Stecker BS 1363

Stecker BS 1363

Bei dem britischen Steckverbinder, Stecker-Typ G auch BS 1363 oder „british 3-Pin“, handelt es sich um ein aus Großbritannien stammendes elektrisches Steckersystem, das im Bereich der elektrischen Energieversorgung von Haushalten und allgemein im Niederspannungsnetz Anwendung findet. Seine Verwendung ist in Großbritannien empfohlen.[1]

Stecker Typ BS 1363

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Folgende Länder verwenden den britischen Steckverbinder exklusiv als Standardstecksystem oder teilweise mit anderen Systemen:

Siehe hierzu: Länderübersicht Steckertypen, Netzspannungen und -frequenzen

Geschichte

Der Aufbau und die Spezifikation von BS 1363 nehmen auf eine Besonderheit der Hausverkabelung Rücksicht, die im Allgemeinen nur in Großbritannien und diversen früheren englischen Kolonien zu finden ist. Die Verkabelung besteht aus einem oder mehreren Leitungsringen pro Stockwerk oder pro Wohnung, auch als Ring-Circuit bezeichnet. Pro Ring wird ein Stromkabel ausgehend vom Sicherungskasten von Steckdose zu Steckdose durch die Wohnung geführt, und von der letzten Steckdose wieder zurück zum Sicherungskasten. Diese Rückführung ermöglicht höhere Anschlusswerte bei niedrigeren Leitungsquerschnitten (eine Steckdose erhält von beiden Richtungen des Rings Strom). Damit kann in der Summe Kupfer gespart werden. War früher nur ein Ring pro Stockwerk üblich, ging man später zum Beispiel zu einem Ring pro Etagenwohnung und weiter zu mehreren Ringen pro Etagenwohnung über, beispielsweise einem zusätzlichen Ring für die Küche. Eingeschränkt dürfen von einem Ring Stichleitungen zu einzelnen Steckdosen gelegt werden, was jedoch als unsauber gilt. Die in anderen Ländern wie zum Beispiel in Deutschland, übliche sternförmige Verkabelung setzt sich nur langsam durch.

Der Beginn von BS 1363 geht auf das Jahr 1965 zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt war BS 546 (Typ D) Standard. Davon existieren Versionen für 2, 5, 10 und mehr Ampere, wobei 5 A in Haushalten verbreitet war. Entsprechend musste der Stromkreis ebenfalls mit 5 A abgesichert werden. Da dies zu wenig Leistung (240 V × 5 A = 1200 W) im Ring war, entschloss man sich zu neuen Verkabelungsvorschriften. Es ging darum, einen Ring mit 16 A, 20 A oder gar 32 A abzusichern, denn ein Ring sollte ein bis zwei elektrische Heizkörper zu je 3000 W (entspricht etwa 12,5 A pro Heizkörper) und eine Reihe kleinerer Verbraucher versorgen können. Da die Stromstärke von 32 A aus einer einzelnen Steckdose für eine übliche Geräteanschlussleitung zu hoch ist und starke, unhandliche Geräteanschlussleitungen vermieden werden sollten, mussten Sicherungen entweder in Steckdosen oder Steckern integriert werden. Die Stecker wurden mit Sicherungen von wahlweise 3 A, 5 A oder 13 A ausgestattet. Um zu verhindern, dass die alten, nicht abgesicherten BS-546-Stecker in einem 32-A-Stromkreis verwendet werden können, wurde eine neue, inkompatible Steckdosennorm entwickelt. BS 1363 wurde in Großbritannien 1965 eingeführt und setzte sich dort schnell durch. Ähnlich ging es in den anderen Ländern, die diese Norm verwenden. Südafrika verwendet bis heute eine zu BS 546 kompatible Steckernorm. Das alte Stecksystem ist in den betreffenden Ländern in alten Installationen aus der Zeit vor 1965 und in Spezialinstallationen (wie beispielsweise in Theatern) weiterhin anzutreffen.

Norm

Der britische Steckverbinder ist in der britischen Norm BS 1363 definiert. Die Norm verlangt, dass dieser Steckverbinder immer dreipolig und mit einer Sicherung versehen ist. Die Kontaktstifte sind rechteckig. Außenleiter und Neutralleiter messen 4 × 6 × 18 mm; 9 mm davon sind isoliert. Sie haben einen Abstand von 22 mm. Der Schutzkontakt befindet sich in der Mitte, über den beiden Leitern im Abstand von 22 mm. Er ist mit 4 × 8 × 23 mm länger (vorauseilend) als die spannungsführenden Kontaktstifte und ohne Isolation. Die spannungsführenden Kontaktstifte sind durch die Rotations-Asymmetrie polarisiert (der Außenleiter befindet sich immer auf der rechten Seite der Steckdose bzw. des Steckers in Steckrichtung). Der Stecker wurde an der Stelle der Kontaktstifte verbreitert, um ein Berühren der nicht von Anfang an isolierten Kontakte zu erschweren (fingersicher). Dort befindet sich auch eine eingelassene Griffmulde, um ein Herausziehen des recht schwergängigen Steckers aus der Steckdose zu vereinfachen. Weiterhin umfasst die Norm eine Kindersicherung, welche die Kontaktlöcher von innen verschließt. Sie wird durch das Einführen des Schutzkontaktes freigegeben. Stecker für Schutzklasse-II-Geräte (Schutzisolierung) haben statt des Schutzkontakts nur einen Plastikstift. Die Norm schreibt einen Schalter für jede Steckdose vor. Dieser trennt den Außenleiter ab, dessen Lage in der Steckdose bekannt ist. Bei Mehrfachsteckdosen ist an jeder Steckdose ein Schalter vorzusehen.

Steckerverkabelung
Die Norm BS 1363 umfasst auch das Anschließen des Steckers. Sie definiert, dass sich der Außenleiter im geöffneten Stecker auf die Anschlüsse der Kontaktstifte gesehen immer rechts befindet; die Drähte sollten derart angeschlossen werden, dass bei Zugbelastung erst der Außenleiter, dann der Neutralleiter und zuletzt der Schutzleiter abgetrennt wird.
Spannung
Obwohl sich Stecksysteme prinzipiell mit unterschiedlichen Spannungen betreiben lassen, so gibt es dennoch einige implizite Normen. So ist der britische Steckverbinder für maximal 250 V spezifiziert und wird üblicherweise mit 230 bzw. 240 V bei 50 Hz betrieben.

Ähnliche Norm

Der britischen Norm BS 1363 ähnlich ist die irische Norm der NSAI I.S. 401 Safety Requirements for Rewireable 13A Fused Plugs for Normal and Rough Use Having Insulating Sleeves on Line and Neutral Pins.

Sicherheit

Doppelwandsteckdose Typ BS 1363 mit den in der Norm vorgegebenen Schaltern

BS 1363 hat folgende Sicherheitsmerkmale:

Vorteile

Flexibilität
Die Verkabelung der BS-1363-Steckdosen stellt ein typisches Ringleitungssystem dar:
Mehrere Sicherungsstromkreise und hohe Stromstärken stehen genau dort zur Verfügung, wo momentan mehrere Geräte benötigt werden, da jeder Stecker seine eigene Sicherung mitbringt.
Verfügbarkeit
Infolge eines Körperschlusses eines defekten Elektrogeräts wird keine einzige Steckdose spannungslos, nur das defekte Gerät selbst. Die eingebaute Schmelzsicherung im Inneren des Steckers schaltet bei Kurzschluss oder Überstrom sicher ab. Dieses Überstromschutzorgan im Stecker arbeitet selektiv, so wird nur der bei einer Störung unmittelbar betroffene Anlagenteil abgeschaltet. Somit ist nur der jeweils angeschlossene Verbraucher betroffen; andere Anlagenteile im Elektroverteiler (Unterverteiler) funktionieren autark weiter.
Sparsamkeit
Vergleichbare Verfügbarkeit lässt sich bei Sternverkabelung nur erzielen, wenn konsequent jede Steckdose mit einem separaten Sicherungsstromkreis versorgt wird. Damit verglichen ist der Verkabelungsaufwand wesentlich geringer, auch wenn größere Leitungsquerschnitte verlegt werden müssen.
Durch die Ringtopologie, bei der jede Steckdose von beiden Seiten versorgt wird, reduziert sich der sonst notwendige Leitungsquerschnitt aber wieder.

Nachteile

Ring offen
Die Ringtopologie, bei der jede Steckdose von beiden Seiten versorgt wird, ermöglicht die Reduzierung des Leitungsquerschnitts. Wird von der Reduzierung Gebrauch gemacht, muss der Ring auch tatsächlich geschlossen sein, damit eine Leitungsüberlastung vermieden wird. Nachteilig ist, dass ein fehlerhafter, offener Ring im praktischen Betrieb normalerweise unbemerkt bleiben wird.
Sicherung im Stecker
Ähnlich wie die noch bei älteren Installationen im Sicherungskasten anzutreffenden Schmelzsicherungen stellen die im Stecker integrierten Schmelzsicherungen eine weitere Gefahrenquelle dar. Bei einem Defekt könnten sie leichtfertig durch einen Laien beispielsweise durch ein Stück Alufolie überbrückt werden, falls etwa keine passende Ersatzsicherung zur Hand ist. Damit wäre ihre Schutzwirkung außer Kraft gesetzt und ein akutes Brandrisiko gegeben. Zentral angebrachte Sicherungsautomaten oder in das Gerät integrierte Feinsicherungen machen dagegen ein gefährliches Überbrücken schwierig. Die Qualität der Sicherungen ist dem Gerätehersteller überlassen, was gerade bei Billigprodukten dazu führen kann, dass die Funktion von Sicherung und Sicherungskontakten nicht gewährleistet ist.
Betrieb mit falschen Steckern
Bei BS 1363 handelt es sich zwar um das vermutlich sicherste Stecksystem für Haushalte, das es zu nennenswerter Verbreitung gebracht hat, doch werden ihm ironischerweise einige Sicherheitsmerkmale zum Verhängnis und machen es unsicher. In allen Verbreitungsstaaten findet man auch den Eurostecker. In Ländern, die die Importe weniger streng handhaben, findet man häufig Geräte mit Schukostecker. Obwohl beide runde Kontakte haben, passen sie mit sanfter Gewalt in die eckigen Löcher von BS 1363. Abgesehen von der fehlenden Schutzleiterverbindung zum Schukostecker besteht bei allen Fremdsteckern Überhitzungsgefahr; einerseits, weil die Steckdosenkontakte nicht für die Aufnahme runder Stifte geeignet sind, andererseits, weil die Steckdose mit bis zu 32A abgesichert sein kann, wofür die Leitungen der Fremdstecker bei weitem nicht ausgelegt sind.
Schalter
Der vorgeschriebene Schalter ist ebenfalls Gegenstand kontroverser Diskussion. Einerseits wird er als praktisch begrüßt, andererseits kann er zum Ärgernis werden, weil sein Schaltzustand nicht immer eindeutig zu erkennen ist. Die Verpflichtung zum Schalter führt zu aufwändigen Konstruktionen bei spritzwassersicheren Außensteckdosen.
Kabel nach unten
Das Kabel verlässt den Stecker immer nach unten. Dadurch wird es schwer bis unmöglich, den recht gut sitzenden Stecker mit dem Kabel herauszuziehen, wie es beim Stolpern oder einem Notfall nötig sein kann.
Dies und die Form des Steckers führen dazu, dass bei herumliegenden Steckern praktisch immer die Kontaktstifte nach oben weisen. Die kantige Form der Kontaktstifte führt zu heftigen Schmerzen beim Darauftreten.
Mechanische Eigenschaften
Schalter, Schmelzsicherung, Kindersicherung und nicht zuletzt die notwendige Isolierung des Phase- und des Neutral-Kontaktstiftes führen zu hohen Fertigungskosten für Dose und Stecker. Besonders die rechteckigen Querschnitte der Steckerkontakte sind in der Fertigung vergleichsweise teuer, da sie üblicherweise durch Fräsen hergestellt werden müssen. Auch ist der Materialaufwand durch die Verwendung massiven Messings für die breiten Kontaktstifte groß. Insgesamt ist das System mechanisch wesentlich voluminöser, robuster, unhandlicher und schwerer, als heute dank moderner Kunststoff-Spritzgusstechnik für eine ausreichend gute mechanische Beanspruchbarkeit notwendig wäre. Unter dem Diktat des Kostendrucks in der Fertigung ist es daher für Gerätehersteller attraktiv, durch Billigausführungen, bei denen beispielsweise die Kontaktstifte aus Blechstreifen zusammengesetzt werden, diese Kosten zu reduzieren. Solche Varianten sind bei den übertragbaren Strömen jedoch nicht sinnvoll. Sie sind jedoch wegen der im Vergleich mit anderen Stecksystemen möglichen größeren Einsparungen für Hersteller attraktiver. Insgesamt sinkt dadurch das Sicherheitsniveau ab.
Fehlende Sicherung im Stecker
Die meisten Hersteller von Steckernetzteilen bauen keine von außen wechselbare Sicherung ein; ob diese intern immer vorhanden ist, lässt sich von außen nicht immer feststellen. Somit ist das Netzteil mit vollen 32 A des Rings abgesichert. Das wird in den meisten Fällen bei einem Defekt des Netzgerätes kein wirkungsvoller Schutz sein. Das trifft auch für käufliche Adapter auf andere Steckernormen zu.

Varianten

Einige Hersteller haben Varianten von BS 1363 entwickelt. Sie finden ihre Anwendung dort, wo das Einstecken von Standardsteckern entweder nicht gewollt oder nicht empfohlen wird. Beispiele sind Steckdosen in öffentlichen Gebäuden, die zum internen Gebrauch nötig sind, bei denen aber die Nutzung durch Unbefugte nicht gewollt ist. Am verbreitetsten ist eine Variante von MK electric mit einem T-förmigen Schutzkontakt.

Referenzen

  1. Statutory Instrument 1994 No. 1768, The Plugs and Sockets (Safety) Regulations. (engl.)
  • British Standards BS 1363: 13 A plugs, socket-outlets, adaptors and connection units.
    • Part 1: Specification for rewirable and non-rewirable 13 A fused plugs. BS 1363-1:1995.
    • Part 2: Specification for 13 A switched and unswitched socket-outlets. BS 1363-2:1995.
    • Part 3: Specification for adaptors. BS 1363-3:1989.
    • Part 4: Specification for 13 A fused connection units switched and unswitched. BS 1363-4:1995.

Weblinks

 Commons: Stecker BS 1363 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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