Anke Domscheit-Berg

Anke Domscheit-Berg
Anke Domscheit-Berg 2011

Anke Domscheit-Berg (geb. Domscheit; * 1968 in Brandenburg) ist eine deutsche Unternehmerin. Sie war Direktorin für Öffentliche Verwaltungsbeziehungen bei der Microsoft Deutschland GmbH. Sie ist ehrenamtliche Aufsichtsrätin von Teach First Deutschland.[1] Sie tritt als Lobbyistin für Open Government und bessere Chancen weiblicher Führungskräfte auf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anke Domscheit-Berg studierte ab 1987 Textilkunst an der Fachschule für angewandte Kunst in Schneeberg. Nach der Wende arbeitete sie drei Jahre, um sich ein weiteres Studium leisten zu können. 1993 begann sie ihr Studium der internationalen Betriebswirtschaft an der heutigen accadis Hochschule Bad Homburg. Sie hatte sich für eine private Hochschule entschieden, weil sie ein kurzes, effektives und gut organisiertes Studium wünschte und diesbezüglich Zweifel an der Organisation staatlicher Hochschulen hatte.[2] Schwerpunkte waren Volkswirtschaft und internationale Wirtschaftsbeziehungen sowie die spanische Sprache. Sie schloss ihr Studium 1996 als Bachelor of Arts – International Business Administration ab und erwarb im selben Jahr einen Master of European Business Administration an der Northumbria University in Newcastle. Nach ihrem Studium arbeitete sie in Unternehmensberatungen, bei Accenture und McKinsey.

Von 2008 bis 2011 war sie in führender Position für Microsoft Deutschland tätig. Ihr Arbeitsgebiet wurde mit „Director Government Relations & Innovative Government Programs Lead Germany at Microsoft“ umschrieben,[2][3] sie war die Gesprächspartnerin für Behörden und Verwaltungen. Microsoft Deutschland engagiert sich für E-Government und vertreibt entsprechende Produkte an die öffentliche Verwaltung.[4][5] Im Februar 2011 gab Microsoft bekannt, dass sie das Unternehmen verlassen werde, um sich selbständig zu machen. Sie werde zukünftig Unternehmen beraten, wenn Führungspositionen mit Frauen besetzt werden sollen, und sie werde Frauen bei der Karriereplanung unterstützen.[6]

Als Unternehmerin hat Anke Domscheit-Berg die Firmen fempower.me und opengov.me gegründet. Fempower berät Managerinnen und Vorstände darin, gläserne Decken zu durchbrechen, unsichtbare Hindernisse für Frauen auf dem Weg in Führungspositionen. opengov berät Verwaltungen und Politik darin, offener, transparenter und partizipativer zu werden.

Anke Domscheit-Berg ist Mitglied der Partei Bündnis90/Die Grünen im Bezirk Berlin-Mitte und bewarb sich 2011 als Delegierte zur Landesdelegiertenkonferenz.[7]

Sie ist seit 2000 Mutter eines Sohnes und seit Juni 2010 verheiratet mit Daniel Domscheit-Berg.[8][9]

Engagement für Frauen in der Wirtschaft

2007 war Anke Domscheit-Berg als IT-Strategieberaterin bei McKinsey & Company tätig. Sie war dort Projektleiterin der Studie „A Wake Up Call for Female Leadership in Europe“[10], die die Aufstiegschancen weiblicher Führungskräfte untersuchte und auf dem „Global Summit of Women“ 2007 in Berlin vorgestellt wurde, einer Tagung, auf der 900 beruflich erfolgreiche Frauen aus der ganzen Welt ihre Erfahrungen austauschten.[1][11][12] Sie arbeitete auch bei der Studie Women Matter mit, die sich mit dem Einfluss weiblicher Spitzenkräfte auf den Unternehmenserfolg beschäftigte.[13]

Sie war Gründungsmitglied der Initiative FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte), die sich für eine gesetzliche Quote für Frauen in Aufsichtsräten einsetzen[14] und von 2003 bis 2010 war sie Mitglied im erweiterten Vorstand der überparteilichen Fraueninitiative Berlin – Stadt der Frauen.[15]

In einem Kommentar in der Berliner Tageszeitung setzte sie sich 2009 im Gefolge der Wirtschafts- und Finanzkrise mit der Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen auseinander, die ihrer Meinung nach durch die Krise „ein neues Gewicht und eine ganz andere Bedeutung“ gewann. Domscheit-Berg forderte ein „Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft und eine Geschlechterquote für Aufsichtsräte“.[16] In einem Artikel für die Wochenzeitung Die Zeit schilderte sie einige Monate später ihre eigenen Erfahrungen als Mutter und Managerin, die sie dazu brachten, sich in Frauennetzwerken wie dem European Women’s Management Development Network zu engagieren.[8] Domscheit-Berg schulte auch Managerinnen großer Unternehmen und hielt Vorträge zum Thema an Universitäten.[2]

Wie sie in ihrem Blog „ankeseye“ mitteilt,[17] ist sie privat „mit Herz und Seele Unterstützerin und Botschafterin des Barefoot College in Tilonia, Rajasthan“ in Indien, das sie Anfang 2010 besucht hat, ein Projekt zur Ausbildung von Solaringenieurinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika, die „Solar Sisters“.

Open Government

Anke Domscheit-Berg ist Mitbegründerin des „Government 2.0 Netzwerk Deutschland“ und setzt sich damit für Open Government, also für die Öffnung von Regierung und Verwaltung gegenüber der Öffentlichkeit ein. Dabei können auch Technologien des Web 2.0 verwendet werden. Sie fordert, dass Datenbestände der öffentlichen Verwaltung, sofern sie nicht personenbezogen oder sicherheitsrelevant sind, lizenzfrei und maschinenlesbar im Internet abgerufen werden können. (Open Government Data)[18] Sie nahm am „Netzdialog“ des Bundesinnenministers teil, einer Reihe von Gesprächsrunden, bei denen Thomas de Maizière 2010 mit einer Expertenrunde über die Perspektiven der Netzpolitik in Deutschland diskutierte.[19][20]

In diesem Zusammenhang war sie Initiatorin des Government 2.0 Camps in Deutschland, das 2009 zum ersten Mal stattfand und zur Gründung des Gov20-Netzwerkes führte.[21] 2011 findet es zum dritten Mal statt, heißt aber Open Government Data Camp.[22]

Sie ist auch aktiv in der Berlin Open Data Aktionsplattform[23] und war Jurymitglied beim ersten deutschen Appswettbewerb, Apps4Berlin[24] sowie bei der EU Open Data Challenge.[25]

Berliner Frauenpreis

Anke Domscheit-Berg war 2010 die Trägerin des Berliner Frauenpreises, einer Auszeichnung, die der Senat seit 1988 verleiht.[26] Sie erhielt ihn, wie der Senat mitteilte, für „ihren langjährigen professionellen, politischen und journalistischen Einsatz für die Vernetzung von Frauen und die Förderung von Gleichstellung in der Wirtschaft“. Senator Harald Wolf erklärte:

„Anke Domscheit engagiert sich national und international in der ersten Reihe, oft als Pionierin und Initiatorin, wenn es darum geht, den ökonomischen Status von Frauen in der Welt zu verbessern. Ihre Meisterleistung: Sie hat 2007 den Global Summit of Women, den Weltfrauengipfel nach Berlin geholt. Frauen aus fast 90 Ländern kamen nach Berlin, schmiedeten Allianzen und knüpften Netzwerke - als Vertreterinnen von Politik, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen. Mit ihrem Engagement für weibliche Führungskräfte, bessere Karrieremöglichkeiten und politische Einflussnahme von Frauen hat Anke Domscheit Erstaunliches geleistet und Frauen zu unternehmerischem und gesellschaftlichen Erfolg verholfen.“

Harald Wolf[27]

Einstellung zu WikiLeaks

Anke Domscheit-Berg ist seit Sommer 2010 mit dem ehemaligen Sprecher von WikiLeaks und Buchautor Daniel Domscheit-Berg verheiratet, der mit OpenLeaks eine eigene Enthüllungsplattform aufbaut. Im Deutschlandfunk schilderte sie ihre grundsätzlich positive, aber auch kritische Einstellung zu WikiLeaks. Sie begrüßte, dass WikiLeaks mit der Veröffentlichung von Regierungsdokumenten auf das Ziel transparenter Regierungen und Staatswesen hinarbeitet und erklärte Einzelheiten zur Echtheitsprüfung der an WikiLeaks eingesandten Dokumente. Sie bedauerte, dass im Deutschen kein positiv besetzter Begriff existiert, der dem englischen „Whistleblower“ entspricht. Sie appellierte allerdings auch an das Gewissen und die Verantwortung derer, die Geheimdokumente veröffentlichen.[28] Einen Interessenkonflikt mit ihrer eigenen Tätigkeit bei Microsoft sah sie nicht, da es ihnen beiden um Transparenz gehe.[29]

Das Ehepaar unterstützt die isländische Initiative zu modernen Medien (IMMI), die vor allem investigativen Online-Journalismus rechtlich schützen soll, wie ihn Wikileaks betreibt. Die Entstehungsgeschichte der IMMI ist eng mit WikiLeaks verknüpft.[30][31]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft, 15. November 2010
  2. a b c accadis Hochschule Bad Homburg; Anke Domscheit: Was Frauen wollen. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  3. Profil bei LinkedIn. Abgerufen am 1. Januar 2011.
  4. Webpräsenz von Microsoft Schweiz. Abgerufen am 1. Januar 2011.
  5. Government 2.0 Camp diskutiert neue Dialogformen durch Social Media. (Nicht mehr online verfügbar.) Microsoft Deutschland, ehemals im Original, abgerufen am 1. Januar 2011.
  6. Frankfurter Neue Presse am 23. Februar 2011: Anke Domscheit-Berg verlässt Microsoft. Abgerufen am 23. Februar 2011.
  7. Dokumente zur Jahresmitgliederversammlung am 5. Februar 2011. Abgerufen am 4. Juli 2011.
  8. a b Die Zeit 31/2009 vom 23. Juli 2009: »Die gläserne Decke war eher aus Beton«. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  9. Frauen machen Neue Länder am 28. Juli 2010: “Es gibt sie, die anderen Männer!” Abgerufen am 2. Januar 2011.
  10. McKinsey & Co, „A Wake Up Call for Female Leadership in Europe“. Abgerufen am 8. August 2011.
  11. McKinseyCompany: Pressemeldung am 13. Juni 2007. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  12. Die Tageszeitung am 14. Juni 2007: Teilzeit killt Karrieren. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  13. McKinsey & Company: "Women Matter". Abgerufen am 8. August 2011.
  14. Selbstbeschreibung von FidAR 2006. Abgerufen am 8. August 2011.
  15. Überparteiliche Fraueninitiative Berlin – Stadt der Frauen e. V: Protokoll der Mitgliederversammlung am 29. August 2003. Abgerufen am 8. August 2011.
  16. Die Tageszeitung am 23. März 2009: Die neuen Trümmerfrauen. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  17. Solarschwestern. Abgerufen am 8. August 2011.
  18. Spiegel online am 7. Juli 2010: Besser regieren mit dem Internet. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  19. Government 2.0 Netzwerk Deutschland: Bericht von Anke Domscheit-Berg: Der 3. Netzdialog beim Bundesinnenminister im Detail. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  20. Bundesministerium des Inneren: Bericht über den 3. Netzdialog: Der Dialog geht weiter. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  21. Bundesministerium des Innern, Willy Brandt School of Public Policy: Dokumentation Government 2.0 Camp, 28. August 2009 Berlin. Abgerufen am 8. August 2011.
  22. Ankündigung des Camps. Abgerufen am 11. August 2011.
  23. Open Data Berlin. Abgerufen am 8. August 2011.
  24. Apps4Berlin. Abgerufen am 8. August 2011.
  25. EU Open Data Challenge. Abgerufen am 8. August 2011.
  26. Der Tagesspiegel Berlin am 9. März 2010: Aggressiv und karrieregeil. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  27. Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen Berlin. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  28. Deutschlandfunk am 28. Juli 2010: Interview. Abgerufen am 27. Februar 2010.
  29. Süddeutsche Zeitung vom 25. Februar 2011; Im Porträt: Anke Domscheit-Berg. Mrs. Microsoft wagt den Absprung. Abgerufen am 27. Februar 2011.
  30. Unterstützerliste für das Gesetzespaket. Abgerufen am 27. Februar 2011.
  31. BBC News vom 12. Februar 2010: Wikileaks and Iceland MPs propose 'journalism haven' (engl.). Abgerufen am 27. Februar 2011.

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