Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine

Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine
Blick über den Neustädter Hafen auf den Stützpunkt und die Anlagen des EAZS

Das Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine (kurz EAZS) ist eine Schule der Deutschen Marine in Neustadt in Holstein. Truppendienstlich untersteht sie der Marinetechnikschule in Parow.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine wurde ab 1958 aufgebaut und 1959 unter der Bezeichnung Schiffssicherungslehrgruppe in Neustadt in Holstein aufgestellt[1]. Erster Kommandeur war Kapitän zur See Gerhard Junack, spätere Kommandeure führten den Dienstgrad eines Fregattenkapitäns. Bis 2010 entstammten alle Kommandeure der schiffstechnischen Laufbahn.

Die Schiffssicherungslehrgruppe unterstand zunächst direkt dem Schiffsmaschinenkommando, ab 1962 Kommando der Schiffstechnik. 1965 wechselte die Unterstellung zur Inspektion der Schiffstechnik im Marineamt.

In dieser Zeit gliederte sich die Schiffssicherungslehrgruppe wie folgt[2]:

  • Kommandeur
    • Stab
    • Fachleiter Brandabwehr, Leckabwehr, ABC-Abwehr
    • 1. Inspektion: Theoretische Schiffssicherungsausbildung, Offizierlehrgänge
    • 2. Inspektion: Praktische Schiffssicherungsausbildung an Bord von Flotteneinheiten, Tauchereinsatzübungen, Schadensabwehr
    • 3. Inspektion: Taucherausbildung
    • Taucherschulboote (anfangs TM 1, TM 2 und Ems, später Baltrum und Juist)

Am 1. Januar 1974 wurde die Schiffssicherungslehrgruppe der Technischen Marineschule I in Kiel (seit 1981 Technische Marineschule) unterstellt unnd später in Ausbildungszentrum Schiffssicherung (AZS) umbenannt.

Bei der Auflösung der vormals in Neustadt stationierten Uboot-Lehrgruppe wurde eine 4. Inspektion aufgestellt, die für die Ubootrettungsausbildung verantwortlich ist.[3]

Am 1. April 2010 erhielt das AZS unter Umbenennung in Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine einen erweiterten Aufgabenbereich. Es wird seitdem von einem Kapitän zur See der operativen Laufbahn geführt[4].

Dem EAZS ist außerdem eine Betreuungsstelle für die Zivile Aus- und Weiterbildung mit dem Ausbildungsgang zum Fachinformatiker Systemintegration über zivile Bildungsträger angegliedert.

Ausbildung

Ausbildungsziele

In den ersten Jahrzehnten war die Ausbildung auf das handwerkliche Beherrschen der Schiffssicherung ausgerichtet. Dazu gehörten in erster Linie die Bekämpfung von Bränden und Wassereinbrüchen, der Gebrauch der Rettungsmittel und die ABC-Abwehr. Außerdem bildete die Schiffssicherungslehrgruppe von Anfang an Marinetaucher aus und ist bereits seit 1958 ein zivil anerkannter Taucherlehrbetrieb[5].

1994 wurde die Ausbildung umgestellt im Sinne einer ganzheitlichen Gefechtsausbildung von Kriegsschiffen umgestellt, die seitdem als Schadensabwehrgefechtsdienstausbildung (SAGA) bezeichnet wird. Sie bezieht operative Aspekte, den Sanitätsdienst und die Störungsbeseitigung in allen technischen Bereichen ein. Dadurch werden das äußere Gefecht – mit dem Gegner – und das innere Gefecht – mit den Trefferwirkungen und Ausfällen im eigenen Schiff – miteinander verbunden[4]. Ziel ist es, den Gefechtswert des Schiffes auch unter Feindwirkung zu erhalten.

Ausbildungsformen

Am EAZS finden einerseits Lehrgänge statt, an denen deutsche und ausländische Marineangehörige und Seeleute aus der See- und Binnenschifffahrt ausgebildet werden. Zum anderen bildet das EAZS Schiffsbesatzungen im Team an Bord aus.

In den Lehrgängen lernen alle zur See fahrenden Marineangehörigen die von ihnen geforderten Schiffssicherungskenntnisse. Dazu gehören neben Grundkenntnissen der Schiffssicherung wie dem Tragen des Atemschutzgeräts erweiterte Qualifikationen für Unteroffiziere und Offiziere. Unteroffiziere mit Portepee werden zum Leiter am Einsatzort und in einem zweiten Schritt zum Schiffssicherungsgruppenführer ausgebildet[4].

Offiziere erlernen das Schadensmanagement mit dem Ziel des Kampfwerterhalts des Schiffes. Zu dieser Ausbildung gehören die Führungsseminare für Boots-, Geschwader- und Schiffsführungsteams mit Schwerpunkten auf der Schadensbereichsanalyse und der Hafenfeuerlöschrolle.[3]

Das Teamtraining der Boote oder Schiffe findet in einer mehrtägigen Ausbildungsphase in die Neustädter Bucht statt. Außerdem werden Ausbildungsteams eingesetzt, die Schiffe auf dem Weg in den Einsatz oder im Einsatzgebiet nachschulen.

Abzeichen der Schwimmtaucher

Der schiffstechnische Taucherdienst dient dazu, Arbeiten unter Wasser ausführen zu können. Dazu werden Soldaten zum Taucher mit den Qualifikationen Schwimmtaucher, Tauchereinsatzleiter, Schiffstaucher oder Einsatzleiter Schiffstaucher ausgebildet, um in Tauchergruppen an Bord von Schiffen oder in den Marinestützpunkten eingesetzt zu werden. In weiteren Ausbildungsgängen wird die Ausbildung bis zum geprüften Taucher fortgeführt. Außerdem wird medizinisches Personal in Tauchermedizin geschult und zum Taucherarzt oder Taucherarztgehilfen ausgebildet.

U-Bootbesatzungen werden am EAZS im Umgang mit speziell für U-Boote eingeführtem Rettungsgerät trainiert. Zudem kann im Tieftauchtopf, der mit über 50 m Höhe zugleich das höchste Gebäude Neustadts ist, der Ausstieg ohne Hilfsmittel aus einem gesunkenen U-Boot aus 32,5 m Tiefe geübt werden[6].

Neben diesen Ausbildungsgängen wird die Schule aufgrund ihrer Kompetenz und den Schulungseinrichtungen auch vielfach von Angehörigen der zivilen Schifffahrt zum Sicherheitstraining genutzt.[7]

Unterbringung

Kasernenanlage

Das EAZS befindet sich in einer Kasernenanlage, die im Zweiten Weltkrieg als Ausbildungseinrichtung für U-Bootbesatzungen diente. Im zum EAZS gehörenden Marinestützpunkt waren zwischenzeitlich U-Boote, Binnenminensuchboote und Schnellboote beheimatet. Nach einer kurzzeitigen Nutzung als Marineversorgungsschule [8] wurde 1960 die neu aufgestellte U-Boot-Lehrgruppe in Neustadt stationiert. Außerdem dient die Kaserne als Stützpunkt der Bundespolizei (See).

Ausbildungseinrichtungen

Taucherschulboot Juist

Folgende Ausbildungseinrichtungen sind am EAZS vorhanden:

  • Brandhalle – Umgang mit Feuerlöschgerät und Atemschutz beim Feuerlöschen
  • Atemschutzgeräte-Übungsanlage – Belastungstraining mit Atemschutzgerät
  • Leckabwehrtorso – Schiffssektion an Land zum Training der Leckabwehr
  • Übungshulk – ehemalige Fregatte Köln für Brandabwehr-, Leckabwehrübungen in realistischer Umgebung, sowie Taucherausbildungseinrichtung der Flotte
  • Tieftauchtopf – Ausstiegstraining für U-Bootbesatzungen
  • TaucherübungsbeckenTauchtraining
  • Rettungsmittel- und Taucherübungshalle – Tauchausbildung sowie Rettungsmittelausbildung (Rettungsweste und Rettungsinsel) inklusive Wellensimulationsanlage
  • Taucherschulboote Juist und Baltrum – Tauchausbildung in offenen Gewässern

Verweise

Weblinks

Literatur

  • Dierk Möller-Nolting, Olaf Sander; Das innere Gefecht – Das Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine; in: Marineforum 4-2010 S. 23 ff.

Einzelnachweise

  1. 50 Jahre AZS
  2. Taucher der Bundesmarine; in: Jürgen Rhades; Jahrbuch der deutschen Marine, Folge 7, S. 53 ff; Bremen 1971, ISBN 3-7961-4290-7
  3. a b Hans-Günter Portmann. SAGA: Schafensabwehrgefechtsausbildung. In: Marineforum 11-1997 S. 4f
  4. a b c Dierk Möller-Nolting, Olaf Sander; Das innere Gefecht - Das Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine; in: Marineforum 4-2010 S. 23 ff.
  5. Offizielle Information der Marine
  6. Informationen zum Tieftauchtopf
  7. Ausbildung von Binnenschiffern
  8. 50 Jahre Deutsche Marine im S-H-Landtag

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