Birchler

Birchler
Birchli, rechts Einsiedeln mit Mythen im Hintergrund

Die Birchler sind ein altes Einsiedler Waldleutegeschlecht, das noch heute in Einsiedeln heimatberechtigt ist. Herkunft und Name gehen auf die Flurbezeichnung Birchli bei Einsiedeln zurück.

Inhaltsverzeichnis

Familienwappen

Wappen der Birchlers (ca. 15. Jh.)

Die älteste Wappenvorlage ist ein grünes Wachssiegel mit blossem Schilde des Vogtes Hans Birchler aus dem Jahre 1497. Ebenso ist das Wappen auf der Einsiedler Gerichtsscheibe von 1592 dargestellt. Das Wappen zeigt auf einer goldenen Tartsche eine entwurzelte Birke. Auf dem oberen Schildrand ruht ein mittelalterlicher Topfhelm mit grün- und goldener Helmdecke. Zu beachten ist das um den Helm gelegte Halskleinod.

Das heute gebräuchliche Wappen beruht auf dem Siegelabdruck eines Empfehlungsschreibens des Josef Remigius Birchler vom 21. September 1818. Es zeigt in Blau eine entwurzelte grüne Birke mit gelbem Stamm.

Wappen der Birchlers (ca. 19. Jh.)

Geschichte

Die Birchler zählen zu den mittelalterlichen Einsiedler Geschlechtern und werden im Urbar des Klosters Einsiedeln von 1331 erstmals erwähnt. Die im Urbar bezeichneten Bertschi zem Birchlin und Uli under Birchlin weisen auf die wohnortsbezogene Namensentstehung des Geschlechtes hin, welches in der damals von Birken bewachsenen Gegend des heutigen Birchli ansässig war.

Im Jahre 934 brach Eberhard, Dompropst zu Strassburg, mit Mensch und Material von Strassburg auf um an der Stelle von Meinrads Klause im Finstern Wald das Kloster Einsiedeln zu errichten. Es wird vermutet, dass die Ursprünge der ersten Birchler auf diese Elsässischen Siedler zurückzuführen sind. Unglücklicherweise fiel das Klosterarchiv jedoch 1029 und 1226 Bränden zum Opfer, wobei jegliche Hinweise auf Birchler vor 1331 verloren gingen.

Die Birchler waren im 19. und 20. Jh. auf Bezirks- und Kantonsebene politisch aktiv, u.a. als Stifts- bzw. Bezirksamtmänner sowie im Kantons- und Regierungsrat des Kantons Schwyz.

Adelrich, Dr. med. (*25. Februar 1808 Einsiedeln, † 6. März 1849 Einsiedeln), war Arzt, ab 1835 Bezirksrat, 1836-38, 1840-42 und 1847-49 Bezirksammann, 1840-49 Schwyzer Gross- bzw. Kantonsrat. Er starb während der Pockenepidemie 1849, als er sich unermüdlich für die Kranken einsetzte. Vom Volk überaus geschätzt, wurde ihm auf dem Friedhof in Einsiedeln ein Denkmal gesetzt.

Karl, Dr. med. (*18. November 1835 Einsiedeln, † 4. September 1909 Luzern), Sohn des Adelrich, besuchte das Gymnasium Stiftsschule Einsiedeln, war Medizinstudent in Tübingen, Würzburg, Wien und Prag. Ab 1859 waltete er als Arzt in Einsiedeln und Gastwirt zur Sonne. Längere Zeit war er zudem Redaktor des "Einsiedler Anzeigers". Seine politische Karriere beinhalteten Einsitz im Bezirksrat, 1864, 1868, 1872 und 1878 als Bezirksammann, 1864-74 und 1876-98 Schwyzer Kantonsrat (Präsident 1870/71), 1880-98 liberaler Regierungsrat (Justizdep.), 1884-86 Landammann. Er war Mitinitiant der Wädenswil-Einsiedeln-Bahn, deren Verwaltungsrat er viele Jahre angehörte.

Meinrad gründete 1861 in Reichenburg SZ eine Fabrik zur Herstellung von Polsterwatte mittels Wasserkraft auf zwei Kardiermaschinen. Der Erfolg ließ eine Ausweitung auf ein Angebot von Matratzenwolle sowie geleimter und ungeleimter Baumwollwatte zu. Karl (*1900, †1987) machte den Matratzenhersteller BICO Birchler & Co. AG ab 1961 zum gesamtschweizerisch führenden Unternehmen. 1988 verkauften seine Söhne Herbert und Manfred die BICO Birchler & Co AG an die Merkur AG.

Verschiedene Birchler waren und sind bildende Künstler.

Linus (* 24. April 1893 Einsiedeln, † 2. Januar 1967 Männedorf) leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Kunstdenkmäler-Inventarisation. Nach dem Gymnasium Einsiedeln studierte er zuerst Rechtswissenschaften in Zürich und begann dann mit dem Studium der Kunstgeschichte in welchem er 1924 promovierte. Er spezialisierte sich auf den Gebieten des Frühmittelalters und des Barock in der Schweiz. Er war Initiant der Wiederaufführung der geistlichen Spiele ("Welttheater" ab 1924) in Einsiedeln. 1927-35 war er Redaktor der "Kunstdenkmäler"-Bände des Kanton Schwyz und Zug und als solcher ein Pionier der Kunstdenkmäler-Inventarisation. 1934-61 wirkte er als Professor für Baugeschichte und Allgemeine Kunstgeschichte an der ETH Zürich. 1942-63 war er Präsident der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege. 1962 erhielt er den Innerschweizer Kulturpreis. Zudem wirkte er als Wissenschaftlicher Leiter und Berater bei der Restauration vieler Kunstdenkmäler mit (u.a. Kloster St. Johannes Baptista in Müstair, Kirche St. Justus in Flums, Pfarrkirche St. Johannes Baptista in Bernhardzell).

Alexander (*1962 Baden AG) lebt heute in Austin, TX. Er besuchte unter anderem die Schule für Gestaltung in Basel (1983–87), die University of Art and Design in Helsinki (1985), das Nova Scotia College of Art and Design in Halifax (1990–92) wo er mit einem MFA graduierte, 1990–92 hatte er einen Lehrauftrag der Universität Zürich inne und seit 2004 ist er an der Core Faculty, Milton Avery Graduate School of the Arts, Bard College, New York tätig. Seit 1990 arbeitet er mit Teresa Hubbard zusammen. Ihre Werke wurden auf zahlreichen Biennalen, darunter die Biennale von Venedig (1999), die Busan Biennale (2008) oder Liverpool Biennale (2008) und in Ausstellungshäusern wie dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington D.C., dem Museum für Gegenwartskunst, Kunstmuseum Basel, dem Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin, der Pinakothek der Moderne in München, dem Whitney Museum in New York, dem Mori Museum in Tokyo oder der Reina Sofia in Madrid gezeigt.

Bekannte Familienmitglieder

• Hans Birchler, Vogt zu Einsiedeln († 16. Jh.)

• Remigius Birchler, Bildhauer († 18. Jh.)

• Meinrad Birchler, Gründer der Bico Birchler & Co AG († 19. Jh.)

• Linus Birchler, Prof. Dr., Architekt († 1967)

• Urs Birchler, Dr. oec. publ., Direktor des Inselspitals Bern; ehem. Regierungsrat des Kantons Zug

• Urs W. Birchler, Prof. Dr. oec. publ., Professor am Bankeninstitut der Universität Zürich.

Alexander Birchler, MFA, Künstler

Christof Birchler, Skispringer

Quellen

Archive: StASZ, Personalakten B.

Literatur: A. Dettling, Schwyzer. Geschichtskal., 1899-1934 (Reg. im StASZ) et SKL 1, 135 f. et M. Styger, Wappenbuch des Kt. Schwyz, hg. von P. Styger, 1936, 192, 229 f.

Internet: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Gemeinde Einsiedeln, Kloster Einsiedeln, Der schweizerische genealogisch-heraldische Webkatalog


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Birchler — Bịrchler,   Linus, schweizerischer Kunsthistoriker, * Einsiedeln 24. 4. 1893, ✝ Männedorf (Kanton Zürich) 2. 1. 1967; arbeitete über schweizerische Kunstdenkmäler, u. a. »Über Hallenkirchen in der Schweiz« (1963) …   Universal-Lexikon

  • Christof Birchler — Nation Schweiz  Schweiz …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Kuhn — P. Albert Kuhn, OSB (* 26. November 1839 in Risch; † 6. Februar 1929 in Einsiedeln; heimatberechtigt in Wohlen), war ein Schweizer Kunsthistoriker, Kapitular des Stiftes Maria Einsiedeln und Professor für Kunstgeschichte, seit 1861 an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Le Groupe ManoMano — Les ManoMano sont une famille, un groupe, une bande qui s’amalgame à l’automne 1984 autour du noyau Luidgi, Beb et Jim Lalande, Christophe Lavirotte et Cyr Boitard, vite rejoints par Sebastian Birchler, Max Bolognesi, Beau Tardy, Bob Ildefonse et …   Wikipédia en Français

  • Kirche St. Wolfgang — Die Kirche St. Wolfgang von Südwesten Die Kirche St. Wolfgang ist eine spätgotische Kirche im Kanton Zug und eine der Pfarrkirchen der römisch katholischen Kirchgemeinde Heilig Geist in Hünenberg. Sie ist durch ihre Lage am steil zur Reuss hin… …   Deutsch Wikipedia

  • Erwin Friedrich Baumann — (* October 27 1890 in Berne; † February 8 1980 ibidem.) was a Swiss architect and sculptor. Life and work Erwin Friedrich Baumann was born in 1890 in Berne as the second of four children of the master builder and politician Friedrich Baumann… …   Wikipedia

  • Erwin Friedrich Baumann — (* 27. Oktober 1890 in Bern; † 8. Februar 1980 ebenda) war ein Schweizer Architekt und Bildhauer. E.F. Baumann, 1947 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Regierungsräte des Kantons Zug — Diese Liste zeigt alle Mitglieder des Regierungsrates des Kantons Zug. Parteiabkürzungen CVP: Christlichdemokratische Volkspartei FDP: Freisinnig Demokratische Partei KVP: Schweizerische Konservative Volkspartei SP: Sozialdemokratische Partei SGA …   Deutsch Wikipedia

  • Die Kunstdenkmäler der Schweiz — KdS ist der Name einer von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte herausgegebenen Buchreihe, die seit 1927 erscheint. Dahinter steht ein wissenschaftliches Grossprojekt, das die historische Baukultur der Schweiz mit den Methoden der… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte — Die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) ist ein Schweizer Kulturverein, der sich der Erforschung architektonischer Zeugnisse widmet und diese einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen möchte. Dazu betreibt die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”