- Amtshaus (Leipzig)
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Das Amtshaus (auch Altes Amtshaus) in Leipzig war ein Gebäude für den Sitz des Amtes Leipzig, der Verwaltungsbehörde des kurfürstlich-sächsischen Staates für den Leipziger Kreis, nachdem sich bereits im 14. Jahrhundert das territorial umfangreiche Amt Leipzig als beständige lokale Verwaltungsbehörde etabliert hatte.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Amtshaus wurde 1538 am Thomaskirchhof/Ecke Klostergasse erbaut. Es war ein relativ schlichtes dreistöckiges Gebäude mit 18 Fensterachsen zur Klostergasse und 18 zum Thomaskirchhof (vgl. Grundriss). Das Haus war jeweils Eigentum des sächsischen Großkanzlers, des obersten Staatsbeamten. Damit war es exterritoriales Gelände innerhalb der Stadtmauern.[1] Die staatlichen Verwaltungsaufgaben betrafen die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, Polizei und Rechtsprechung. In August Schumanns (1773–1826) Staatslexikon von Sachsen von 1828 wird für die Leipziger Behörde folgende Besetzung angeführt: „ein Kreishauptmann, zwei Kreis- und Marschkommissarien, zwei Amtshauptleute, ein Kreisamtmann, ein Amts-Rentverwalter [weshalb das Haus mitunter auch Rentnerei genannt wurde], ein Actuar, ein Viceactuar, ein Einnehmer, ein Landrichter und ein Kontroleur. Zum Amte gehören noch neun Amtslandschöppen, zwei Amtsbothen, ein Amtsphysikus, drei Amtsmühlen- und Wasserbau-Geschworne, ein Straßenbau-Kommissär, ein Wasserbau-Kommissär und ein Amtstaxator“.[2] Weiter werden noch 19 Steuerbeamte aufgezählt.
Das Amtshaus beherbergte aber nicht immer nur die Landesbehörde. Von 1712 bis 1839 war hier auch das kursächsische bzw. königlich-sächsische Postamt untergebracht.
Seit 1700 hatte sich in Leipzig insbesondere aus Glaubensflüchtlingen (Hugenotten) aus Frankreich eine kleine Gemeinde der Reformierten Kirche gebildet. Diese erhielt nach einer Zahlung von 7.000 Talern an den Großkanzler 1707 das Recht, einige Räume des Amtshauses mietfrei zu nutzen. Auf dem Plan von 1778 ist dann im hinteren Teil des Anwesens ein saalähnlicher Bau für die Reformierte Kirche zu erkennen. 1766 hatte Johann Emanuel Schweinefleisch (1720–1771) hier eine Orgel eingebaut.[3] 1841 wurde die Orgel von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), der Mitglied der reformierten Gemeinde war, nach einem Umbau geprüft.
Am 6. Februar 1764 wurde in Leipzig die Zeichenakademie gegründet, die der Kunstakademie in Dresden unterstellt und deren erster Direktor Adam Friedrich Oeser (1717–1799) war. Diese kam ebenfalls im Amtshaus unter, bevor sie im Sommer 1765 in den Westflügel der Pleißenburg umzog.
1749 brannte das Amtshaus zum Teil ab, wobei auch das Post- und das Amtsarchiv verlorengingen.[2] 1838 wurde auf dem Augustusplatz nach einen Entwurf von Albert Geutebrück (1801–1868) das Neue Postgebäude fertiggestellt, so dass die Post das Amtshaus verließ. Die Kreisbehörde ist, zumindest in großen Teilen, mit in das neue Gebäude gezogen, denn in einem Stadtführer von 1860 heißt es: „Das Amtslokal der Kreisdirektion befindet sich im ersten Stockwerk des Postgebäudes“.[4] Dann nimmt es auch nicht Wunder, dass die Reformierte Gemeinde 1839 das Amtshaus käuflich erwerben konnte. Von da an dürfte sich wohl auch der Name „Altes“ Amtshaus im Sinne von ehemaligem Amtshaus herausgebildet haben. Der Betsaal wurde 1841 zur Kirche mit klassizistischem Predigtsaal umgestaltet.
Danach wurde das Amtshaus offenbar verkleinert, denn 1858 zog die Ratsfreischule in ein dem Amtshaus am Thomaskirchhof benachbartes Gebäude ein, und das Amtshaus weist auf Abbildungen nur noch acht Fensterachsen zum Thomaskirchhof auf. 1874 eröffnete ein Verein Leipziger Bürger, die „Gesellschaft der Freunde des Kunstgewerbemuseums zu Leipzig“ u. a. mit Fritz von Harck (1855–1917) im Amtshaus das Kunstgewerbemuseum, das 1895 mit der stark angewachsenen Sammlung in das Alte Grassimuseum am Königsplatz umzog.
Um 1900 wurde das Amtshaus abgerissen und 1903–1905 an seiner Stelle das Kaufhaus Franz Ebert im Jugendstil errichtet, 1949 als Kaufhaus Fortschritt (später Modehaus Topas) vom Konsum Leipzig übernommen, jetzt Commerzbank. Die Reformierte Gemeinde zog 1899 in die neu erbaute Reformierte Kirche am Tröndlinring. Die Orgel wurde in die Auferstehungskirche in Leipzig-Möckern umgesetzt und gilt heute als die älteste erhaltene Orgel der Stadt Leipzig.
Einzelnachweise
- ↑ Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig, S. 15
- ↑ a b August Schumann: Staatslexikon von Sachsen, 5. Band, S. 558
- ↑ Förderverein für älteste Leipziger Orgel wird gegründet. Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Leipzig vom 21. Januar 2002 bei Archive.org
- ↑ Carl Weidinger: Leipzig. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen. (Webers illustrierte Reisebibliothek), Weber, Leipzig 1860, Reprint: Tourist Verlag, Berlin/Leipzig 1989, ISBN 3-350-00310-9, S. 186
Literatur
- Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8.
- Wolfram Sturm: Geschichte der Leipziger Post von den Anfängen bis zur Gegenwart. PRO LEIPZIG, Leipzig 2007, ISBN 978-3-936508-28-4.
- Amtshaus (Leipzig). In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band, Zwickau 1818, S. 461–465.
- Amtshaus (Leipzig). In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band, Zwickau 1830, S. 805–810.
Weblinks
Commons: Amtshaus (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien51.33982912.372969Koordinaten: 51° 20′ 23″ N, 12° 22′ 23″ OKategorie:- Ehemaliges Bauwerk in Leipzig
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