Kastell Caister-on-Sea

Kastell Caister-on-Sea

hf

Kastell Caister on Sea
Alternativname unbekannt
Limes Britannien
Abschnitt Strecke 3,
Datierung (Belegung) 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr.
Typ Kohortenkastell/Flottenstation?
Einheit Classis Britannica ?,
Auxiliarkohorte ?
Größe ca. 3,5 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand Quadratische Anlage mit abgerundeten Ecken,
Mauerreste wurden konserviert.
Ort Caister on Sea
Geographische Lage 52° 39′ 0″ N, 1° 43′ 9″ O52.651.7191666666667Koordinaten: 52° 39′ 0″ N, 1° 43′ 9″ O
Vorhergehend Kastell Branodunum nördlich
Anschließend Kastell Gariannonum südlich
Die Sachsenküstenkastelle um 380 n.Chr.
Römische Ausgrabungen in Caister-on-Sea
Reste einer Hypokaustenheizung
Detailansicht Mauerwerk
Ansicht des Wehrgrabens und der SO-Ecke, Blick nach NW

Kastell Caister-on-Sea war ein Bestandteil des Limes an der britischen „Sachsenküste“ (SK), in der heutigen Grafschaft Norfolk. Sein Areal ist heute größtenteils überbaut. Eine kleine Sektion, verwaltet durch English Heritage, wurde konserviert und für Besucher zugänglich gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Name und Lage

Der Name Caister-on-Sea leitet sich vom lateinischen castra (Kastell) ab. Caister-on-Sea ist heute ein Badeort im County of Norfolk in England. Es liegt direkt an der Küste, etwa 5 km nördlich von Great Yarmouth entfernt. Hier hat sich die Küste seit der Römerzeit stark verändert, das Kastell stand in der Antike noch an der Mündung des Yare, die weit ins Inland reichte. Wo heute die Stadt Great Yarmouth liegt, war damals noch die offene See.

Forschungsgeschichte

Das Lagerareal wurde in den Jahren zwischen 1951 und 1955 ausgegraben. Dabei konnten Reste der Innenbebauung, Teile des Südtores bzw. der Südmauer, der fast vollständige Westabschnitt und die Lagerhauptstraße untersucht werden. Eine Freilegung der restlichen Sektionen des Kastellarerals war aufgrund moderner Überbauung nicht mehr möglich. Die Funde aus den Ausgrabungen beinhalteten hauptsächlich sieben kleinere Horte römischer Münzen aus der Mitte des 4. Jahrhunderts sowie Flechtwerk mit Lehmbewurf von den Gebäuden des Kastells, Keramikscherben, Glas, Teile eines Zinngeschirrs und Getreidekörner.

Entwicklung und Funktion

Das Kastell wurde vermutlich um 200 n.Chr. für eine Einheit der Classis Britannica und eine Infanteriekohorte errichtet und war bis in die Jahre um 370-390 belegt. Vermutlich war das Kastell eines der ersten an der SK. Die Festung schützte die Flussmündung und eine kleine Hafenstadt, die in der Mitte des 2. Jahrhunderts gegründet wurde. Nach Abzug der Römer besetzten die Angelsachsen die Region um das Kastell. Diese errichteten im Zentrum des Lagers eine kleine Siedlung, im Süden konnte auch ein größeres angelsächsisches Gräberfeld ausgemacht werden.

Kastell

Die Befestigung hatte die klassische Form eines Rechteckes mit abgerundeten Ecken. Die aus lokalen Flint und anderen Steinmaterial von der nahen Küste erbaute Mauer wurde noch durch eine innere Erdrampe verstärkt bzw. begehbar gemacht. Es bedeckte eine Fläche von ca. 3,5 ha, seine Umfassungsmauer wurde an ihrer Innenseite durch eine Erdrampe abgestützt die auch als Wehrgang diente. Die Mauer erreichte ursprünglich eine Höhe von 4 bis 5 m. An allen vier Seiten war sie von einem befestigten Tor durchbrochen, ihre Ecken waren durch Türme verstärkt. Das Lager war zusätzlich als Annäherungshinderniss von zwei Spitzgraben umgeben, von denen der äußere im frühen 4. Jahrhundert noch beträchtlich erweitert und vertieft wurde. Vom Südtor aus führte eine geschotterte Straße zu einem kleinen Hafen. Westlich des römischen Hafens konnte noch eine Zivilsiedlung, ein sog. vicus, lokalisiert werden.

Innenbebauung

Am Südwall wurde ein von Ost nach West ausgerichtetes, ca. 45 m langes Gebäude entdeckt, das im Westen aus sechs Räumen unterschiedlicher Größe bestand. Ein weiteres Gebäude schloß sich im Norden an. An der Südseite fand sich Mauerwerk, dass als Rest eines Portikus interpretiert wurde. Raum 2 des Westflügels war mit einer Hypocaustenheizung ausgestattet. Im Nordflügel konnte ein Korridor freigelegt werden, der um einen rechteckigen Innenhof herumführte. Im Innenhof wurden Überreste eines älteren Vorgängerbaues, ein Wasserbecken und eine Darre zur Getreidetrockung entdeckt. Das Gebäude wurde vermutlich an der Wende vom 3. auf das 4. Jahrhundert erbaut und diente wohl anfangs zu repräsentativen Zwecken. Im Laufe der Zeit wechselte es aber mehrmals seine Funktion (Wohn- und Wirtschaftsgebäude). Aschespuren deuteten darauf hin, dass der Bau im späten 4. Jahrhundert durch einen Brand zerstört wurde. Beide Gebäude wurden ursprünglich als Mansio für Seeleute und als Bordell interpretiert. Diese Ansicht gilt heute aber als überholt. Die Bauten gehörten mit ziemlicher Sicherheit zur Infrastruktur des Kastells (Praetorium ?).

Hinweis

Im archäologischen Park von Caister on Sea können ein Teil des Wehrgrabens, die Überreste von Gebäuden und des Südtores sowie dessen linker Torturm besichtigt werden. Der Fundplatz steht heute unter der Aufsicht der English Heritage.

Literatur

  • Nick Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500. Fortress 56. Osprey Books, Dezember 2006

Weblinks


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