Bökingharde

Bökingharde

Die Bökingharde war ein unterer Verwaltungsbezirk innerhalb der Ämter und Harden in Schleswig und gehörte zum Amt Tondern.

Geschichte

Der Ursprung der Harden liegt vermutlich schon in der Wikingerzeit. Erstmals erwähnt wird die Bökingharde im Waldemar-Erdbuch 1231. Damals bestand sie aus den nordfriesischen Geestdörfern Deezbüll, Risum und Lindholm und mehreren Kirchspielen in den Uthlanden, darunter die Inseln Galmsbüll, Dagebüll und Fahretoft. Der dänische König Erik Manved erzwang um 1300 den Bau eines Dammes von den Inseln zum Festland.

1344 wagten es die Bökingharder, sich Waldemar Atterdags Steuerforderungen zu widersetzen. Bei einer Schlacht bei Langsumtoft (heute als Langstoft ein Stadtteil von Niebüll) wurden sie jedoch vernichtend geschlagen und zu noch höheren Abgaben gezwungen. Sie mussten dem König auch 500 Reiter für einen Feldzug im Jahr stellen.

Bei der großen Mandränke von 1362 verlor die Bökingharde drei Kirchen, darunter Langsumtoft. Galmsbüll, Fahretoft und Dagebüll wurden zu Halligen.

1426 schlossen Vertreter der Wiedingharde, der Bökingharde, von Strand, Sylt und Föhr mit Herzog Heinrich IV. von Schleswig die Siebenhardenbeliebung, eine Gesetzessammlung, mit der sie ihre Rechtsautonomie betonten. Während jeweils ein Teil von Sylt und Föhr bei Frieden von Vordingborg 1435 an das Königreich Dänemark fiel, blieb die Bökingharde beim Herzogtum Schleswig. Dort blieb die Siebenhardenbeliebung bis 1572 in Geltung.

Eindeichung der Dagebüller Bucht

Nach der erfolgreichen Eindeichung des Gotteskoog, der zu einem Drittel der Bökingharde zugeordnet wurde, plante 1566 Herzog Johann das sogenannte Bottschlotter Werk, einen Damm quer über die drei großen Halligen Fahretoft, Dagebüll und Galmsbüll und mehrere kleine, bei dem sämtliche Wattströme auf einmal abgedämmt werden sollen. Die einheimische Bevölkerung wurde zu Arbeit und Lieferung des Materials zwangsverpflichtet. Immer wieder wurde die Arbeit durch Stürme behindert oder gar zunichte gemacht. Nach Johanns Tod führte sein Bruder Adolf das Werk mit Fachleuten aus den Niederlanden fort, gab aber schließlich 1585 auf, weil das Bottschlotter Tief sich als unbezwingbar und das Vorland als noch nicht "deichreif" erwiesen hatte, was bedeutet, dass sich noch nicht genügend Landanwachs durch regelmäßige Überflutungen gebildet hatte.

Erst am 2. Juli 1633 gelang Claas Jannsen Rollwagen, dem Sohn des 1623 verstorbenen Johann Claasen Rollwagen, der seit 1609 Generaldeichgraf der nordfriesischen Gebiete war, nach zehnjähriger Arbeit der Deichschluss am Bottschlotter Tief, der sogar der Burchardiflut vom 11./12. Oktober 1634 standhielt. Die im Bau befindliche Abdämmung des Kleiseetiefs machte die Flut jedoch zunichte. Bei der Flut starben in der Bökingharde 402 Menschen. 1641 gelang schließlich wenigstens die Eindeichung des sehr viel kleineren Bottschlotter Koogs. 1652 wurde der Blumenkoog gewonnen.

Weil sich bei dem gescheiterten Bottschlotter Werk herausgestellt hatte, dass die Bevölkerung mit dem Deichbau und dessen Finanzierung überfordert war, vergaben die Herzöge in der Folgezeit mehrere Oktroys, um Anreize zu geben, das Risiko der Neugewinnung einzugehen: 1682 gelang die Eindeichung des Alten Christian-Alberts-Koogs; 1704 wurde die Hallig Dagebüll samt dem Anwachs eingedeicht, ein Jahr später der Neue Christian-Alberts-Koog, 1727 der Kleiseerkoog. 1789 war mit der Eindeichung des Marienkoogs die Dagebüller Bucht zu gesichertem Land geworden. Die Hallig Galmsbüll musste jedoch 1802 aufgegeben werden und ging in der Halligflut 1825 unter. Im 19. Jahrhundert vergrößerten noch der Galmsbüllkoog und der Osewoldter Koog die Siedlungsfläche der Bökingharde.

Mit der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen wurde die Harde in eine Hardesvogtei umgewandelt und schließlich mit Bildung der Amtsbezirke 1889 ganz aufgelöst. Von 1967 bis 2007 gab es das Amt Bökingharde, ein Amt im Kreis Nordfriesland, dessen Namensgeber die Harde war.


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