Nautik

Nautik

Nautik ist die Schifffahrtskunde, insbesondere die Lehre von der Führung eines Schiffes (Steuermannskunst). Das Wort wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entlehnt aus dem griechischen nautike.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Das Eigenschaftswort nautisch bezeichnet einerseits die damit zusammenhängenden Tätigkeiten, andererseits unterscheidet es die in der Schifffahrt verwendeten Methoden und Messinstrumente von jenen der Luftfahrt, der Geodäsie und anderen Fachgebieten (siehe z. B. nautische Meile, nautische Dämmerung, nautisches Jahrbuch).

Ein bedeutender Teil der Steuermannskunst ist die Navigation – der Einsatz geeigneter Mittel, um ein Schiff sicher zum Ziel zu führen. Diese Aufgabe setzt sich aus verschiedene Unteraufgaben zusammen:

Die Bestimmung des Ortes und der Geschwindigkeit können durch Astronomische Navigation oder Terrestrische Navigation erfolgen, auch Koppeln ist möglich, aber auf den meisten Schiffen durch Fehlen entsprechender Geräte sehr ungenau, da nur von Hand (Uhr, Kurs und Geschwindigkeit) möglich. Heutzutage werden sie meist durch GPS bzw. DGPS bestimmt.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Nautiker erfolgt bei der Marine oder an sogenannten Seefahrtschulen beziehungsweise Fachhochschulen.

Die Ausbildungszeit schließt an der Seefahrtschule mit dem Befähigungszeugnis (Patent) zum Staatlich geprüften Nautiker ab und beträgt insgesamt zwei Jahre reine Ausbildungszeit. Zumeist haben viele schon Erfahrung in der Ausbildung zum Schiffsmechaniker gesammelt, ansonsten ist auch hier eine Praxiszeit von 12 Monaten vorgeschrieben.

An der Fachhochschule dauert die Ausbildung länger. Hier wird eine Praxiszeit von mindestens 12 Monaten an Bord von Seeschiffen gefordert, und man schließt zusätzlich zum Kapitän AG als Dipl. Wirt. Ing. f. Seeverkehr ab (Hochschule Bremen). Die Regelstudienzeit beträgt acht Semester, inklusive der Praxissemester.

An der Hochschule Wismar, Bereich Seefahrt Warnemünde schlossen alles Absolventen, welche bis einschließlich 2005 immatrikuliert wurden mit dem Grad Dipl.-Ing.(FH) ab. Die Studienzeit betrug 9 Semester insofern noch keine Seefahrspraxis vorlag. Konnten mindestens 12 Monate Seefahrtzeit nachgewiesen werden, reduzierte sich das Studium auf 7 Semester.

Geschichte der Nautik

Um 3500 v. Chr. führt verstärkter Handel zwischen Mesopotamien und dem Mittelmeergebiet zur Gründung der ersten Küstenstädte im heutigen Syrien, Libanon und Palästina. Der Seehandel führt nach Westen entlang der Küste von Kleinasien in die Ägäis und in Richtung Süden nach Ägypten. Die Seefahrer richten sich nach markanten Küstenpunkten, verwenden das Steinlot zum Messen der Wassertiefe und richten sich nach dem Sonnenstand. Wenn ein senkrechter Stab (Gnomon) den kürzesten Schatten wirft, ist Mittag. In dieser Richtung ist auch Norden, entgegengesetzt Süden und im rechten Winkel Osten und Westen. In der Nacht richtet man sich nach dem Großen Wagen (Bären). Dies alles gilt nur für die nördliche Erdhalbkugel.

Nach Überlieferungen soll der Chinese Huang Di 2634 v. Chr. den ersten Kompass verwendet haben. Ein Stück Magneteisenstein, dass auf einem Bambusbrettchen in einer Wasserschale schwamm und sich in die Nord-Südrichtung ausrichtete, diente als Kompassnadel. Die Chinesen nannten es daher Südstein. In Europa wurde dieses Wissen erst 800 Jahre später entdeckt.

In Nordeuropa überwinden die Fahrzeuge um 1500 v. Chr. größere Strecken rudernd auf offener See mit dem so genannten Nachtsprung in klaren Nächten. Man orientiert sich nachts am Polarstern und muss tagsüber die Landmarken oder Berge der anzulaufenden Küste in Sicht haben. Thales von Milet (625–547 v. Chr.), Philosoph, Mathematiker und Astronom, beschäftigt sich auch mit Seefahrtsproblemen und soll ein erstes astronomisches Lehrbuch für die Seefahrt verfasst haben.

Um 600 v. Chr. beschreibt der Periplus von Massilia, dessen Originalmanuskript verloren ging, in drei Teilen die Seehandelswege von Massilia nach Tartessos, von Tartessos entlang der Westküste von Europa bis zu den Britischen Inseln und möglicherweise von Teilen der Nordsee.

Der Seefahrer Skylax von Karyanda fährt um 510 v. Chr. im Auftrag des Perserkönig Dareios I. vom Indus in 30 Monaten um die arabische Halbinsel bis nach Ägypten. Er verfasst eine Periplus (Küstenbeschreibung). Die nach ihm benannte heutige Fassung, die Pseudo-Skylax, ist aber über 100 Jahre jünger und stammt von anderen Autoren.

Wissenschaftlich unbewiesen wies vermutlich bereits ca. 440 v. Chr. der erste Leuchtturm und Tempel des Poseidon auf Kap Sunion, der Landspitze des Vorgebirges von Attika, Seeleuten den Weg nach Piräus und Athen.

326-324 v. Chr. befindet sich die Flotte von Alexander dem Großen auf dem Rückweg von Indien nach Mesopotamien. Ihr Admiral Nearchos benutzt diese Fahrt zu Forschungszwecken. Sein Bericht über diese Fahrt ist die erste genauere Kunde aus dem Indischen Ozean.

Um 280 v. Chr. wird der erste bekannte Leuchtturm, der Pharos von Alexandria, fertig gestellt. Er ist eines der sieben Weltwunder.

200 v. Chr. entsendet Seleukos, König der Seleukiden, den Griechen Patrokles zu Erkundung des Kaspischen Meeres. Der Grieche Eratosthenes aus Kyrene berechnet nach Sonnenstandsmessungen mit einem Sonnenstab (Gnomon) in Alexandria und Assuan die Größe der Erdkugel bereits erstaunlich genau. Er vermutet auch, dass der größte Teil der Erdoberfläche von Meeren bedeckt ist. Er führt auch die Chronologie durch Jahreszählung nach Olympiaden ein.

Die ersten Küstenbeschreibungen um ca. 150 v. Chr. (Periplus) waren eine Zusammenfassung von Ptolemäus. Für exaktere Angaben fehlten noch die entsprechenden Messgeräte.

Marinos von Tyros schreibt um 110 n. Chr. ein Werk über die damals bekannte Welt mit 7000 geographischen Positionen von den britischen Inseln bis in den Indischen Ozean. Er erwähnt die Reisezeiten für Seefahrer und verarbeitet diese Angaben für seine Breiten- und Längenkreise. Claudius Ptolemäus bezieht sich bei seiner Arbeit auf Marinos.

In einem Bericht über Astronomie in China 200 n. Chr., der Sterne aufzählt, wird auch erwähnt, dass Seeleute zur Navigation einige große Sterne beobachten. Dies ist der erste Hinweis für eine Hochseeschifffahrt, die sich nach dem Sternenstand orientiert.

Die erste genauere Beschreibung von Seerouten ist die Stadiasmus maris magni. Sie beschreibt um 400 n. Chr die Küsten, Häfen und Ansteuerungspunkte und enthält bereits Entfernungsangaben in Tagesleistungen bei durchschnittlichen Segel- und Ruderfahrten.

Campanile San Marco

Der Campanile San Marco, ein 60 m hoher Turm, wird um 1150 in Venedig errichtet. Er ist gleichzeitig Ansteuerungspunkt der Schiffe. Bei Tage glänzt seine vergoldete Spitze, bei Nacht wird oben ein Licht angezündet, damit er als Leuchtturm dient.

Der deutsche Astronom und Mathematiker Regiomontanus veröffentlicht 1475 seine astromischen Tafeln für die Jahre 1475 bis 1506 n. Chr. Diese „Ephemeriden“ genannten Tafeln zeigen den Stand der Gestirne bezogen auf die Erde zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Für die Hochseeschifffahrt sind diese Ephemeriden zur Ortsbestimmung unentbehrlich und ermöglichen erst die Entdeckungsfahrten quer über die Ozeane. Der Mönch Felix Faber kehrt 1483 von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurück und beschreibt die Schiffsführung eines Mittelmeerschiffes. Der Steuermann (Pilot) verfügt bereits über einen Kompass neben dem Mast und über einen zweiten auf der Poop (Achterdeck), Seekarten, sowie über Instrumente, die nicht genauer beschrieben sind. Ferner beobachtet der Steuermann die Sterne, die Windrichtung, die Fische und die Farbe des Wassers (sogenannte „Augapfelnavigation“).

Die Einführung des Astrolabiums um 1500 und des Jakobstabs ermöglichen die astronomische Berechnungen der Breite eines Ortes auf See, was das Wiederfinden einmal entdeckter Inseln und bei Meeresüberquerungen der Küste ermöglichte. Erst die Erfindung des Sextanten und des Schiffschronometers (1764) lösten das Problem der Ortsbestimmung auf See einigermaßen, so dass die geographischen Koordinaten eines Orts bestimmt werden konnten.

Nautische Instrumente

Siehe auch


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