- Abū Ḥanīfa
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Abū Ḥanīfa (arabisch أبو حنيفة; * 699 in Kufa; † 767) war ein Gelehrter der islamischen Rechtswissenschaft Fiqh. Nach ihm ist die Rechtsschule (madhhab) der Hanafiten benannt. Mit eigentlichem Namen hieß er an-Nuʿmān ibn Thābit ibn Zūṭā ibn Marzubān al-Kūfī. Von seinen Anhängern wurde er auch oft al-Imam al-A‘ẓam genannt.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft
Abū Ḥanīfa war wahrscheinlich persischer Abstammung. Die meisten Quellen berichten, dass seine Vorfahren aus Kabul stammten. Sein Großvater Zuta soll als Sklave aus Kabul nach Kufa im heutigen Irak gebracht und dort freigelassen worden sein. Anderen Quellen zufolge ist Anbar, eine frühere mesopotamische Stadt auf dem linken Ufer des Euphrat, die Heimat seines Urgroßvaters, der dort den Sassaniden als Militärgouverneur gedient habe.
Leben
Er wurde in Kufa, eines der damaligen Zentren islamischer Gelehrsamkeit, geboren und verbrachte dort fast sein gesamtes Leben. Von seinem Leben ist nur wenig bekannt. Er war ein wohlhabender Mann und lebte vom Gewinn seines Handels mit Kleiderstoffen. Er besaß ein großes Gebäude mit Arbeitern und Handwerkern, in dem er Khazz, eine Art Seide, herstellen ließ. Seine Lebensumstände erlaubten ihm Unabhängigkeit, so dass er seine Kraft auf die Wissenschaft konzentrieren konnte. In seiner Lebenszeit fiel der Machtwechsel zwischen den Umayyaden und Abbasiden. In späteren Biographien wird berichtet, dass sowohl der Statthalter der Umayyaden in Kufa als auch fast zwei Jahrzehnte später der Kalif al-Mansur Abu Hanifa durch Prügel zur Übernahme eines Richteramtes zwingen wollten. Abu Hanifa besuchte auf Reisen den Hedschas und pilgerte nach Mekka. Die letzten Jahre der Umayyaden-Herrschaft verbrachte er als politischer Flüchtling ebenfalls dort. Nach dem Machtwechsel kehrte Abu Hanifa nach Kufa zurück. Viele Jahre später wurde er nach Bagdad gebracht und dort inhaftiert. Abu Hanifa starb im Gefängnis. Einige Quellen[1] berichten, dass der Kalif ihn dort habe vergiften lassen. Das Viertel um sein Mausoleum heißt heute nocht al-A'zamiyya, nach seinem zeitgenössischen Beinamen al-Imam al-A'zam. Nach ihm wurde die Abu-Hanifa-Moschee in Bagdad benannt.
Werk
Am Anfang seines Schaffens widmete sich Abu Hanifa der dialektischen Theologie (Ilm al-Kalam). Auf diesem Gebiet erlangte er rasch Bekanntschaft und Ansehen in Kufa und scharte einen eigenen Kreis von Studenten um sich. Später widmete er sich dem islamischen Recht. Sein Mentor war Hammad ibn Abi Sulayman, nach dem Abu Hanifa seinen ältesten Sohn nannte. Er soll auch Vorlesungen von Ata ibn Abi Rabah in Mekka gehört haben. Zudem pflegte er Bekanntschaft mit dem 5. und 6. Imam der Zwölferschia, Muhammad al-Baqir und Dscha'far as-Sadiq, der zudem die dschafaritischen Rechtsschule gründete.
Abu Hanifa verfasste selbst keine schriftlichen Werke, seine Lehre ist durch die Schriften seiner Schüler überliefert, etwa Abu Yusuf in Ichtilaf Abi Hanifa wa-bn Abi Layla und al-Radd ala Siyar al-Awza'i und Asch-Schaybani in seiner Schrift al-Hujaj. Zu seinen bedeutendsten Schülern zählen Abu Yusuf, Asch-Schaybani und nach diesen Zufar ibn Al-Hudhayl. Sein Denken gilt als theoretisch stringent und teilweise mutig in seinen Neuerungen, jedoch manchmal etwas zu wenig praxisorientiert.
Abu Hanifa vertrat Gedanken der theologischen Bewegung der Murdschi'a und betonte in diesem Sinne die Bedeutung des Glaubens (iman). Ein Muslim verliere durch Sünden nicht den Glauben und werde nicht zum Kafir. Das einzige authentische Dokument Abu Hanifas ist ein Brief an 'Uthman al-Batti, in dem Abu Hanifa seine murdschi'itische Ansichten verteidigt. Aufgrund der negativen Konnotationen wurde die Zugehörigkeit Abu Hanifas zur Murdschi'a zum Angriffspunkt späterer Gegner. Es wurden ihm allerdings auch Ansichten zugeschrieben, die er nie vertreten hat.[2]
Zu den Abu Hanifa zugeschriebenen Werken gehört auch eine kleine Schrift über Dogmatik und Glaubenslehre, das sogenannte Fiqh al-akbar. Es enthält zehn Glaubensgrundsätze und wird hinsichtlich des Inhalts für authentisch gehalten, obwohl Abu Hanifa die Schrift nicht selbst verfasst hat. Eine weitere bekannte Schrift (Fiqh al-Absat) enthält Antworten Abu Hanifas auf theologische Fragen seines Schülers Abu Muti' al-Balchi.
Einzelnachweise
- ↑ Charles Pellat: Art. Abu Hanifa, in: Encyclopædia Iranica.
- ↑ Encyclopaedia of Islam, Stichwort ABU HANIFA
Weblinks
- Literatur von und über Abū Ḥanīfa im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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