- Hamburg-Hausbruch
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Koordinaten 53° 28′ 0″ N, 9° 53′ 0″ O53.4666679.88333379Koordinaten: 53° 28′ 0″ N, 9° 53′ 0″ O Höhe 79 m ü. NN Fläche 11,2 km² Einwohner 17.010 (31. Dez. 2010) Bevölkerungsdichte 1519 Einwohner/km² Postleitzahl 21147, 21149 Vorwahl 040 Bezirk Harburg Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein Hausbruch ist ein Hamburger Stadtteil im Bezirk Harburg. Urkundlich erwähnt wurde Hausbruch erstmals 1553.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name Hausbruch ist eine Abschleifung aus dem Begriff Hürersbrook oder Hürsbrook. Die Vorsilbe Hür steht dabei für Heuer, die Endung Brook für einen feuchten Bruchwald und verweist auf das Erlenbruchland, das die einstige Siedlung umgab. Hintergrund der Bezeichnung ist die Erlaubnis an die Siedler, gegen eine Pacht bzw. Heuer dem Bruch Holz für den Eigenbedarf zu entnehmen. Diese Erklärung ist 1973 von dem Heimatforscher Artur Conrad Förste aus Moisburg belegt worden. Er widersprach damit der Theorie, dass der Name von dem „Haus am Bruch“, einer Jagdhütte von Otto I. von Harburg, abstammt.[1]
Geografie
Geografische Lage
Hausbruch liegt an der Grenze zwischen Marsch und Geest. Die höchsten Erhebungen sind der Reiherberg (79,2 m), der Bredenberg (69,8 m), der Falkenberg (64,8 m), der Kaiserstuhl (64,7 m) und der Wulmsberg (64,0 m). Siehe auch: Liste von Erhebungen in Hamburg
Ausdehnung des Stadtgebiets
Die heutigen Stadtteilgrenzen sind:
- Zu Heimfeld: der Ehestorfer Heuweg, die Cuxhavener Straße und die A 7.
- Zu Neugraben-Fischbek: Der Falkenbergsweg, Scharpenbargsweg, Rehrstieg und die Francoper Straße.
- Zu Francop und Moorburg bildet die Moorburger Landscheide (Fluss) eine natürliche Grenze.
Nachbarorte
Nördlich von Hausbruch liegen die Stadtteile Francop und Moorburg, im Osten grenzt Hausbruch an Heimfeld und im Westen an Neugraben-Fischbek. Im Süden grenzt der Stadtteil an den Ort Ehestorf der niedersächsischen Gemeinde Rosengarten.
Stadtteilgliederung
Hausbruch besteht aus drei Ortsteilen: Altwiedenthal, Neuwiedenthal und Dubben.
Geschichte
Um 1545 ließ Herzog Otto I. von Harburg eine Schäferei errichten, sie lag ungefähr beim heutigen Jägerhof. Hausbruch wurde erstmals 1553 urkundlich erwähnt.[2]
Durch den Bau der Unterelbebahn 1881 wurde es für die Industrie lukrativ, sich in Hausbruch anzusiedeln. Am 1. November 1896 eröffnete die erste Schule und 1898 erfolgte die Gründung des Schützenvereins. Am 15. Januar 1899 wurde der Bahnhof Hausbruch an der Niederelbebahn Harburg-Cuxhaven eröffnet. Seit diesem Zeitpunkt war Hausbruch ein Ausflugsort für naturliebende Hamburger. Die Bedeutung als Naherholungsgebiet nahm aber immer mehr ab. Im Jahre 2004 waren davon nur noch Spuren beim Hotel Sennhütte, Hamburg-Blick erhalten.
1900 gab es 400 Einwohner, 1903 etwa 450 Einwohner und 1905 gab es 558 Einwohner. Chronisten vermerkten, dass kein Ort im Landkreis Harburg ein so großes Bevölkerungswachstum hatte. 1901 zog die Schule an in ihren heutigen Platz. Es gab 89 Schüler, 1910 waren es bereits 143. Am 11. Dezember 1911 wurde die Hausbruch Neugrabener Turnerschaft gegründet. Im Winter 1913/14 wurden fünf Tonnen Schnee mit der Bahn aus dem Harz nach Neugraben gebracht, um sie dann auf die Rodelbahn am Opferberg aufzubringen.
1917 wurde bei einer Brunnenbohrung im südlichen Hausbruch in den Harburger Bergen Kohle gefunden; im Bergwerk Robertshall wurde von 1919 bis 1922 mehr als 49000 Tonnen Braunkohle für die Harburger Phoenix AG gefördert. Davon lassen sich nur noch die eingestürzten Stollen anhand von kraterartigen Vertiefungen am Rande des Ehestorfer Heuwegs vorfinden sowie das Fundament der Kohlewäscherei. 1929 wurde die Heideburg, ein ehemaliges Ausflugslokal, zum evangelischen Jugendheim. Seit dem 1. April 1938 gehört Hausbruch durch das Groß-Hamburg-Gesetz zu Hamburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg bezogen viele Menschen vorhandene Wochenendhäuser und Behelfsheime im Hausbrucher Raum, die in den folgenden Jahrzehnten sukzessive ausgebaut oder durch vollwertige Häuser ersetzt wurden. In vielen Fällen ist dort bis dato keine den gesetzlichen Bestimmungen genügende Erschließung erfolgt.
1956 wurde die Badeanstalt im Dubben geschlossen. 1959 erhielt Hausbruch eine eigene Kirche. In den 1960er und 1970er wurde teilweise auf dem Gebiet von Hausbruch, teilweise auf dem des benachbarten Neugraben-Fischbek das Neubaugebiet Neuwiedenthal gebaut. Es entstanden überwiegend Hochhäuser. In Neuwiedenthal lebten danach etwa zwei Drittel der Hausbrucher Bevölkerung.
Am 22. Juli 1975 ereignete sich ein schweres Zugunglück, bei dem 70 Menschen verletzt wurden und elf starben.
Am 4. August 1984 wurde die S-Bahn-Linie S3 bis nach Neugraben eröffnet. Es entstand am Westrand von Hausbruch der S-Bahnhof Neuwiedenthal. Der Bahnhof Hausbruch wurde geschlossen und das Gebäude abgerissen. Die beiden vorher vorhandenen Bahnübergänge wurden im Rahmen des S-Bahnbaus unter Kappung der bisherigen Straßenverbindungen geschlossen und durch je eine Fußgänger/Radfahrer-Unterführung ersetzt. Direkter innerörtliche Straßenverkehr in Nord-Süd-Richtung ist seitdem nicht mehr möglich. In Folge dieser Änderung der Verkehrsanbindung gab die größere Anzahl der traditionell an der Cuxhavener Straße angesiedelten örtlichen Geschäfte auf und es entstanden neue Einkaufsmöglichkeiten nördlich des S-Bahnhofs am Striepenweg und in der Rehrstieg Galeria.
Anfang der 1980er-Jahre wurde in der Nachbarschaft des Geländes der Firma Beiersdorf mit erheblichem Aufwand das Gewerbegebiet Hausbruch aufgeschüttet und ausgebaut. Nachdem zunächst zwei Hauptinvestoren absprangen, lagen dort bis 2005 große Flächen mit voll ausgebauten Verkehrsanschlüssen und Installationen für Gewerbebedarf brach, auf denen mittlerweile ein Logistikzentrum entstanden ist. Im gleichen Zeitraum der 1980er Jahre wurden nördlich des Rehrstieges in größerem Umfang Reihenhaussiedlungen für umgesiedelte Bewohner der für Hafenerweiterungen in Anspruch genommenen Gebiete in Altenwerder errichtet. Auf dem Gebiet des östlichen Altenwerder ist später das CTA , Container Terminal Altenwerder, errichtet worden. Die unter Denkmalschutz stehende in Altenwerder verbliebene St. Gertrud Kirche wird von der Thomaskirchengemeinde in Hausbruch genutzt, in der viele ehemalige Insulaner aus Altenwerder aktiv geworden sind.
1986 wurde die Heideburg zur Rudolf-Steiner-Schule und wurde seitdem sukzessive durch umfangreiche Erweiterungsbauten wesentlich vergrößert.
Mitte der 1990er-Jahre löste ein Urteil des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichtes zur Beschränkung von Grundflächenzahlen und die Fertigstellung der Besiedlung des Gebietes eine rege und für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich ungesteuerte Bautätigkeit mit Einzel- und Doppelhäusern im südlichen Hausbruch aus.
1997 führte der Selbstmord eines 17-Jährigen auf dem Bahnhof Neuwiedenthal und dessen Abschiedsbrief zu einer intensiven Debatte um die Lebensrealität heutiger Jugendlicher weit über die Grenzen der betroffenen Stadtteile hinaus.
Um 2000 schloss der traditionsreiche Tante-Emma-Laden „Prigge“ in der Hausbrucher Bahnhofstraße nach 100 Jahren. Ende 2006 wurde das Wohnhaus mit angrenzendem Ladengeschäft abgerissen, um Neubauten Platz zu machen. 2003 wurde das historische, aber stark sanierungsbedürftige Gastronomie- und Veranstaltungshaus Hornbachers geschlossen, durch den Verpächter verkauft und zugunsten eines Supermarktes abgerissen. Das Hornbachers war eine wichtige kulturelle Einrichtung des Stadtteils.
Juni 2010 lieferten sich Jugendliche im Einkaufsviertel Rehrstieg eine Massenschlägerei mit der Polizei. August 2011 kommt es zu einer Schießerei zwischen Ausländern in der Wohnstraße Albertshof. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist in Hausbruch bis Ende 2010 auf 49,6% gestiegen.[3]
Gegenwärtig laufen Bebauungsplanverfahren, um die teilweise lediglich durch Bestandsschutz abgesicherten Siedlungen zu legalisieren und eine weitere Entwicklung zu ermöglichen.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerentwicklung ist - entgegen dem Hamburger Trend - seit der Jahrtausendwende rückläufig.[4]
1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 14.052 14.343 14.607 14.982 15.242 15.927 15.841 15.747 15.943 16.144 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 16.507 16.701 16.836 17.185 17.305 17.351 17.371 17.009 17.201 17.216 2007 2008 2009 2010 2011 17.267 17.131 17.136 17.010 Religionen
Der Stadtteil hat die evangelische Thomasgemeinde. Zu ihr gehört seit 1979 auch die Kirche in Altenwerder.
Politik
Die Bürgerschaftswahl 2011 für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft und der Bezirksversammlung brachte in Hausbruch folgendes Ergebnis[5]:
Wahlberechtigte: 11.632, Wahlbeteiligung: 45,1%
Wirtschaft
Wohnwert
Alt-Hausbruch, der nördliche Bereich bis zum Moor und die bewaldeten Gebiete südlich der Cuxhavener Straße sind geprägt durch Einzel- und Reihenhausbebauung.
Neuwiedenthal besteht überwiegend aus mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern und einigen Hochhäusern. Die Sozialstruktur zwischen diesen beiden Bebauungsgebieten ist extrem unterschiedlich. Die Einzelhäuser werden überwiegend von Angehörigen der Mittelschicht bewohnt, während in den Hochhaussiedlungen Unterschichtsangehörige und Menschen mit Migrationshintergrund überproportional vertreten sind.
Durch die Lage zwischen den Harburger Bergen und dem Moor bietet Hausbruch seiner Bevölkerung naturnahes Wohnen in Randlage einer Großstadt. Mieten und Immobilienpreise rangieren gemessen am Hamburger Durchschnitt im unteren Bereich[6], je nach Lage bestehen jedoch große Unterschiede innerhalb des Stadtteils.
Immobilienpreise [€/m²] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 unbebaute Grundstücke 200 190 190 180 155 155 145 140 Ein- und Zweifamilienhäuser 1665 1708 1819 1632 1852 1852 1846 1917 1836 1940 1937 Eigentumswohnungen 1443 1399 1461 1451 1594 1403 1468 1541 1432 1499 1609 Verkehr
Die Bundesautobahn 7 und die Bundesstraße 73 gehen durch Hausbruch. Hausbruch ist durch die Line S3 der S-Bahn Hamburg, Bahnhof Neuwiedenthal angeschlossen.
Ansässige Unternehmen
Im Gewerbegebiet Hausbruch sind u. a. die Beiersdorf AG, das Briefverteilzentrum der Deutschen Post, NXP Semiconductors und das Logistikzentrum von Blume 2000 ansässig. Außerdem ist in Hausbruch Hamburgs letzte funktionierende Reeperbahn (Tauwerksherstellung) ansässig, die Lippmann German Ropes GmbH & Co. KG.
Bildungseinrichtungen
Hausbruch besitzt die Schule Hausbruch, eine ehemalige Grund-, Haupt- und Realschule, die 2008 zur Grundschule mit Vorschule reduziert wurde. Außerdem gibt es die Grundschule Lange Striepen, die Gesamtschule Süderelbe und integrative Grundschule Quellmoor. Ein Gymnasium und eine weitere integrative Gesamtschule befinden sich im Stadtteil Neugraben-Fischbek, sowie die Rudolf Steiner Schule Harburg am Ehestorfer Heuweg.
Freizeit- und Sportanlagen
Die Hausbruch Neugrabener Turnerschaft sowie der FTSV Altenwerder, welcher vorher in Altenwerder heimisch war, sind in Hausbruch ansässig.
Südlich der B 73 beginnt die Haake, ein Waldgebiet.
Die Deutsche Waldjugend Landesverband Hamburg e.V. betreibt im Wulmstal ein Gruppenhaus für Pfadfindergruppen, Jugendvereine und Schulklassen.
Der Schützenverein Hausbruch unterhält das Schiess- und Kegelsportzentrum am Jägerhof.
An der Francoper Straße befindet sich die Kleingartenanlage "Gartengemeinschaft Neugrabener Moor e.V" Der Verein unterhält den jederzeit zugänglichen Lehrpfad "Feuchtbiotop Neugrabener Moor". An verschiedenen Stationen können sich Besucher über Zusammenhänge in der Natur informieren.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Seit 1973 gibt es ein Kulturhaus am Ehestorfer Heuweg. Der Bildhauer Erich Gerer schnitzt in Hausbruch die größte Eule (1984) und den größten Bären (2001) der Welt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jedes Jahr findet das Schützenfest statt.
Literatur
- Karsten Broockmann, Michael Zapf, Süderelbe – Region der Gegensätze 1996 ISBN 3929229358
- Hans F. Cords Hausbrucher Geschichten, Altwiedenthal, Neuwiedenthal, Dubben, Lühmandruck, Verlag der „Harburger Anzeigen und Nachrichten“, Hamburg, 1985
- Hans F. Cords Hausbrucher Geschichten'Band 2, Unser Wohnort einst und heute, Lühmandruck, Verlag der „Harburger Anzeigen und Nachrichten“, Hamburg, 1987
Einzelnachweise
- ↑ Horst Beckershaus: Die Namen der Hamburger Stadtteile. Woher sie kommen und was sie bedeuten, Hamburg 2002, ISBN 3-434-52545-9, S. 55 f.
- ↑ Harburger Anzeigen und Nachrichten vom 19. Dezember 2000
- ↑ Statististisches Landesamt Bevölkerung mit Migrationshintergrund in den Hamburger Stadtteilen Ende 2010
- ↑ Statistisches Landesamt, regionale Melderegistereinträge ab 1987
- ↑ Endgültiges Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2011 (mit Briefwahl).
- ↑ LBS-Jahresübersichten 2005-2011
Weblinks
Commons: Hamburg-Hausbruch – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Stadtteil Statistik
- Das Braunkohle-Bergwerk Robertshall in Hamburg-Hausbruch auf geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de) geschrieben am 24. März 2005, abgerufen am 3. Juni 2010.
- Die Aussprache von Hausbruch in Gebärdensprache
- Hausbruch auf Hamburg.de
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