Basilius Sattler

Basilius Sattler

Aegidius Basilius Sattler (* 15. September 1549 in Neuenstadt am Kocher; † 9. November 1624 in Wolfenbüttel) war ein deutscher lutherischer Theologe, Generalsuperintendent und herzoglich-braunschweigischer Oberhofprediger. Er lehrte Theologie an der 1576 neu gegründeten protestantischen Universität Helmstedt. Der orthodoxe Lutheraner war über Jahrzehnte das autoritäre Haupt der braunschweigischen Landeskirche.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Ausbildung und Berufung nach Wolfenbüttel

Der im Herzogtum Württemberg geborene Sattler studierte Theologie in Tübingen. Auf Veranlassung des Tübinger Universitätskanzlers Jakob Andreae, der im Auftrag von Herzogs Julius in dessen Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel die Reformation durchführte, kam Sattler 1569 nach Wolfenbüttel. Bereits 1571 wollte ihn Herzog Julius zum Generalsuperintendenten der Diözese Gandersheim ernennen, was jedoch am Widerstand des dortigen Stiftskapitels scheiterte. Im Jahre 1572 wurde Sattler zum Hauptpastor an der Wolfenbütteler Hauptkirche Beatae Mariae Virginis ernannt. Seit 1574 war er ständiges Mitglied der Kirchenleitung, des Konsistoriums.

Hochschullehrer in Helmstedt

An der 1576 neu gegründeten Landesuniversität Helmstedt zählte Sattler als Lehrer für Predigtlehre zu den ersten Professoren. Im Jahre 1577 erhielt er den philosophischen Magistertitel und wurde am 11. April 1586 zum Doktor der Theologie promoviert. Er wirkte neben seiner Hochschultätigkeit als Pfarrer an der Helmstedter Stephanikirche und als Generalsuperintendent der Diözese Helmstedt.

Der Protest von Huysburg

Der älteste Sohn des Herzogs Julius, der Erbprinz Heinrich Julius, wurde im Dezember 1578 als Bischof von Halberstadt in sein Amt eingeführt. Im Benediktinerkloster Huysburg bei Halberstadt erhielt er aus diesem Anlass die niederen Weihen und die Tonsur. Gegen diese katholischen Zeremonien protestierten die vier Helmstedter Theologieprofessoren, darunter Sattler und Timotheus Kirchner, in einer mehrseitigen Schrift. Während Kirchner daraufhin 1579 vom Herzog entlassen wurde, hatte Sattler keine Konsequenzen zu tragen. Im Gegenteil wurde er ergänzend zu seinen bestehenden Ämtern zum Konsistorialrat des 1579 nach Helmstedt verlegten Konsistoriums ernannt. Im Jahre 1586 wurde er in Wolfenbüttel erster Hofprediger als Nachfolger von Johannes Malsius, der dieses Amt aufgrund seiner vermeintlich calvinistischen Gesinnung verloren hatte.

Orthodoxes Oberhaupt der braunschweigischen Landeskirche

Für den 1589 verstorbenen Herzog Julius hielt Sattler drei Gedenkpredigten, die in Druck gingen. Unter dem neuen Herzog Heinrich Julius wurde 1589 erneut Wolfenbüttel Sitz des Konsistoriums, dessen einflussreichstes Mitglied Sattler wurde. Als oberster Generalsuperintendent des Herzogtums wurde er für mehr als 35 Jahre Oberhaupt der braunschweigischen Landeskirche. Nachdem der Herzog dem Konsistorium 1593 weitgehende Selbstständigkeit zugesprochen hatte, konnte Sattler in kirchlichen Dingen autoritär Entscheidungen treffen. Seine Neubestallung für das Amt des Konsistoriumsdirektors aus dem Jahre 1596 enthielt eine Beschreibung seiner Rechte und Pflichten. In jenen Jahren herrschte sowohl in der braunschweigischen Kirche als auch an der Universität Helmstedt ein Kampf zwischen orthodoxen Lutheranern wie Sattler, Daniel Hofmann und Kaspar Pfaffrad und den „Humanisten“, zu denen unter anderem Johannes Caselius und Cornelius Martini zählten. Der Konflikt gipfelte 1598 im sogenannten „Hofmannstreit“, der auf die Veröffentlichung einer Reihe von Thesen durch Hofmann zurückging. Dieser behauptete, die Kirche habe neben Satan keine größeren Feinde gehabt als „die Vernunft und die Weisheit des Fleisches.“ Den Philosophen wurde vorgeworfen, sie seien die Patriarchen der Häretiker. Eine Vermischung von Theologie und Philosophie sei verantwortlich für religiöse Irrlehren. Hofmann wurde daraufhin vom Herzog von der Universität verwiesen, auf Intervention Sattlers und der ihn unterstützenden Herzogin Elisabeth aber wieder zurückgerufen. Die orthodoxen Lutheraner behielten damit auf viele Jahre ihre Vormachtstellung im Herzogtum. Ihr Einfluss wurde 1603 dadurch erhöht, dass der Herzog dem Konsistorium die Zensur über alle Veröffentlichungen der Universität übertrug. Für den 1613 verstorbenen Herzog Heinrich Julius hielt Sattler in Wolfenbüttel die Leichenpredigt. Dessen Sohn und Nachfolger Friedrich Ulrich wurde von Sattler bei Ausbrechen des Dreißigjährigen Krieges für die evangelische Sache beeinflusst. Die 1614 erfolgte Berufung des humanistischen Theologen Georg Calixt zum Professor für Kontroverstheolgie in Helmstedt konnte Sattler nicht verhindern.

Familie

Seit dem 24. Juni 1572 war Sattler verheiratet mit der Wolfenbütteler Bürgermeisterstochter Anna, geb. Maeß († 1617). Beide hatten 16 Kinder, von denen Julius Sattler (1587-1659) wie sein Vater lutherischer Theologe und Generalsuperintendent wurde. Ein weiterer Sohn, Samuel Sattler, war Mediziner und Leibarzt.

Sattler feierte 1620 sein 50jähriges Amtsjubiläum. Er starb 1624 in Wolfenbüttel und wurde dort auf Anordnung des Herzogs nahe der herzoglichen Gruft in der Marienkirche beigesetzt. Ein Epitaph erinnert noch heute an ihn.

Schriften

Sattlers gedruckte Predigten sind im VD17, dem Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts, verzeichnet:

Literatur


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