Andritz AG

Andritz AG
Andritz AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN AT0000730007
Gründung 1852
Sitz Graz, Österreich

Leitung

  • Wolfgang Leitner, Vorstandsvorsitzender
  • Hellwig Torggler, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 16.119 (Q2 2011)[1]
Umsatz 3.553,8 Mio (2010)[2]
Branche Anlagenbau
Website www.andritz.com

Die Andritz AG – frühere Bezeichnung Maschinenfabrik Andritz Actiengesellschaft – ist ein österreichischer Konzern für Anlagenbau mit Hauptsitz in Graz. Benannt ist das Unternehmen nach dem Grazer Stadtbezirk Andritz.

Das Unternehmen beschäftigt weltweit 16.119 Mitarbeiter an 35 Produktions-/Servicestätten in 120 Tochtergesellschaften. Im Jahr 2. Quartal 2011 erzielte die Andritz-Gruppe einen Umsatz von 1.087,4 Millionen Euro und ein EBITDA von über 88,3 Millionen Euro. Der Betriebserfolg (EBIT) betrug 71,1 Millionen Euro. Seit 1994 ist Wolfgang Leitner Vorstandsvorsitzender.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Das Unternehmen wurde 1852 von dem aus Ungarn stammenden Josef Körösi als kleine Eisengießerei in der damals noch selbständigen Gemeinde Andritz gegründet. Dieser war zunächst in einer Eisenwarenhandlung in Ungarn als Lehrling ausgebildet worden, bevor er 1847 nach Graz kam. Obwohl Körösi anfangs nur kleinere Gusswaren herstellte, expandierte das Unternehmen sehr rasch und produzierte Wasserturbinen, Kräne und Pumpen. Schon 1860 beschäftigte die heutige Andritz AG über 500 Mitarbeiter, 1870 waren es bereits 1300. Mittlerweile wurden auch Dampfkessel, Dampfmaschinen, Bergbaumaschinen und sogar Brücken hergestellt.

Erste Krise

Nach dem Tod des Unternehmensgründers übernahm sein Sohn Viktor Körösi die Maschinenfabrik. Infolge einer allgemeinen Wirtschaftskrise in Österreich (ausgelöst unter anderem durch den Verlust der österreichischen Gebiete in Oberitalien) mussten über 1000 Arbeiter entlassen werden. Viktor Körösi verkaufte das Unternehmen an die Österreichische Alpine Montanunion, einen Zusammenschluss von Eisen- und Stahlindustrieunternehmen in der Steiermark und Vorläufer der Voestalpine. Die Maschinenfabrik konzentrierte sich auf die Ausrüstung von Stahl- und Walzwerken sowie auf die Fertigung von Dampfmaschinen.

Anfang des 20. Jahrhunderts

Im Jahr 1900 wurde das Unternehmen an den österreichischen Industriellen Max von Gutmann verkauft und in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Maschinenfabrik Andritz Actiengesellschaft umgewandelt. Der Tunnelbau wurde ein neues Unternehmenssegment, auch Kräne wurden wieder produziert. Führend im österreichischen Raum wurde das Unternehmen auch bei der Entwicklung von Hochdruck-Kreiselpumpen.

1932 musste die Maschinenfabrik Andritz aufgrund der Weltwirtschaftskrise vorübergehend die Produktion einstellen. Dennoch wurde der Fortbestand des Unternehmens gewahrt und die früheren Mitarbeiter bald wieder eingestellt.

„Anschluss“ und Zweiter Weltkrieg

1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Maschinenfabrik den in Berlin ansässigen Kämper Motorenwerken angegliedert und auf die Produktion von Dieselkompressoren ausgerichtet. 1941 wurde die Fabrik an die DEMAG verkauft. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden dann vor allem Kräne und Förderbänder produziert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1945 beschlagnahmten die Besatzungsmächte den Großteil der Produktionseinrichtungen als „deutsches Eigentum“. Der Unternehmensleitung gelang es jedoch, von stillgelegten Betrieben gebrauchte Maschinen und Werkzeug zu mieten und die Produktion von kleinen bis mittelgroßen Pumpen und Turbinen wieder aufzunehmen. Vier Jahre später (1949) begann eine langjährige Zusammenarbeit mit der Schweizer Escher-Wyss-Gruppe, zunächst bei Wasserturbinen. Das Produktangebot wurde komplett überarbeitet. Die Herstellung von Dampfmaschinen und Luftkompressoren wurde eingestellt, stattdessen konzentrierte sich das Unternehmen auf die Produktion von Wasserturbinen, Kreiselpumpen, Kränen und Stahlbauten. Ab 1951 konnten in Zusammenarbeit mit Escher Wyss komplette Papiermaschinen hergestellt werden.

In den 1960er und 1970er Jahren setzte die Maschinenfabrik ihr Wachstum fort: Die Fabrikhallen wurden erweitert, die Produktionsanlagen modernisiert und die Anstrengungen im Forschungsbereich intensiviert. Die Maschinenfabrik produzierte nun Hauptkühlpumpen für Atomreaktoren, elektrochemische sowie metallurgische Anlagen. Das Unternehmen konnte Umsatz und Exportquote stark ausbauen. 1977 erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und durfte damit das Bundeswappen im Geschäftsverkehr verwenden.

Erneute Krise und Neuausrichtung

Die zweite Ölkrise 1979/1980 und die allgemein stagnierende Weltkonjunktur zu Beginn der 1980er-Jahre traf auch die Maschinenfabrik Andritz voll. Die Aufträge gingen zurück und das Unternehmen schrieb Verluste. Eine Liquidation des Unternehmens konnte nur durch massive staatliche Subventionen und Rationalisierungsmaßnahmen zwischen 1981 und 1985 verhindert werden. Unter anderem wurde die Gießerei geschlossen und der Mitarbeiterstand von 2.300 auf 1.600 reduziert. 1987 erzielte das Unternehmen erstmals wieder operative Gewinne. Im gleichen Jahr übernahm die deutsche Investmentgesellschaft AGIV mit Sitz in Frankfurt am Main die Mehrheit an der Maschinenfabrik Andritz AG. Das Unternehmen wurde strategisch neu ausgerichtet, von einem bloßen Lizenznehmer anderer Maschinenhersteller zu einem führenden, von fremdem Know-how unabhängigem internationalen Anbieter von Hightech-Produktionssystemen.

Mit dem Erwerb von Sprout-Bauer, einem in Pennsylvania (USA) ansässigen Maschinenbauunternehmen, wurde eine erfolgreiche Expansionspolitik eingeleitet. Mit Sprout-Bauer stieß die Andritz-Gruppe unter anderem auch in das Segment für Refiner und Anlagen zur Futtermittelproduktion ein.

1992 wurde die Durametal Corporation aus Oregon (USA), Hersteller von Refinerplatten, 1994 Kone Wood, Ausrüster in der Zellstoffindustrie, und 1995 die dänische Jesma-Matador A/S (heute Sprout-Matador) für den Futtermittelbereich übernommen. Mit der Neuausrichtung hin zu einem internationalen, umfassenden Anlagenbauunternehmen änderte sich Mitte der 1990er Jahre auch der Name von „Maschinenfabrik Andritz AG“ (kurz MFA) in „Andritz AG“ (wobei als gewisse Reminiszenz die traditionelle Schreibung Actiengesellschaft beibehalten wurde; interne Kurzbezeichnung AAG).

Anfang 1998 erwarb Andritz die Mehrheit an der Sundwiger Eisenhütte Maschinenfabrik GmbH & Co. (heute Andritz Sundwig) mit Sitz in Hemer (Nordrhein-Westfalen), 2000 einen Hälfteanteil an der Ahlström Machinery Group. Im Juni 2001 wurde Ahlström vollständig von Andritz übernommen. Neben den zahlreichen Akquisitionen veränderten sich auch die Eigentümerverhältnisse: Die „AGIV“ verkaufte 1999 ihren Anteil an ein Konsortium aus der Carlyle Group, GE Capital, der Unternehmensinvest AG, der Deutschen Beteiligungs AG und der Custos-Privatstiftung des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Leitner und anderer Vorstandsmitglieder.

Heute

Im Juni 2001 wurde Andritz erfolgreich mit zwei Millionen neuen Aktien an der Wiener Börse platziert. Mit dem frischen Kapital konnte Andritz weitere Komplementärakquisitionen vornehmen: Mit dem Erwerb des Bereichs Zellstoff- und Papiertrockner von Asea Brown Boveri 2002 konnte das Unternehmen bei Zellstoffproduktionssystemen erstmals die volle Produktkette vom Holzplatz bis hin zum fertigen Zellstoffballen anbieten. Noch im selben Jahr wurde Andritz mit der Übernahme eines Teilbereichs der amerikanischen SELAS Corp. auch im Bereich der kontinuierlichen Feuerverzinkungsanlagen zum Komplettanbieter.

2003 wurden IDEAS Simulation Inc. und Acutest Oy zur weiteren Verstärkung des Papier- und Zellstoffbereichs erworben. Im Juni desselben Jahres wurden weitere ca. 6,1 Millionen Aktien aus dem Besitz der Finanzinvestoren (Unternehmens Invest AG, Carlyle Group, Deutsche Beteiligungs-AG, GE Capital) an Privatanleger und institutionelle Investoren begeben.

Im September 2003 wurde die Heinrich Fiedler GmbH & Co. KG in Regensburg (Siebkörbe) erworben, im Jahr 2004 Bird Machine (Zentrifugen, Kammerfilterpressen) und Teile von Netzsch (Entwässerungsaggregate, Kammerfilterpressen, Sitz in Selb, Bayern), Otto Kaiser (mechanische Hochleistungspressen, Sitz in Bretten, Baden-Württemberg) und VA Tech WABAG (Fließbetttrocknungssysteme). Im Juni 2004 wurde ein Joint-Venture mit dem Industriedienstleister Rheinhold & Mahla AG gegründet, die European Mill Service GmbH (EMS). Im Juni 2006 übernahm die Andritz AG die Wasserkraftsparte VA Tech Hydro GmbH, der ehemaligen VA Tech. 2008 wurde ein Teilbereich des Unternehmens März-Gautschi erworben. Im März 2010 unterzeichnete das Unternehmen einen Kaufvertrag über die KMPT AG inklusive derer Tochtergesellschaften. Mit dem Kauf bestrebt das Unternehmen sein Produktangebot um Fest-Flüssig-Trennung zu erweitern.

Geschäftsbereiche

Die Andritz AG ist in fünf Geschäftsbereichen tätig:

  • Pulp & Paper
  • Hydro
  • Environment & Process
  • Metals
  • Feed & Biofuel

Andritz Pulp & Paper

Zellstoff und Papier ist mit 38 % des Gesamtumsatzes (Q2 2011) der größte Geschäftsbereich. Andritz stellt Anlagen für die Produktion nahezu aller Arten von Zellstoff für die Herstellung von Papier, Karton und Faserplatten sowie Spezialmaschinen für die Herstellung von Tissuepapier her.

Andritz Hydro

Hauptartikel: Andritz Hydro

Hydraulische Maschinen ist nach Akquisition der VA TECH Hydro mit 41 % des Gesamtumsatzes (Q2 2011) der zweitgrößte Geschäftsbereich. Er umfasst die Herstellung von Wasserturbinen und Pumpen, die Entwicklung und Fertigung von Großgeneratoren aller Art (Turbogeneratoren) und Sekundärtechnik für hydroelektrische Kraftwerke. Außerdem werden in diesem Bereich auch Komponenten für die Weltraumtechnik produziert, darunter für das europäische Ariane-Raumfahrtprogramm.

Andritz Environment & Process

Umwelt- und Prozesstechnik ist mit ca. 10 % des Gesamtumsatzes (Q2 2011) der drittgrößte Geschäftsbereich. In diesen Bereich fallen Systeme für die Behandlung von Abwasser, Abwasserschlamm und Industrieschlamm.

Andritz Metals

Der Bereich Andritz Metals (früher „Walz- und Bandbehandlungsanlagen“) ist mit über 8 % des Konzernumsatzes (Q2 2011) der viertgrößte Geschäftsbereich. Das Unternehmen plant, entwickelt und errichtet Anlagen für die Bearbeitung von Kaltband und Warmband aus Edelstahl, Kohlenstoffstahl und Nichteisenmetallen, Glühöfen, Pressen sowie Regenerations- und Oxidanlagen.

Andritz Feed & Biofuel

Futtermitteltechnik macht 3 % des Gesamtumsatzes (Q2 2011) aus. Aus diesem Bereich liefert Andritz Systeme und Maschinen zur industriellen Herstellung von gewöhnlichem Tierfutter und hochwertigem Spezialfutter.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht 2. Quartal 2011. Andritz AG, abgerufen am 14. September 2011.
  2. Geschäftsbericht 2010. Andritz AG, abgerufen am 12. August 2011.

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