Burg Hohenwaldeck

Burg Hohenwaldeck
Burg Hohenwaldeck
Der Nordteil der Ruine vom Aussichtspunkt

Der Nordteil der Ruine vom Aussichtspunkt

Entstehungszeit: Ausgehendes 13. Jahrhundert
Burgentyp: Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand: Ruine
Ständische Stellung: Ministeriale
Bauweise: Buckelquader
Ort: Schliersee-Neuhaus
Geographische Lage 47° 42′ 55,4″ N, 11° 52′ 35,4″ O47.715411.8765986Koordinaten: 47° 42′ 55,4″ N, 11° 52′ 35,4″ O
Höhe: 986 m ü. NN
Burg Hohenwaldeck (Bayern)
Burg Hohenwaldeck

Die Burgruine Hohenwaldeck liegt 470 Meter östlich vom Südteil des Schliersees, nahe dem Ort Neuhaus, 986 Meter über Normalnull. Sie erhebt sich damit 209 Meter über den Seespiegel. Die Burgruine ist vom Höhenwanderweg zwischen Schliersee und Neuhaus erreichbar.

Die Veste wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts von den Herren von Waldeck errichtet. Die Waldecker waren ursprünglich Dienstmannen des Bistums Freising, konnten sich aber nach dem Neubau der Spornburg eine weitgehend unabhängige Herrschaft aufbauen.

Im 16. Jahrhundert gelangten die Besitzungen nach dem Tode des letzten Waldeckers in die Hände der Herren von Maxlrain. Damals war die Burg allerdings schon verfallen. Insbesondere hatte ein Felssturz im Jahre 1480 die Gebäude zerstört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Reste des Frontturmes von Osten
Die Ostseite des Turmes mit dem Zugangssteg
Das Turminnere
Buckelquader am Frontturm
Die hohe Südwand
Die Innenseite der Südwand
Gegenblick nach Norden

Die Herren von Hohenwaldeck werden erstmals in der Mitte des 11. Jahrhunderts als Dienstmannen des Bistums Freising urkundlich fassbar. Der namengebende Ansitz dieser Servientes Ecclesia Frisingensis hat sich als Burgstall südlich von Bad Aibling erhalten (Burgstall Altenwaldeck).

Um 1150 erscheint ein Rodolfus de Waldecke in den Schriftquellen. Das Geschlecht übte die Vogtei über das freisingische Kloster Schliersee aus. Neben der Burg Hohenwaldeck gehörten noch die Burgen Parsberg, Miesbach und Holnstein zum Herrschaftsbereich des Familienverbandes.

Im 13. Jahrhundert galten die Hohenwaldecker als einflussreichste Vasallen des Freisinger Domstifts. Der Familie wurden die höchsten weltlichen Ämter des Bistums übertragen. Hohenwaldecker amtierten als Truchsessen und Erbkämmerer, sogar als weltliche Stellvertreter des Erzbischofs (Vitztum).

Trotz dieser Aufwertung begann das Geschlecht damit, sich einen eigenen, unabhängigen Herrschaftsbereich um den Schliersee aufzubauen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde mit dem Neubau der großen Burganlage über dem See begonnen.

Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam es deshalb zur offenen Konfrontation mit dem Bistum. 1312 zerstörte Arnold von Waldeck die bischöfliche Burg zu Miesbach. Während der anschließenden Friedensverhandlungen musste Freising die Oberhoheit über die Güter der Waldecker aufgeben, die später sogar in den Grafenstand erhoben wurden.

Die nun weitgehend unabhängige Grafschaft Hohenwaldeck wurde in den nächsten beiden Jahrhunderten durch Teilungen innerhalb der Familie zersplittert. Unter Georg von Waldeck erreichte man trotzdem 1454 die Reichsunmittelbarkeit, konnte also auch die letzten Bindungen an das Bistum lösen. Die Habsburger wollten durch die Aufwertung der Herrschaft zum Reichslehen wahrscheinlich die Okkupation des Gebietes durch die Wittelsbacher verhindern. Der Schliersee liegt nur wenige Kilometer vor dem Beginn der habsburgischen Besitzungen in Tirol.

Bereits 1483 erlosch das Geschlecht der Grafen von Waldeck. Die bayerischen Herzöge begannen daraufhin einen jahrzehntelangen Rechtsstreit mit den Erben, um die Herrschaft doch noch an sich zu bringen. Bezeichnenderweise unterstützte der kaiserliche Hof die Erben gegen Herzog Albrecht den Weisen.

Hohenwaldeck über dem Schliersee wurde damals schon lange nicht mehr genutzt. Wahrscheinlich war Georg von Waldeck (gest. 1380) der letzte ritterliche Bewohner der Burg. Nach seinem Tod wurde der Amtssitz der Herrschaft nach Schliersee verlegt. 1497 ging die verlassene Burg an die Herren von Seiboldsdorf. Um diese Zeit muss ein gewaltiger Felssturz die Veste endgültig unbewohnbar gemacht haben.

1516 erwarb schließlich Wolfgang von Maxlrain die Anteile seiner Miterben. Sein Sohn Wolf Dietrich von Maxlrain bekannte sich offen als Anhänger Martin Luthers. Die Maxlrainer galten als eines der reichsten Adelshäuser Oberbayerns. Die Herrschaft Hohenwaldeck wurde von den Residenzen der Familie Maxlrain bei Aibling und Wallenburg an der Schlierach aus verwaltet.

Philipp Apian konnte 1568 nur noch von einer "Ruine einer uralten Burg, genannt Waldegk" berichten. "Innerhalb ihrer Mauern sind riesenhafte Bäume emporgewachsen" (Topographia Bavariae). Wiguläus Hundt vermutete 1585 gar einen vormittelalterlichen Ursprung der Ruine: "ein gar alt haidnisch Gemäur, hoch an Pergen, dergestalt, dass zu vermuthen in etlich hundert Jahren der Orten kein Wohnung gewesen sei" (Bayrisch Stammen Buch).

1734 wurde die Herrschaft nach dem Aussterben der Maxlrainer doch noch dem Kurfürstentum Bayern übergeben. Die Grafschaft wurde 1803 aufgelöst und in ein Landgericht umgewandelt.

Beschreibung

Die Burg liegt hoch über dem Schliersee auf einem felsigen Bergsporn vor der Westflanke des Leitnerberges. Im Osten schützt eine flache Senke den Burgplatz. Hinter dem grabenähnlichen Einschnitt haben sich auf einem Felsstock die Reste eines Bergfriedes oder Wohnturms erhalten. An der gut erhaltenen Südseite des Turmes vorbei gelangt man über einen hölzernen Steg ins Burginnere.

Die großen Buckelquader an den Kanten des Frontturmes deuten auf eine Entstehung im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert hin. Eine genaue Datierung wäre nur durch eine aufwändige Bauuntersuchung möglich, da Buckelquader auch noch im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit im Wehrbau verwendet wurden.

Ab dem frühen 19. Jahrhundert datierte man alle großen Buckelquadertürme fälschlicherweise in die Römerzeit. Diese Fehlinterpretation hält sich teilweise bis in die Gegenwart. So berichtet auch die Informationstafel am Frontturm der Ruine von einem angeblichen römischen Ursprung der Mauerreste.

Der Turm ist im Süden und Osten noch etwa sechs Meter hoch. Nach Weithmann sollen auf der Südseite Spuren eines Hocheinganges erhalten sein. Die Nord- und Westwände fehlen vollständig.

Neben der Turmruine haben sich um das Burgplateau noch große Teile der Umfassungsmauer aus Kalksteinquadern unterschiedlicher Größe und Bruchsteinen erhalten. Die Ruinen sind noch bis zu acht Metern hoch. Die Mauern werden von keinerlei Fenster- oder Lichtöffnungen durchbrochen. Ob es sich hier um eine Ringmauer oder die Außenwände von Gebäuden handelt, ist nicht eindeutig zu entscheiden. Die Mauerzüge bilden ein unregelmäßiges Rechteck, das nach Norden spitzwinkelig ausläuft. Die hohe Felsrippe im Burginnern geht wahrscheinlich teilweise auf den spätmittelalterlichen Bergsturz zurück.

Der Westteil der Burg ist seit langem ins Tal abgerutscht. Nach einem Lageplan von Adolph von Schaden (1832) sollen die Hangkanten hier durch weitere Mauerzüge gesichert gewesen sein. Zur Zeit der Aufnahme war das Gelände hier jedoch bereits abgestürzt. Der erhaltene schmale Nordsporn dient heute als beliebter Aussichtsplatz auf den Schliersee.

Seit dem Spätmittelalter dürften keine größeren Sanierungsmaßnahmen an den Burgresten durchgeführt worden sein. Die erhaltenen Mauerzüge sind trotzdem nicht akut gefährdet. Die Außenschale der Umfassungsmauer ist handwerklich sehr sorgfältig mit Kalksteinquadern in Lagen verblendet.

Der Zugang zur Burg erfolgte wohl über den etwa drei Kilometer langen Weg von Schliersee, der heute als Wanderweg genutzt wird. Die Versorgung der Veste muss schwierig gewesen sein. Der Burgweg steigt bis auf 1000 Höhenmeter an. Im Winter liegt hier der Schnee manchmal meterhoch. Die direkten Abstiege sind steil und waren allenfalls von nur leicht bepackten Saumtieren zu bewältigen. Allerdings war auch der "Normalweg" nicht befahrbar. Ein weiteres Problem war die Wasserversorgung. Hier dürfte man sich mit Zisternen und Schmelzwasser beholfen haben. Neben der schwierigen Versorgungslage gefährdeten ständig Steinschläge und Bergstürze die Bewohner.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege verzeichnet die Anlage als Burgruine mit spätgotischen Lesefunden unter der Denkmalnummer D-1-8237-0003.[1].

Wehrbau oder Machtsymbol

Einige Burgenforscher interpretieren mittelalterliche Burganlagen seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert mehr als Macht- und Statussymbole denn als tatsächliche Wehrbauten. Auch die spektakuläre Lage der Burg Hohenwaldeck 200 Meter über dem Schliersee wurde als Machtdemonstration der Waldecker gegenüber dem Freisinger Erzbistum und dem Herzogtum Bayern gedeutet (Michael Weithmann). M. Weithmann bezeichnete Hohenwaldeck sogar als "missglückte Höhenburg".

Andere Historiker stellen hingegen die Funktion der Anlage als Fluchtburg im sich abzeichnenden Konflikt mit dem Bistum in den Mittelpunkt. Eine effiziente Belagerung der Veste wäre nur schwer möglich gewesen. Die feindlichen Truppen hätten die Burg nur blockieren und aushungern können.

Ebenso schwierig war eine offensive Verteidigung durch die Burgbesatzung, die sich im Falle eines Angriffs nur auf den Entsatz durch verbündete Verbände und die Mannschaften der übrigen Waldecker Burgen verlassen konnte. Auch eine wirkungsvolle Überwachung der Straße nach Bayrischzell war wegen der Höhenlage nur schwer möglich. Die schwierigen Lebensverhältnisse auf Hohenwaldeck bedingten wahrscheinlich, dass die Veste nicht das ganze Jahr über bewohnt wurde. Im Winter nutzte man wohl den Ansitz der Familie in Miesbach und die Wallenburg nördlich des Ortes.

Die Burg Hohenwaldeck war bereits durch ihre Lage auf dem nach drei Seiten steil abfallenden Sporn sehr gut gesichert. Hinzu kamen die beträchtliche Höhe der Umfassungsmauer und der starke Frontturm mit seiner repräsentativen Buckelquaderverkleidung.

Die Anlage ist wohl wie die meisten mittelalterlichen Burgen sowohl als Wehr- wie auch als Repräsentationsbau und Machtsymbol zu interpretieren. Mittlerweile werden die im Zusammenhang mit Joachim Zeunes Machtsymbol-Theorie entwickelten Thesen zunehmend von der Forschung kritisch hinterfragt.

Literatur

  • Michael Weithmann: Inventar der Burgen Oberbayerns. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, München 1995.
  • Michael Weithmann: Ritter und Burgen in Oberbayern - Streifzüge ins mittelalterliche Land zwischen Alpen, Donau, Lech und Salzach. Dachau 1999, ISBN 3-89251-276-0.

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung

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