- Alexis von Roenne
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Alexis Freiherr von Roenne (* 22. Februar 1903 in Tuckum im russischen Gouvernement Kurland; † 12. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Oberst im Generalstab der Wehrmacht und Widerstandskämpfer gegen Adolf Hitler und den Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Zweiter Weltkrieg
Alexis Freiherr von Roenne arbeitete im Zweiten Weltkrieg in der Abteilung Fremde Heere West im Oberkommando des Heeres, welche für die militärische Aufklärung der Westfront und später der Atlantikfront zuständig war. Im März 1943 wurde er als Oberst der Leiter der Abteilung. Roenne hatte einen begabten Blick für politische und militärische Zusammenhänge. So argumentierte er im September 1939 nach dem Einmarsch der russischen Armee in Polen: „Also haben wir binnen fünf Jahren Krieg mit Rußland. Und dann hat der Westen die Hände frei, führt sein Luftrüstungsprogramm durch und schmeißt uns kaputt.“[1] Weil Roenne noch im Jahre 1943 das volle Vertrauen Hitlers in seine Sachkunde besaß, überzeugte er die militärische Führung Deutschlands von der Echtheit der von den Alliierten als Kriegslist in deutsche Hände gespielten Papiere der Operation "Mincemeat", in denen von der Invasion Siziliens abgelenkt wurde.
Alexis Freiherr von Roenne sah durch den Nationalsozialismus christliche Werte bedroht. Ebenso wie Wilhelm Canaris und der Kreisauer Kreis war er überzeugt, der durch den Nationalsozialismus eintretende Untergang Deutschlands könne nur durch ein Attentat auf Hitler oder den Sieg der Alliierten überwunden werden.
Widerstand
Alexis von Roenne hat sich zwar am Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 aufgrund christlicher Gewissensbedenken nicht beteiligt, hatte aber Kenntnis davon durch die freundschaftlichen Verbindungen, die ihn mit den Führern des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verbanden. Er wurde unmittelbar nach dem 20. Juli festgenommen, dann zunächst wieder freigelassen. Zwei Wochen später wurde Alexis von Roenne endgültig verhaftet. Die ihm vor seiner Verhaftung gebotene Möglichkeit, bei der französischen Résistance unterzutauchen, lehnte er mit den Worten ab, „ein preußischer Offizier bricht nicht seinen Eid“, wohl wissend, dass diese Entscheidung seinen Tod bedeuten würde. Vor dem Hintergrund, dass ihm aufgrund seiner Tätigkeit in der militärischen Aufklärung zahlreiche damals noch geheime Verbrechen des NS-Regimes genau bekannt waren, zeigt dieses Verhalten exemplarisch die Tragik des Gewissenskonfliktes, in dem sich viele überzeugte Gegner des Nationalsozialismus unter den Offizieren des Widerstands befanden.
In seinen Vernehmungen durch die Gestapo gab er an, dass insbesondere die Rassenpolitik des NS-Staates mit seinen christlichen Wertvorstellungen unvereinbar sei. Er wurde am 5. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und am 12. Oktober 1944 in Plötzensee erhängt.
Siehe auch
Literatur
- Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Spiegelbild einer Verschwörung. Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 in der SD-Berichterstattung. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt. 2 Bde. Stuttgart 1984
- David Alan Johnson: Righteous Deception - German Officers against Hitler. ISBN 0-275-96953-3, Greenwood Publishing Group
- Jost Müller-Bohn: Siehe, ich sehe den Himmel offen - Briefe und Berichte christlicher Märtyrer 1933 - 1945. Hänssler Verlag Holzgerlingen 2000, ISBN 3-7751-3518-9
- Johannes Zechner: Wege in den Widerstand. Der 20. Juli 1944 in Mecklenburg-Vorpommern. In: Mecklenburgia Sacra, Jahrbuch für Mecklenburgische Kirchengeschichte, Jg. 7 (2004), S.119-133
- Ben Macintyre, Operation Mincemeat, London 2010, ISBN 978-0-7475-9868-8
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Liss: „Westfront 1939-1940.“ Vowinckel-Verlag, Neckargemünd 1959, S. 29
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