Bohuslav Pospíšil

Bohuslav Pospíšil

Bohuslav Pospíšil (* 26. Januar 1905; † 14. Oktober 1959 in Prag) war ein tschechischer evangelischer Theologe der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Ökumeniker und Friedensaktivist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Bohuslav Pospíšil wurde als Sohn einfacher Bauern in einem mittelböhmischen Dorf geboren. Weil sein Vater früh starb, hatte er eine schwere Jugend. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er an der neu gegründeten evangelischen Hus-Fakultät von Prag. Prof. D. Dr. Josef Hromádka und der Professor für Altes Testament Dr. Slavomil Ctibor Daněk wurden seine Lehrer, die ihn nachhaltig prägten. Als er in Zürich studierte, kam er in Kontakt mit Leonhard Ragaz. Die Begegnung mit diesem religiösen Sozialisten prägte nachhaltig seine geistige und religiöse Haltung. Nach einigen Jahren als Vikar auf dem Dorf wurde Pospíšil Religionslehrer an Prager Gymnasien. Während dieser Zeit wurde der Kontakt mit Professor Danek sehr eng. Er entwickelte sich zu dessen theologischem Mitarbeiter. Nach dem Tode Daneks im Jahre 1946 wuchs der Theologe und Kirchenmann an der Seite Professor Hromádkas in die kirchlichen und ökumenischen Aufgaben hinein, die in den letzten Lebensjahren seine Zeit bis an die Grenze des Möglichen ausfüllten.

Pospíšil, dem es immer um ein korrektes und präzises theologisches Denken ging (nicht umsonst lagen seine Interessen auf dem Gebiet des Alten Testaments), war es auch, der die Vertreter der unterschiedlichen theologischen Strömungen in der Weltchristenheit für eine Aktionsgemeinschaft in der Frage des Friedens gewinnen wollte. Immer wieder hat er daran erinnert, dass in dieser Frage keine theologische Exklusivität am Platze sei. Unvergessen ist, wie er auf der Ersten Prager Christlichen Friedenskonferenz 1958 ein leidenschaftliches Votum für Albert Schweitzer abgab.

Als Direktor des Ökumenischen Institutes der Prager Comenius-Fakultät und Sekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen in der CSR war es eine seiner Aufgaben, Tagungen zu organisieren und zu besuchen und unermüdlich Gespräche zu führen. Dabei ging es ihm jedoch niemals um ein unverbindliches Reden. Sein Reden war Anruf zum Tun. Es hatte seine Wurzel im Wissen um die Verantwortung für den anderen, zu der das Evangelium ruft. In diesem Sinne antwortete Dr. Pospíšil in seinem Referat auf dem Evangelischen Pfarrertag in Erfurt im Mai des Jahres 1959 auf die Frage, welche Haltung die Kirche zum Problem des Friedens einnehmen solle, zunächst mit dem Satz: "Kein Reden und Diskutieren mit denen, die uns bloß in fruchtlose Debatten führen wollen, sondern etwas tun."

Bohuslav Pospíšil hatte nicht nur erkannt, dass die Erhaltung des Friedens die Existenzfrage der Menschheit schlechthin ist; ihm war früher als anderen Christen deutlich geworden, dass dieses Problem gleichzeitig für die Kirche, für die gesamte Christenheit zur Entscheidungsfrage geworden ist, zur Frage, ob die Kirche ihrem Herrn heute im Gehorsam nachzufolgen bereit ist oder nicht. So wurde er zum eigentlichen Initiator der Prager Christlichen Friedenskonferenz. Ihm genügte es nicht, dass seine eigene Kirche ihre Verantwortung für die Welt zu erkennen begann. Ihn trieb es, die Christen jenseits der Grenzen seines Vaterlandes zu einem echten Friedensdienst zu rufen. In dieser Arbeit hat er im wahrsten Sinne des Wortes seine Kräfte verzehrt. Sein Einsatz blieb nicht ohne Erfolg und gewann Anerkennung über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Als Dr. Pospíšil im Sommer des Jahres 1959 auf das Krankenlager geworfen wurde, von dem er sich nicht mehr erheben sollte, hatte er gerade die auch in der DDR erschienene Arbeit beendet, die gleichsam sein Vermächtnis enthält. Und so standen an seinem Grabe Kirchenmänner und Theologen nicht nur aus der CSR, sondern auch aus Ungarn und Polen, aus der Sowjetunion und den beiden deutschen Staaten.

Carl Ordnung schreibt in der Zeitung „Neue Zeit“:

In einem Aufsatz über Slavomil Danek charakterisiert Dr. Pospíšil diesen seinen Lehrer als einen Theologen, der seine Arbeit in enger Verbindung mit seiner Kirche tat und darin recht eigentlich ein Zeuge dieser Kirche gewesen sei. "Theologe und Zeuge" sei Professor Danek gewesen, "weil er nicht an der Peripherie der Kirche, sondern in ihrem Zentrum stand und deshalb auch ihre zentralen Fragen beantworten konnte". Was Bohuslav Pospíšil hier von seinem Lehrer schreibt, gilt von ihm selber in gleichem Maße.[1]

Es war nicht zufällig, daß sich Pospíšil mit solcher Leidenschaftlichkeit und zugleich Nüchternheit dafür einsetzte, jedes Jahr am 6. August (oder an einem der beiden mit diesem Datum verbundenen Sonntage) den "Tag von Hiroshima" zu begehen. Es wird berichtet, mit welcher Freude und zugleich Ergriffenheit er die Nachrichten zur Kenntnis nahm, die ihn über die Durchführung dieses Tages auf dem Krankenbett erreichten. Dieser "Tag von Hiroshima" ist schon im Jahre 1959 in vielen Kirchen begangen worden, und wurde seither zu einem Anliegen der gesamten Ökumene. Es sollte nicht vergessen werden, dass mit seinem Namen immer dieser "Tag von Hiroshima" verbunden bleiben wird.

Ehrungen

Werke

  • Die Prager Christliche Friedenskonferenz (herausgegeben von der Zentralen Schulungsstätte der CDU „Otto Nuschke" in Verbindung mit der Parteileitung der Christlich-Demokratischen Union), = Hefte aus Burgscheidungen Nr. 33

Einzelnachweise

  1. Carl Ordnung, „Neue Zeit" vom 31. Oktober 1959

Weblinks


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