Bundeskanzleramt (Bonn)

Bundeskanzleramt (Bonn)
Das Kanzleramt, 2007
Schreibtisch des Bundeskanzlers Helmut Schmidt, 1976
Skulptur von Henry Moore
Adenauer-Plastik von Hubertus von Pilgrim

Das Bundeskanzleramtsgebäude in Bonn war von 1976 bis 1999 Sitz des Bundeskanzleramtes der Bundesrepublik Deutschland und beherbergt seit 2006 das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Es liegt im Stadtbezirk Bonn östlich der Bundesstraße 9 und westlich des Bundeshauses im Zentrum des engeren Bundesviertels und ist Teil des Wegs der Demokratie.

Geschichte

Als erstes Gebäude für das Kanzleramt der Bundesrepublik diente ab 1949 das Palais Schaumburg in Bonn. In den 1950er-Jahren entstanden als Häuser 2 und 3 nahegelegene Ergänzungsbauten. 1969 wurde das Aufgabenspektrum der des Amtes durch die sozialliberale Koalition unter Willy Brandt und dessen Kanzleramtschef Horst Ehmke um verschiedene Aspekte der Bildungs-, Sozial- und Technologiepolitik erweitert. Um den gewachsenen Anforderungen gerecht werden zu können, für die auch das erweiterte Gelände des Palais zu klein geworden war, beschloss das Bundeskabinett noch im Dezember 1969, unmittelbar südlich des alten auf der sogenannten Görreswiese ein neues Kanzleramtsgebäude zu errichten. Mit der Planung wurde die Planungsgruppe Stieldorf beauftragt, die aus einem bundesweit offen ausgeschriebenen Wettbewerb als Sieger hervorging. Für die künstlerische Ausgestaltung der Gebäude und des Außenbereichs fand 1974 ein eigener Wettbewerb statt. 1973 begannen die Bauarbeiten, im Juli 1976 wurde der architektonisch schlichte Neubau eingeweiht. Das Palais Schaumburg wurde aber weiterhin, vorwiegend zu Repräsentationszwecken, genutzt. Das Parkgelände mit einer zentralen Einfahrt von der Görresstraße her umschließt als drittes Gebäude den Kanzlerbungalow, der als offizieller Bonner Wohnsitz des Bundeskanzlers diente.

Das Bundeskanzleramtsgebäude besteht aus einem dreigeschossigen Komplex mit zwei Untergeschossen, der sich in zwei Bauteile gliedert: den sogenannten „Abteilungsbau“ und den „Kanzler- und Kabinettsbau“. Der Abteilungsbau fußt auf einem Grundrissraster, das jeweils knapp 100 m² stützenfreie Flächen im Innern erzeugt, und wird durch den auf der Rheinseite (im Osten) gelegenen Haupteingang betreten. Nördlich des Abteilungsbaus liegt versetzt der wesentlich kleinere Kanzler- und Kabinettsbau mit separatem Eingang. Die Erdgeschossfassaden sind hier weitgehend zurückgesetzt und vollverglast, um einen größtmöglichen Durchblick in die dahinter liegende alte Parklandschaft zu ermöglichen (zur Planungszeit hatte es noch Überlegungen gegeben, das Gelände der Öffentlichkeit zugänglich zu machen).

Die freie Stahlskelettkonstruktion (mit nur sechs Betonkernen als Festpunkte) erlaubt durch veränderbare Wände die Anpassung an alle organisatorischen Anforderungen. Die geringe Höhenentwicklung (unterhalb der Baumkronen des Parks und dem First des Palais Schaumburgs) – und das bei einem Neubauvolumen von über 200.000 m³ Kubatur, 30.000 m² Nutzflächen und 13.000 m² Fassade – begründete die Entscheidung der Jury für Preis und Ausführung.

Die architektonische Qualität des Bauwerkes ist umstritten. Kritiker bemängeln seine unentschlossene und zurückhaltende städtebauliche Stellung und umschreiben die Außenansicht des Kanzleramtes als „Sparkassenarchitektur“. Die in der Wettbewerbsausschreibung geforderte städtebauliche Zurückhaltung, gewisse puristische ästhetische Qualitäten und auch die für funktional befundene Binnengliederung (vollflexibel-gestaltbare Grundrisse) werden jedoch positiv hervorgehoben.

Der erste Hausherr Helmut Schmidt ließ 1979 den Vorplatz des neuen Gebäudes umgestalten und dort die Skulptur Large Two Forms von Henry Moore aufstellen. Im Mai 1982 wurde auf dem außerhalb gelegenen Bundeskanzlerplatz eine Kopfplastik von Konrad Adenauer aufgestellt, die zum Symbol der Bonner Republik wurde. 1999 wurde das Gebäude mit dem Haus 2 dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) übergeben, als das Bundeskanzleramt nach Berlin zog. Der Bonner Dienstsitz des Bundeskanzlers ist seither wieder das Palais Schaumburg. Damit das Ministerium in die Liegenschaft einziehen konnte, wurde im Zeitraum von 1999 bis 2005 eine umfangreiche Generalinstandsetzung durchgeführt, in deren Gesamtumfang eine der in Deutschland größten Spritzasbest-Sanierungsmaßnahmen erfolgreich umgesetzt wurde. Das BMZ zog anschließend aus dem „Bonn-Karree“ südlich der Museumsmeile in das ehemalige Kanzleramt um.

Literatur

  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 114.
  • Ingeborg Flagge: Architektur in Bonn nach 1945. Verlag Ludwig Röhrscheid, Bonn 1984, ISBN 3-7928-0479-4, S. 53.
  • Biermann, Harald: Die Bundeskanzler und ihre Ämter (Hrsg. Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), Bonn 2006.

Weblinks

 Commons: Bundeskanzleramt (Bonn) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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