Bell Maschinenfabrik

Bell Maschinenfabrik
Fabrikschild von Bell an der Francis-Turbine im Kraftwerk Thorenberg in Littau.

Die Bell Maschinenfabrik AG Kriens war ein schweizerisches Unternehmen zur Herstellung von Wasserturbinen, Seilbahnen, Stahlbrücken und anderen Stahlbauten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der gelernte Goldschmied August Bell gründete 1855 in Kriens eine mechanische Werkstätte zur Herstellung von Flechtmaschinen und Webstühlen für Bordüren, die hauptsächlich im zehn Jahre zuvor gegründeten eigenen Weberei- und Spinnereibetrieb eingesetzt wurden. 1859 wurde die ersten Jonval-Turbine gebaut, die damals den üblichen Antrieb für die Fabriken der Textilindustrie war.[1][2] 1860 trat Theodor Bell, der zuvor in Karlsruhe Maschinenbau studierte, in den elterlichen Betrieb ein, der nach der Aufgabe der Textilbetriebe endgültig zur Maschinenfabrik wurde. Im gleichen Jahr wurde die erste Papiermaschine gebaut und 1862 erhielt Bell den ersten grossen Auftrag zum Bau einer Eisenbahnbrücke, die Brücke für die Schweizerische Nationalbahn bei Mellingen.

1870 ging die Führung des Betriebes von August Bell an Theodor Bell über, der die Aktiengesellschaft der Maschinenfabrik von Theodor Bell & Cie. gründete. Die Firma stieg in das Geschäft mit Seilbahnen ein, denn auch diese Anlagen wurden ursprünglich mit Wasserturbinen angetrieben. 1877 baute Bell auf der Strecke Lausanne-Ouchy die erste Schienenseilbahn der Schweiz, die dem öffentlichen Personenverkehr diente und von zwei Girard-Turbinen angetrieben wurde.

Bell baute 1885 das Kraftwerk Thorenberg bei Littau für die Erzeugung von Einphasenwechselstrom. Es gilt als die ältestes derartige Anlage der Welt, dessen Strom für die ersten elektrischen Lichter der Stadt Luzern und im Besonderen für diejenige des Gletschergartens verwendet. Theodor Bell war auch an der Gründung der Centralschweizerische Kraftwerke (CKW) beteiligt und initiierte den Bau der Kriens-Luzern-Bahn (KLB).

Die Bell Maschinenfabrik war zunehmend im Export tätig. Standseilbahnen wurden nach Frankreich, Italien, Russland, Litauen, Spanien, Portugal und Japan geliefert, wobei in Japan alleine 14 Anlagen innerhalb von 7 Jahren errichtet wurden [3]. Nachdem Tod von Theodor Bell musste der stark unter der Weltwirtschaftskrise leidende Familienbetrieb 1936 verkauft werden.

1959 wurde das inzwischen in Bell Maschinenfabrik AG umbenannte Unternehmen durch die Escher Wyss AG in Zürich übernommen, die seinerseits 1967 mit der Sulzer AG in Winterthur fusionierte. Bis 1971 wurde die Herstellung von Seilbahnen, Papiermaschinen und Stahlbauten aufgegeben. Die Firma wurde 1991 in Bell - Escher Wyss AG umbenannt und 1995 in Sulzer Hydro AG, womit der Namen Bell von der Bildfläche verschwand.

Die Sulzer Hydro AG wurde 2000 von der österreichischen VA Technologie übernommen und zuerst in VA Tech Escher Wyss AG umbenannt, die aber ab 2001 VA Tech Hydro AG hiess. 2005 wurde die VA Technologie von Siemens übernommen, worauf die EU-Kartellbehörde den Verkauf der Wasserkraftwerksparte verlangte. Dadurch gelangte 2006 VA Tech Hydro AG an die österreichische Andritz AG und firmiert nun als Andritz Hydro AG.

Literatur

  • Hilar Stadler: Bell in der Welt. Die Maschinenfabrik Bell AG Kriens Brunner Verlag, Kriens 2008, ISBN 978-3-03727-026-4.
    (anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom Museum im Bellpark, Kriens vom 15. August bis 9. November 2008)

Weblinks

 Commons: Bell Maschinenfabrik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Über 80 Jahre Erfahrung im Seilbahnbau. In: Peter W. Röthlisberger (Hrsg.): Bergbahnen der Schweiz. Obersee-Verlag, Siebnen 1959
  2. Nach Angabe der Quelle wurde die Turbine an eine Zwirnerei in Zürich geliefert, wo sie 1959 noch in Betrieb gestanden hatte.
  3. Schweizerische Seilbahnfirmen auf Seilbahn-Nostalgie, abgerufen am 31. August 2009

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