Alfred Eckardt

Alfred Eckardt
Prof. Dr. Alfred Eckardt (Quelle: Professorengalerie der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Universität Jena)

Alfred Julius Wilhelm Eckardt (* 21. Oktober 1903 in Sondershausen; † 8. Mai 1980 in Jena) war ein experimenteller Physiker, Elektrotechniker und Hochschullehrer an der Universität Jena, der sich mit Kernphysik, Technischer Physik und Materialprüfung beschäftigte.

Leben und Werk

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Hamburg und Flensburg folgte das Studium der Elektrotechnik und Physik an der TH Hannover sowie der Physik an der Universität Kiel, wo er dann bei Hans Geiger und Christian Gerthsen arbeitete. Er promovierte 1930 bei Walter Kossel an der Universität Kiel mit einer Arbeit über die Wechselwirkung von Protonen mit Materie. Er habilitierte sich als Assistent bei Heinrich Rausch von Traubenberg am Kieler Institut für Theoretische Physik 1936 mit einer Untersuchung über Kernreaktionen an Lithium und Magnesium. Kurz darauf verließ er aus politischen Gründen Kiel und ging an die Siemens-Reiniger-Werke nach Rudolstadt. Während des 2. Weltkrieges wurde er an die Deutsche Seewarte Hamburg dienstverpflichtet. Er wurde politisch verfolgt und 1944 im Konzentrationslager Emslandlager Papenburg inhaftiert. 1946 übernahm er das neugegründete Institut für Materialforschung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1947 wurde er auch mit der Leitung des Technisch-Physikalischen Institutes betraut und 1949 zum Professor auf den Lehrstuhl für Angewandte Physik berufen. Er hielt Vorlesungen zur Kernphysik, Elektrophysik aber auch zur Fotografie. Aufbauend auf seinen Erfahrungen begann er mit kernphysikalischen Untersuchungen und war Mitbegründer der Kernphysik in der DDR. Eine Reihe von erfolgreichen Geräteentwicklungen, wie Betatrons, Nebelkammern, Blasenkammern und Massenspektrographen sowie die Inbetriebnahme einer 1-MV-Hochspannungskaskade und eines 2-MV-Van-de-Graaff-Generators folgten. Er gründete die „Forschungsstelle für Übermikroskopie“, die die Jenaer Tradition in der Elektronenmikroskopie fortführte und gemeinsam mit Ultraschall- und Röntgenmethoden in den Bereich der Materialprüfung einbrachte, wobei er auch mit Carl Zeiss Jena kooperierte. Ein Betatron wurde später zur medizinischen Forschung und Behandlung eingesetzt. 1960 wurde er für zwei Wahlperioden Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Neben einer Reihe von Zeitschriftenbeiträgen war er Mitautor des „Lehrbuches für Kernphysik“ und des „Handbuches für Energiewirtschaft“. 1953 war er Mitbegründer und -herausgeber der Zeitschrift „Experimentelle Technik der Physik“. 1951 wurde er zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR gewählt. Er erhielt 1958 den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und 1963 für seine Verdienste um die Entwicklung, Erforschung und Anwendung kernphysikalischer Methoden für die zerstörungsfreie Materialprüfung den Nationalpreis II. Klasse. 1964 bekam er die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine Emeritierung erfolgte 1968.

Werke (Auswahl)

  • Geschwindigkeitsverlust von H-Kanalstrahlen beim Durchgang durch feste Körper, Dissertation, Universität Kiel 1930, Annalen der Physik 5, 5, 3 (1930), S. 401 – 428.
  • Über die Entstehung radioaktiver Elemente bei der Beschießung von Lithium und Magnesium mit Th (c,alpha) Strahlen, Habilitation, Universität Kiel 1936, Annalen der Physik 5, 29, 6 (1937), S. 498 – 513.

Quellen

  • Professorengalerie der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Franz Bolck (Hrsg.): „Sektion Physik – zur Physikentwicklung nach 1945 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena“, Jenaer Reden und Schriften, Jena , 1982
  • Siegfried Schmidt, Ludwig Elm, Günter Steiger (Hrsg.): „Alma mater Jenensis – Geschichte der Universität Jena“, Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, 1983
  • Helmbold, Bernd, "Kernphysik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena von 1946 bis 1968" in Jenaer Beiträge zur Geschichte der Physik, Wolfgang Ziegler, Paul Seidel, Ralf Hahn (Hrsg.), Band 1, GNT-Verlag, Diepholz, 2010, ISBN 978-3-86225-100-1

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eckardt — ist eine Form von Ekkehard und der Familienname folgender Personen: Alfred Eckardt (1903 1980), deutscher Physiker Andre Eckardt (1884–1974), deutscher Benediktiner, Autor und Koreanistiker Carl Eckardt (1882–1958), deutscher Politiker (USPD,… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans von Eckardt — (* 22. Dezember 1890 in Riga; † 24. Dezember 1957 in Heidelberg) war ein deutscher Soziologe, Politik und Medienwissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Werk 3 Werke (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Physikern — Die Liste von Physikern ist alphabetisch sortiert und enthält nur Forscher, die wesentliche Beiträge zum Fachgebiet geleistet haben. Die Liste soll neben den Lebensdaten das Fachgebiet des Forschers nennen und wenige Stichworte zu den Aspekten… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Sondershausen — Die Liste der Persönlichkeiten der Stadt Sondershausen führt chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr und geordnet in Jahrhunderten Personen auf, die in Sondershausen geboren und/oder in dieser Stadt gestorben und/oder durch ihr Handeln in… …   Deutsch Wikipedia

  • Göttinger Achtzehn — Die Göttinger Achtzehn waren eine Gruppe von 18 Atomforschern aus der Bundesrepublik Deutschland, die sich am 12. April 1957 in der gemeinsamen Göttinger Erklärung (auch Göttinger Manifest) gegen die damals namentlich von Bundeskanzler Konrad… …   Deutsch Wikipedia

  • Batman (1989) — Saltar a navegación, búsqueda Batman Título Batman Ficha técnica Dirección Tim Burton Dirección artística Anton Furst Peter Young Producción …   Wikipedia Español

  • Hamburger Bürgerschaft — Die Hamburgische Bürgerschaft ist seit 1859 das Parlament der Stadt Hamburg. Heute ist es eines von sechzehn Landesparlamenten der Bundesrepublik Deutschland und nimmt als Stadtstaat zugleich kommunalpolitische Aufgaben wahr. 1859 wurde die… …   Deutsch Wikipedia

  • MdBü — Die Hamburgische Bürgerschaft ist seit 1859 das Parlament der Stadt Hamburg. Heute ist es eines von sechzehn Landesparlamenten der Bundesrepublik Deutschland und nimmt als Stadtstaat zugleich kommunalpolitische Aufgaben wahr. 1859 wurde die… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Klaus — (* 28. Dezember 1912 in Nürnberg; † 29. Juli 1974 in Berlin) war ein deutscher Philosoph, Schachspieler und Schachfunktionär. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Philosoph 3 Schac …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der deutschen Botschafter — Inhaltsverzeichnis 1 Ranghöchste Vertreter bei Völkerrechtssubjekten 1.1 Ständige Vertretung bei der Europaische Union Europäischen Union (früher EG), Brüssel …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”