Bergwerk Robertshall

Bergwerk Robertshall
Bergwerk Robertshall
Bergwerk Robertshall.jpg
Andere Namen Gewerkschaft Robertshall
Abbau von Braunkohle
Abbautechnik Untertagebau
Mächtigkeit 8 m
Rohstoffgehalt 55 %
Größte Tiefe 17 m
Mächtigkeit 2-4 m
Größte Tiefe 100-300 m
Förderung/Gesamt 49.600 t
Betreibende Gesellschaft Gebr. Stern K. G.
Beschäftigte ca. 210
Betriebsbeginn 1919
Betriebsende 1922
Geografische Lage
Koordinaten 53° 27′ 21″ N, 9° 53′ 39″ O53.4558359.894294Koordinaten: 53° 27′ 21″ N, 9° 53′ 39″ O
Bergwerk Robertshall (Hamburg)
Bergwerk Robertshall
Lage Bergwerk Robertshall
Standort Hamburg
Gemeinde Hamburg-Hausbruch
Bundesland Hamburg
Staat Deutschland

p0p2

Fundamentreste der Kohlenwäsche im September 2011
Reste der Kohlenwäsche

Das Bergwerk Robertshall war ein untertägiges Braunkohle-Bergwerk in den Harburger Bergen, im Hamburger Stadtteil Hausbruch. Die Grube war lediglich von 1919 bis 1922 in Betrieb, als sich aufgrund er Rohstoffknappheit nach dem Ersten Weltkrieg auch der Abbau wenig ergiebiger Lagerstätten wirtschaftlich lohnte. Die geförderte Braunkohle wurde ausschließlich an die Vereinigte Gummiwaaren Fabriken Harburg - Wien in Harburg geliefert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bei Grabungen zu einem Brunnen auf dem Grundstück der Witwe des Fuhrunternehmers Paul stießen Arbeiter im Jahre 1917 auf die Braunkohle führende Schicht. Frau Paul ließ sich vom Bergamt Celle die Schürfrechte an dem 423 ha großen Gebiet, das in die Felder Robert und Louis eingeteilt wurde, sichern. Etwa ein Jahr später verkaufte sie ihre Schürfrechte an die Firma Gebr. Stern K. G. aus Dortmund. Nachdem die Firma Stern mit der Vereinigte Gummiwaaren Fabriken Harburg - Wien einen Liefervertrag abgeschlossen hatte begann die neu gegründete Gewerkschaft Robertshall am 6. Dezember 1919 mit dem Abbau der Kohle. Der Betrieb wurde von zwei Steigern aus dem Ruhrgebiet beaufsichtigt, die Bergleute wurden aus Hamburg und Harburg rekrutiert.[1]

Bereits 1921 sorgten Abwässer aus der Grube und Kohlewäscherei für Proteste der Gemeinde Jork, da der Fluss Francop durch die eingeleiteten Abwässer so stark verschmutzt wurde, dass eine Trinkwasserentnahme nicht mehr möglich war.[2]

Nachdem das obere Kohleflöz erschöpft war wurde durch einem Schrägschacht versucht auch auf das untere Kohleflöz vorzudringen, dies scheiterte jedoch an massiven Wassereinbrüchen. Nachdem sich die Kohleversorgung aus dem Ruhrgebiet den 1920er Jahren wieder konsolidierte und in der Folge der Kohlepreis wieder sank, wurde die Förderung der Harburger Kohle zunehmend unrentabel und der Bergwerksbetrieb am 22. September 1922 eingestellt. Der Schacht und die Luftschächte mit Sand verfüllt und die zum größten Teil aus Holz errichteten obertägigen Bauten verfielen oder wurden abgebaut.[1]

Als sich im Zweiten Weltkrieg die Rohstofflage erneut verschlechterte wurden erneut die Möglichkeiten geprüft, das Bergwerk Robertshall zu reaktivieren, dazu wurden 12 Probebohrungen durchgeführt um die Menge der lagernden Kohle abschätzen zu können. Die Wiederaufnahme des Bergwerksbetriebs wurde jedoch aus wirtschaftlichen Gründen wieder verworfen.[2]

Gegenwart

Gegenwärtig deuten einige oberirdisch sichtbare Geländeeinbrüche in Folge der eingestürzten Stollen, sowie Reste von Mauern und Fundamenten der Kohlenwaschanlage und der Straßenname Beim Bergwerk auf das ehemalige Bergwerk Robertshall hin. Der ehemalige Standort der Kohleumschlagstelle ist heute eine Bus-Wendeschleife an der Stader Straße. In der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung des Helms-Museums wird ein Modell der Bergwerksanlage gezeigt.[1]

Förderung

Im Bereich des Bergwerkes liegen zwei Braunkohle führende Schichten, der obere lag in einer Tiefe von etwa 17 Metern und hatte eine Flözstärke von bis zu 8,5 Metern, der untere liegt in einer Tiefe von 100 bis 300 Metern mit einer Mächtigkeit von zwei bis vier Metern. Der Abbau der Braunkohle erfolgte lediglich aus dem oberen Flöz durch Stollen auf einer Sohle in 17 Metern Tiefe, die mit Grubenholz Türstöcken gesichert wurden und deren Decken nach und nach bis auf eine Höhe von vier Metern abgeteuft wurden. Um die darüber liegende Braunkohle zu erreichen wurde im März 1921 eine zweite Sohle in 13 Metern Tiefe angelegt. Die abgebaute Braunkohle wurde über einen Schrägschacht in den darunter liegende Sohle gebracht und mit Loren zum Schacht transportiert.[2] Der Vortrieb der Stollen erfolgte auf Gut Glück, da der Verlauf des Kohleflözes aufgrund fehlender Prospektion, nicht bekannt war.[1] Aus den ausgeräumten Schächten wurden anschließend die Holzstützen entfernt, was zum teilweisen Einsturz der Stollen führte. Die Bewetterung erfolgte durch Luftschächte, die je nach Bedarf zur Oberfläche gegraben wurden. An Wassereinbrüchen gab es lediglich einsickerndes Oberflächenwasser, das in Gräben in den Stollen zum Schacht geleitet und dort angepumpt wurde. Zunächst wurde die geförderte Kohle direkt per LKW zur Gummiwarenfabrik verfrachtet und auf dem Werksgelände von den Sandbeimengungen ausgewaschen. Später wurde neben dem Schacht eine Kohlewäscherei mit zwei Siebtrommeln gebaut, in denen die Kohle mit dem angepumpten Grubenwasser ausgewaschen wurde. Anschließend wurde die Reinkohle per Diesellokomotive zu einem übertägigen Hochbunker am Jägerhof transportiert.[2] 1921 wurde eine drei Kilometer lange Materialseilbahn für den Transport der Kohle vom Hochbunker zur Umschlagstation in Bostelbek errichtet, wo die Kohle auf Lastwagen verladen und in die Gummiwarenfabrik befördert wurde.[1]

Literatur

  • H. Prigge: Das Braunkohlenbergwerk "Robertshall" bei Hamburg-Hausbruch. In: Museums- und Heimatverein Harburg Stadt und Land e.V (Hrsg.): Harburger Jahrbuch. 1956, ISSN 0722-6055.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ralf Busch (Hrsg.): Modell des Braunkohlebergwerks "Robertshall". In: Verborgene Schätze in den Sammlungen. Wachholtz, Neumünster 1998, ISBN 3-529-02001-X, S. 218-219.
  2. a b c d Michael Grube: Ein Braunkohle-Bergwerk bei Hamburg – Robertshall auf www.geschichtsportal.de (Abgerufen am 16. August 2011)

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