztes Grundstück am äußeren Westhang des Siebengebirges. Bis Weihnachten 1937 entstand dort am Zennigsweg 8c (heute Konrad-Adenauer-Straße) nach Plänen seines Schwagers Ernst Zinsser ein als Unterkunft für eine Großfamilie ausgerichtetes zweistöckiges Wohnhaus. Nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler 1963 plante Adenauer eine Erweiterung des Wohnhauses um einen Pavillon im Garten, die 1964 durch seinen Schwiegersohn und Architekten Heribert Multhaupt verwirklicht wurde.

Im Erdgeschoss liegt das weiträumige Wohnzimmer mit Blick in das westlich gelegene Rheintal. Hier schließen sich an der Südseite des Hauses das Esszimmer und eine ursprünglich als Terrasse, jedoch später überdachte und in das Haus integrierte Plattform an. Im ersten Stockwerk, das für Besucher unzugänglich ist, befinden sich das Arbeitszimmer und daneben das Schlafzimmer, in dem Adenauer am 19. April 1967 verstarb. Die Einrichtung der Räume – seit Adenauers Tod 1967 unverändert – stammt überwiegend aus seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister. Geschmückt wird der Wohnraum durch einige alte Gemälde aus Familienbesitz sowie durch Geschenke unterschiedlichster Art.

Als ein Lebensmittelpunkt des Regierungschefs der Bundesrepublik Deutschland ist auch das Wohnhaus nicht von Adenauers politischer Ausstrahlung unberührt geblieben. So fand dort am 21. August 1949 die sogenannte Rhöndorfer Konferenz statt, bei der die Grundlagen für die politische Struktur nach der ersten Bundestagswahl geschaffen wurden und Adenauer sich als Kanzlerkandidat von CDU/CSU durchsetzen konnte. Damit war die „Konferenz“ in die bundesdeutsche Geschichte eingegangen. Gegen Ende der Kanzlerzeit fanden im Wohnhaus zwei Treffen zwischen Adenauer und dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle statt.

Archiv

Die Stiftung unterhält ein Archiv, in dem der Nachlass Konrad Adenauers aufbewahrt wird. Die Bestände reichen bis in die Zeit Adenauers als Oberbürgermeister (1917–1933) zurück, wobei die Bundeskanzlerzeit (1949–1963) im Vordergrund steht. Aufgebaut wurde es im Wesentlichen aus den Unterlagen des Sekretariats im Rhöndorfer Wohnhaus sowie des Kanzlerbüros im Bonner Palais Schaumburg, damals Hauptsitz des Bundeskanzleramtes. Der schriftliche Nachlass gliedert sich in vier Bestände. Diese enthalten u. a. Reden, Gespräche, Interviews, Regierungserklärungen, Sitzungsprotokolle, Pressestimmen sowie eine Vielzahl weiterer Unterlagen. Das umfangreiche Bildarchiv umfasst ca. 8.000 Fotografien und 200 Fotoalben. Das Archiv ist unter den Bedingungen des Bundesarchivgesetzes sowie einer Benutzungsordnung für die Öffentlichkeit einsehbar. Da Konrad Adenauer zu seiner Lebenszeit eine Vielzahl von Ämtern und Positionen in verschiedenen Behörden inne hatte, sind auch in weiteren Archiven wesentliche Informationen vorhanden.

Der Aufbau eines Archivs war von Anfang an eine wesentliche Aufgabe der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Dies hatten die Erben Adenauers bei der Übereignung der Grundstücke auf die Bundesrepublik Deutschland der neu gegründeten Stiftung aufgetragen. Während der 1970er-Jahre ging das Material von der Familie Adenauer auch juristisch in die Hände der Stiftung über. Zunächst wurde die freie Benutzung des die Tätigkeit in der Bundespolitik berührenden schriftlichen Nachlasses durch die 30-jährige Sperrfrist eingeschränkt. Mittlerweile ist diese Frist für sämtliche Bestände abgelaufen, sodass heute nach einer archivrechtlichen Überprüfung fast alle Unterlagen vorgelegt werden können. Seit Anfang der 1990er-Jahre ist ein Großteil mikroverfilmt und lagert als Sicherheitskopie im Barbarastollen bei Freiburg im Breisgau.

Nähere Informationen findet man auf der Homepage der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus unter Archiv.

Weblinks/Quellen

50.6577611111117.21791388888897Koordinaten: 50° 39′ 28″ N, 7° 13′ 4″ O


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