Hamed Abdel-Samad

Hamed Abdel-Samad
Hamed Abdel-Samad (2010)

Hamed Abdel-Samad (arabisch ‏حامد عبد الصمد‎, DMG Ḥāmid ʿAbd aṣ-Ṣamad; * 1972 bei Gizeh, Ägypten) ist ein deutsch-ägyptischer Politikwissenschaftler, Historiker und Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Abdel-Samad wurde als drittes von fünf Kindern als Sohn eines sunnitischen Imams geboren. Im Alter von vier Jahren wurde er von einem 15-Jährigen vergewaltigt, mit elf Jahren von einer fünfköpfigen Gruppe Jugendlicher auf einem Friedhof.[1] Abdel-Samad kam 1995 im Alter von 23 Jahren nach Deutschland. Er heiratete bald darauf eine 18 Jahre ältere „rebellische linke Lehrerin mit Hang zur Mystik“.[1] Abdel-Samad studierte Englisch und Französisch in Kairo[2] sowie Politik in Augsburg.[1] Er arbeitete als Wissenschaftler in Erfurt und Braunschweig sowie in Japan, wo er sich mit fernöstlicher Spiritualität befasste, indem er sich mit den Religionen Shintoismus und dem Buddhismus auseinandersetzte. Dort lernte er seine zweite Ehefrau kennen, die dänischer Herkunft ist. Er lehrte und forschte bis Ende 2009 am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München (Dissertationsthema: „Bild der Juden in ägyptischen Schulbüchern“).[3] Danach entschloss er sich, vollberuflich Autor zu werden.

Werk

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Abdel-Samad durch sein Werk Mein Abschied vom Himmel (2009) bekannt. Es sei weder eine Abrechnung mit seiner Kultur noch ein Aufruf zum Glaubensverlust. Er wolle lediglich die Widersprüche seines Lebens verstehen.[1] Nach der Veröffentlichung in Ägypten sprach eine Gruppe eine Fatwa gegen Abdel-Samad aus und er stand unter Polizeischutz.[1]

Abdel-Samad fordert einen „Islam Light“ in Europa, in dem es Schari’a, Dschihad, Geschlechter-Apartheid, Missionierung und Anspruchsmentalität nicht geben darf.[4] Er kritisiert eine Appeasement-Politik gegenüber dem Islam durch die Politik, während gleichzeitig Ängste der Bevölkerung vor dem Islam aus der politischen Debatte ausgeblendet würden. Dieses Verhalten schlage in der deutschen Bevölkerung in Ressentiments um.[5]Er fordert des Weiteren eine stärkere Differenzierung des Islams und dessen Glaubensgemeinschaften. Denn es ist nicht sein Ziel, dass alle Moslems als Islamisten dargestellt werden, sondern macht darauf aufmerksam, dass dies nur kleine Splittergruppen sind.

Abdel-Samad wurde als Teilnehmer der 2. Deutschen Islamkonferenz vom damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière berufen.

Im Herbst 2010 unternahm Abdel-Samad mit dem Journalisten Henryk M. Broder für die fünfteilige TV-Serie „Entweder Broder – Die Deutschland-Safari“ eine 30.000 km lange Autoreise durch Deutschland.

Während der Revolution in Ägypten Anfang Februar 2011 reiste Abdel-Samad zurück in seine Heimat. Er stellte sich dabei auf die Seite der Protestierenden. Für deutsche Medien stand er während der Berichterstattung als Interviewpartner zur Verfügung. So sagte er unter anderem in den Tagesthemen, dass Mubarak „kein Stabilitätsfaktor für Ägypten und die Region“ sei. Er hoffe, dass Mubaraks Herrschaft ein Ende finde.[6] Des Weiteren ist er häufiger Gast bei Talkshows, bei denen er seine Meinung zum Islam oder zur Situation in Libyen äußert.[7]

Veröffentlichungen (Auswahl)

Sonstiges

Nach Hamed Abdel-Samad wurde der Asteroid 249010 Abdel-Samad (2007 QE5) benannt.[9]

Weblinks

 Commons: Hamed Abdel-Samad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ich bin zum Wissen konvertiert. taz.de. 8. September 2009, abgerufen am 8. Januar 2010.
  2. http://www.swr.de/swr1/bw/programm/leute/-/id=1895042/nid=1895042/did=5281022/1e3o8kj/index.html
  3. http://www.jgk.geschichte.uni-muenchen.de/personen/ehemalige/abdelsamad/index.html]
  4. Hamed Abdel-Samad: "Und es gibt ihn doch – den Islam!" - Tagesspiegel vom 5. Januar 2010.
  5. Hamed Abdel-Samad: "Die Muslime sind zu empfindlich" - Tagesspiegel vom 1. Dezember 2009.
  6. http://www.tagesschau.de/ausland/aegyptenprotest112.html
  7. http://www.phoenix.de/content/354291
  8. FAZ vom 17. November 2010: Das aktuelle Buch. Eine überraschende Analyse aus der Feder eines muslimischen Wissenschaftlers
  9. 249010 Abdel-Samad ssd.jpl.nasa.gov, abgerufen am 30.September 2011

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