Auto Focus

Filmdaten
Deutscher Titel	Auto Focus
Produktionsland	Vereinigte Staaten
Originalsprache	Englisch
Erscheinungsjahr	2002
Länge	105 Minuten
Stab
Regie	Paul Schrader
Drehbuch	Michael Gerbosi Paul Schrader (ungenannt)[1] Robert Graysmith (Buch)
Produktion	Scott Alexander Alicia Allain Patrick Dollard Larry Karaszewski Brian Oliver Todd Rosken
Musik	Angelo Badalamenti
Kamera	Jeffrey Greeley Fred Murphy
Schnitt	Kristina Boden
Besetzung
Greg Kinnear: Bob Crane Willem Dafoe: John Carpenter Rita Wilson: Anne Crane Maria Bello: Sigrid Valdis Ron Leibman: Lenny Bruce Solomon: Edward H. Feldman Michael E. Rodgers: Richard Dawson Kurt Fuller: Werner Klemperer Christopher Neiman: Robert Clary Lyle Kanouse: John Banner Donnamarie Recco: Melissa / Mistress Victoria Ed Begley Jr.: Mel Rosen Michael McKean: Geschäftsmann Cheryl Lynn Bowers: Cynthia Lynn Kevin Kilner: Clayton Moore John Kapelos: Bruno Gerussi Catherine Dent: Susan

Auto Focus ist ein US-amerikanisches satirisches Filmdrama aus dem Jahr 2002 von Paul Schrader. Das Drehbuch schrieben Michael Gerbosi und Paul Schrader.

Die sehr freie^[1][2] Filmbiografie basiert auf dem Sachbuch The Murder of Bob Crane von Robert Graysmith und zeigt den Verfall des gläubigen katholischen Familienvaters Bob Crane, der, durch seinen Erfolg als Hauptdarsteller der Fernsehserie Ein Käfig voller Helden verführt, zu einem Sexsüchtigen wird und die Kontrolle über sein Leben verliert.

Handlung

Als dem Radiomoderator Bob Crane 1964 von seinem Agenten Lenny die Hauptrolle der CBS-Serie Ein Käfig voller Helden angeboten wird, ist er zunächst wenig begeistert, da es sich um eine seichte Comedy-Serie in einem deutschen Kriegsgefangenenlager handelt. Auf Lennys Drängen, und nachdem er das Drehbuch gelesen hat, nimmt Crane die Rolle an und wird ein gefeierter Seriendarsteller. Derweil entdeckt seine Frau Anne, mit der er seit 15 Jahren verheiratet ist, wiederholt Erotikmagazine zwischen seinen Sachen und äußert ihren Unmut über seine mangelnde Zuwendung ihr gegenüber.

Eines Tages lernt Crane den Videotechniker John Carpenter auf dem Studiogelände kennen, der ihn in einen Stripclub einlädt. Crane beginnt den aufgrund seiner Bekanntheit anhaltenden Erfolg bei Frauen zu genießen und feiert immer häufiger Sexparties mit Carpenter, wobei häufig letzterer den Part des „Aufreißens“ übernimmt. Die beiden Männer halten die Parties mittels Fotos und Carpenters Videoausrüstung fest und ergötzen sich, wenn sie keine Parties feiern, an den Aufnahmen. Parallel verbringt Crane seine Abende auch allein mit wechselnden Partnerinnen, die er meist dokumentiert. Außerdem beginnt er eine Affäre mit seiner Schauspielerkollegin Patricia alias Sigrid Valdis. Weil Carpenter während einer Orgie Crane berührt, bricht der angewiderte Crane vorübergehend den Kontakt zu diesem ab. Zudem hegt Crane aufgrund seines katholischen Glaubens Schuldgefühle wegen seines Lebenswandels, aber ein Gespräch mit einem befreundeten Priester verschafft ihm nicht die erhoffte Erleichterung.

Als Anne Cranes Sexfotos findet, reicht sie die Scheidung ein. Sigrid gesteht Crane, dass sie um seine Sexsucht weiß, aber diese vorbehaltlos akzeptiert. Die beiden heiraten auf dem Set der Fernsehserie. Allerdings wird die Serie bald darauf eingestellt, und da Cranes Eskapaden in Hollywood die Runde gemacht haben, bleiben Nachfolgeangebote aus. Lenny schlägt vor, sich im Dinnertheater zu versuchen. Crane geht mit dem Stück Anfängerglück auf Tournee durch die Vereinigten Staaten, begleitet von Carpenter, mit dem er sich wieder ausgesöhnt hat. Gemeinsam leben die Männer ihre zunehmend zwanghafte, voyeuristische Sexualität aus. Crane ergattert eine Rolle in dem Disney-Film Papa ist der Größte, doch der Film ist ein Misserfolg.

Als keine weiteren Angebote mehr eingehen, er sich mit seinem Agenten Lenny überwirft und die Ehe mit Sigrid scheitert, erkennt Crane, dass er seinen Lebensstil ändern muss. Er versucht seine Erotomanie in den Griff zu bekommen, nimmt Kontakt zu seinem Sohn aus erster Ehe auf und bricht die Beziehung zu Carpenter ab. Dieser ist nicht in der Lage, den abrupten Bruch in seinem Leben zu verarbeiten. Carpenter versucht wiederholt, wieder mit Crane in Kontakt zu treten, doch dieser bleibt unerbittlich. Eines Nachts steigt ein Unbekannter in Cranes Appartement in Scottsdale, Arizona, ein und erschlägt ihn mit einem Stativ. Der Schlusstitel verrät, dass Carpenter als Hauptverdächtiger angeklagt, aber wegen Mangels an Beweisen freigesprochen wurde.

Hintergrund

Auto Focus feierte seine Weltpremiere am 8. September 2002 auf dem Toronto International Film Festival, bevor er auf weiteren Filmfesten gezeigt wurde und am 18. Oktober 2002 in ausgewählten Kinos seinen Kinostart in den Vereinigten Staaten hatte. Nachdem er am Startwochenende 123.761 US-Dollar in 11 Häusern einspielte (bei geschätzten Produktionskosten von 7 Millionen US-Dollar), kam er binnen drei Monaten auf insgesamt 2 Millionen US-Dollar Einspielergebnis in den USA.^[3] In Deutschland kam der Film am 26. Juni 2003 in die Kinos. Der Film erschien 2003 in den USA und 2004 in Deutschland auf DVD.

Auto Focus war bereits die dritte Zusammenarbeit (nach Light Sleeper und Der Gejagte) von Regisseur und Autor Paul Schrader mit Darsteller Willem Dafoe.

Obwohl der Film keine expliziten sexuellen Darstellungen enthält, wurde er für den amerikanischen Markt zensiert. So wurden auf einem TV-Schirm sichtbare Bilder einer Orgie und eines Fellatio durch Unschärfe unkenntlich gemacht.^[3]

Für Hintergrundrecherchen führte Schrader Gespräche mit Cranes erster Frau Anne und seinem Sohn aus erster Ehe, Robert David Crane. Aus dramaturgischen Gründen erlaubte sich Schrader jedoch künstlerische Freiheiten.^[1][4] Laut Cranes Sohn Robert Scott „Scotty“ Crane (aus der Ehe mit Patricia Crane alias Sigrid Valdis) enthält der Film viele Falschdarstellungen. So habe sein Vater schon lange vor dem Erfolg der Serie Ein Käfig voller Helden ein promiskuitives Leben geführt und seine Eskapaden auf Fotos festgehalten. Die gemeinsamen Unternehmungen Cranes und Carpenters hätten erst 1975, lange nach Einstellung der Serie, begonnen. Auch sei sein Vater, trotz seiner Glaubenszugehörigkeit, kein aktiver Kirchgänger gewesen.^[2][5]

Kameras mit Autofokus-Technik kamen erst in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre auf den Markt, kurz vor Cranes Tod. Schrader wollte den Titel des Films als Umschreibung von Cranes ichfixiertem Charakter verstanden wissen.^[1]

Kritik

Der Film erhielt positive Kritiken. So zählte die Internetseite Rottentomatoes von 155 gewerteten professionellen Kritiken 112 positive, was einem Wert von 72% entspricht. Allerdings wurde der Film vom breiten Publikum mit durchschnittlichen Reaktionen aufgenommen, denn gleichzeitig werteten lediglich 57 % von 5.539 Usern den Film positiv.^[6] Dies wiederum wird vom Onlinefilmarchiv IMDb, einer weiteren Plattform, auf der normale User ihre Filmkritiken abgeben können, mehr als bestätigt, denn dort gaben 7.697 User dem Film durchschnittliche 6,6 von 10 möglichen Punkten. (Stand: 7. Oktober 2011)

Der renommierte Filmkritiker James Berardinelli gab dem Film drei von vier Sternen und meinte, dass es sich um einen „mit Sex und Nacktheit [präsentierten Film] über die Sex- und Pornosucht“ von Bob Crane handelt. Es sei ein „überzeugender Film, der die amerikanische Tragödie des Wandels eines Familienmenschen zu einem Süchtigen verdeutlicht“.^[7]

„Der Film ist ein hypnotisches Porträt eines traurigen zwanghaften Lebens“ über einen „oberflächlichen, einsamen und leeren Mann“, meinte der renommierte Filmkritiker Roger Ebert in der Chicago Sun-Times. Und während Greg Kinnear Crane „gruselig brillant“ spiele, verkörpere Willem Dafoe Carpenter als „einnehmende, schmeichelnde, durchtriebene, verführerische und geheimnisvolle Figur“. Und obwohl der Film voller Sex sei, enthalte er keine Erotik.^[8]

Nach dem „gut geschriebenen Drehbuch von Michael Gerbosi“ inszeniere Schrader eine „klinische Fallstudie über einen freudlosen verzweifelten Zwang“, bei der es weniger um „Befriedigung als um Sucht“ gehe, meinte A. O. Scott in der liberalen Tageszeitung New York Times. Außerdem vermutete er, da Schrader sehr stark an Cranes Psyche interessiert sei, dass bei der „Inszenierung dieser dramatischen Krise“ unter der Decke „leidenschaftsloser Sachlichkeit [ein] schwerer starker Moralismus“ läge.^[9]

Das Lexikon des Internationalen Films sah in Auto Focus eine „meisterliche Milieu- und Zeitstudie über den gesellschaftlichen Aufbruch der westlichen Welt und seine Kehrseiten, die am Schicksal Canes die Dialektik von Selbstfindung und Realitätsverlust entfaltet“, wobei man ihn auch als „verschlüsselte Parabel über die Geschichte des New Hollywood“ verstehen könne.

Auszeichnungen

• eine Nominierung für Willem Dafoe als Bester Nebendarsteller beim Chicago Film Critics Association Award 2003
• eine Nominierung für Paul Schrader für die Goldenen Muschel beim Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián 2003
• eine Nominierung bei den Golden Trailer Awards

Weblinks

• Auto Focus in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
• Auto Focus in der Deutschen Synchronkartei
• Auto Focus im Lexikon des Internationalen Films

Einzelnachweise

1. ↑ ^{a b c d} Interview mit Paul Schrader auf Film Freak Central, abgerufen am 28. Oktober 2011.
2. ↑ ^{a b} Artikel von Scotty Crane in The Stranger, Seattle 24.-30. Oktober 2002.
3. ↑ ^{a b} Auto Focus in der Internet Movie Database.
4. ↑ Interview mit Paul Schrader auf morphizm.com, abgerufen am 28. Oktober 2011.
5. ↑ Artikel auf mortystv.com, abgerufen am 28. Oktober 2011.
6. ↑ Auto Focus (2002). rottentomatoes.com, abgerufen am 7. Oktober 2011 (englisch). 
7. ↑ James Berardinelli: Auto Focus auf reelviews.com (englisch), abgerufen am 7. Oktober 2011
8. ↑ Roger Ebert: Auto Focus (R) auf suntimes.com vom 25. Oktober 2002 (englisch), abgerufen am 7. Oktober 2011
9. ↑ A. O. Scott: Auto Focus (2002) auf nytimes.com vom 4. Oktober 2002 (englisch), abgerufen am 7. Oktober 2011