- Wilhelm Brindlinger
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Wilhelm Brindlinger (* 21. Oktober 1890 in Angerlinde, Kreis Insterburg; † 19. Juli 1967 in München) war ein deutscher Jurist, Beamter, Politiker und Schriftsteller. Von 1931 bis 1944 war er der letzte Bürgermeister von Memel.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Brindlingers Vorfahren waren Salzburger Exulanten, die im äußersten Norden Preußens Zuflucht gefunden hatten. Nach dem Abitur am Gymnasium in Insterburg studierte Brindlinger Jura in Königsberg an der Albertina und in Halle (Saale). Dort wurde er bei den Corps Masovia (1910) und Palaiomarchia (1911) aktiv.[1] Das Wintersemester 1911/12 verbrachte er in Berlin.[2] Im Oktober 1913 bestand er das Referendarexamen, promovierte zum Dr. iur. und wurde „Paragraphenlehrling“ in Labiau. Im Ersten Weltkrieg war er Kriegsfreiwilliger bei der Reitenden Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 1. Als Unteroffizier mit dem Eisernen Kreuz II. Kl. ausgezeichnet, musste er wegen schwerer Gebrechen 1916 in die Heimat zurückkehren. Bis zum Kriegsende 1918 war er Beamtenstellvertreter bei der Intendantur in Königsberg.
Oberbürgermeister in Memel
Nach dem Assessorexamen und der Ernennung zum Landgerichtsrat ging er als Rechtsanwalt und Notar 1922 nach Heydekrug und 1931 nach Memel, wo man ihn im selben Jahr zum Oberbürgermeister wählte. Die Litauer versuchten die Wahl durch Stimmenkauf zu verhindern. Im aufgewühlten Memelland brodelte es unaufhörlich. Das sog. Memelland war 1920 ohne Volksabstimmung dem Völkerbund unterstellt worden. Die französische Besatzungsmacht tastete die Selbstverwaltung nicht an. Am 10. Januar 1923 drangen die Litauer dennoch mit Gewalt in das Memelland ein und vertrieben die Franzosen. Obwohl sie nur mit zwei bis fünf Abgeordneten im sonst deutschen Landesparlament von 29 Mitgliedern vertreten waren, scherten sie sich nicht um die versprochene Autonomie des Memellandes. So hatte es Brindlinger als deutsches Stadtoberhaupt zwischen Gouverneur, Direktorium, Parteien und Interessengruppen sehr schwer, zumal er bei den Litauern als führender Mann der Memelländischen Volkspartei schon in Heydekrug unbeliebt gewesen war.
Im Neumann-Sass-Prozess beeindruckte er durch klare, faire und korrekte Aussagen. Wie seine Verwaltung galt er als unbestechlich und zuverlässig. Unter Brindlingers Verantwortung entstanden neue Bauten und Schulen und ein neues Elektrizitätswerk. Seine besondere Liebe galt dem Theater, der Stadtbücherei und dem Sport.
Nach der Eingliederung des Memelgebiets in das Deutsche Reich 1939 erntete Brindlinger nur kargen Dank. Er durfte Oberbürgermeister bleiben, wurde aber von der „Gauleitung“ der NSDAP nicht bestätigt, vermutlich weil er Freimaurer war.[3]
Als Memel im Dezember 1944 schon brannte, wurde Brindlinger, seelisch und körperlich zusammengebrochen, evakuiert. Das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte er in Sankt Joachimsthal (Sudetenland), im heutigen Tschechien. Zu Fuß erreichte er die tschechoslowakisch-bayerische Grenze und fand in München Zuflucht.
Wirken als Schriftsteller
Der Literatur zugeneigt und als Vertriebener zerrissen, fand Brindlinger in München zum Schreiben. Ostpreußisch vergrübelt und eigenwillig schrieb er über die Menschen und die Natur im Memeldelta. Zwischen 1947 und 1957 entstanden drei Romanmanuskripte: Sebastian Schrubba, Herr Birun auf Birunischken, Die Fehde des alten Rohrer - eine memelländische Trilogie zur Zeit von 1925 bis 1929. Sein breites, zum Teil skurriles Werk, reich an Wissen und Geschichte, ist eine volks- und heimatkundliche Fundgrube zu Sprache und Leben, Sitten und Gebräuchen des nördlichen Ostpreußens. Brindlinger hinterließ beachtliche Sonette. Wie etwas Illegitimes hielt er sein Werk lange verborgen.
- Der Traum ist aus, es werde fließend gleiten
- Auf meinen Sarg der feine Dünensand;
- In harter Erde, fern dem Heimatland,
- Wird man mir einst ein einsam Grab bereiten.
- Dann knirscht und kreischt es an den blanken Scheiten
- Und poltert an des hohen Deckels Kant´;
- Es starren Steine aus der Grube Wand,
- Und Kiesel rollen von des Hügels Seiten.
- Zum Grabgeleite wird mir nicht ertönen
- Der volle Orgelton der nahen See;
- Kein Reiher wird vom Haff den Gruß mir bringen.
- Doch manchmal wird Nordoststurm mich umstöhnen,
- Und, rastend auf dem Südflug in der Näh´,
- Wird leis´ ein Vogel von der Heimat singen.
Werke
- Über die Ansprüche des Dritteigentümers nach beendigter Mobiliarzwangsvollstreckung in dem Schuldner nicht gehörige Sachen, Königsberg i. P.: Ostpr. Druck- u. Verlagsanstalt, 1915
- Als Masur bei der Altmark. Zeitung der Altmärker-Masuren, Kiel. Teil I: 26 (1969), S. 263-265; Teil II: 27 (1960), S. 312-315; Teil III: 28 (1961), S. 340-343
- Laßt mir mein Heimweh, Flensburg 1985
Literatur
- N.N.: Nachruf auf Wilhelm Brindlinger, Zeitung der Altmärker-Masuren, Heft 41, Kiel 1967, S. 769-771
- Friedrich Wilhelm Siebert: Nachruf auf Wilhelm Brindlinger, in: Memeler Dampfboot (Heimatzeitung aller Memelländer), 119. Jahrgang, Nr. 16 vom 20. August 1967 (mit Werkverzeichnis)
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm Brindlinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Informationen zu Wilhelm Brindlinger im BAM-Portal
Anmerkungen
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