Wettinshöhe

Wettinshöhe

Die Wettinshöhe ist einer der Steillagen-Weinberge der Lage Radebeuler Johannisberg. Sie liegt im Stadtteil Zitzschewig des sächsischen Radebeul, im Auerweg 2/2a (ehemals Barkengasse 8). Auf der Bergkuppe liegt das denkmalgeschützte Haus Wettinhöhe oder Schloss Wettinhöhe, ein ehemaliges Berggasthaus, das im 19. Jahrhundert zur repräsentativen Villa umgebaut wurde. Das weitläufige Anwesen gilt als Werk der Landschafts- und Gartengestaltung,[1] das im Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul liegt.

Wettinshöhe mit Haus Wettinhöhe

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das unter Denkmalschutz[2] stehende Anwesen ist die „Ehemalige Ausflugsgaststätte (dann Villa) mit Remise, Portalanlage, Einfriedung, Alleen sowie kleinem Wohnhaus (sogenanntes Gärtnerhaus, Nr. 2a) an der Wegekreuzung und Weinberg“[2].

Villa

Der zweigeschossige Mittelbau der Villa, deren Baustil als „freie Auffassung deutscher Renaissance[1] beschrieben wird, steht traufständig zur Hangkante nach Süden ausgerichtet. Er ist das ehemalige Winzerhaus, später Berggaststätte. In der linken Hauptansicht vom Tal aus steht an der Südwestseite des Mittelbaus ein dreigeschossiger, rechteckiger Turm mit einem steilen Helm, die Südfassade des Turms leicht nach Süden vortretend. Auf der rechten Seite des Mittelbaus steht ein zweigeschossiger Querflügel mit Souterrain sowie Veranda- und Terrassenvorbauten, der ebenfalls leicht vor die Fassade des Mittelbaus hervortritt.

In der Talansicht des Mittelbaus steht Mittelrisalit, davor ein säulen- und pfeilergestützter Altan mit einer Freitreppe zu einer davorliegenden Terrasse. Der Giebel des Querflügels zeigt in dieser Ansicht einen halbrunden Standerker sowie einen verzierten Volutengiebel mit Fenstern.

Auf der schlichteren Rückseite des verputzten Gebäudes, dessen Fenster durch Sandsteingewände eingefasst werden, befindet sich vor dem Mittelbau der Haupteingang mit einer nachträglich angefügten Holzveranda mit einer Freitreppe.

Remisengebäude

Seitlich der Villa steht das Remisengebäude, ein hoher Bau mit einem ziegelgedeckten Satteldach sowie einem Entlüftungsaufsatz. Der Putzbau ist sparsam gegliedert. Er hat eine große, stichbogige Einfahrt, über der sich ein gekoppeltes Rundbogenfenster befindet.

Gärtnerhaus

Das am Zufahrtsweg zur Villa liegende Gärtnerhaus (Nr. 2a) ist ein eingeschossiges Gebäude mit einem ziegelgedeckten Satteldach, das auf der Gebäuderückseite über einem später angefügten Wirtschaftsanbau abgeschleppt ist. Der Putzbau zeigt in der Hauptansicht einen zweigeschossigen Mittelrisalit, im Giebel mit einem gekoppelten Rundbogenfenster.

Einfriedung

An der Hangkante zum Tal hin steht in der Einfriedung ein Rundbogenportal mit einem Flachgiebel mit seitlichen Voluten und Obeliskenaufsatz, datiert auf das Jahr 1880.

Geschichte

Bereits im 15. Jahrhundert war die damals als Landeskrone[3] bezeichnete Bergkuppe auf Zitzschewiger Flur, ebenso wie die in der Nähe gelegenen Hohenhaus und Bischofspresse, im Besitz der Meißner Bischöfe. Seit 1758 ist für die Kuppe der Name Wettins Höhe belegt.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich auf der Wettins Höhe ein Weingut mit Weinberg und Winzerhaus. Dieses gehörte dem Kötzschenbrodaer Pfarrer Johann Samuel Gottlob Flemming (1740–1827) und später seinen Erben, den Söhnen Joh. Christian Gottlob, ein preußischer Justizkommisarius in Ortrand, und dessen Bruder, ein Advokat in Oschatz. Neben dem Wohn- und Winzerhaus und diversen Nebengebäuden wurden 1827 ein Brunnen und eine Weinpresse sowie der Weinberg, eine Holzung, Feld und neukultiviertes Weinland dokumentiert.[4]

Auf einem Teil des Anwesens wurde 1858/1859 von Besitzer Carl Gottlob Wackwitz eine Weinschänke gebaut. Dazu baute er am Wohnhaus einen Tanzsalon an. Zusätzlich errichtete er im Gelände den Konradsturm, von dem heute nur noch Reste erhalten sind.

Der Wirt Carl Heinrich Berger baute 1867 die Schänke zu einem eher quadratischen Restaurationsgebäude aus, dem heutigen Mittelbau der dortigen Villa (Haus Wettinhöhe). Dabei entstand auch die heutige bis in das Tal reichende Weinbergstreppe. Die Weinschankkonzession wurde um das Recht zur Ausspanne sowie um das Ausgaberecht für Bier und Warmspeisen erweitert.

1875 wurde durch August Große das Gärtnerhaus errichtet, dessen abgeschleppter Wirtschaftsanbau 1881 angesetzt wurde.

1879/1880 ließ der preußische Oberstiftshauptmann und Geheimrat Alfred Piper (1814–1892) durch die Baumeister Gebrüder Ziller das 1875 erworbene Gebäude zum repräsentativen, von ihm so genannten Schloss Wettinhöhe erweitern, unter anderem entstanden der zweispitzige Turm im Westen und der Querflügel im Osten. Es entstand ebenfalls die talseitige Umfassungsmauer mit Ecktürmchen sowie dem wappengeschmückten Rundbogenportal mit der Jahreszahl 1880. Nach anfänglicher Nutzung als Wohnhaus brannte das Gebäude um 1890 ab[5], nach dem Neuaufbau zog 1891 wieder eine Gaststätte in einen Teil der Räume, 1898 ein Familienpensionat, und von 1899 bis 1903 war dort Franz Ludwig Bauers (1857–1913; „Zuckerbauer“) Spezial-Institut für Diabetiker, das anschließend in die Heinrich-Zille-Straße 84 in Niederlößnitz zog.[6]

1908 geriet das Anwesen unter Zwangsverwaltung, 1916 übernahm es die Allgemeine Ortskrankenkasse und machte es zu einem Teil der benachbarten Männergenesungsanstalt Altwettinshöhe, 1931[3] (1935)[5] wurde es an die Landesversicherungsanstalt Sachsen abgegeben. Diese benutzte es als Lungenheilstätte, ab 1940 wurde es zum Krankenhaus für Kriegsgefangene. Nach 1945 diente es als Krankenhaus, ab 1960 als Teil der Tuberkuloseheilstätte Lößnitzhöhe, dann als Altenheim und ab 1970 als Ärztehaus.

Ab 1997 wurde das Gebäude privat verkauft und aufwändig saniert, es beherbergt heute Wohnungen.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 59 sowie beiliegende Karte. 
  2. a b Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 4, abgerufen am 4. Februar 2009 (PDF).
  3. a b Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 172. 
  4. Liselotte Schließer (Erarb.): Radebeul - Stadtführer durch Vergangenheit und Gegenwart. 1. ergänzte Auflage. Edition Reintzsch, Radebeul 2008, ISBN 978-3-930846-05-4, S. 145–147. 
  5. a b Schloß Wettinhöhe
  6. Frank Andert: Der Zuckerbauer von Niederlößnitz. In: Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Radebeuler Monatshefte e.V., Juli 2011, abgerufen am 7. Juli 2011.
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