- Barbara Massing
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Barbara Massing (* 1960 in Düsseldorf) ist eine deutsche Kapitänin. Sie fährt Containerschiffe der vierten Generation und gehört zu den sehr wenigen Frauen im Kapitänsberuf überhaupt. Massing ist nautisches Mitglied im Haus Seefahrt in Bremen und nahm in dieser Rolle im Jahr 2004 an der traditionellen Bremer Schaffermahlzeit als erste Frau überhaupt teil.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Barbara Massing wuchs zusammen mit zwei Brüdern als Tochter einer Hausfrau und eines Beamten auf, die Familie übersiedelte Mitte der 1960er-Jahre nach Bremen. Dort machte Massing ihr Abitur und absolvierte danach eine Ausbildung als Matrosin, was damals noch Voraussetzung für ein nautisches Studium war. Ihren Matrosenbrief erwarb sie bei der Bremisch-Hamburgischen Reederei Leonhardt & Blumberg. Sie studierte von 1981 bis 1984 an der damaligen Hochschule für Nautik in Bremen (heute Hochschule Bremen) und fuhr danach als Zweiter Offizier zur See.[1][2]
Seit 1989 ist sie wieder für die Reederei Leonhardt & Blumberg tätig und nahm unter anderem 1990 als Erster Offizier an Versorgungsfahrten für australische Forschungsstationen in der Antarktis auf dem Polarversorgungsschiff Icebird teil, das 1984 von der Oldenburger Schiffswerft Heinrich Brand gebaut und seit 1989 von Leonhardt & Blumberg betreut wurde.[3] Seit 1991 fährt sie für die Reederei als Kapitänin. 1994 war sie „die einzige deutsche Kapitänin eines Containerfrachters“[4] und heute ist sie eine von nur sechs deutschen Kapitäninnen weltweit (Stand 2006[5]) bzw. eine von nur fünf in Deutschland (Stand 2009[1]). Massing fährt inzwischen bei Leonhardt & Blumberg Panamax-Containerschiffe der vierten Generation, die eine Schiffslänge von 292 Meter und eine Ladekapazität von 4.565 TEU aufweisen.[6]
Nach ihrem Studienbeginn im Wintersemester 1981 war Massing in die Nautische Kameradschaft Tritonia eingetreten, die 1889 gegründet wurde und damit die älteste Studentenverbindung Bremens ist. Die Tritonia Bremen nahm seit einer Satzungsänderung 1976 auch Frauen auf; der erste „aktive weibliche Bursche“, wie die Verbindung die weiblichen studentischen Mitglieder bezeichnet, trat dort 1978 ein.[2]
Nachdem Massing Kapitänin geworden war, prüfte sie die Satzung der Stiftung Haus Seefahrt, einer seit 1545 bestehenden sozialen Fürsorgeeinrichtung in Bremen, die alte seemännische Mitglieder und deren Angehörige unterstützt. Sie stellte fest, dass die Aufnahme einer Frau mit Kapitänspatent in den althergebrachten Statuten der Stiftung nicht gesondert geregelt und damit auch nicht ausgeschlossen ist. So wurde sie 1996 als seemännisches Mitglied von Haus Seefahrt aufgenommen, als erste Frau in deren jahrhundertealter Geschichte.[2][7] Daraufhin nahm sie im Jahr 2004 als regulärer Gast an der Schaffermahlzeit teil, die alljährlich von Haus Seefahrt veranstaltet wird und als „das älteste fortbestehende, sich alljährlich wiederholende Brudermahl der Welt“ gilt. Massings Teilnahme an der renommierten und bislang ausschließlich von Männern bestrittenen Traditionsveranstaltung – „nach 460 Jahren erstmals eine Frau an der Tafel“ – wurde als „Sensation“ angesehen und fand überregionales Interesse; es wurde darüber unter anderem im Fernsehen und in der Presse berichtet.[1][8][9]
Barbara Massing lebt in Bremen und ist jedes Jahr etwa acht Monate auf See. Sie ist langjähriges Mitglied im MTV Nautilus, einem 1987 gegründeten Verein zur Pflege maritimer Traditionen in Bremen-Vegesack, der unter anderem mehrere Schiffe als Kulturdenkmäler unterhält. Auf dem vereinseigenen Traditionsschiff Vegesack, einem 35 Meter langen Segellogger, fährt sie im Urlaub als Skipper oder als Crewmitglied, wie zum Beispiel bei der Kieler Woche.[10]
Literatur
- Antje Eilers: Zur Ausbildungssituation von Frauen in „Männerberufen“ – Eine Studie zu Nautikstudentinnen an der Fachhochschule Bremen. Magisterarbeit in der Fachrichtung Soziologie an der Universität Bremen, Bremen 2008 (Hochschulschrift; als Digitalisat online frei verfügbar; PDF-Datei)
Weblinks
- Foto von Barbara Massing
- Lebenslauf von und Interview mit Barbara Massing
- Radio Bremen: Bremer Schaffermahlzeit. Schaffermahlzeit ohne Frauen – Berichte, Videos und Audiobeiträge
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Tina Groll: Frauen in Männerjobs. „Frauen auf hoher See sind nicht normal“. Die Zeit (www.zeit.de), 18. August 2009, abgerufen am 22. Februar 2010.
- ↑ a b c Iris Graaf-Burkert: Kapitänin Barbara Massing. Eine Frau findet ihren Weg in einer Männerdomäne. In: frauenseiten.bremen. Bremen.de, 16. Oktober 2009, abgerufen am 22. Februar 2010.
- ↑ Robin Burns: Just tell them I survived! Women in Antarctica. Allen & Unwin, Crows Nest/New South Wales (Australien) 2001, ISBN 1-86508-382-8, S. 18 (englisch).
- ↑ Hagen Deecke: Barbara Massing ist die einzige deutsche Kapitänin eines Containerschiffes. Drei Heiratsanträge in 16 Jahren. Hamburger Abendblatt, Nr. 170, 23. Juli 1994, S. 23, abgerufen am 25. Februar 2010.
- ↑ Vgl. Antje Eilers: Zur Ausbildungssituation von Frauen in „Männerberufen“ – Eine Studie zu Nautikstudentinnen an der Fachhochschule Bremen. Magisterarbeit, Universität Bremen, Bremen 2008, S. 16 (siehe auch Literatur).
- ↑ Nach 460 Jahren erstmals eine Frau an der Tafel. In: Bremer Schaffermahlzeit. Schaffermahlzeit ohne Frauen. Radio Bremen, 5. Februar 2010, abgerufen am 22. Februar 2010.
- ↑ Premiere: Eine Frau beim Schaffermahl. Kreiszeitung Syke (syke.mzv.net), 13. Februar 2004, S. 3, abgerufen am 25. Februar 2010.
- ↑ Tom Levine: „Frau Kapitänin, meine Herren“. Berliner Zeitung (www.berlinonline.de), 16. Februar 2004, S. 3, abgerufen am 22. Februar 2010.
- ↑ Eckhard Stengel: Herrenclub ade! Sensation beim Schaffermahl. In: Das Parlament Nr. 12–13. Deutscher Bundestag, 15. März 2004, abgerufen am 22. Februar 2010.
- ↑ „Einbruch“ in Männerdomäne? In: Das Logbuch, Nr. 57. Maritime Tradition Vegesack Nautilus e. V. (MTV Nautilus), Ostern 2004, S. 8, abgerufen am 23. Februar 2010 (PDF-Datei).
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