- Byzantinische Währung
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Die byzantinische Währung, also das Geld, welches im Oströmischen Reich nach dem Fall des Weströmischen Reichs benutzt wurde, bestand im Wesentlichen aus zwei Arten von Münzen: dem goldenen Solidus und einer Vielfalt von Bronzemünzen.
Byzantinische Numismatik beginnt mit der Währungsreform des byzantinischen Kaisers Anastasios I. im Jahr 498, der das Münzsystem des späten römischen Reichs, das aus dem Goldsolidus und den bronzenen Nummi bestand, reformierte. Die Nummi waren extrem kleine Bronzemünzen von 8-10 Millimeter Durchmesser, die unbequem zu handhaben waren, weil schon für kleinere Transaktionen eine große Zahl von ihnen benötigt wurde. Die neuen Bronzemünzen hatten die Nennwerte 40 Nummi, 20 Nummi, 10 Nummi und 5 Nummi (andere Werte wurden zeitweise auch produziert). Die Schauseite dieser Münzen enthielt ein hochstilisiertes Porträt des Kaisers, die Rückseite die Wertangabe gemäß den griechischen Numeralen: M=40,K=20,I=10,E=5. Silbermünzen wurden nur selten geschlagen.
Die einzige halbwegs regelmäßig ausgegebene Silbermünze war der Miliaresion, der in verschiedenen Feinheiten mit einem Gewicht in der Regel zwischen 7,5 und 8,6 Gramm geprägt wurde. Den Miliaresion gab es ab dem 6. Jahrhundert, und er scheint vom 7. bis zum 9. Jahrhundert gebräuchlich gewesen zu sein. Kleinere Transaktionen wurden auch in dieser Zeit mit Bronzemünzen durchgeführt.
Der Gold-Solidus blieb der Standard für den internationalen Handel bis ins 11. Jahrhundert hinein, bis er ab etwa 1030 von den Kaisern, beginnend mit Romanos III. (regierte 1028 bis 1034) immer weiter verschlechtert wurde. Bis zu dieser Zeit lag der Goldgehalt durchgängig zwischen 955 und 980 Tausendstel. Unter Kaiser Nikephoros II. Phokas wurde ein Solidus mit 11/12 des üblichen Gewichts (s. u.) parallel zum vollen Solidus ausgegeben, die beide den Goldgehalt bewahrten; der Sinn dieser Änderung lag in dem (gescheiterten) Versuch, den Markt dazu zu bringen, die untergewichtigen Münzen zum Wert des alten Solidus zu akzeptieren. Die leichtere Münze wurde Tetarteron genannt, die vollgewichtige Histamenon oder (Hi)stamenon nomisma. Sie war die byzantinische Standardgoldmünze unter Nikephoros II. Phokas und trat 963-969 an die Stelle des Solidus. Sie wog 4,4 - 4,5 g, die um 1/12 leichtere Goldmünze, die Tetarteron nomisma, 4,05 g. Ursprünglich gleich aussehend unterschieden sich beide Münzprägungen später auch äußerlich. Im Gegensatz zum etwas kleineren und dickeren Tetarteron (unbeliebt, im 10. Jahrhundert nur noch selten neu ausgegeben) wurden die Histamena (Plural von Histamenon) mit ansteigendem Durchmesser ausgegeben und entwickelten sich zu schüsselförmig gewölbten Münzen. Bereits vor der Mitte des 11. Jahrhunderts verschlechterte sich ihr Feingehalt. So wurden sie in den 80er Jahren als Elektron ausgegeben. Die Münzreform (1092) unter Kaiser Alexios I. Komnenos (reg. 1081-1118) löste den Histamenon durch den Hyperpyron (nomisma) als Standardgoldmünze ab (s. u.)
Der Solidus wog ungefähr 4,48 - 4,6 g und war die Vorlage für den islamischen Dinar (dessen Name auch auf den Silberdinar mit einem Gewicht von ungefähr 1,5 Gramm angewandt wird, der als Nachahmung des römischen Denar geschlagen wurde, der im Nahen Osten weit verbreitet war) und später auch für venezianische und andere norditalienische Münzen.
Zur Zeit des Kaisers Romanos IV. (regierte 1068 bis 1071) war der Solidus auf einen Goldgehalt von nur noch 15 Prozent verschlechtert worden. Unter Alexios I. (regierte 1081 bis 1118) wurden der verschlechterte Solidus bzw. Histamenon abgeschafft, und eine neue Goldmünze mit einem Goldgehalt von anfänglich 900 bis 950 Tausendstel eingeführt (21,6 - 22,8 Karat), der Hyperpyron. Er wog wie der Solidus 4,5 g, war etwas kleiner im Durchmesser und hatte später einen Feingehalt von 21 Karat entsprechend einem Legierungsverhältnis von 21 Teilen Gold zu 3 Teilen anderem Metall (875/1000). Der Hyperpyron blieb bis zum Ende des byzantinischen Reichs 1453 in Umlauf, obwohl er ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ebenfalls häufig verschlechtert wurde. Nach 1400 wurden die byzantinischen Münzen bedeutungslos, an ihre Stelle traten italienische Geldstücke als vorherrschendes Zahlungsmittel.
Das byzantinische monetäre System wurde während des 7. Jahrhunderts geändert, als der 40 Nummi (Follis), jetzt deutlich kleiner, die einzige Bronzemünze wurde, die noch regelmäßig ausgegeben wurde. Obwohl Justinian II. (regierte 695 und 705 bis 711) versuchte, die Größe des Follis aus der Zeit von Justinian I. wiederherzustellen, wurde er mit der Zeit immer kleiner. Im 10. Jahrhundert wurden sogenannte "anonyme Folles" geprägt anstelle der früheren Münzen, die das Abbild des Kaisers zeigten. Die "anonymen Folles" zeigten auf der Schauseite die Büste von Jesus und die Inschrift "XRISTUS/BASILEU/BASILE" (Christus, König der Könige) (siehe auch: Ikonoklasmus (Bildersturm)).
Spätere kelchförmige Münzen, Trachi genannt, wurden sowohl aus Elektrum (verschlechtertes Gold) als auch aus Billon (verschlechtertes Silber) geprägt. Der genaue Grund für die Ausgabe derartiger Münzen ist nicht bekannt, es wird jedoch angenommen, dass sie sich einfach leichter stapeln ließen. Siehe auch: Römische Währung
Literatur
- Andreas Urs Sommer: Die Münzen des byzantinischen Reiches 491-1453. Mit einem Anhang: Die Münzen des Reiches von Trapezunt. Battenberg Verlag, Regenstauf 2010, ISBN 978-3-8664-6061-4.
Weblinks
Commons: Byzantinische Währung – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienKategorien:- Wirtschaft (Byzanz)
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