- Schachtförderung
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Als Schachtförderung bezeichnet man im Bergbau die Bewegung von Produkten, Versatz, Material und Personen sowohl in seigeren als auch in tonnlägigen Schächten und Blindschächten. Außerdem gehören zur Schachtförderung alle Betriebsmittel, Vorkehrungen und Einrichtungen, die für die Förderung vorgesehen sind.[1] Sie umfasst die Förderung vom Füllort bis zur Hängebank.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliches
Der Handhaspel ist die älteste, einfachste und verbreitetste Technik der Schachtförderung. Handhäspel wurden bei kleinen Schächten bis zu einer Teufe von etwa 50 Meter verwendet.[2] Der Einsatz von Handhaspeln lag bei einer maximalen Teufe von 100 Metern.[3] Mit dem Beginn des Teufens von Schächten wurden auch Handgöpel zur Schachtförderung eingesetzt. Ab dem 15. Jahrhundert ersetzte der Antrieb mit Pferden den Antrieb durch menschliche Muskelkraft. Vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Schachtförderung hauptsächlich mit Göpelanlagen durchgeführt. Die Antriebsarten wechselten im Laufe der Jahrzehnte von Antrieb durch Muskelkraft über die Antriebe mittels Wasserkraft bis hin zu dampfgetriebenen Göpeln.[2]
Anfang des 19. Jahrhunderts (um 1809) wurden die ersten Dampfmaschinen zur Förderung der Kohle eingebaut.[4] Ab 1912 wurde in der Fundgrube Sauschwart eine elektrische Förderanlage eingebaut.
Haspelförderung
Bei der Haspelförderung mittels Handhaspel wird ein aus einem Rundbaum bestehender Haspel übertage in der Nähe der Schachtöffnung montiert. Der Haspel besitzt an jeder Seite eine Kurbel, das sogenannte Haspelhorn, welches jeweils von einem Haspelzieher betätigt wird. Bei der Förderung wird das zu fördernde Gut mittels Fördertonnen gefördert. Zum Be- oder Entladen muss einer der Haspelzieher seinen Platz verlassen, während der andere Haspelzieher an seinem Haspelhorn verbleibt, um den Haspel zu stoppen und um die Last für Rangierzwecke kurz auf- oder abzubewegen. Der zweite Haspelzieher zieht nun die Last aus dem Schacht und rangiert sie auf einen dafür vorgesehenen Abstellplatz unmittelbar neben dem Schacht. Anschließend löst er den Verbindungshaken an der Fördertonne, danach geht der Fördervorgang von Neuem los.
Berechnungen zufolge kann ein Mensch etwa 7 Kilogramm über einen längeren Zeitraum mit dem Handhaspel heben. Aufgrund der Ruhephasen bei Haspelförderung liegt die sogenannte mittlere Leistung bei etwa 12 Kilogramm. Um bei dieser Art der Schachtförderung schwere Lasten bis zu einem Gewicht von 100 Kilogramm heben zu können, wurden die Haspel so ausgestattet, dass bis zu vier Haspelzieher den Haspel gleichzeitig betätigten.[5]
Göpelförderung
Bei der Göpelförderung erfolgt die Schachtförderung unter Zuhilfenahme maschineller Fördereinrichtungen, sogenannter Göpel. Die Göpel werden mittels tierischer Muskelkraft, durch Wasserkraft oder durch Dampf angetrieben. Dadurch ist die Göpelförderung der Haspelförderung deutlich überlegen. Während die Schachtförderung mittels Hydraulischer Göpel (Wassergöpel) überwiegend in bergigen Gegenden Anwendung fand, wurden auf den Kohlenbergwerken hauptsächlich Dampfgöpel eingesetzt. Die Fördergeschwindigkeit bei Dampfgöpelförderungen lag zwischen 6-13 Meter pro Sekunde.[6]
Paternosterförderung
In einigen englischen Bergwerken, aber auch im Harzer Bergbau, wurden zur Schachtförderung zeitweise Paternosterwerke verwendet. Hierbei wurden zwei Endlosketten über eine mit zwei Zahnrädern bestückte Welle geführt, die sich in einem speziellen Gerüst oberhalb der Hängebank befand. Die Welle wurde durch Vorgelege bewegt und war mit zwei Zahnrädern ausgerüstet. Im Schachttiefsten wurden die beiden Endlosketten über eine spezielle Vorrichtung umgelenkt. Die beiden Ketten waren im Abstand von 5,6 Metern mit Querstäben verbunden. In der Mitte der Querstäbe befanden sich Haken, in die die Fördergefäße eingehängt wurden. Die Paternosterförderung wurde aber nur in Schächten mit Teufen bis 110 Meter eingesetzt.[7]
Moderne Schachtförderung
Im heutigen Bergbau erfolgt die Schachtförderung mit leistungsfähigen Fördermaschinen, deren Antriebs- und Förderleistung deutlich über den Antrieben der anderen Förderungen liegen. Die Schachtbeschickung wird entweder manuell gesteuert oder erfolgt automatisch, das Gleiche trifft auf die Steuerung der Fördermaschinen zu. Je nach Teufe lassen sich mit solchen Fördereinrichtungen täglich mehrere zehntausend Tonnen an Material und Rohstoffen aus der bzw. in die Grube fördern.
Während bei automatischen Schachtförderungen die Beschickung und die Förderung weitestgehend ohne Personal funktioniert, sind bei manuell gesteuerten Schachtförderungen einige Bergleute als Bedienpersonal erforderlich. Die Schachtbeschickung wird von sogenannten Anschlägern getätigt, die Bedienung der Fördermaschine obliegt den Fördermaschinisten. Da beide Personalgruppen miteinander keinen Sichtkontakt haben, erfolgt die Verständigung untereinander über Signaleinrichtungen.
Fördermittel
Die Fördermittel dienen bei der Schachtförderung zur Aufnahme des Fördergutes. Im frühen Bergbau wurden als Fördermittel die Fördertonne oder der Förderkübel eingesetzt. Diese waren mit Hanfseilen oder Eisenketten mit dem Haspel oder dem Göpel verbunden.
Bei der modernen Schachtförderung gibt es zwei verschiedene Fördermittel, das Fördergefäß und den gestellartig aufgebauten Förderkorb. Entsprechend der Fördermittel bezeichnet man die Förderung auch als Gefäßförderung oder Gestellförderung. Die Fördermittel sind über sogenannte Zwischengeschirre mit dem Förderseil verbunden, das entweder wie bei der Trommelförderung fest mit dem Seilträger oder wie bei der Koepe-Förderung mit dem anderen Fördermittel verbunden ist. Bei der Gefäßförderung werden die Fördermittel automatisch beschickt, bei der Gestellförderung erfolgt die Beschickung je nach Anlage entweder manuell oder auch automatisch.
Beide Methoden zur Förderung haben sowohl Vorteile als auch Nachteile. Da bei der Gefäßförderung weniger Betriebsmittel vorhanden sind, ergeben sich somit auch weniger Störquellen. Allerdings ist die Gefäßförderung nicht für die Förderung von Stückgütern geeignet. Aus diesem Grund wird die Gestellförderung für Materialförderung und Seilfahrt und die Gefäßförderung für die Produktförderung genutzt.[8]
Kommunikation
Bei der manuellen Schachtförderung erfolgt die Kommunikation zwischen Maschinenführer und Anschläger überwiegend über Signale oder Steuerimpulse, sogenannte Abfahrbefehle. Damit es nicht zu Verwechselungen kommen kann, wird für die Signale eine Signalordnung durch den Bergwerksbetreiber festgelegt. Die gültigen Signale und ihre Bedeutung werden auf Signaltafeln angegeben, die an den jeweiligen Anschlägen angebracht sind. In besonderen Fällen, z.B. bei Arbeiten in Schacht, werden oftmals spezielle Signale zwischen dem Maschinenführer und den im Schacht arbeitenden Bergleuten vereinbart.[9]
Literatur
- Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1961
- Julius, Ritter von Hauer: Die Fördermaschinen der Bergwerke. 2. Auflage, Verlag von Arthur Felix, Leipzig 1874
Einzelnachweise
- ↑ Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
- ↑ a b Bergstadt Schneeberg: Schachtförderung
- ↑ Wolfgang Weber: Hanfförderseile im 18. - 19. Jahrhundert, Herstellung und Festigkeiten. in Bergknappe 90
- ↑ Kohle und Ruhr, heute nur Geschichte.
- ↑ Carl Hartmann: Handbuch der Bergbaukunst. Zweiter Band, Verlag Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1852
- ↑ Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. 2. Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887
- ↑ Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Zweiter Band, 3. Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1878
- ↑ Paul Burgwinkel: Fachartikel Schachtförderung Kapitel 3.8 Förderelemente. RWTH Aachen
- ↑ Bergverordnung für Schacht- und Schrägförderanlagen (BVOS) vom 13. Juli 2005 § 19 Signale und Abfahrbefehle
Kategorien:- Schachtfördertechnik
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