Galmsbüll

Galmsbüll
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Galmsbüll
Galmsbüll
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Galmsbüll hervorgehoben
54.7711111111118.74833333333332
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Nordfriesland
Amt: Südtondern
Höhe: 2 m ü. NN
Fläche: 49,05 km²
Einwohner:

664 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 14 Einwohner je km²
Postleitzahl: 25899
Vorwahlen: 04665, 04667, 04661
Kfz-Kennzeichen: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 165
Adresse der Amtsverwaltung: Marktstraße 12
25899 Niebüll
Webpräsenz: www.amt-suedtondern.de
Bürgermeister: Norbert Rühmann
Lage der Gemeinde Galmsbüll im Kreis Nordfriesland
Karte

Galmsbüll (dänisch Galmesbøl, friesisch Galmsbel) ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Sie entstand 1974 durch Zusammenschluss der Gemeinden Christian-Albrechts-Koog, Kleiseerkoog und Marienkoog. Ihren Namen hat sie von der Anfang des 19. Jahrhunderts untergegangenen Hallig Galmsbüll.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Verkehr

Galmsbüll liegt etwa 7 Kilometer westlich von Niebüll an der Nordseeküste. Wenige Kilometer südlich verläuft die Bahnstrecke von Niebüll nach Dagebüll, die nächste Bundesstraße ist die Bundesstraße 5 östlich von Niebüll.

Die Hallig Galmsbüll

Die Hallig Galmsbüll wurde erstmals in der Mitte der 13. Jahrhunderts erwähnt. Sie war damals etwas größer als Oland und eins der bedeutendsten Salzabbaugebiete der Westküste. Erst 1782 wurde der Betrieb eingestellt, nachdem er längst nicht mehr ertragreich war. Zu dem Zeitpunkt war die im Gegensatz zu Dagebüll ungesicherte Hallig durch den Abbau des Salztorfs bereits stark geschrumpft. Von den ursprünglich vier Warften war nur noch eine übrig geblieben, die direkt am Meer lag und deren bewohnbare Fläche mit jedem Sturm kleiner wurde. Verschiedene Pläne zur Eindeichung der Dagebüller Bucht im 17. Jahrhundert, in die auch Galmsbüll einbezogen werden sollte, scheiterten an den Kosten und an Schwierigkeiten, die Wattströme, besonders das Kleiseetief, einzudämmen.

Nach dem Visitationsbericht von 1710 lebten auf der Hallig etwa 80 Haushalte. Galmsbüll galt als die ärmste Kirchengemeinde des Herzogtums Schleswig. Obwohl schon seit den 1730er Jahren die Einnahmen der Halligbewohner nicht mehr für die Steuer ausreichten und seit 1745 der König zu den Erhaltungskosten der Warft beitragen musste, baute man noch 1749 eine neue Kirche, die erste aus Stein, direkt an die Abbruchkante.

In Verbindung mit der Eindeichung des neuen Christian-Albrecht-Koogs wurde die Hallig 1701 durch einen Damm fest mit dem Festland verbunden. Entlang dieses Dammes hatte sich bis 1780 deichfertiges Land gebildet. Deshalb wurde 1788 beschlossen, die Hallig aufzugeben und stattdessen den Anwachs einzudeichen. Die Eindeichung des Marienkoogs 1798 wurde wegen der veränderten Strömung der Hallig endgültig zum Verhängnis. Im Jahr 1800 musste die Kirche wegen Einsturzgefahr abgetragen werden. Das Kirchspiel wurde aufgelöst. In den folgenden Jahren übersiedelten die Bewohner in den neuen Marienkoog. Aus den Steinen der abgebrochenen Kirche errichtete man für die, die kein eigenes Land besaßen, ein Armenhaus, in dem auch bis zum Neubau der Kirche Gottesdienste gehalten wurden. In der sogenannten Halligflut 1825 ging die seit 1802 ständig völlig umspülte Warft unter.

Ortsteile

Alter Christian-Albrechts-Koog

1681 unterzeichnete Christian Albrecht, der damalige Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, einen Oktroy, der finanzkräftige Interessenten anlocken sollte, sich am Eindeichen des Landzuwachses in der Dagebüller Bucht zu beteiligen. Als Gegenleistung für ihren Einsatz sollte ihnen das gewonnene Land zum Eigentum überlassen werden und ihnen sollten zudem Gerichtsbarkeit, Polizeigewalt, Deichaufsicht, Verwaltung sowie das Patronat über eine noch zu bauende Kirche unterstehen. 1682 war der Deichschluss vollendet. Die Interessenten, die zum Großteil aus den umliegenden Harden Wiedingharde, Bökingharde und Karrharde kamen, erhielten Land entsprechend ihrer finanziellen Beteiligung. Das neugewonnene Land galt als das fruchtbarste im ganzen Königreich, so dass die am Deichbau Beteiligten großen Gewinn davon hatten.

Im Koog befinden sich mehrere alte Höfe. Auf dem Hof Mangelmehl wurde 1970 der Film Die Deutschstunde, eine Verfilmung des Romans Deutschstunde von Siegfried Lenz, gedreht.

Neuer Christian-Albrechts-Koog

Der Neue Christian-Albrechts-Koog wurde nach einem weiteren Oktroy 1705-06 eingedeicht. Einer der ältesten Höfe, der Carolinenhof, ist jetzt im Freilichtmuseum Molfsee zu bewundern.

Kleiseerkoog

Der Kleiseerkoog wurde um 1725 eingedeicht. Im selben Jahr wurde ein Dreiseithof im Koog errichtet, der aufgrund seines hohen historischen Werts unter Denkmalschutz steht.

Neugalmsbüll und die St.-Gallus-Kirche

Im Dorf Neugalmsbüll befindet sich mit der Kirche und vielen Vereinen und Organisationen der Ortsmittelpunkt zwischen altem und neuem Christian-Albrechts-Koog. Hier befindet sich auch die St.-Gallus-Kirche.

St.-Gallus-Kirche in Neugalmsbüll
Sgraffito in der Galmsbüller Kirche

Obwohl bereits der Oktroy zur Gründung des Christian-Albrechts-Koog von 1681, der den Bewohnern der neuen Köge das Patronat über die Kirche zugestand, einen Kirchenbau vorgesehen hatte, ging nach dem Abbruch der alten Halligkirche, die ebenfalls schon nach dem Heiligen Gallus hieß, fast ein Jahrhundert ins Land, währenddessen die Einwohner der heute zur Gemeinde Galmsbüll gehörigen Köge sich nach Emmelsbüll, Dagebüll oder Deezbüll orientierten. Erst als die Kirchenwahlfreiheit 1874 aufgehoben wurde, schlossen sich die beiden Christians-Albrechts-Kögen mit dem Marienkoog und dem nördlichen Kleiseerkoog zur heutigen Kirchengemeinde zusammen und planten ihre neue Kirche. Bis zur Einweihung vergingen 17 Jahre.

Die St.-Gallus-Kirche wurde 1890/1891 von Heinrich Moldenschardt als neugotischer Backsteinbau errichtet. Ihr ornamentaler Sgraffito-Putz ist einmalig in Nordeuropa. Da der Großteil des Inventars ebenfalls aus der Erbauungszeit stammt, weist die Kirche ein sehr einheitliches Erscheinungsbild auf. Aus der alten Halligkirche stammt nur noch der Kronleuchter. Der mittelalterliche Taufstein aus Granit gehörte ursprünglich der Rickelsbüller Kirche.[2]

Erst seit 1982 ist die Kirchengemeinde Mitglied der Nordelbischen Kirche.

Marienkoog

Nach der Eindeichung des Anwachses begann 1799 die Besiedlung des neuen Kooges. Er ist nach Maria von Hessen-Kassel, der Frau des dänischen Königs Friedrich VI. benannt. Die Bewohner des Hallig Galmsbüll, die es sich leisten konnten, bauten sich ein Haus oder einen Hof im Marienkoog. Bei der Volkszählung im Februar 1803 lebten hier 17 Familien. Von den 29 Haushalten, die 1803 noch auf der Hallig Galmsbüll lebten, zogen die meisten ebenfalls in den Marienkoog, als die Hallig 1825 aufgegeben werden musste.

Galmsbüllkoog

Der Galmsbüllkoog, der auch einen Teil des Gebiets der alten Hallig mit umschließt, entstand 1913 als Sommerkoog vor dem Marienkoog, den die Marienkooger Bauern bewirtschafteten. Nachdem Sturmfluten jedes zweite Jahr die Ernte vernichteten, beschloss man 1933 eine Deichverstärkung und konnte im Rahmen eines Landgewinnungsprogrammes unterlegt durch die nationalsozialistische Blut-und-Boden-Ideologie 1939 den Galmsbüllkoog eindeichen (vgl. u.a. Adolf-Hitler-Koog, Hermann-Göring-Koog).[3] Der Reichsarbeitsdienst, der die Arbeiten durchgeführt hatte, wurde zu Kriegsbeginn abgezogen. Erst 1950 wurden die ersten Häuser im Galmsbüllkoog bezogen, 11 Jahre nachdem der Außendeich fertig gestellt worden war.

Politik

Von den neun Sitzen in der Gemeindevertretung hat die Wählergemeinschaft AfWG (Absolut freie Wählergemeinschaft Galmsbüll) seit der Kommunalwahl 2008 fünf Sitze, die Wählergemeinschaft AdWG hat vier.

Wappen

Blasonierung: „Halblinks von einem schmalen grünen Schräglinksbalken in Silber und Gold und schrägrechts in Blau geteilt, aus der Teilung ein wachsender schwarzer Kirchturm.“[4]

Wirtschaft

Windenergieanlagen in Galmsbüll

Die Gemeinde ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Der Tourismus hat als Einnahmequelle jedoch eine steigende Bedeutung.

Bürgerwindpark Galmsbüll

2006 werden im Marienkoog 15 vorhandene Windenergieanlagen (WEA) mit einer Gesamtleistung von ca. 6 Megawatt abgebaut und durch 7 modernere WEA mit je 3,6 Megawatt ersetzt (neue Gesamtleistung: 25,2 Megawatt).

2007 folgt das Repowering in den Gebieten:

  • Ulmenhof: Abbau von 4 WEA mit 1,43 MW installierter Leistung und Aufbau von 2 WEA mit 4 MW install. Leistung.
  • Norderhof: Abbau von 9 WEA mit 1,875 MW install. Leistung und Aufbau von 7 WEA mit 16,1 MW install. Leistung.
  • Kleihof: Abbau von 5 WEA mit 1,1 MW install. Leistung und Aufbau von 2 WEA mit 5 MW installierter Leistung.

2008 / 2009 folgt das Repowering im Gebiet:

  • Bahrenhof: Abbau von 4 WEA mit 2,0 MW installierter Leistung und Aufbau von 3 WEA mit 9,9 MW install. Leistung

Insgesamt wird eine elektrische Stromproduktion erwartet, die ausreicht um den Strombedarf der Privathaushalte Nordfrieslands mit ca. 165.000 Einwohnern zu decken. Bei dem Konzept "Bürgerwindpark Galmsbüll" handelt es sich um einen Zusammenschluss von Altbetreibern und einer Beteiligung von Bürgern aus der Gemeinde.

Quellen

  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. Kirche Galmsbüll
  3. Lars Amenda: „Volk ohne Raum schafft Raum“. Rassenpolitik und Propaganda im nationalsozialistischen Landgewinnungsprojekt an der schleswig-holsteinischen Westküste, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte 45 (2005), S. 4-31 (Abgerufen am 28. Dezember 2008)
  4. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein

Literatur

  • 200 Jahre Marienkoog 1798-1998 und 60 Jahre Galmsbüllkoog 1939-1999, hg. v. Sielverband Marienkoog 1999
  • Albert Panten: Die Christian-Albrechts-Köge 1682-1982, 1982

Weblinks

 Commons: Galmsbüll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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