Pekinger Platz

Pekinger Platz
Pekinger Platz
Coat of arms of Berlin.svg
Platz in Berlin
Pekinger Platz
Pekinger Platz im Spätsommer 2010
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Berlin-Wedding
Angelegt 19. Jahrhundert
Neugestaltet um 1985
Bauwerke Pissoir
Nutzung
Nutzergruppen Fußgänger, Radfahrer, Auto
Platzgestaltung Albert Brodersen (19. Jh.)
Grünflächenamt Wedding (1985)
Technische Daten
Platzfläche 2500 m²
52.54001888888913.354244444444
Pekinger Platz (Berlin)
Pekinger Platz
Pekinger Platz

Der Pekinger Platz im Berliner Ortsteil Wedding des Bezirks Mitte ist eine kleine Grünanlage, die bei der Bebauung des neuen Wohnviertels zum Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Auf ihm wurde 1890 eine Männerbedürfnisanstalt errichtet, deren Typ als ‚Café Achteck‘ bekannt und mittlerweile als Baudenkmal geschützt ist.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage und Namensgebung

Bei der Aufteilung des Stadtgebietes nach einem Block-Raster im Rahmen des Hobrecht-Plans im Jahr 1862 blieben kleine Restflächen übrig, die für eine Bebauung zu klein waren. So entstand unter anderem der fast dreieckige Pekinger Platz zwischen Nordufer, Torf-, Samoa- und Kiautschoustraße am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Auf dem Stadtplan von 1906 ist der kleine Platz bereits eingetragen. Westlich von ihm führte die Torfstraßenbrücke (heute Torfstraßensteg) über den Kanal.[2]

Am Pekinger Platz führt der am Ende des 20. Jahrhunderts eingerichtete Fern-Radweg Berlin-Kopenhagen vorbei.

Die am 13. September 1905 durch die kaiserliche Stadtverwaltung vorgenommene Namensvergabe nach der chinesischen Hauptstadt Peking erinnert an die militärische Besetzung Pekings bei der Niederschlagung des Boxeraufstands im Herbst 1900 durch Truppen der Großmächte unter Führung des deutschen Generalfeldmarschalls Alfred von Waldersee.[3]

Platzgestaltungen

Erstanlage

Der erste nachgewiesene Plan zur gärtnerischen Gestaltung stammt von Hermann Mächtig aus dem Jahr 1909. Er wurde jedoch nicht realisiert. 1913 erhielt das Areal erstmals Spielplätze und Grünanlagen nach Vorgaben des Gartenbaumeisters Albert Brodersen.

Neugestaltungen 1949 und 1985

Als am Ende des Zweiten Weltkrieges viele der umliegenden Häuser durch Bombardements und Straßenkämpfe zerstört waren, diente der Pekinger Platz bis August 1949 als Zwischenlager für Trümmerschutt. Danach wurde er in einem Jugendnoteinsatz in seiner ursprünglichen Form wieder hergestellt, wobei die Ablagerungen teilweise eingearbeitet wurden und den Platz damit leicht erhöhten.[4] Zum Abschluss erhielt er eine neue Begrünung nach Plänen von Günther Rieck.

Entwurf von 1985

Dieses innerstädtische Wohnquartier war mit Freiräumen unterversorgt, sodass eine Übernutzung die Folge war. Klagen über den verwahrlosten Zustand der Anlage wurden immer lauter. Es erfolgte daher 1985 eine grundlegende Neugestaltung des Platzes durch das Grünflächenamt Wedding, dessen Planer der Garten- und Landschaftsarchitekt Michael Hennemann war. Es wurden neue Sträucher und Bäume wie Pappeln oder Linden gepflanzt.[3] Ein Rasenparterre und ein Rosenbeet, umgeben von Sitzbänken und Pflanzflächen, wurden zum Mittelpunkt des Platzes. Der westliche Bereich des Platzes erhielt zur räumlichen Abrundung ein weißes Rankgerüst mit Kletterrosen. Sein Schmuckplatz-Charakter wurde neu interpretiert, und ein attraktiver Kinderspielplatz mit Wasserpumpe, Planschbecken und Sandspielbereichen integriert. Die Baukosten betrugen rund 260.000 DM.

Ab 2010 Umgestaltung geplant

Im Jahr 2009 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben.[5] Den Einladungswettbewerb hat die Landschaftsplanerin Margret Benninghoff gewonnen.[6] Dem Siegerentwurf liegt ein komplexes Umgestaltungskonzept zugrunde, das die nahe beieinander liegenden Weddinger Stadtplätze wie den Pekinger Platz, den neuen Sprengelpark und den Grünzug am Nordufer zu einer großen Freizeitfläche zusammenfasst. Dabei sind unter anderem eine Kleinkinder-Spielwiese, eine Skateanlage, ein Fitness-Parcours, ein chinesischer Pavillon sowie Ruhezonen für ältere Menschen vorgesehen und die Randstraßen sollen verkehrsberuhigt oder vollständig für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden.[7][8] Die Finanzierung der Arbeiten soll mit Fördermitteln aus dem Quartiersfonds erfolgen.

Nutzung und Randbebauung

Bedürfnisanstalt auf dem Platz

Bedürfnisanstalt ‚Café Achteck

An der westlichen Spitze des Pekinger Platzes steht eines der wenigen noch erhaltenen Pissoirs, die ab 1877 als Typenentwurf vorlagen und seinerzeit in Berlin aufgestellt wurden. Es handelt sich um einen gusseisernen achteckigen Pavillon ohne Fenster, der im VolksmundCafé Achteck‘ genannt wird und der den Männern für ihre Notdurft dient. Bei allen Umbauarbeiten des Platzes blieb diese Bedürfnisanstalt erhalten, die Innenausstattung wurde den jeweiligen Hygienestandards angepasst. Sie kann deshalb noch immer benutzt werden. (Lage52.53999513.35347)

Platzrandgebäude

Historische Wohnhäuser am Nordufer neben dem Pekinger Platz

Die nördlich des Platzes vorhandenen Straßen sind mit vier- bis fünfgeschossigen Mietwohnhäusern bis zum Platz heran bebaut. Im Erdgeschoss boten und bieten Cafés und Restaurants Besuchern des Platzes oder Spaziergängern auf der Uferpromenade Verweilmöglichkeiten.

Verkehrsanbindung

Der Pekinger Platz liegt in der Nähe des U-Bahnhofs Amrumer Straße, die Stationen der S-Bahn Westhafen und Wedding sind jeweils rund einen Kilometer entfernt.

Literatur

  • Jürgen Handrich, Gerd Kittelmann, Brigitte Prévot: Stadtplätze im Wedding. Eine Dokumentation ihrer Entstehung und Bedeutung. 1. Auflage. Bezirksamt Wedding von Berlin, 1991.
  • Reiner Elwers, Rachel Nissen, Thies Schröder, Jörg Haspel: Stadtführer für alle Fälle. Berlin und seine öffentlichen Toiletten, Verlag L & H, 2002, ISBN 978-3928119771, S. 80
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.), Matthias Donath: Denkmale in Berlin. Bezirk Mitte: Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen. Imhof, 2004, S. 197

Weblinks

 Commons: Pekinger Platz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bedürfnisanstalt am Pekinger Platz
  2. Der Pekinger Platz auf einem Stadtplan von 1906
  3. a b Pekinger Platz. In: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  4. Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim: Trümmer, Bahnen und Bezirke. Eigenverlag Berlin 2002; S. 240
  5. Ein Entwurf des Landschaftsarchitekten Frank van Bargen vom August 2010 (PDF; hier: Seite 16); abgerufen am 11. September 2010
  6. Umgestaltungspläne beschlossen. Info des Quartiermanagements und der Senatsverwaltung vom 14. Juli 2010
  7. Planwerk des Quartiersmanagements für einen größeren Stadtplatz mit dem Pekinger Platz als Zentrum; Blatt 1 (PDF) abgerufen 10. September 2010
  8. gleiches Planwerk; Blatt 2 mit textlichen Erläuterungen (PDF) abgerufen am 10. September 2010

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