Schwarzer Bär (Göttingen)

Schwarzer Bär (Göttingen)
Der Schwarze Bär in Göttingen

Der Schwarze Bär in Göttingen ist ein Fachwerkhaus aus der Renaissance-Zeit, in dem sich die Gaststätte Zum Schwarzen Bären befindet. Es gehört zu den ältesten Gasthäusern Deutschlands und befindet sich in der Kurzen Straße 12[1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Schwarze Bär um 1910

Der Fachwerkbau in der Kurzen Straße in Göttingen wurde um 1590 als Wohnhaus erbaut und seit 1637 gastronomisch, zeitweise als Garküche, genutzt.

Der Schwarze Bär wurde 1592 erstmals erwähnt: Vom 30. März bis 2. April 1592 haben dort Verhandlungen über die Rückgabe der in der Nähe von Göttingen gelegenen Burg Niedeck stattgefunden und zwar mit den bisherigen Pfandbesitzern der Burg, den Herren von Kerstlingerode, und dem Landesherren Herzog Heinrich Julius von Braunschweig, vertreten durch den Kammerrat Joachim Götz von Olenhusen und den Oberamtmann Heinrich Wissel aus Göttingen.

Im Jahr 1734 gehörte das Haus Heinrich Andreas Koch, der dort eine Garküche betrieb. Diese wurde besonders von Studenten der 1734 neu gegründeten Universität genutzt. Nachdem es im Schwarzen Bären bereits Fremdenzimmer gegeben hatte, wurden nun lukrative Studentenwohnungen eingerichtet. Ab 1755 gehörte das Haus Heinrich Arnold Koch, ab 1775 ist als Eigentümer der Metzger Johann Heinrich Bleßmann eingetragen, 1782 der Kaufmann Heinrich Christian Werber, 1798 der Maurer Johann Heinrich Meier, 1800 der Bäcker Johann Andreas Koch, 1803 der Kutscher Justus Albrecht und ab 1810 der Bäcker Johann Justus Barthold Schepeler. Schepeler betrieb eine Logier- und Speise-Wirtschaft, starb jedoch bereits 1818. Seine Frau heiratete in zweiter Ehe den Goldschmied Lorenz Kollmann, welcher die Schankwirtschaft weiter betrieb. In den 1830er Jahren gab es in dem Haus bis zu sieben Studentenquartiere. 1837 wird der Schwarze Bär bezüglich der Hundert-Jahr-Feier der Universität als empfehlenswertes Gasthaus angepriesen. Doch erst 1848 sollte die große Zeit des Schwarzen Bären beginnen – nämlich nachdem durch die Verfügung der hannoverschen Regierung vom 27. April 1848 der Ausschank fremder Biere in allen Gaststätten Göttingens frei gegeben worden war.[2] Mit dem nun beginnenden Ausschank echten bayrischen Bieres sicherte sich der Schwarze Bär den starken Besuch besonders anspruchsvoller Gäste, unter anderem auch Honoratioren der Stadt und der Universität. Und so wurde das Gasthaus in den 1850er Jahren besonders für sein gutes und echt bayrisches Bier bekannt und gerne von Studenten besucht.[3]

Ab dem 5. November 1857 tagte im Schwarzen Bären der Bären-Klub, der sich aus jüngeren Göttinger Gelehrten zusammensetzte und bis 1872 bestand. Seine Gründer waren Heinrich von Stein, Ernst von Meier, Hans von Mangoldt, Leo Meyer, August Kluckhohn. Es wurden wöchentlich Vorträge gehört und gehalten. Zu den Mitgliedern gehörten über 133 Personen, unter anderem: Klinkerfues, Carl Ludwig von Bar, Hermann Schultz, Theodor Mithoff, Rudolf Sohm, Adolf Wach und Felix Klein.

Am 20. Dezember 1857 wurde die Bärengemeinde als Göttinger Bürger-Stammtisch gegründet, welcher bis heute besteht.[4]

Der Schwarze Bär im Wappen einer Studentenverbindung
Die Bärenkneipe der Burschenschaft Holzminda im Jahre 1909

Ab 1854 bis 1928 beherbergte der Schwarze Bär zahlreiche Göttinger Studentenverbindungen.

So tagten um 1854 die Bärenfriesen, ein Teil des heutigen Corps Frisia, bis 1860 im Bären, welcher das traditionelle Stammlokal für die Friesen bis ins Jahr 1915 sein sollte und noch einmal von 1910 bis 1919 als Kneipe genutzt wurde.

Auch der 1859 gegründeten Verbindung Lunaburgia diente der Schwarze Bär 50 Jahre lang als Stammlokal; er wurde in das Wappen der Korporation aufgenommen. Die Lüneburger bezogen ihre Kneipe im ersten Stock des Schwarzen Bären, bis zum Umzug in das eigene Haus im Jahr 1909.

Am 10. November 1860 wurde im Schwarzen Bären die Studentenverbindung Holzminda gegründet.[5] Bis zum Umzug in ihr eigenes Haus im Jahr 1910 hatte die Holzminda im Schwarzen Bären ein eigenes Kneip-Zimmer angemietet, in welchem Fotografien aller Mitglieder aufgehängt wurden und regelmäßige Kneipen, Convente und Spielabende stattfanden.[6] 1900 wurde von der Holzminda ein weiteres Zimmer hinzu gemietet.[7] Auch in das Wappen dieser Studentenverbindung wurde der Schwarze Bär übernommen.

Etliche Jahre unterhielt auch die Turnerschaft Mündenia ihre Kneipe im Schwarzen Bären, bis sie 1928 ihr eigenes Haus bezog.

In den 1870er Jahren entstand im Schwarzen Bären ein weiterer Zusammenschluss von Studenten, die Bärenblase.[8]

1934 ging das Haus in das Eigentum der Städtischen Brauerei über und gehört heute der Einbecker Brauerei. Bei Sanierungsarbeiten 2002 wurde ein aus dem 14. Jahrhundert stammender Gewölbe-Keller entdeckt.

Bärenwirte / Eigentümer (unvollständig)

  • Ulrich Steinher (um 1592)
  • Heinrich Andreas Koch (um 1734)
  • Heinrich Arnold Koch (ab 1755)
  • Johann Heinrich Bleßmann (ab 1775)
  • Heinrich Christian Werber (ab 1782)
  • Johann Heinrich Meier (ab 1798)
  • Johann Andreas Koch (ab 1800)
  • Justus Albrecht (ab 1803–1810)
  • Johann Justus Barthold Schepeler (ab 1810–1818)
  • Witwe Schepeler (1818 bis zur Heirat mit Lorenz Kollmann)
  • Lorenz Kollmann (um 1820)
  • Dorothea Schepeler (ab 1842)[9]
  • Wilhelm Schepeler (um 1870)[10]
  • Hermann Emme (2. Januar 1897 bis 1. Juli 1935)
  • Städtische Brauerei zu Göttingen (Übernahme 1934 und Neueröffnung 1935)
  • Ulrich und Cordula Buhtz (4. September 1987 bis 15. Juli 2011)[11]
  • Helmut Turck (ab September 2011)

Göttinger Gedenktafeln

Eine Göttinger Gedenktafel für Doktor Eisenbarth
Eine Göttinger Gedenktafel für Levin Schücking

An der Hausfassade befinden sich Gedenktafeln für folgende bekannte Persönlichkeiten:

Literatur

  • Aus der Geschichte des "Schwarzen Bären" zu Göttingen in: R. Lies (Hrsg.): Mitteilungsblatt des Vereins Alter Holzminder zu Göttingen e.V. Hannover Mai 1936, S. 6–10 und September 1936 S. 8–10.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Von 1764 bis 1864 war die Adresse: Kurze Straße 121.
  2. Zuvor durfte nur Göttinger Bier ausgeschenkt werden, welches allerdings nicht besonders beliebt war.
  3. Brüning, Quaet-Faslem, Nicol: Geschichte des Corps Bremensia. 1812–1912. Göttingen 1914, S. 477.
  4. OT-Depesche Nr. 76. 1998, S. 11.
  5. Hansheiner Schumacher (Hrsg.): Burschenschaft Holzminda Göttingen. Beiträge zu ihrer Geschichte 1860–1985. Göttingen 1985, S. 7.
  6. Hansheiner Schumacher (Hrsg.): Burschenschaft Holzminda Göttingen. Beiträge zu ihrer Geschichte 1860–1985. Göttingen 1985, S. 10.
  7. Hansheiner Schumacher (Hrsg.): Burschenschaft Holzminda Göttingen. Beiträge zu ihrer Geschichte 1860–1985. Göttingen 1985, S. 17.
  8. Herbert Hoffmann-Loss (Hrsg.): Tag und Dämmerung einer deutschen Bürgerwelt. Rudolf Mücke (1849–1930) Lebenserinnerungen. Meckenheim 2009, S. 44.
  9. Sie wurde von den Studenten liebevoll Bärenmutter genannt.
  10. Herbert Hoffmann-Loss (Hrsg.): Tag und Dämmerung einer deutschen Bürgerwelt. Rudolf Mücke (1849–1930) Lebenserinnerungen. Meckenheim 2009, S. 58.
  11. Göttinger Tageblatt vom 7. Oktober 2011
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